Äußerung zur Zusammenarbeit mit AfD - Salto Kommunale

Mo 24.07.23 | 20:26 Uhr
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Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz (l) sitzt mit Theo Koll, ZDF-Moderator und Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, beim ZDF-Sommerinterview. (Quelle: dpa/D. Asbach)
Video: rbb24 Abendschau | 24.07.2023 | L. Schwarzer | Bild: dpa/D. Asbach

Friedrich Merz wirft neue Fragen auf - mit seinen Äußerungen zu einer möglichen CDU-Kooperation mit der AfD auf lokaler Ebene. Dabei verunsichert er nicht nur seine Partei. Von Hanno Christ

Kaum war das ZDF-Sommerinterview mit CDU-Chef Friedrich Merz am Sonntag ausgestrahlt, liefen die Twitter-Kanäle voll und auch in der CDU-Brandenburg wurden offenbar flugs die Laptops aufgeklappt. Klarstellungen konnten offenbar nicht schnell genug geschrieben werden. Geht da eine Partei gar in Opposition zu ihrem Chef?

Zuvor hatte CDU-Parteichef Friedrich Merz in dem Interview angedeutet, dass es eine Zusammenarbeit mit der AfD in bestimmten Gemeinden geben könne. Wenn in Thüringen ein Landrat und in Sachsen-Anhalt ein Bürgermeister von der AfD gewählt worden sei, dann seien das demokratische Wahlen, so Merz.

Der Brandenburger CDU-Chef Jan Redmann, auch Mitglied im Bundesvorstand seiner Partei, war eigentlich gerade drauf und dran, es sich im schwedischen Stockholm gemütlich zu machen, als ihn die Aufregung um die Merz-Äußerungen ereilte. Gerade in Brandenburg bestehe "kein Zweifel, wes Geistes Kind die AfD ist", so Redmann in einer Pressemitteilung. Deshalb blieben Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit mit der AfD "sowohl auf der Landes- als auch auf der Kommunalebene ausgeschlossen." Wer Extremisten in den eigenen Reihen dulde und fördere, könne kein Partner der CDU sein. Redmanns Äußerungen ließen sich auch als Contra gegen den Parteichef lesen.

Brandenburgs CDU grenzt sich bislang deutlich ab

Gerade die Brandenburger CDU versucht sich seit Jahren gegen die AfD abzugrenzen. Der brandenburgische Verfassungsschutz hatte unlängst erst die AfD-Jugendorganisation Junge Alternative als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuft. Der AfD-Landesverband wird seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet, Teile der Führungsriege werden als rechtsextremistisch eingeschätzt.

Brandenburgs CDU unter ihrem Innenminister und damaligen Landesvorsitzenden Michael Stübgen gehörten zu den ersten Landesverbänden, die nicht nur redeten, sondern auch gegen die AfD handelten. Eine Öffnung hin zu mehr Kooperation - wie sie sich aus den Äußerungen des CDU-Parteichefs herauslesen lässt - hätte die Brandenburger CDU in eine wohl ausweglose Lage gebracht.

Debatten über kommunale Zusammenarbeit schon früher

Dabei schwappt die Debatte über eine mögliche Kooperation immer wieder über die Grenzen von Brandenburg – und das nicht nur über die Reihen der CDU. In Forst zerstritt sich die Linke 2020 über eine gemeinsame Sache mit der AfD für den Fortbestand eines Jugendclubs und auch in der Potsdamer Stadtversammlung trieb die Frage der Zusammenarbeit einen Keil in die Linken-Fraktion. Auch in anderen ostdeutschen Bundesländern gab es immer wieder Schlagzeilen nach gemeinsamen Anträgen mit der AfD.

Vieles ist nicht neu in der Debatte, manches aber doch: Nach den AfD-Erfolgen bei Landrats- und Bürgermeisterwahlen in Thüringen und Sachsen-Anhalt hat die Frage nach dem Verhalten gegenüber der Partei eine neue Qualität bekommen. Während eine Zusammenarbeit auf Landes- und Bundesebene öffentlich weiterhin abgelehnt wird, wird auf kommunaler Ebene aus praktischen Zwängen heraus neu gedacht. Wie sollen sich Kommunalpolitiker verhalten, wenn der Chef der Verwaltung nun von einer - in Teilen - rechtsextremistischen Partei gestellt wird? Bislang hat es kein AfD-Funktionär an die Spitze eines Landkreises oder eines Rathauses geschafft, allerdings war es bei der letzten Landratswahl in Brandenburg denkbar knapp.

Schaller: Kommunalpolitik nicht tabuisieren

CDU-Landeschef Redmann stellt klar, dass Haushalte auf acht Jahre hin nicht lahmgelegt würden, weil sich dafür keine Mehrheit findet. Eine solche Abstimmung habe nichts mit dem Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU mit der AfD zu tun. Merz habe mitnichten einen Kurswechsel verkündet. Ähnlich sieht es auch André Schaller, Vorsitzender der CDU Oder-Spree, Landtagsabgeordneter und ehemaliger Bürgermeister von Rüdersdorf. Schaller hat viel Erfahrung mit der Kommunalpolitik, kennt die Niederungen und Widrigkeiten von Verwaltungsvorgängen. "Für uns stellt sich diese Frage nicht und ich glaube auch nicht, dass es Friedrich Merz so gemeint hat", so Schaller.

