Berlin-Friedrichshain - SEZ-Gebäude ist geräumt - Polizei übernimmt Außenschutz

Di 01.10.24 | 15:35 Uhr
  108
Zwangsräumung desSport- und Erholungszentrums (SEZ) am 01.10.2024 in Berlin Friedrichshain. (Quelle: rbb)
rbb
Video: rbb24 Abendschau | 01.10.2024 | Uwe Wichert | Bild: rbb

Im schwelenden Streit um das SEZ hat das Land Berlin am Dienstag Fakten geschaffen: Mit Unterstützung der Polizei konnten Gerichtsvollzieher das marode Gelände betreten. Hier soll ein neues Wohnquartier entstehen.

  • Polizei seit Dienstagmorgen mit 60 Kräften bis zum Nachmittag im Einsatz
  • Räumung fand nach längerem Rechtsstreit um früheres Sport- und Erholungszentrum statt
  • Gelände wieder im Besitz des Landes Berlin
  • Auf 47.000 Quadratmetern soll neues Quartier mit 500 Wohnungen und Schule entstehen

Nach einem langen Rechtsstreit ist das frühere Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain am Dienstag zwangsgeräumt worden. Damit befinden sich das große Gelände und das ehemalige Vorzeige-Erlebnisbad der DDR wieder im Besitz des Landes Berlin. Zu der von einem Gericht angeordneten Zwangsräumung erschienen am Morgen mehrere Gerichtsvollzieher an der Landsberger Allee, zur Unterstützung und Amtshilfe rückte auch die Polizei an.

Die Räumung und der Auftrag an den Gerichtsvollzieher waren von der zuständigen Senatsverwaltung für Finanzen bereits länger angekündigt worden. Die Arbeit der Gerichtsvollzieher dauerte wegen der vielen Räume im SEZ mit seinen 47.000 Quadratmetern, in dem sich früher das große Erlebnisbad, Sporteinrichtungen und eine riesige Kellerbar befanden, stundenlang und zog sich bis in den Nachmittag.

Langwierige Begehung des verwinkelten Gebäudes

Die Polizei war seit 9.00 Uhr mit 60 Kräften im Einsatz, wie ein Sprecher sagte. Auch eine technische Einheit sei dabei gewesen, um mögliche Hindernisse und Barrikaden wegzuräumen. Die Gerichtsvollzieher hätten eigene Handwerker bestellt und sich durch eine Tür in einer Bretterwand Zugang zu dem Komplex verschafft. Widerstand oder Störungen von Personen habe es nicht gegeben.

Das Gebäude sei sehr verwinkelt, sagte ein Polizeisprecher. Im Laufe der Jahre seien durch Umbauten viele neue Räume entstanden, die alle einzeln durch die Gerichtsvollzieher geöffnet und gesichtet werden müssten, um zu klären, wie der Zustand sei und wer der Nutzer. Die Polizei habe nur den Außenschutz übernommen und die Zugänge kontrolliert.

SEZ Zwangsräumung am 01.10.2024 in Berlin Friedrichshain. (Quelle: rbb)

Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz

Das Land darf nach einem langen Rechtsstreit wieder über den Gebäudekomplex verfügen. Der ehemalige Eigentümer gibt die Schlüssel aber nicht heraus. Der Senat möchte die Gebäude abreißen lassen und auf dem Gelände an der Landsberger Allee rund 500 Wohnungen und eine Schule bauen.

Das Grundstück in Berlin-Friedrichshain war 2003 vom Land Berlin an einen Investor verkauft worden - für einen symbolischen Euro. Das Freizeitbad, das jahrelang Verluste machte, war zu dieser Zeit bereits geschlossen. Der Käufer wurde damals verpflichtet, bis 2007 wieder einen Badebetrieb im SEZ zu schaffen. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit um die Nutzung verfügt das Land wieder über das Grundstück.

Polizeifahrzeuge stehen am 01.10.2024 neben einem Seiteneingang zum Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee. (Quelle: dpa-Bildfunk/Soeren Stache)
Polizeifahrzeuge stehen am Nachmittag vor dem Gebäude. | Bild: dpa-Bildfunk/Soeren Stache

Das SEZ war 1981 als Bad- und Sportkomplex eingeweiht worden. Um den Bebauungsplan umzusetzen, ist es laut der Stadtentwicklungsverwaltung nötig, das Gebäude abzureißen. Sie betont zugleich, das SEZ sein "ein wichtiger Erinnerungsort". Vor dem Abriss des Gebäudes solle deshalb geprüft werden, ob "wesentliche identitätsstiftende Merkmale des Gebäudes erhalten werden können". Keines der Gebäude steht unter Denkmalschutz. Geprüft werden soll, ob Teile der Bausubstanz des ehemaligen Sport- und Erholungszentrums wiederverwendet werden können.

