Grünheide (Oder-Spree) - Polizei holt Tesla-Gegner wegen Kampfmittelsuche von den Bäumen

Mo 18.11.24 | 14:49 Uhr
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Polizei holt Protestler von Bäumen im Tesla-Camp in Grünheide (Quelle: rbb)
Martin Krauß/rbb
Audio: rbb24 Inforadio | 18.11.2024 | Jürgen Buch | Bild: Martin Krauß/rbb

Die Gemeinde Grünheide sucht wegen der geplanten Erweiterung des Tesla-Werks den angrenzenden Wald auf Kampfmittel ab. Davon ist jetzt auch ein Areal betroffen, auf dem sich Teile des Camps von Tesla-Gegner befindet. Die Polizei hat mit der "Freimachung" begonnen.

Die Polizei hat damit begonnen, Tesla-Gegner im Protestcamp im Wald in der Nähe Autowerks in Grünheide (Oder-Spree) von den Bäumen zu holen. Spezialisten der Höhenrettung haben am späten Montagvormittag bislang fünf der mutmaßlich 13 Protestierenden herunter und in ein Gebiet außerhalb der Sperrfläche gebracht. Das berichten Reporter des rbb aus dem Wald bei Grünheide. Den Angaben zufolge befinden sich aktuell aber weiterhin mehrere Personen in bis zu 30 Metern Höhe in den Bäumen. Sie verbergen teilweise ihre Gesichter oder sind schwarz vermummt. Weitere könnten sich laut Polizei in den Baumhäusern aufhalten.

Polizei rechnet mit längerem Einsatz

Die Aktionen stellten sich als schwierig und gefährlich heraus, so Polizei-Sprecherin Beate Kardels. "Eine Person sitzt in einer Kiefer ganz oben in der Baumkrone." Zudem zerstöre die Polizei auch Hindernisse, die von Umweltaktivisten in Bäumen angebracht worden seien, um sich freie Sicht und Zutritt zu verschaffen. Die Umweltaktivisten seien unkooperativ und leisteten massiven Widerstand. "Wir stellen uns auf einen längerfristigen Einsatz ein."

Kampfmittel-Suche teilweise auf Camp-Areal

Die Polizei ist seit dem Montagmorgen im Einsatz und forderte die Umweltaktivisten im Camp auf, eine bestimmte "Sondierungsfläche" freiwillig zu verlassen, wie aus einem Lautsprecher dort zu hören war. Andernfalls drohe die Auflösung der Versammlung - notfalls auch unter Anwendung von Zwang, hieß es.

Nach Angaben der Polizei sollen in der Gemeinde auf einem Gebiet von circa 5.000 Quadratmeter sogenannte Sondierungen zur Kampfmittelbelastung stattfinden, wie es gegenüber dem rbb in einer Mitteilung hieß. "Dafür ist es notwendig, dass ein markierter Bereich, in welchem sich unter anderem ein Teil der Versammlung befindet, von 08 bis 16 Uhr für die Sondierungsarbeiten nicht betreten wird." In dem Waldgebiet laufen bereits seit dem Sommer Prüfungen, weil das Tesla-Gelände erweitert werden soll.

Tesla-Gegner fürchten um Versammlungsfreiheit - Polizei widerspricht

Die Tesla-Gegner riefen wegen des Einsatzes zu verstärktem Protest gegen den Polizeieinsatz in Grünheide auf. "Unter dem Vorwand einer Kampfmittelsondierung wird heute Morgen die Versammlungsfreiheit mit Füßen getreten und der Wille von Elon Musk und Co. durchgeboxt", kritisierte die Sprecherin von "Tesla-den-Hahn-abdrehen", Karolina Drzewo.