80 bis 90 Prozent der Vorlagen, die in einem Kommunalparlament auf den Tisch kommen, seien Verwaltungsvorlagen etwa zu einer Schülerbeförderungssatzung oder zum Ausbau einer weiterführenden Schule. "Dann wird man darüber zu beschließen haben und ob man das gleich alles zu einer Kooperation mit der AfD macht, die Frage muss man sich berechtigterweise stellen. Das ist eine Tabuisierung der gesamten Kommunalpolitik. Man macht sich handlungsunfähig dadurch." Eine Grenze sieht Schaller aber auch bei vermeintlich sachlichen Verwaltungsvorlagen erreicht. "Wenn man merkt, dass da ein politischer Touch drin ist, kann man auch eingeständig Gegenvorlagen machen."

Lachender Dritter ist die AfD

Wo beginnt Zusammenarbeit und wo endet sie? Eine Frage, die sich auch die Brandenburger SPD Brandenburgs stellt. Generalsekretär David Kolesnyk sieht klare Grenzen. "Es ist ja ein anderer Punkt, ob man mit der AfD berät, ob man eine Mehrheit für einen Haushalt zustande bringt, wo man dann im Zweifel darüber berät, welche Sachen gestrichen werden, die die AfD gerne verbieten will." Für die SPD sei klar, dass es da keine Zusammenarbeit gibt. Die unklaren Äußerungen von Friedrich Merz hingegen ließen nichts Gutes vermuten.

Lachender Dritter ist abermals die AfD. Die Brandenburger Landeschefin Birgit Bessin nutzte die Debatte zu einer Breitseite gegen die CDU: "Ob Merz' CDU ab und zu mal einem Antrag auf kommunaler Ebene zustimmt oder nicht, ist völlig unerheblich."

Die CDU könne nur verlieren. Für die AfD ist die Auseinandersetzung abermals unverschuldete Aufmerksamkeit in einer Zeit, in der Politik üblicherweise eine Art Siesta einlegt. Die Debatte dürfte ein Ärgernis für CDU-Landesvorsitzender Jan Redmann sein, der aus dem fernen Stockholm kommentiert: "Es wäre schön, wenn wir mal weniger über die AfD reden." Das ist seinem Parteivorsitzenden jedenfalls nicht gelungen. Am Morgen versuchte er via Twitter seine Äußerungen wieder einzufangen, sich selbst klarzustellen. Während der CDU-Chef einen politischen Salto macht, beginnen sie in seiner Partei gerade neue Debatten: die über den eigenen Chef.

Sendung: rbb24 Abendschau, 24.07.2023, 19:30 Uhr

61 Kommentare

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  1. 61.

    Die Kommentare sind doch verständlich geschrieben, der Kommentator hat klar differenziert: Privat braucht er kein Auto, und für ein Arbeitgeber kauft es sich keins, da muss der Arbeitgeber einen Dienstwagen stellen.

  2. 60.

    ehrlich gesagt finde ich Friedrich Merz sehr gut.Er weiß was die meisten Deutschen wollen,eine sichere Zukunft

  3. 59.

    Ihre Kommentare wären eventuell etwas verständlicher, wenn Sie so höflich wären und sich beim Verfassen etwas mehr Mühe geben würden...

  4. 58.

    Antwort auf Alfred
    Lesen Sie eigentlich richtig?
    Man forderte von mir das ich mir Auto kaufen sollte, was ich dankend ablehnte ,um in besagtem Bahnunternehmen fest arbeiten zu dürfen.
    Wie komme ich dazu Betriebsmittel selber zu finanzieren, dazu ist der Unternehmer da.
    Ja jetzt habe ich Firma die mir Dienstwagen stellt.
    Im übrigen als Servicemitarbeiter
    Bin ich davon ausgegangen ich brauche kein Auto.
    Also lesen richtig.
    Ich habe 7 erlernte Berufe.

  5. 57.

    Sie haben doch hier ständig damit geprahlt, dass Sie ohne Auto glücklich leben. Und jetzt erzählen Sie uns, dass Sie nur wieder arbeiten würden, wenn Ihnen ein Dienstwagen gestellt wird, weil Sie sonst nicht anders zur Arbeit kommen könnten.

  6. 56.

    Zu einer Demokratie gehört auch die freie Entscheidung, mit wem man zusammen arbeitet. Es darf eh bezweifelt werden, ob die Extremisten das überhaupt wollen.

  7. 55.

    ...will sagen, es geht dem CDU-Politiker nur um Machterhalt und nicht um Politik. Wer hätte das gedacht...

  8. 54.

