Brandenburger Tor in Berlin - Mehr als 10.000 Menschen zeigen ihre Solidarität mit Israel
Tausende strömten am Sonntag zum Brandenburger Tor, um ihre Solidarität für Israel zu bekunden. Bundespräsident Steinmeier rief alle Bürger zum Schutz jüdischen Lebens auf. Die Jüdische Gemeinde Berlin zeigte sich enttäuscht von der Teilnehmerzahl.
Mehr als 10.000 Menschen haben sich am Sonntagnachmittag laut Polizei am Brandenburger Tor in Berlin versammelt, um ihre Solidarität mit Israel zu zeigen. Die Veranstalter sprechen sogar von 25.000 Teilnehmenden.
Auf der Straße des 17. Juni schwenkten viele Demonstrierende israelische Fahnen, einige hielten Fotos von Geiseln hoch. Besondere Vorkommnisse oder Störungen gab es nicht, wie eine Polizeisprecherin sagte.
Jüdische Gemeinde enttäuscht über Teilnehmerzahl
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin äußerte Enttäuschung über die Teilnehmerzahl. Sie sei letztlich nicht mehr als ein hoffnungsvolles Zeichen, sagte Rabbiner Jonah Sievers in der rbb24 Abendschau. "Es wäre schön gewesen, wenn in dieser Stadt mit ihren 3,8 Millionen Einwohnern noch mehr Menschen den Weg dorthin gefunden hätten. Denn es geht nicht nur um uns Juden, sondern um unsere Gesellschaft an sich", so Sievers weiter.
Alle Reden, die am Brandenburger Tor gehalten worden seien, seien rundweg richtig gewesen, sagte Sievers dennoch. "Was gesagt wurde, hat der verunsicherten jüdischen Gemeinde gutgetan."
"Israel hat das Recht, sich gegen diesen Terror zu verteidigen."
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier alle Bürgerinnen und Bürger zum Schutz des jüdischen Lebens in Deutschland aufgerufen. Dieser Schutz sei Staatsaufgabe, "aber er ist auch Bürgerpflicht", sagte Steinmeier. "Ich bitte wirklich alle Menschen in unserem Land, diese Bürgerpflicht auch anzunehmen."
Angesichts antisemitischer Ausschreitungen der vergangenen Tage nannte es Steinmeier "unerträglich, dass Jüdinnen und Juden heute wieder Angst haben - ausgerechnet in diesem Land". Es sei unerträglich, dass jüdische Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule schickten und das Berliner Holocaust-Mahnmal von der Polizei geschützt werden müsse. "Jeder einzelne Angriff auf Jüdinnen und Juden, auf jüdische Einrichtungen ist eine Schande für Deutschland." Steinmeier sagte: "Antisemitismus ist eine rote Linie." Israel-Hass, der sich auf den Straßen entlade, dürfe nicht geduldet werden.
"Noch nie seit dem Ende der Schoah wurden so viele Jüdinnen und Juden ermordet", sagte Steinmeier. "Israel hat das Recht, sich gegen diesen Terror zu verteidigen. Und Deutschland steht dabei fest an Israels Seite." Gleichzeitig treffe der Terror auch Menschen im Gazastreifen, deren Interessen die Hamas nur zu vertreten vorgebe.
Emotionale Rede von Angehöriger
Viele Demonstrierende hatten Tränen in den Augen, als die Angehörige Roni Roman ein Geburtstagslied für ihre Schwester anstimmte, die mit ihrem Kind von der Hamas entführt worden war. "Heute ist der Geburtstag meiner Schwester, ich stehe hier vor Ihnen alleine. Ich weiß nicht wo sie ist, ich kann sie nicht in die Arme nehmen", sagte Roman. "Die Zeit läuft ab für meine Schwester und mehr als 200 Menschen, die in Gaza gefangen gehalten werden."
Israelischer Botschafter warnt vor Terror, Berlins Regierender Wegner sichert Schutz zu
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, warnte vor einer Ausbreitung des Terrors. Oft werde vor einem Flächenbrand durch den Nahostkonflikt gewarnt, sagte Prosor. Aber auch in Deutschland müsse ein Flächenbrand verhindert werden, "sonst kommt der Terror aus dem Gazastreifen auch in Deutschland an", sagte Prosor angesichts der antisemitischen Ausschreitungen in Deutschland der vergangenen Tage.
Als letzter Redner betrat am späten Nachmittag der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Bühne. Das Existenzrecht und Selbstverteidigungsrecht Israels seien nicht verhandelbar, betonte er in seiner Rede. Der jüdischen Bevölkerung in Berlin sicherte er zu, dass alles für ihren Schutz getan werde. Brandanschläge auf Synagogen und Angriffe auf Jüdinnen und Juden seien Angriffe auf das Herz der Stadt. Das werde man nicht zulassen. Man werde sich auch nicht spalten lassen, sagte Wegner. Er verwies darauf, dass viele Menschen mit arabischen Wurzeln genauso den Frieden wollten.
Breites Bündnis rief zur Demo auf
Ein breites Bündnis verschiedener Organisationen und Parteien hatte zu der Kundgebung gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel am Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen. Daran beteiligen sich auf Initiative der Deutsch-Israelischen Gesellschaft fast alle Parteien und Religionsgemeinschaften genauso wie Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände.
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.10.2023, 16:30 Uhr
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