Winter in der Ukraine - Stübgen erwartet Bedarf an neuen Notunterkünften

Sa 24.12.22 | 08:33 Uhr
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Archivfoto: Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen am 04.04.22 (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Bild: dpa/Soeren Stache

Angesichts einer weiterhin hohen Zahl von Geflüchteten warnt Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) vor einer kritischen Situation bei der Unterbringung der Menschen im kommenden Jahr. "Auch wenn die Zahl der Migranten nicht mehr so hoch ist wie im Spätsommer, kamen seit November im monatlichen Mittel weiter rund 1.800 Flüchtlinge in Brandenburg an", sagte Stübgen der Deutschen Presse-Agentur. Dabei seien die Landkreise und kreisfreien Städte schon jetzt mit den Unterkünften weit über die Maßen belastet.

Das Problem werde sich laut Stübgen im nächsten Jahr verschärfen, "weil die Kommunen verpflichtet sind, die Flüchtlinge nach etwa drei Monaten aus der Erstaufnahme aufzunehmen", erläuterte Stübgen. Wenn die Zahl der Geflüchteten so hoch bleibe, drohe eine Situation, in der in den Städten und Gemeinden wieder Zelte aufgebaut und Turnhallen als Notunterkünfte genutzt werden müssten. "Und das wollen wir unbedingt vermeiden", sagte der Minister.

In diesem Jahr rund 40.000 Geflüchtete in Brandenburg

Stübgen verwies darauf, dass in diesem Jahr bis Ende Oktober schon 37.000 Geflüchtete in Brandenburg angekommen seien. Bis Ende des Jahres läge die Gesamtzahl dann bei rund 40.000. Im Flüchtlingsjahr 2015 waren es dagegen nur 25.000.

Derzeit kommen demnach nur in Einzelfällen weitere Flüchtlinge aus der Ukraine. "Wenn aber wegen des Kriegs und des kalten Winters von dort noch mal über eine Million Kriegsflüchtlinge nach Deutschland kommen - wie zwischen März und Juni - werden wir sicher nicht mehr ohne Notunterkünfte auskommen", sagte der Minister.

Stübgen: Bundesregierung soll Balkanroute schließen

Stübgen forderte die Bundesregierung erneut auf, in Verhandlungen mit Serbien zu erreichen, dass die Balkanroute geschlossen werde. "Denn diese Flüchtlingsroute mit Chartermaschinen von der Türkei und anderen Ländern nach Belgrad und dann mit Schlepperorganisationen mit kleinen Bussen nach Deutschland wird im Winter nicht abbrechen."

Außerdem müsse die Bundesregierung angesichts der ohnehin zugespitzten Lage Aufnahme-Programme etwa für Bootsflüchtlinge aus Italien stoppen, forderte Stübgen. "Das gesamte Programm hat ungefähr 18.000 Migranten betroffen, und 12.000 konnten großzügigerweise nach Deutschland", erklärte der Minister. "Es ist gerade nicht die Zeit, dass wir diese Großzügigkeit zeigen können."

4 Kommentare

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  1. 4.

    Die klägliche Bilanz der Abschiebungen in nichteuropäische Länder ist meines Erachtens das Hauptproblem. Es gab nur sehr wenige Abschiebungen nach Afrika und Asien. Und jetzt stoppt auch noch Italien die Rücknahme von Migranten aus der Bundesrepublik.

  2. 3.

    Naja Herr Minister , wir können nicht allen helfen und das ist Fakt.
    Die EU ist verdammt groß , man sollte das bedenken.
    Weiterhin kann es nicht angehen ,das Kriegsflüchtlinge auf die Tafel angewiesen sind.
    Meiner Meinung nach unmögliche Politik.

  3. 2.

    „wenn es dafür bessere staatliche Unterstützung gäbe“
    Es bleibt Ihr Geheimnis wie Sie „Viele“ ermittelt haben. Hoffentlich wollen Sie aufnehmen, bürgen und sich kümmern. Hoffentlich wollen Sie nicht, dass andere Sie für Ihre Hilfe bezahlen sollen?
    Was qualifiziert Sie dazu, die Aussage von Herrn Stübken, der Überblick haben muss, als falsch dastehen zu lassen?

  4. 1.

    "Es ist gerade nicht die Zeit, dass wir diese Großzügigkeit zeigen können." Da unterschätzt der Minister das Mitgefühl der Menschen hier. Wie wärs damit die Bedingungen und Regeln für eine private Aufnahme zu verbessern. Es gibt immer noch viele Menschen, die gerne helfen würden - wenn es dafür bessere staatliche Unterstützung gäbe. Bei "Vertriebenen" nach dem 2. Weltkrieg war das auch möglich.

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