Feuchte Keller, tote Bäume - Fünf Biber-Familien bringen Kleinmachnower zum Verzweifeln

So 10.11.24 | 17:22 Uhr | Von Philipp Rother
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Symbolbild:Ein Biber (Castor fiber) schwimmt im Wasser.(Quelle:picture alliance/dpa/P.Pleul)
Bild: picture alliance/dpa/P.Pleul

Für gewöhnlich machen in Kleinmachnow Wildschweine Probleme. Jetzt sind es aber Biber. Vor ihren Burgen staut sich das Wasser. Feuchte Keller, abgestorbene Bäume und kaputte Straßen sind die Folge. Den Anwohnern sind die Hände gebunden. Von Philipp Rother

Die Bäke war vor dem Bau des Teltowkanals (1906) ein wasserreicher Bach. Sie floss ursprünglich von Berlin-Steglitz durch Teltow und den Gutsbezirk Kleinmachnow bis zum Griebnitzsee nahe Potsdam. Heute existiert das ehemalige Flussbett der Bäke rund um Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) nur noch in zwei kleinen Teilstücken. Biber sind dort seit mehr als zehn Jahren heimisch, haben auch einen Damm gebaut.

Auch im Buschgraben, der von Berlin-Zehlendorf nach Kleinmachnow führt, leben Biber - auch in der eiszeitlichen Entwässerungsrinne staut sich das Wasser nicht weit von einer Biberburg.

"Biberforum" wegen Anwohnerbeschwerden

Das macht nun Probleme: Durch das gestaute Wasser hat sich in Kellern angrenzender Häuser Feuchtigkeit gesammelt. Darüber hinaus stehen Wiesen und Wälder entlang der Bäke unter Wasser, ein Erlenbruchwald von sechs bis acht Hektar ist bereits abgestorben. Durch das gestaute Wasser ist auch schon eine Straßenböschung beschädigt worden.

"Fünf Biber-Familien leben nach Informationen von Vereinsmitglied Jörg Dorowski wahrscheinlich mittlerweile in Kleinmachnow", sagte Axel Mueller, der Vorsitzende des Landschaftsförderverein Buschgraben/Bäketal, im Gespräch mit dem rbb. Wie viele Tiere es genau sind, ist nicht bekannt.

Erste Anwohnerinnen und Anwohner beschwerten sich bereits über die Auswirkungen des Bibers, einer streng geschützten Tierart. Die Lebensweise der nachtaktiven Tiere führe zu Konflikten "mit dem Kulturraum und den Anwohnern, erklärte Mueller. Daher fand am Dienstag auf Initiative des Landschaftsförderverein auch ein "Biberforum" im Kleinmachnower Rathaus statt - um ins Gespräch zu kommen, um aufzuklären und um Lösungsansätze zu diskutieren.

Viel Handlungsspielraum haben die Menschen aber nicht, denn in Brandenburg gelten laut Naturschutzgesetz strenge Schutzvorschriften - in der Biberverordnung [brandenburg.de] ist niedergeschrieben, wie sich betroffene Grundeigentümer und Landwirte in Brandenburg schützen können. Die Tiere dürfen demnach gezielt vertrieben, aber nur in Ausnahmefällen - insbesondere zur Gefahrenabwehr - getötet werden. An einem Graben am Flughafen BER dürfen beispielsweise per Allgemeinverfügung Biber erlegt werden. Auch am Oder-Deich wurden sie vor dem Hochwasser geschossen. Im vergangenen Jagdjahr wurden in Brandenburg insgesamt 162 Biber erlegt – und damit so viele wie nie zuvor.

Aktuell wird die Population in Brandenburg auf bis zu 3.700 Tiere geschätzt. Der Bestand entspreche einem günstigen Erhaltungszustand - der Biber sei in der ganzen Mark nahezu flächendeckend verbreitet, teilte das Umweltministerium mit. Biber leben mittlerweile auch an fast allen größeren Fließgewässern und Seen in Berlin.

Präventionsmaßnahmen werden unterstützt

In Kleinmachnow sind den Menschen die Hände gebunden, denn es ist in Brandenburg verboten, einen Biberdamm zurückzubauen. "Das ist eine Straftat, die mit einer Geldbuße oder sogar Gefängnis bestraft werden kann", erklärte Mueller: "Nur wenn es zu erheblichen Eingriffen kommt, gibt es Möglichkeiten einzuschreiten." Dazu zählen laut Verordnung ernsthafte wirtschaftliche Schäden oder Gefahren für die menschliche Gesundheit.

"Es ging im Forum darum, den Bürgerinnen und Bürgern zu vermitteln, dass der Biber hier seit 10.000 Jahre zuhause ist – der Mensch macht ihm mehr und mehr seinen Lebensraum streitig, er hat aber das Recht zu existieren", so Mueller weiter. Gewisse Dinge müssten - vor allem Änderungen in der Landschaft - toleriert werden.

Die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner stellte das aber nur bedingt zufrieden - auch weil die feuchten Keller wieder trockengelegt werden müssen. Die Kosten dafür müssen die Eigentümer selbst tragen. Denn: Für Betroffene gibt es laut Biberschutzverordnung nur die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung für Präventionsmaßnahmen zu erhalten, aber nicht für Reparaturkosten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 5.11.2024, 14 Uhr

Beitrag von Philipp Rother

33 Kommentare

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  1. 33.

