Anschlag auf Weihnachtsmarkt - Tatverdächtiger von Magdeburg war in Berlin justizbekannt

Sa 21.12.24 | 22:09 Uhr
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Symbolbild:Ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Amtsgericht Tiergarten".(Quelle:picture alliance/dpa/J.Raza)
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Video: ARD Brennpunkt | 21.12.2024 | Wiebke Binder | Bild: picture alliance/dpa/J.Raza

Der Tatverdächtige des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt war bereits vorher der Berliner Justiz aufgefallen. So sollte Taleb A. einen Tag vor der Tat vor dem Amtsgericht Tiergarten erscheinen. Saudi-Arabien warnte vor ihm.

Der Tatverdächtige des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, Taleb A., war der Berliner Justiz bereits vor seiner Tat aufgefallen. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Berlin dem rbb am Samstag auf Nachfrage. Zuvor hatte der "Spiegel" berichtet.

Demnach soll A. im Februar 2024 in Berlin auf einer Polizeiwache erschienen sein um eine Anzeige zu erstatten. Dabei machte er laut "Spiegel" wirre Angaben und war mit dem Verhalten der diensthabenden Beamten unzufrieden. Gegen ihn wurde Strafbefehl erlassen, wegen des "Missbrauchs von Notrufen". Dagegen legte A. Einspruch ein.

Über jenen Einspruch sollte am Donnerstag, dem Tag vor der Todesfahrt in Magdeburg, vor dem Amtsgericht Tiergarten verhandelt werden. Der Angeklagte erschien aber nicht zu seinem Termin, wie die Amtsanwaltschaft bestätigte. Der Einspruch wurde dem "Spiegel" zufolge verworfen.

Tatverdächtiger seit 2006 in Deutschland

Der Tatverdächtige stammt aus Saudi-Arabien und kam 2006 nach Deutschland [mdr.de]. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (DPA) stellte der Arzt im Februar 2016 einen Asylantrag, über den im Juli desselben Jahres entschieden wurde. Der saudische Staatsbürger erhielt damals Asyl als politisch Verfolgter.

Das Motiv war möglicherweise Unzufriedenheit mit dem Umgang von Flüchtlingen aus Saudi-Arabien in Deutschland. Das sei der gegenwärtige Stand der Ermittlungen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt. A. ist nach DPA-Informationen als islamkritischer Aktivist bekannt und bezeichnet sich selbst als Ex-Muslim.

Was über den mutmaßlichen Täter bekannt ist

Auffällig in sozialen Medien

In sozialen Medien und Interviews erhob er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen. Unter den öffentlich einsehbaren Äußerungen des Tatverdächtigen in den sozialen Medien finden sich auch explizite Gewaltandrohungen. Das berichtet unter anderem die Tagesschau [tagesschau.de].

Als Gefährder wurde der mutmaßliche Täter jedoch nicht eingestuft, auch als Extremist war er den Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen nicht bekannt. Bei der Polizei sollen sich allerdings nach Informationen von WDR, NDR und SZ mehrfach Menschen wegen dieser Gewaltdrohungen gemeldet haben, auch in Magdeburg.

Auf einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag erklärte der Direktor der Polizei Magdeburg, Tom-Oliver-Langhans, in der Vergangenheit sei eine Strafanzeige gegen den Tatverdächtigen aufgenommen worden. Es sei beabsichtigt gewesen, eine Gefährderansprache vorzunehmen. Warum es dazu nicht gekommen sei, sei Gegenstand der Ermittlungen. Die Polizei geht von einem Enzeltäter aus. Nach derzeitigem Ermittlungsstand könne ein zweiter Täter ausgeschlossen werden, sagte ein Polizeisprecher.

Sympathien für die AfD waren unter anderem in einem Post auf einem X-Account geäußert worden, der unter dem Namen des tatverdächtigen Mannes aus Saudi-Arabien geführt wird.

Der mutmaßliche Täter war nach Angaben der AfD aber kein Parteimitglied. "Wir können ausschließen, dass der Täter von Magdeburg Mitglied der AfD war", sagte ein Sprecher von Parteichefin Alice Weidel der "Rheinischen Post". Es habe auch nie ein Mitgliedsantrag vorgelegen.

Saudi-Arabien hatte vor Attentäter von Magdeburg gewarnt

Saudi-Arabien hat Deutschland saudischen Sicherheitskreisen zufolge vor dem mutmaßlichen Täter gewarnt. Das Königreich habe seine Auslieferung beantragt, darauf habe Deutschland nicht reagiert, hieß es.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin hatte es vor rund einem Jahr eine Art Warnhinweis zu dem Mann an die deutschen Behörden gegeben.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verwies bei einem Statement am Samstag in Magdeburg darauf, dass derzeit Ermittlungen liefen. Details nannte sie nicht. Was es möglicherweise an Warnungen gegeben habe oder nicht, obliege den Ermittlungsbehörden, betonte die SPD-Politikerin.

