Deutsch-deutsche Geschichte im Unterricht - "Das Wissen über die DDR schwindet"

Mo 11.11.24 | 06:05 Uhr | Von Oda Tischewski
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Symbolbild: Eine geschichtliche Führung entlang der Berliner Mauer. (Quelle: dpa/edpics)
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Video: rbb24 Abendschau | 09.11.2024 | Victor Marquardt | Bild: dpa/edpics

35 Jahre nach dem Mauerfall können viele Jugendliche, aber auch Lehrer, mit dem Thema DDR nicht mehr mehr viel anfangen. Dabei ist das Thema der Teilung nicht abgeschlossen. Wo kann der Geschichtsunterricht hier anknüpfen? Von Oda Tischewski

Sie kennen den Trabi, den Sandmann und Pittiplatsch – was Jugendliche von 2024 mit der DDR verbinden, ist oft das, was ihre Eltern davon noch erlebt haben und was als "harmloses Vergnügen" den Sprung ins Nachwende-Deutschland geschafft hat. Das heutige Bild von der DDR hat oft zwei extreme Seiten: Einerseits die drolligen Alltagsgegenstände, die mit Knäckebrotmehl gestreckten Schokoladenflocken, das Schulküchengericht "Tote Oma", das grüne Ampelmännchen. Andererseits die Schüsse an der Mauer, die alltäglichen Spitzeleien, die Repressionen im Stasi-Knast.

DDR als "Familienerzählung" für Jugendliche von heute

Beides gab es, beides gab es nicht ausschließlich und von beidem haben Jugendliche heute höchstens eine Ahnung, erzählt Dr. Stefan Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums in Mitte.

"Sie wissen ein bisschen aus der Schule und speziell die aus dem Osten haben schon was von ihren Eltern und Großeltern gehört. Das ist oft sehr konträr zu dem, was in der Schule gelehrt wird, weil natürlich die Eltern und Großeltern mehr so die lustigen, netten Sachen erzählen: Wie gut irgendwelche Sachen geschmeckt haben und was es zu Weihnachten gab und so."

Familie im DDR-Museum. (Quelle: Marcus Wichert) Besucher im DDR Museum Berlin (Bild: DDR Museum)

Die Realitäten, in denen die Familien heutiger Jugendlicher damals gelebt haben, sind oft sehr unterschiedlich: Wenn der eine Großvater vom tollen Zusammenhalt in der Brigade erzählt und der andere von Erniedrigungen bei der NVA – was ist dann die Wahrheit? War die DDR das Land der einfachen Freuden oder der totalitäre Unrechtsstaat? Wie wird aus zwei widersprüchlichen Erinnerungen ein konsistentes Bild? Jens Schöne, stellvertretender Aufarbeitungsbeauftragter des Landes Berlin, sieht hier die Schule, die Lehrerinnen und Lehrer in der Pflicht.

Für Thema DDR oft nur wenige Stunden im Schullehrplan

Wer heute vor der Klasse steht, stammt oft selbst schon aus der "Nachwendegeneration". Und in der Ausbildung ist die Geschichte der DDR kein Pflichtinhalt. "Wir müssen stärker daran denken, dass eben auch Lehrerinnen und Lehrer mit diesem Thema konfrontiert werden müssen – oder zukünftige Lehrerinnen und Lehrer. Weil wir wissen, was sie in ihrer Ausbildung nicht lernen, werden sie nur bedingt bis gar nicht behandeln."

Derzeit sind für das Thema DDR im Geschichtsunterricht der weiterführenden Schulen nur wenige Stunden vorgesehen. Was in diesen Stunden passiert, ist sehr unterschiedlich, hängt von der Schulform und vom Interesse der Lehrkraft ab. Außerschulische Angebote zum Thema, gerade in Berlin, werden gern angenommen: Führungen und Touren, Filme und Zeitzeugenberichte holen das Thema in die Gegenwart und stellen Bezüge her – manchmal recht unerwartete, so Stefan Wolle vom DDR-Museum: Gerade Jugendliche mit Migrations- und vor allem mit Fluchtgeschichte haben oft eher eine Vorstellung davon, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben: "Die ziehen dann auf ihre Weise Parallelen, was sie von ihren Eltern gehört haben über politische Unterdrückung, über politische Repressionen, über Knast und so weiter."

DDR-Geschichte für Jugendliche an jeder Ecke sichtbar

Aber auch für die Nachfahren der ehemaligen DDR- und Westbürger ist das Thema deutsch-deutsche Teilung bis heute nicht abgeschlossen: Nicht nur in den Familien, auch in politischen Entwicklungen, in jedem Wahlergebnis, jeder gesellschaftlichen Debatte wirken ihre Spuren fort – für Jens Schöne ein unschätzbarer Vorteil für den Unterricht: "Man muss nur über die Straße gehen, an jeder Ecke guckt so ein bisschen Geschichte. Die Eltern sind noch da, die Großeltern sind noch da – es kann positiv oder negativ aus Sicht der Bildung sein, aber sie sind da, also wir haben Anknüpfungspunkte, die andere Zeiten nicht haben, und die sollten wir nutzen."

