Märkisch-Oderland - Auffangstation Rüdersdorf verzeichnet Zuwachs bei ausgesetzten Katzen
Die Auffangstätte für Katzen in Rüdersdorf platzt aus allen Nähten. Aktuell werden mehr Tiere ausgesetzt oder abgegeben als üblich. Grund dafür könnten hohe Kosten und fehlende Kastrationen bei Freigängern sein.
Vier kleine getigerte Kätzchen streifen ungelenkt in ihrem Käfig und fallen übereinander: Sie befinden sich noch in Quarantäne der Katzenauffangstation in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland). Fast 40 Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer kümmern sich dort um die insgesamt über 90 Schützlinge. Der Großteil von ihnen wurde ausgesetzt und gefunden.
Katzen leiden unter schwierigen Bedingungen
Jette Schröder, Tierpflegerin auf der Katzenstation, päppelt die Katzen wieder auf. Denn alleine könnten die Tiere nicht überleben. "Es ist, was Nagetiere - die Haupt-Beute der Katzen - angeht, gar nicht genug vorhanden. Des Weiteren kommen dann auch Krankheiten, wie Katzenschnupfen und -seuche, dazu. Das ist zwar in den meisten Fällen gut behandelbar, führt aber unbehandelt oft zum Tod. Dadurch haben sie nicht diese hohe Lebenserwartung."
Versorgung von Tieren oft teuer
Ob vor dem Glascontainer, auf einer Kompostieranlage oder auch direkt vor der Station - die Zahl der ausgesetzten Tiere ist momentan enorm hoch und die Station übervoll, sagt Steffen Wagner. Er ist Angestellter der Katzenstation. Für die erst einmal so getauften "Peter" und "Heidi" war gerade noch Platz. "Wir kamen morgens zum Dienst, haben das Tor aufgeschlossen und da saßen sie in einer Box: ein wunderschöner, schwarz-weißer Kater mit grünen Augen, sehr kommunikativ. Heide ist auch lieb, aber etwas zurückhaltender. Wir können uns bis heute nicht erklären, warum die hier vor der Tür ausgesetzt wurden."
Problem: Unklare Halter und fehlende Kastration
Dass die Aufnahmeeinrichtungen im Oderland gerade besonders gut ausgelastet sind, bestätigt auch Amtstierarzt Ralph Bötticher. "Die Tierheime sind tatsächlich voll und die Unterbringung stellt ein Problem da." Die Klagen von Kommunen über freilaufende Katzen in seinem Zuständigkeitsbereich hätten in letzter Zeit zugenommen. Er sieht die Gründe unter anderem in gestiegenen Tierarztkosten und der teils unkontrolliert anwachsenden Population bei Freigängern. Fehlende Kastrationen können dort zum Problem werden. Denn Katzen können zwei Mal im Jahr Nachwuchs bekommen. Der zweite Wurf falle in den meisten Fällen auf den August. Deshalb appelliert der Amtstierarzt auch an Halter, ihre Tiere sterilisieren zu lassen.
Gefundene Katzen werden Bötticher zufolge vor dem deutschen Gesetz als Gegenstände klassifiziert. Offiziell wäre das Ordnungsamt für sie zuständig. "Und ein Fundtier ist eine Sache, die ein halbes Jahr vom Ordnungsamt aufzubewahren ist." Erschwerend seien dort oft unklare Besitzverhältnisse. Freilaufende Katzen könnten nicht einfach gefangen und kastriert werden, nur weil kein Halter auszumachen ist.
Tierheime übernehmen häufig Kosten
Dennoch springen bei Katzen, die doch in Obhut genommen werden, häufig Tierheime wie die Katzenstation in Rüdersdorf ein. Die Kosten für die teure Kastration muss dann der Tierschutzverein tragen. So sind in Rüdersdorf pro Monat über 11.000 Euro nötig, die über Spenden und Mitgliedsbeiträge zusammenkommen, erklärt Mitarbeiter Steffen Wagner. "Viele Spender sagen halt, dass sie das dann nicht mehr können. Das ist für uns doppelt bitter, weil wir im Moment auch durch den Bau von zwei neuen Katzenhäusern nicht einmal mittelfristig abgesichert sind."
Dabei sei die Vermittlungsquote in Rüdersdorf eigenen Angaben zufolge sehr hoch: 2023 wurden 164 Tiere aufgenommen. Am Ende wurden 172 Tiere vermittelt, weil auch Langzeitbewohner ein neues Zuhause gefunden haben.
Allerdings laufe die Station am Limit. So suchen die Mitarbeiter aktuell weitere Helfer, um die Tiere an Menschen zu gewöhnen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.11.2024, 15:10 Uhr
Mit Material von Julia Tautz