    Finde das auch sehr viel. Leider wird das im Artikel nicht ausreichen beschrieben, was da genau passiert ist mit den Erlen. Ein Bruchwald steht per se so halb im im Wasser und angeblich sollen die Biber ja die Bruchwälder schützen. Würde das gerne genauer wissen weil hier im Wuhletal breiten sich auch die Biber aus und sind schon beängstigend nahe an den wenigen 100 jährigen Bäumen.

  2. 31.

    Selber lesen und dann ein Sorry!
    "ein Erlenbruchwald von sechs bis acht Hektar ist bereits abgestorben"
    Alternativ Strg+F drücken und Hektar eingeben, danach Enter drücken,
    Danach wird dort, wo es steht Hektar gelb markiert

  3. 30.

    Sind leider keine Berliner Spatzen..

  4. 29.

    Da haben Sie recht, aber eine Großstadt ist für die Menschen da, und nicht für Wildtiere, wie Wildschweine und Biber etc.

  5. 28.

    Reißen Sie sich mal zusammen! Dieses ,,Zeug'' sind schützenswerte Tiere und verlangen Respekt. Wer sind Sie, daß Sie so haßerfüllt hetzen? Man könnte meinen, Sie arbeiten im Schlachthaus.

  6. 27.

    Mal 'ne Frage: Erstreckt sich der Schutz der Biber eigentlich nur unmittelbar auf die körperliche Unversehrtheit der Tiere?
    Denn dann könnte ich doch den Wasserabfluss immer wieder herstellen, so lange bis der Biber die Nase voll hat und sich eine andere Wohngegend sucht.
    Ist das erlaubt?

  7. 26.

    Hä? Wo steht denn was von Hektar oder Quadratmeter? Lesen Sie erstmal den Artikel, da steht nichts von Ihren Hektar oder so!

  8. 25.

    Ja, Fallen aufstellen, umsiedeln. In die Gegend, wo Sie wohnen. Da können Sie das Zeug hegen und pflegen und bei der ungebremsten Vermehrung zusehen.

  9. 24.

    Ja, Fallen aufstellen, umsiedeln. In die Gegend, wo Sie wohnen. Da können Sie das Zeug hegen und pflegen und bei der ungebremsten Vermehrung zusehen.

  10. 23.

    Josti, aber Mathematik hatten Sie schon in der Schule ??. Da müssten Sie doch gelernt haben , dass 1 ha 10000 Quadratmeter umfasst Den Rest können Sie sich hoffentlich selbst ausrechnen

  11. 22.

    Genau solche Meinungen wie Ihre sind das Problem! Sie machen, wie auch dieser flache Artikel den Biber einfach zum Problem und fertig! Vielleicht sollten sich die intelligenten Kleinmachnower durch intelligente Maßnahmen an ihren Häusern mal anpassen!

  12. 21.

    Das sind leider auch Dinge, die man einkalkulieren muss, wenn man in der Nähe eines Gewässers wohnt. Würde die Bäke, aus welchen Gründen auch immer, wieder normal fließen, hätte genau das auch passieren können.

  13. 20.

    Auch von mir als Korrektur zu verstehen: die abgestorbenen 6–8 ha sind nicht 6–8 qm, sondern 60.000–80.000 qm, da 1 Hektar 10.000 Quadratmeter umfasst! Das ist also eine nicht zu vernachlässigende Fläche.

  14. 19.

    Wir sollten mal auf dem Teppich bleiben, oder, wie Sie fabulieren, auf den Tarrassenbielen.
    Wir hier haben ein Biberproblem und dagegen sollte man etwas unternehmen und nicht erst, wenn es, wie bei den Waschbären, den Wölfen und anderem inversiven Zeug, auch bei den fliegenden Stadtratten, zu spät ist.
    Jetzt entnehmen, die Kopulation regeln und Quoten erstellen.

  15. 18.

    Richtig lesen bitte! Artikel an dieser Stelle etwas zweideutig!
    Es sind noch 6-8m² übrig
    Um genau zu sein von ca 50.000m² Naturschutzgebiet, welches mir bekannt bereits seit über 40Jahren besteht.
    Und das ist nur ein Gebiet im Ort von mehreren.

  16. 17.

    Wenn es zu volkswirtschaftlichen und auch zu privaten Schäden kommt, muss man diese Verursacher entnehmen, wie in Bayern oder einem Bibermanagment, wie es in der Schweiz gemacht wird, folgen.

  17. 16.

    Das ist wieder typisch! Erst für viel Geld auswildern und jetzt passt es den Menschen nicht mehr, dass der Plan aufgegangen ist; genau wie beim Wolf, Luchs, Bär etc....wir Menschen sind gaga

  18. 15.

    Der Mensch mit seiner Arroganz, die einzig wahre Daseinsberechtigung für sich zu beanspruchen, zersägt als einziges Lebewesen auf diesem Planeten den Ast, auf dem es selbst sitzt…heißt: seinen eigenen Lebensraum…nicht besonders schlau & der Anfang ist gemacht: Artensterben, Waldsterben, Umweltverschmutzung, Plastikmüll in den Meeren, Wetterkatastrophen, die Liste ist lang, aber hej, Hauptsache, es ist gemütlich zu Hause & nach mir die Sintflut…

  19. 14.

    Der Fall ist klar und ja auch andernorts sichtbar (zum Beispiel an zugekoteten Berliner Bahnhöfen): Tiere sind wichtiger als Menschen.

    Vielen Dank, liebe Tierschützer!

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