Die Polizei verwies demgegenüber darauf, dass die Verssammlungsfreiheit gewahrt bleibe. So könnten sich die Protestierenden weiterhin außerhalb des Sicherheitskreises aufhalten. Es sei explizit nicht von Räumung, sondern "Freimachung" die Rede. Dass die Flächen wegen Verdacht auf Kampfmittel überprüft werden sollen, sei bereits in den Camp-Bewohnern bereits in der vergangenen Woche mehrfach mitgeteilt worden. "Sollte den Auflagen nicht entsprochen werden, sind ggf. weitere polizeiliche Maßnahmen erforderlich", hieß es auf rbb-Anfrage weiter.

Die Umweltaktivisten protestieren mit ihrer Wald-Besetzung seit Ende Februar gegen die einzige europäische Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin. Sie stellen sich unter anderem gegen den Bau eines Güterbahnhofs für den Autobauer auf einem angrenzenden Gelände, für den erneut Bäume gefällt werden müssen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.11.2024, 11:40 Uhr

Kommentar

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21 Kommentare

  1. 20.

    Warum gehtdie deutsche Wirtschaft den Bach runter? Ausländische Firmen investieren nicht mehr in den Standort Deutschland, wegen Bürokratie, und auch wegen solcher Baumbesetzer. Aber es wird immer gejammert, dass alles so schlechter wird, wodurch wohl?

  2. 19.

    Wollen Sie die Kernaussage besser verstehen durch nochmaliges Lesen? (Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab, an einem falschen Standort (gegen den sich Besetzungen richten).)

    P.S. Gerade Grünheide und Schönefeld zeigen auf, dass eine bessere Entwicklung woanders verschlafen wurde...
    (nette Umschreibung für Unvermögen)

  3. 17.

    kann mir einen Tesla leisten, auch ohne ihn abzustottern. Ich brauche mir aber keinen zu leisten, denn ich fahre ihn bereits dienstlich mit 0,25%. Neidisch?

  4. 16.

    Wer rechnen kann, merkt schnell, dass ein E-Auto oft preiswerter im Unterhalt ist als ein vergleichbarer Verbrenner.

  5. 14.

    Im Übrigen, scheint mir, nein ich bin mir dessen bewußt, daß seitens der Polizei, dies nur ein vorgeschobenes Argument ist, die berechtigten Demonstranten vom Gelände zu bekommen!

  6. 13.

    Auch Sie beschreiben was eintreten könnte, an einem geeigneten richtigen Standort (gilt auch für den BER), aber nicht was eingetreten ist. Wollen Sie weg vom Pauschalen, zuzugsbereinigt belastbare Kennzahlen erkennen? Es ist doch wichtig aus Fehlern, wovor die Experten gewarnt hatten und was auch eingetreten ist, zu lernen oder nicht? Auch wenn es noch so ausweglos erscheint...

  7. 12.

    Auch Sie beschreiben was eintreten könnte, an einem geeigneten richtigen Standort (gilt auch für den BER), aber nicht was eingetreten ist. Wollen Sie weg vom Pauschalen, zuzugsbereinigt belastbare Kennzahlen erkennen? Es ist doch wichtig aus Fehlern, wovor die Experten gewarnt hatten und was auch eingetreten ist, zu lernen oder nicht? Auch wenn es noch so ausweglos erscheint...

  8. 11.

    Natürlich schafft so ein Werk neue Arbeitsplätze, da dort ein Produkt hergestellt wird, welches vergleichbar in der Region vorher nicht produziert wurde. Die Aussage, die Arbeiter hätten alle schon vorher Jobs gehabt, kann also nicht ganz stimmen. Selbst wenn die vorher schon woanders in Lohn und Brot gewesen sind, sind an den ehemaligen Arbeitsplätzen ja dann auch wieder Stellen frei geworden. Selbst im aller schlimmsten denkbaren Fall, dass die neue Fabrik woanders Arbeitsplätze vernichtet hätte, weil die nicht konkurrenzfähig waren, wurde damit am Ende verhindert, dass die Menschen in die Arbeitslosigkeit gehen. Jeder neue Industriearbeitsplatz ist ein Gewinn für Deutschland. Diese Plätze sind die Basis der gesamten Wertschöpfung und damit die Basis für den gesellschaftlichen Wohlstand. Wenn wir uns allen nur noch gegenseitig Dienstleistungen verkaufen, bricht das System nämlich zusammen. Und ein neuer Güterbahnhof ist doch genau das, was die Klima"schützer" immer fordern.