    Der Begriff "Demokratie" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Herrschaft des Volkes".
    In einer Demokratie dürfen alle Menschen frei ihre Meinung sagen, sich versammeln, sich informieren.
    Und wenn die Regierung ihre Arbeit schlecht macht, kann das Volk bei der nächsten Wahl eine andere Regierung wählen.
    Die Schweizer Demokratie geht sogar noch weiter, welche man dann eigentlich als "die Wahre Demokratie" bezeichnen kann, nämlich durch Volksabstimmungen.

  9. 53.

    Einem Merz ist es doch völlig egal, mit wem er regiert, Hauptsache er wird Kanzler...

  10. 52.

    Das ist das Dilemma der Demokraten: Sie sind zu tolerant den Intoleranten gegenüber. Nur weil jemand demokratisch an die Macht kommt, ist er noch lange kein Demokrat. Siehe Hitler oder Putin oder Erdogan oder, oder. oder.

    Äußerungen der AfD wie: "Wir werden sie jagen!" oder: "Wir werden aufräumen im Miststall der Demokratie!" die zeigen meiner Meinung nach genau wohin die Reise geht: In die Diktatur.

  11. 51.

    Was ist ihr Problem? Herr Merz ist CDU-Vorsitzender und kein Bürgermeister. Ansonsten gilt auch für sie Kommentar Nr. 50.

  12. 50.

    Eine "Demokratie" im Sinne der Rechtsextremisten hier wird es nicht geben. Diese Demokratie ist wehrhaft gegen ihre Feinde und deswegen ist das Geheule unter Rechtsextremisten groß.

  13. 49.

    Wieso wird hier der Begriff "Demokratie" so hochtrabend bemüht? Nur, weil eine Partei/deren Vertreter demokratisch gewählt wurden, heißt das ja nicht automatisch, dass man mit jenen Bündnisse eingehen muss.
    Speziell dann, wenn man diese Partei für eher demokratiefeindlich hält. Das schöne in der Demokratie ist ja auch, dass man mit denen Bündnisse eingeht, mit denen man will. Natürlich sollte man überlegen, warum deren Gegner so viele Stimmen bekommen und etwas dagegen unternehmen. Am wichtigsten ist aber erstmal, sich klar und lautstark gegen diese Strömungen zu positionieren und davon nicht abzuweichen. Mit anderen Worten: Merz hat Mist gemacht.

  14. 48.

    " Heißt also, entweder mit der nach links abdriftenden SPD, was immer mehr Wähler ablehnen, oder mit den Grünen, was noch weniger Wähler wollen, koalitionsfähig zu bleiben und Positionen zu teilen. "

    So eine Einschätzung kann nur von der Stimme der rechtsextremen AfD kommen und genau sowas leistet Merz Vorschub.

    Der Mann ist in der cDU unhaltbar geworden und das sehen die demokratischen Kräfte in der cDU auch so. Da hilft auch kein Schoßhund Linnemann mehr. Der Versuch eine Allianz mit Rechtsextremisten und Faschisten zu schmieden ist gescheitert.

    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/hans-rhein-merz-cdu-afd-100.html

  15. 47.

    Antwort auf April
    Stimme 100%ZU .
    Wird endlich Zeit das Politiker die Demokratie leben sollten sich auch Demokratisch verhalten.

  16. 46.

    Man muss sich das mal vorstellen 2020, der Chef der Linken in Forst/Lausitz hat sich gemeinsam mit der AfD dafür eingesetzt das der Bau eines neuen Jugendklubs der seid über 10 Jahren geplant ist nun endlich voranschreitet und gebaut wird. Darauf hin sollte er als Chef der Linken ausgeschlossen werden, keine der anderen Parteien hat es auf die Reihe bekommen weil ebend die AfD sich auch für den Neubau eingesetzt hatte.
    Er sagte dazu "unser Verständnis von Politik sollte sein, das man eine Mehrheit finden muss um Sachprobleme zu lösen. Andere finden das man das nicht darf. Weiter sagte er " man will sich der AfD nicht annähern sodern ein Projekt das schon seid mehr als 10 Jahren geplant ist,nun endlich in die Tat umzusetzen.
    Aber lieber hängen unsere Jugendlichen weiter auf der Straße rum ,bloß keine gemeinsame Sache mit der AfD egal wie sinnvoll sie auch ist.

  17. 45.

    Was ist ihr Problem?
    Haben Sie mit demokratisch gewählten Bürgermeistern ein Problem?

  18. 43.

    Ich finde, der Herr Merz hat sich in einer Demokratie genau richtig verhalten. Oder gibt es hier keine Demokratie mehr?

  19. 42.

    Antwort auf Vater
    Teil 2
    Habe aber ab Oktober Arbeit weil mich ein Unternehmer der mich von meiner Arbeit kannte ,einstellt und Dienstwagen schon bestellt ist und gerade noch umgebaut wird.
    Traurig von den Unternehmen in Deutschland das man aufgrund des Alters nicht eingestellt wurde oder weil die Anforderungen selber Auto zu kaufen nicht in deren Augen erfüllt wurden.
    Denn erpressen lasse ich mich nicht.
    Sieht gottlob auch die Agentur für Arbeit so.
    Habe schließlich erfolgreich gearbeitet

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