Der Tatverdächtige sei Schiit gewesen. Nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung in dem mehrheitlich sunnitischen Land Saudi-Arabien sind schiitisch. Es gibt immer wieder Berichte über Diskriminierungen gegenüber Schiiten im Land.

Sendung: ARD Brennpunkt, 21.12.2024, 20:15 Uhr

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89 Kommentare

  1. 89.

    Ich kann schwer verstehen. Die Behörde tun wortwörtlich nichts. Seit 2014 gibt es immer mehr Terroranschläge oder solche unmögliche Anschläge. Dafür gibt es eindeutige Ritchline. Aber warum achtete niemand darauf? Die Behörde hat Lottospielt gespielt und viele Menschen wurden/werden dadurch Opfer sein. Ich war vor 8 Jahren in Berlin Dort. Wir können natürlich nicht alles davor schützen aber es ist große Unterschied, ob wir etwas genug tun oder schauen, ob es passiert. Meine Mitleid für die betroffene Leute und besonderes für die Kinder, die dort waren oder die nie wieder unter dem Tannenbaum ihre Geschenke nicht mal öffnen dürften. Ich möchte etwas spenden. bitte berichten irgende eine Info, wo man spende senden kann. Ich möchte eine kleine Hilfe leisten.. vielleicht viele anderen Menschen sind auch. Es wäre schön, wenn eine offiziele Organisation von der rbb24 informiert werden. Wir brauchen jetzt nicht nur jammern sondern den betroffenen Menschen helfen.

  2. 88.

    Terrorwarnungen, die im Nirwana landeten

  3. 87.

    " Saudi-Arabien hat Deutschland saudischen Sicherheitskreisen zufolge vor dem mutmaßlichen Täter gewarnt. Das Königreich habe seine Auslieferung beantragt, darauf habe Deutschland nicht reagiert, hieß es. "

    da sehe ich das eigentliche Problem, die Motive des Täters sind mir wurscht, den Toten und Verletzten ebenso und parteipolit.
    Diskussionen sind hier nicht angebracht

  4. 86.

    Da irren Sie gewaltig. Für den Attentäter kann ich kein Verständnis haben. Wie kommen Sie darauf?

  5. 85.

    Es soll eine Rettungsgasse gewesen sein, die kann man nicht versperren.

  6. 84.
    Antwort auf [Rita] vom 21.12.2024 um 19:55

    Hatte ich bereits geschrieben, mir gehts wie immer um Fakten und nicht um ein Bashing unserer Sicherheitskräfte.

    Ich finde im Internet übrigens bisher nichts, was ihre Aussage bestätigt. A. hat alles mögliche an schwachsinniges Zeug geschrieben, aber darin unterscheidet sich A. nun nicht wirklich von anderen Wirrköpfe im Socialmedia. Und die gibt’s ja nun reichlich und werden auch nicht alle in Schutzhaft genommen.

  7. 82.

    An # 92 ich wurde nicht nur beobachtet sondern bespitzelt (Mikrofon in Wohnung) und wenn ich Ihre Worte mir auf der Zunge zergehen lasse, dann müssen Sie sich sehr gut bei diesem Verein ausgekannt u.evtl.für selbigen tätig gewesen sein. Ich kann keine positiven Eigenschaften bei der Fa.GHG(gucken, horchen, greifen) erkennen. Mehr Einzelheiten möchte ich hier , nach dem furchtbaren Ereignis in Magdeburg nicht darlegen.

  8. 81.

    Der Mann ist Arzt, 50 J, fuhr einen dazu passenden Wagen und wohnte dort schon lange in der Region. Was glauben Sie wo man so überall reinkommt. Schleichwege lernen fast alle Autofahrer schnell, wenn ihnen das was hilft.

  9. 80.

    "Selbst die wenigen Informationen, die bisher zu dem Feigen Anschlag bekannt geworden sind, weisen wieder einmal auf ein Versagen der Behörden hin, deren Vorgesetzte nun Mal die Regierungen in Bund und Ländern hin."

    Sie schreiben es doch selber, dass bisher noch wenig Informationen bekannt sind und ein Hinweis ist kein Beweis. Warum warten Sie mit Ihren Aussagen nicht noch ab, bis wirklich sehr viel mehr darüber bekannt ist? Vielleicht haben Sie recht, vielleicht aber auch nicht und ich finde, mit vorschnellen Rückschlüssen ohne ausreichende Sachlage dazu, ist es nicht richtig, jetzt schon darüber zu spekulieren.

