Messerangriffe - Berliner Feuerwehr muss häufiger Stichverletzungen versorgen

Mi 04.09.24 | 17:46 Uhr
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Ein Sanitäter der Berliner Feuerwehr steigt in einen Rettungswagen mit der Aufschrift Notruf 112 am 31.08.2024. (Quelle: picture alliance/dpa/Michael Kappeler)
Bild: picture alliance/dpa/Michael Kappeler

Zahlen der Berliner Feuerwehr belegen, dass es in Berlin immer mehr Messerangriffe gibt. In den Jahren 2022 und 2023 gab es kontinuierlich mehr Stichverletzungen. Auch die Zwischenbilanz für das laufende Jahr ist alarmierend.

  • Berliner Feuerwehr häufiger wegen Messerverletzungen im Einsatz
  • Rettungskräfte gehen von hoher Dunkelziffer aus
  • Auch Berliner Polizei zählt mehr Messerdelikte
  • Politik diskutiert über Verbotszonen und schärfere Regeln

Rettungskräfte der Berliner Feuerwehr müssen seit 2022 häufiger Stich- und Schnittverletzungen behandeln, die durch Fremdeinwirkung entstanden sind. Das teilte ein Feuerwehrsprecher auf rbb24-Anfrage mit. Im laufenden Jahr deutet sich ein neuer Höchststand an, wie aus den Zahlen hervorgeht. Zunächst hatte darüber die Berliner Zeitung berichtet.

Den Zahlen zufolge wurden im Jahr 2022 insgesamt 230 solcher Verletzungen von Feuerwehrkräften behandelt. Im Jahr 2023 waren es 294. Im laufenden Jahr wurden bis Ende Juli allein 234 solcher Stich- und Schnittverletzungen versorgt.

Feuerwehrsprecher betont: Dunkelziffer wohl noch höher

Die Zahlen beinhalten jene Einsätze, bei denen ein Notfallgeschehen mit dem Gegenstand "Messer" durch Fremdeinwirkung hervorgerufen wurde, erklärte der Feuerwehrsprecher. Nicht miteingeflossen sind demnach Einsätze, bei denen die Ursache der Verletzung unklar war oder eine Selbstverletzung als Ursache gemeldet wurde.

Für eine valide Auswertung müssten alle Einsätze und erfassten Patientenprotokolle händisch ausgewertet werden, betonte er weiter. "So bilden die dargestellten Daten einen guten Überblick, sind jedoch unter dem Wissen einer Dunkelziffer zu betrachten", teilte er mit.

Dem Bericht der Berliner Zeitung zufolge stützen Zahlen der Berliner Charité die Angaben der Feuerwehr. Demnach seien dort im ersten Halbjahr 2024 so viele Stichverletzungen registriert worden wie sonst in einem ganzen Jahr: 50 bis 55 Messerstiche.

Senat plant mehr Waffenverbotszonen

Auch die Berliner Polizei hat zuletzt mehr Messerangriffe in der Stadt registriert. 2023 waren es laut Polizei 3.482 und damit fünf Prozent mehr als im Vorjahr. 2022 war die Zahl sogar fast 20 Prozent höher als im Jahr davor.

Spätestens seit dem islamistischen Messerangriff auf einem Stadtfest in Solingen, dem drei Menschen zum Opfer fielen, wird bundesweit über eine Verschärfung des Waffenrechts diskutiert. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) plant unter anderem ein Umgangsverbot für gefährliche Springmesser.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat vor kurzem mehr Waffenverbotszonen und Videoüberwachung angekündigt. "Diese senden ein deutliches Signal an potenzielle Täter, und sie erhöhen die polizeilichen Handlungsmöglichkeiten", sagte Spranger der Deutschen Presse-Agentur. Der Berliner Senat werde diese Zonen per Rechtsverordnung an Orten einrichten, an denen es immer wieder zu erheblichen Straftaten wie zum Beispiel im Kreuzberger Wrangelkiez komme. Auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) befürwortet solche Messerverbotszonen.

Brandenburgs Regierungschef fordert schärferes Waffenrecht

Auch in Brandenburg wird über Konsequenzen debattiert. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dringt auf ein Messerverbot. "Messer, gerade wenn sie zum Verletzen anderer hergestellt sind, gehören auf der Straße verboten", sagte Woidke.

Der Regierungschef zeigt sich offen für die Prüfung weiterer Verschärfungen. "Die Polizei braucht die Ermittlungsmöglichkeiten, die dafür nötig sind", sagte Woidke. Er äußerte sich aber nicht konkret. "Die Sicherheitsbehörden müssen jetzt ihre Arbeit machen." Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) will derweil die Schaffung von Waffenverbotszonen vorbereiten.