Das SEZ in Bildern

Gaebler schließt Erhalt als Spaßbad aus

Forderungen nach einem Erhalt des Gebäudes erteilte Bausenator Christian Gaebler (SPD) eine klare Absage. Das SEZ habe keine Zukunft als Spaßbad, sagte er am Dienstag.

"Wir werden sehen, wie wir Elemente aus dem SEZ in die neue Bebauung integrieren können", so Gaebler. "Aber es wird sicherlich nicht das SEZ so erhalten werden können, wie es jetzt dasteht." In der heutigen Zeit sei ein kommunales Bad nicht wirtschaftlich zu betreiben, betonte der Bausenator, außerdem brauche Friedrichshain Wohnraum und Schulplätze.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.10.2024, 9:00 Uhr

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

108 Kommentare

  1. 108.

    Sommer, Anspielung, Kamerad? ===> Mir ist rätselhaft, was Sie meinen.
    Im Übrigen habe ich nichts gegen Ihre Vorschläge zum ICC (falls wir noch davon reden). Es fragt sich allerdings, wo nun die fehlenden 500 Wohnungen samt Schule gebaut werden sollen, wenn das Gelände des SEZ als ungeeignet betrachtet wird.

  2. 106.

    Was hat das schon wieder mit den Grünen zu tun? Lesen Sie doch erst die Fakten: https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/02/berlin-sez-wohnungen-stadtentwicklung-gaebler.html. Auf dem Gelände werden keine Eigentumswohnungen gebaut.

  3. 105.

    Die Auflage, dass das SEZ als Badebetrieb erhalten bleibt, war sehr wohl bindend, da sie ja vertraglich vereinbart wurde. Insofern war der Erhalt des SEZ ein Versprechen des Landes Berlin, da Berlin nur unter dieser Auflage verkauft hat! Nun ist das SEZ wieder beim Land Berlin. Das Land Berlin kann nun seine eigene Auflage einhalten, möchte dies jedoch nicht mehr. Das sehe ich als gebrochenes Versprechen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern von Berlin. Berlin wollte einst das SEZ als Badebetrieb erhalten und hat dieses Versprechen nicht eingehalten. Die Sozialwohnungen können sicher auch woanders gebaut werden.

  4. 104.

    Oder meinen Sie bei den Bau- und Immobilien-Firmen, die sich damit eine goldene Nase mehr verdienen werden?

  5. 103.

    Nun, kein Kilometer weiter an der Landsberger Allee steht ein Schwimmbadkomplex, der im Zusammenhang mit der Bewerbung für die Olympischen Spiele für das Jahr 2000 gebaut worden ist. Ein weiteres Schwimmbad im SEZ wäre völlig unrentabel. Und wie in mindestens einem anderen Beitrag angesprochen worden ist, war das SEZ aus energetischen Gründen unrentabel und ein enormer Verlustbringer. Wer soll das bezahlen? Natürlich verstehe ich die guten Erinnerungen daran und noch mehr, dass dort bis vor einigen Jahren andere Sportarten ausgeübt werden konnten. Letzteres ließe sich vielleicht zu einem Kompromiß führen, wenn die WBM im EG der neuen Wohngebäude diese Sporträume bzw Möglichkeiten errichtet. Für den Erhalt an Erinnerungen an diesem Ort habe ich leider keine Idee.

  6. 102.

    Richtig, Kamerad. Also muß das Denkmal umgestaltet werden, Seniorencafes, Jugendclub, Kegelbahn, Sauna, PuppenTheater, Kleines Kino Intim und und und. Es gibt viele Möglichkeiten, packen wirs an! Und bitte mehr Phantasie von den Behörden und nicht immer der gleiche Mist! Wir schaffen das!

  7. 101.

    Endlich ist der angebliche "Investor" aus dem Gebäude raus! Nach den vielen Jahren Kampf knallen bestimmt bei einigen Behörden-Leuten jetzt die Korken. Vielen Dank!

  8. 100.

    Warum Spiel und Spaß, wenn man überteuerte Wohnungen bauen kann... echt schrecklich diese Politik. Man hätte schon 2003 da wieder was richtiges draus machen sollen.

  9. 98.