  10. 79.

    Wird in Hamburg seit dem furchtbarem Anschlag in Berlin so gehandhabt. Private Sicherheitsdienste stehen mit einem Sprinter vor den Rettungsdienstzufahrten. Können jederzeit bei Ankunft RTW usw. zur Seite fahren.

  11. 78.

    Das sehe ich diametral aners! Diese Leute hetzen gegen Politiker, die nichts für diese spalterischen Hatzkampagnien können. Dieser Täter hat sich auch aufhetzen lassen (AfD) und Sie verharmlosen es wieder und wieder, dabei tun Sie das Gleiche: spalten durch unterschwellige Hetze! Das muß aufhören.

  12. 77.
    Antwort auf [Ehemaliger Jurist] vom 21.12.2024 um 19:23

    85/ Sie gestatten mir, dass ich das anders sehe. Mag sein das sie beobachtet wurden und das tut mir leid. Das MfS war aber bei solchen Aktionen wesentlich effektiver und erfolgreicher. Unsere Behörden diskutieren lieber lange und breit. Das oder die Ergebnisse kennen wir.

  13. 76.
    Antwort auf [Matzes] vom 21.12.2024 um 18:11

    Wo soll er denn gehetzt haben? Ihnen fehlt es offensichtlich an Argumenten, dass Sie mit diesem Totschlagvorwurf kommen müssen. Selbst die wenigen Informationen, die bisher zu dem Feigen Anschlag bekannt geworden sind, weisen wieder einmal auf ein Versagen der Behörden hin, deren Vorgesetzte nun Mal die Regierungen in Bund und Ländern hin. Es ist jedes Mal das Gleiche und außer den üblichen Floskeln und Mal kurz finsterer Mienen tut sich nichts und nach zwei Wochen geht es wieder genauso weiter, wie zuvor. Dass unter solchen Vorzeichen die verantwortlichen Politiker nicht mit Beifall empfangen werden,ist die Folge und das zu benennen, ist keine Hetze sondern die Beschreibung der Realität.

  14. 75.

    Sie interessieren sich nur für das, was Sie wissen? Man kann seine Drohungen und Ankündigungen auf seinem X-Account doch nachlesen! Die Mühe müssen Sie sich schon machen!

  15. 73.

    In diesem Artikel steht lediglich, dass er auf X mit der AfD sympathisiert, aber nicht, dass er Anschläge plane.
    Man sollte nur das Schreiben was man auch sicher weiß, sonst kommen solche Kommentare wie die von @Matze#44 raus.
    Ob es tatsächlich verwertbare Hinweise für unsere Sicherheitsorgane gab, wird ja erst untersucht. Die im Artikel sind jedenfalls keine. Solange sollte man sich mit Vorwürfen an unsere Geheimdienste und Sicherheitsorgane einfach mal zurück halten.

  16. 72.
    Antwort auf [A4] vom 21.12.2024 um 19:20

    Top Kommentar von Ihnen. :-)

  17. 71.

    Mich interessiert kein Sellner, war mir unbekannt bis Potsdam. Ich bin nicht in weiteren Chats unterwegs und zahle GEZ, was im TV an Nachrichten kommt, reicht völlig. Ich hetze nicht gegen SPD-Politiker, ich stelle nur fest, dass mir alles zu langsam geht. Ich bin ein Ergebnis orientierter Mensch und Geduld ist nicht meine Stärke. Allerdings finde ich Geduld bei Terrorismus- und Extremismusbekämfung auch nicht gerade zielführend. Es wäre wirklich an der Zeit, alle zu Verfügung stehenden Mittel, also bereits vorhandende Gesetze, anzuwenden, statt nur darüber zu philosophieren. Das hat gar nichts mit der SPD zu tun, denn vor Scholz war es nicht anders. Soll das so bleiben? Schonwäsche für den einen, Weichspüler für den anderen, der Rest kriegt Beruhigungspillen. Ich will nicht vor Empathie gelähmt sein, mit Angstschweiß nachts durch Straßen laufen, mit Pfeffersray hantieren, Begleitelefone benutzen und keine Blumen an Tatorten ablegen müssen.

  18. 70.

    Fein. Ich bin bei X. Schlimm, dass er Taten ankündigt aber unsere Regierung bleibt ruhig und unternimmt nichts. Trotzdem, welchen Zusammenhang zur Afd stellen sie her? Hat die AFD einen offiziellen Auftrag dafür gegeben? Daher finde ich die Argumentation sehr platt.

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