  9. 10.

    Rechnen wir kurz gegen: -20 Grad Celsius auf 14 tage... Die Kosten für Heizen und warm halten, auftauen, reparieren und dergleichen haben sie berechnet?

  10. 9.

    „Jeder Arbeitslose weniger ist ein Gewinn“
    Was ist, wenn dieser Effekt, auf Grund einer, von Experten gewarnt, gar nicht eintreten kann? Die Zahlen bestätigen es. Die Arbeiter hatten Arbeit. Kein Teslaeffekt festzustellen. Auch hier im rbb werden keine absoluten Zahlen dazu weitergegeben. Immer nur das weiche Pauschale. Genauso gut könnte man dann sagen, dass Brandenburg innerhalb eines Jahres im Wachstum von 6% auf unter 2% „abgestürzt“ ist. Gar nichts sagt das aus...es ist ein Trend.

  11. 8.

    Ich wünsche mir anhaltende Temperaturen von - 20 Grad (mindestens 4 Wochen), dann wird das Camp freiwillig leer und wir sparen uns die Kosten für den Polizeieinsatz.

  12. 7.

    Ich lese immer Umweltaktivisten... War mal jemand von euch da ...dort sieht es aus wie auf einer Müllhalde.

  13. 6.

    Das Werk in Grünheide ist das einzige in Euroa, d.h. die Autos werden überwiegend exportiert. Für das Land Brandenburg sind die Steuereinnahmen u. die 12.000 neuen Arbeitsplätze ein Gewinn, auch wenn AN auch aus dem Umland oder von Arbeitnehmer-Überlassungen kommen. Jeder Arbeitslose weniger ist ein Gewinn. Dass Prinzipnörgler immer ein Haar in der Suppe finden -
    geschenkt. Weil Sie sich keinen Tesla leisten können, das Auto zu teuer ist, darf auch kein Tesla-Werk in Ihrer Nähe gebaut werden ( falls Sie überhaupt idort wohnen)? Ihre Logik ist klasse...Ironie aus.

  14. 5.

    Tesla muss nicht noch größer werden, eher kleiner.
    Und jetzt komm mir bitte keiner mit Arbeitspläte schaffen.
    Elon Musk macht sich durch Tesla nur dieTaschen voller.
    Mal ehrlich.
    Wer von uns kann sich einen Tesla leisten?
    Und das ohne ihn monatlich abzustottern?
    Und dann auch noch die Stromkosten für das Autochen.

  15. 4.

    Da im Wald stören sie doch nicht, einfach in Ruhe lassen. Wenn es zu ungemütlich wird, werden einige sicher auch freiwillig gehen.

  16. 3.

    Besser kann ein Artikel die politische getroffene Standortfehlentscheidung nicht veranschaulichen. Und... es wird nicht aufhören, immer mehr solcher Artikel erscheinen immer wieder....Solche Standortfehler sind nicht heilbar. Deshalb heißen sie auch so. Zum Nachteil der Anwohner und...
    zum Nachteil anderer, nun nicht prosperierender Regionen, die einen Teslaeffekt, auch in den harten absoluten (Geld)Kennziffern, beweisen könnten. Wenn man auf die Standortexperten gehört hätte...Ja wenn...

  17. 2.

    Sehr informativer Beitrag - plums ….

  18. 1.

    Warum die Räumung eigentlich nur vorübergehend?
    Diese Besetzer kommen zumindest zu großen Teilen nicht aus Berlin und Brandenburg. Ich frage mich schon lange warum die hier Demonstrieren und wie die ihr Lebensunterhalt verdienen?

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