    Natürlich braucht Berlin Wohnraum. Aber dem damaligen Käufer die Auflage erteilen ein Spaßbad zu betreiben und nach dem Rückerwerb einfach davon Abstand nehmen, ist Rückgratlos.
    In Berlin gibt es genug Flächen für bezahlbaren Wohnraum

  10. 97.

    "Abriss für Eigentumswohnungen...........Warum wird denn nicht das Asbest verseuchte ICC abgerissen". ===> 'Gerne, wäre mir total egal. Bloß wen möchten Sie dort wohnen und zur Schule gehen lassen, an einem Standort, umzingelt von der S-Bahntrasse, zwei Hauptstraßen und der am stärksten frequentierten Autobahn Deutschlands?

  11. 96.

    Viele Firmen der DDR wurden nach der Wende als wertlos taxiert und dann an Westfirmen verschenkt... obwohl sie gar nicht wertlos waren!
    Ich denke nicht, dass ein Staat pleite geht, weil er sich um die Bildung und sinnvolle Beschäftigung seiner Jugend kümmert.
    Vielleicht war die Krux eher, dass Haferflocken so subventioniert waren, dass sie als Schweinefutter genutzt wurden und Luxusartikel und Technik usw. unverhältnismäßig teuer waren..

  12. 95.

    Warum macht der Senat nicht mal einen Tag der offenen Tür , bevor alles angerissen wird?
    Und warum stellt sich der Senat dann nicht mal den Fragen der Interessierten?
    Es gibt viele kluge Menschen in dieser Stadt, nicht nur im Senat.
    Und manchmal werden tolle Ideen geboren in einem gemeinsamen Verständnis für die Historie, der Umwelt, des Wohnungsmangels, der Erhaltung einer grünen Lunge...
    Man muss nur den Mut haben, sich diesen Diskussionen zu stellen.
    Das sehe ich bei dem aktuellen Senat absolut nicht.

  13. 94.

    Ihre Sätze 1 und 2. sind m.E. richtig.
    Was ich nicht beurteilen kann, sind Ihre Feststellungen aus dem Bereich Zootiere - Affen.
    Der Bau ist im Hinblick auf die heutigen Anforderungen in der Haustechnik und noch dazu die notwendigen Einrichtungen, was CO²-Belange betrifft, hoffnungslos veraltet! Auch ich bin einmal(!)dort gewesen. Erinnerungen - neutral. Aber heute ist an die Kosten zu denken; und die Besucherzahlen jeden Tag und Jahr und Jahr. Wenn das nicht stimmt - dann ist aus mit billigen Eintrittspreisen. Das kann man mit der DDR-Zeit auf keinen Fall vergleichen. Mein Wohnhaus, in dem ich nach dem Studium nach langen Wartezeiten eine Wohnung bekam, wurde im Zuge derStadtentwicklung auch abgerissen. Soll man denn nun zig Jahre heulend durch's Leben gehen? Was mich, einige schrieben es ja auch, umtreibt, ist,dass die notwendigen Grünanlagen mit Baumbestand (!), völlig unter den Tisch fallen werden.

  14. 93.

    Abriss für Eigentumswohnungen für die grüne Parteibasis.
    Warum wird denn nicht das Asbest verseuchte ICC abgerissen:

  15. 92.

    Ich bin traurig dass wieder ein Stück Ostberlin weg soll. Wohnungen sollen gebaut werden. Das wird schon überall in Berlin getan. Für mich ist das ein Vorwand. In 20 Jahren wird dann wieder zurück gebaut weil nicht mehr gebraucht. Alles schon dagewesen. Die künftigen Wahlen werden es auch in Berlin zeigen.

  16. 91.

    Hm, und wenn Berlin ein Spiel- und Spaßbad - neu -- hat, was soll dann aus dem Tropical Island werden? Ich meine, ich möchte jetzt wirklich mal eine Lanze für die Brandenburger brechen: In dieser Region wohnen doch auch Menschen, die dort in verschiedenen Bereichen eine Arbeit gefunden haben. Sollen die dann alle nach Berlin pendeln? Oder wollen Sie dann dort wieder Luftschiffe bauen lassen? Luftnummern produzieren? Man muss doch froh sein, dass dieses TI dort floriert oder?
    Noch 'ne leere Hütte, wäre für die Befindlichkeiten im Berliner Umland nun bestimmt nicht förderlich, denn eine kleine Kommune, die heißt da Krausnick (?), k. A., die werden froh sein, wenn da etwas läuft.

  17. 90.

    Was wird denn aus der jährlich im SEZ stattfindenden Odyssee an Silvester?

Nächster Artikel