Sendung: rbb24 Abendschau, 9.11.2024, 19:30 Uhr

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Beitrag von Oda Tischewski

131 Kommentare

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  1. 131.

    Sie haben vollkommen Recht. Das hören die Westler hier aber nicht gerne, weil man Ihnen jahrelang etwas anderes eingeimpft hat. Manche haben es bis heute nicht begriffen.

  2. 130.

    Überlieferungen im Familienkreis sind mir nicht fremd. Aber nicht jedem werden diese zuteil. Ihre Mutter (Jahrgang 1931) wird ja wahrscheinlich nicht als Lehrkraft in der Schule unterwegs sein. Deshalb noch einmal die Frage: Wer unterrichtet die Schüler über historische Ereignisse, wenn keine Zeitzeugen mehr vorhanden bzw. diese pensioniert sind? Dürfen sich Ihrer Meinung nach jüngere Lehrer überhaupt nicht über die DDR äußern?

  3. 129.

    Wo sind denn all die anderen millionen, gleichlautenden Tagebücher geblieben?
    Kann doch nicht das einzig Verbliebene sein.
    Zumal, Tagebücher haben immer schon das Tatsächliche dargestellt, Phantasien und persönliche Einschätzungen/Bewertungen hatten da nichts zu suchen.
    Dafür gab es das Poesie-Album!

  4. 128.

    Na also, getroffene Hunde bellen! Für Dichwar Geld sicher wichtig, aber nicht für uns. Wir hatten mal welches, mal nicht! Dann haben wir eben Kunstgewerbe und Kleidung fabriziert und verkauft! Mit dem Geld waren wir auf Reisen nach Prag, Rumänien, Ungarn und Bulgarien! Oder wir haben auf Flohmärkten Westplatten verkauft, Mann, ey, das war herrlich!

  5. 127.

    So frei waren Sie?

    Für 90 Ostmark konnte man eine Villa mieten. Der Durchschnittsverdienst lag bei 400 bis 600 Mark. Es sei den, man hat für Staatsorgane gearbeitet.

    Das Brötchen gab Ihnen welche Freiheit? Sie reden von Grundnahrungsmitteln, es geht um Freiheit in allen Bereichen. Auch ein unfreier Mensch kann satt sein.

  6. 126.

    Aber die Ossis, die sich nicht entwickeln können, verklären so gern die Diktatur und verwandeln sie so gern in ein rosarotes Märchen. Wer sich nicht entwickelt hat, nach der Wende, fällt in die Legende des schönen Ostens zurück, aber den gab es nie.

    Wir sind Ossis und sehen den Osten klar und das liegt an der Möglichkeit, anzuerkennen, was Freiheit wirklich bedeutet.

  7. 125.

    Geht es darum, ein Held (gewesen) zu sein? Es ist doch eher die Perspektive, aus der man die Sache sieht oder eben andere Sinne. Z.B. der Mief von Wofasept im Krankenhaus oder von Ammoniak beim Damenfriseur, der Geruch eines Intershops oder Tapeten, die jetzt "retro" sind, bestimmte Vokabeln wie Bonje für Kopf oder Plauze für Dresche - das alles weckt Erinnerung im Hirn, die seit 35 Jahren verschollen war, an die man sich gerne erinnert oder sie eben hasst. Leider gehören weniger schöne Erinnerungen dazu, die durch Beiträge wie diesen und Kommentare, die anders klingen als das selbst Erlebte wieder präsent sind, posttraumatisch. Nein, es war nicht die heile Welt, sondern das Leben. Einer kann verzeihen, der andere kann's nicht. Warum auch? Es waren seine Erfahrungen mit denen er noch heute lebt. Das geht nicht weg, nicht als Held, nicht als Opfer.

  8. 124.

    Genau, die Eltern haben nicht miteinander geredet, Sie waren sicherlich dabei. Manche Kommentare sind keine Kommentare, sondern Abwertungen, die Reflektion nicht zulassen. Das Einkasten der eigenen Meinung und Vorurteile müssen in der eigenen Blase verteidigt werden. Wer Kommunikation verstanden hat, kann wertschätzend und lernend mit anderer Leute Kommentar umgehen. Das vermisse ich hier bei Ihnen. Aber wahrscheinlich haben Sie nur Langeweile und bespaßen sich mit Anmaßungen.

  9. 123.

    „Geld war nachrangig.“ Wer den Quatsch glaubt, ist mit dem Klammerbeutel gepudert. Also ehrlich, Geld war alles, ich hab mir schon als Kind etwas verdient, um mir Sachen kaufen zu können, Anziehsachen, weil meine Eltern wenig verdient haben. Die meisten waren richtig arm.

    Wenn das Geld nicht wichtig war, warum tauschten sie es dann illegal in die DM-Mark um, 1:5 ? Damit man dann im Intershop die Sachen vom kapitalistischen Feind zu kaufen?
    Warum wollte man denn die DM? Weil Geld unwichtig ist?

  10. 122.