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27 Kommentare

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  1. 27.

    Find ich gut denn Ansatz mit versuchter Mord und Mord. Waffenverbotzone finde ich auch ne gute Idee, Vorschlag wäre Berlin.

  2. 26.

    ..und wie sah es in den jahren und jahrzehnten vor 2022 aus?

  3. 25.

    Kann es sein, dass mitgeführte Messer, z.B Springmesser der Selbstverteidigung oder der Abschreckung eines Angreifers dienen sollen? So wie Mittelstreckenraketen zwischen Staaten?

  4. 24.

    Was für ein rumlabern - Selbst härteste Strafen schrecken durchgeknallte Täter/innen nicht von ihren Verbrechen ab. Messerverbot klingt erstmal 0,0 logisch. Niemand kann die kontrollieren, außerdem gibt es genug andere Gegenstände, mit denen man töten kann, und seien es die Reste einer Glasbuddel.

  5. 23.

    Vielleicht muss man die Taten neu definieren. Statt Messerdelikt versuchten Mord oder Mord. Der Täter nimmt zur Tatvorbereitung das Messer bewusst mit, in der Vorstellung jederzeit ein Tötungsdelikt zu begehen. Das wäre geplante Mordvorbereitung. Dagegen hilft ein generelles Messerverbot. Jeder wüßte dann, das es als Mordvorbereitung gelten kann und eine entsprechende Haftstrafe folgt. Andererseits ist wenigstens auch der Tatvorwurf "versuchter" oder vollendeter Totschlag zu berücksichtigen. Messerdelikt hört sich merkwürdig an, als ob man dem Messer etwas antut. Es gehört auch die Überlegung dazu, in welchem Umfang die Gesundheit des Opfers wieder hergestellt werden kann. Eben gar nicht. Folgen doch oft lebenslange gesundheitliche Probleme. Psychische als auch körperliche Behinderungen.

  6. 22.

    Wer hätte das gedacht....

  7. 21.

    Das allein hilft doch nicht…. Darum will Spranger ja auch mehr Videoüberwachung. So wie im ÖPNV wo die Zahl der Straftaten mit jeder neuen Kamera immer weiter sinkt.
    Sarkasmus off

  8. 20.

    Sie meinen die Parallelgesellschaft, in der die Männer Daniel, Michael und Andreas heißen?

    Ziemlich plumpe Versuche, Messergewalt als "importiertes" Problem darstellen zu wollen...

    https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-messergewalt-und-migration-was-statistik-und-forschung-aussagen,Tpva7EK

  9. 19.

    " Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) will derweil die Schaffung von Waffenverbotszonen vorbereiten."

    das wird ganz bestmmt die Sicherheit max. erhöhen, glaubt der Innenminister Michael Stübgen (CDU) seinen Aussagen ?

  10. 16.

    "Diese senden ein deutliches Signal an potenzielle Täter, " und das glaubt
    Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) wirklich ? dann gute Nacht

  11. 15.

    Was stimmt in unserer Gesellschaft nicht mehr?

  12. 14.

    Hat alles nix mit nix zu tun. Insbesondere gibt es keinerlei statistische Zusammenhänge mit ungeschützten Grenzen und infantiler Willkommenskultur.

  13. 13.

    Die Zahlen gehen mit einer 6 cm Klinge bestimmt zurück

  14. 12.

    " "Messer, gerade wenn sie zum Verletzen anderer hergestellt sind, gehören auf der Straße verboten", sagte Woidke.

    ist der so naiv oder tut der nur so ? jedes Messer kann zum Verletzen anderer benutzt werden, auch mit kürzerer Klingenlänge

  15. 11.

    " "Messer, gerade wenn sie zum Verletzen anderer hergestellt sind, gehören auf der Straße verboten"

    mit jedem Küchenmesser aus dem Supermarkt lassen sich tödliche Verletzungen verursachen

  16. 10.

    " Schaffung von Waffenverbotszonen vorbereiten. "

    was für ein Schmarrn, als ob potenzielle Täter eine Waffenverbotszone interessieren, außerdem ließe sich das gar nicht kontrollieren, also Populismus

  17. 9.

    Bleiben Sie ganz ruhig! Ihre AFD wird Sie als Groß-Bauern sicher nach all Ihren Wünschen zur Verfügung stehen. Nur Mut!

  18. 8.

    Die Gesetze in Deutschland setzen auch einen gewissen Grad an Sozialen Miteinander voraus.
    Da gehört das Messer als Argument in keine Diskussion.
    Tja, wer auf bestimmte Körperregionen zielt (Bein und Halsschlagadern) sollte entsprechend bestraft werden.
    Das ist nicht mit "Wollt ich nicht", Trauma oder "Ist halt passiert" zu entschuldigen.

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