    Arbeit war alles, es war ein Arbeiterstaat und ein Bauernstaat und wer nicht gearbeitet hat, kam ins Gefängnis und musste Zwangsarbeit leisten. Deshalb hat sich ja jeder über die Arbeit definieren müssen und Hausfrauen waren eine Schande und nur wenige Frauen waren Hausfrauen. Die Arbeit hat übrigens den Erhalt der DDR garantiert, denn alles was produziert wurde kam in den Export. Hier blieb nichts für uns.

    Vielleicht meinen Sie ja das privilegierte Leben von Stasi-Offizieren oder ähnlich, die 17 Millionen Menschen allerdings können Ihre Aussage nicht bestätigen.

  11. 121.

    Jetzt weiß ich endlich wie es in Ost und West wirklich war.
    In meiner Erinnerung an den Unterricht hieß es lediglich,
    das Bestehen der DDR (oder auch Zone genannt) war von 1949 bis 1990.
    Dannach ging das Gebiet und Bevölkerung an die BRD.
    Wäre das nicht passiert wären die im Osten verhungert.
    Die BRD war der Retter für Millionen.
    Danke!!!
    Aber wieso wird dieses Jahr schon was gefeiert was noch in der DDR passierte?
    Nächstes Jahr ist doch erst die richtige und wichtige große Feier.
    Aber schon irre was man hier alles lesen kann, obwohl doch schon eher langweilig.

  12. 118.

    Sie hätten ja in den Osten übersiedeln können, haben übrigens viele Kommunisten gemacht. Wenn Ihnen die Freiheit und der Jobwechsel schon zu viel Freiheit war, hätte man ja in die Unfreiheit gehen können.

  13. 117.

    Das erstklassige Gesundheitssystem war materiell aufxder letzten Rille. Die Wohnungen waren oft in einem sehr schlechten Zustand. Der Zusammenhalt war da. Oft aber nach dem Motto, gibst du mir, geb ich Dir. Insgesamt sollte die DDR weder tiefschwarz vermissen, noch goldig überhöht werden. Ein ehemaliger DDR Bürger.

  14. 116.

    Hunger? Nee, die Schrippen kostet 5 Pfennig und das waren noch echte Brötchen, nicht solche Luftkissenboote. Ich kann Ihnen aber sagen, dass ich im Babyjahr, was man heute Elternzeit nennt, ein Dreiviertel meines Gehalts bekam. Die Miete unser P2 Wohnung war mit 90 Mark sogar teuer. Nach der Elternzeit kam Frau wieder unkompliziert in den Job zurück. Mein Auto war 2 Jahre älter als ich selbst aber ich hatte eines. Bücher waren günstig, die Bildung auf gutem Niveau. Schulessen (Mittag) kostete 2,50 Mark und es war frisch gekocht, kein Mikrowellenessen. Es gab auch noch tägliche Milch für etwas mehr als eine Mark in der Woche zu kaufen und ernsthaft, von Hunger habe ich noch nie was gehört. Wir hatten kaum Südfrüchte aber sehr wohl einheimische Früchte der Saison.

  15. 115.

    Das ist ebenso eine Verallgemeinerung. Wir bekamen unsere Wohnung erst in 1988, obwohl wir 1986 geheiratet haben. Im Übrigen war die Scheidung bei uns erst in 2019, also zu Westzeiten. Meine Eltern wiederum waren bis zum Tod meines Vaters verheiratet.

  16. 114.

    Jetzt weiß ich endlich wie es in Ost und West wirklich war.
    In meiner Erinnerung an den Unterricht hieß es lediglich,
    das Bestehen der DDR (oder auch Zone genannt) war von 1949 bis 1990.
    Dannach ging das Gebiet und Bevölkerung an die BRD.
    Wäre das nicht passiert wären die im Osten verhungert.
    Die BRD war der Retter für Millionen.
    Danke!!!
    Aber wieso wird dieses Jahr schon was gefeiert was noch in der DDR passierte?
    Nächstes Jahr ist doch erst die richtige und wichtige große Feier.
    Aber schon irre was man hier alles lesen kann, obwohl doch schon eher langweilig.

  17. 113.

    So ein Quatsch, mein Ex und ich hatten damals keine Vorteile von der Ehe, wir haben geheiratet, weil wir uns zusammengehörig fühlten, eine Familie wollten. Wenn man zum FKK geht, um zu gucken, hat man den Sinn dahinter nicht kapiert. FKK war Freiheit, eine Freiheit, die ich heute manchmal noch genieße, wenn es sich anbietet. Keine Ahnung wo und wie Sie gelebt haben, mein Leben war anders.

  18. 112.

    Jetzt weiß ich endlich wie es in Ost und West wirklich war.
    In meiner Erinnerung an den Unterricht hieß es lediglich,
    das Bestehen der DDR (oder auch Zone genannt) war von 1949 bis 1990.
    Dannach ging das Gebiet und Bevölkerung an die BRD.
    Wäre das nicht passiert wären die im Osten verhungert.
    Die BRD war der Retter für Millionen.
    Danke!!!
    Aber wieso wird dieses Jahr schon was gefeiert was noch in der DDR passierte?
    Nächstes Jahr ist doch erst die richtige und wichtige große Feier.
    Aber schon irre was man hier alles lesen kann, obwohl doch schon eher langweilig.

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