Vier Jahre nach rassistischem Terroranschlag - Tausende Menschen gedenken in Berlin der Opfer von Hanau

Di 20.02.24 | 12:40 Uhr
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Menschen gedenken am 19.2.2024 der Opfer von Hanau am Berliner Oranienplatz. (Quelle: rbb24/Julia S.Fischer)
Video: rbb24 Abendschau | 19.02.2024 | Laurence Thio, Max Kell | Bild: rbb24/Julia S.Fischer

Mehrere tausend Menschen haben am Montagabend in Berlin an die Opfer des rassistisch motivierten Terroranschlags von Hanau (Hessen) vor vier Jahren gedacht. Laut Polizei wuchs die Versammlung auf der Sonnenallee in Neukölln am Abend von anfangs 700 auf etwa 3.200 Menschen an. Unter dem Motto "Vier Jahre Hanau - Die Konsequenz ist Widerstand" war zu einem Demonstrationszug aufgerufen worden.

Etwa 250 Polizeikräfte waren im Einsatz. Neben den Opfern des Anschlags von Hanau war auch der Krieg in Gaza als Demonstrationsgrund angekündigt worden.

Während der weitgehend friedlichen Kundgebung sei es vereinzelt zu Fällen von Volksverhetzung, Beleidigungen, körperlichen Angriffen und der Verwendung von Symbolen verfassungswidriger Organisationen gekommen, sagte ein Polizeisprecher. Auch die Parole "From the river to the sea" sei vereinzelt gerufen worden. Sie bezieht sich auf das Gebiet zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer - womit die islamistische Hamas dem Staat Israel faktisch das Existenzrecht abspricht.

Laut Polizei wurden die Personalien von 15 Personen aufgenommen und 21 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Zwei Polizeibeamte erlitten den Angaben zufolge Verletzungen, konnten ihren Dienst aber fortsetzen.

Keine Flaggen in Kreuzberg

Für andere Kundgebungen, wie am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg, hatten die Organisatoren dagegen darauf hingewiesen, das Gedenken nicht zu politisieren und keine entsprechenden Flaggen mitzubringen - dies entspreche den Wünschen der Hinterbliebenen.

Am Montag war auch bei der Berlinale an die Opfer des Anschlags erinnert worden. Auf dem roten Teppich vor dem Berlinale Palast versammelten sich Filmschaffende, um der Getöteten zu gedenken.

Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Rechtsextremer mehrere Cafés und Bars überfallen und auf Menschen mit Migrationsgeschichte geschossen. Neun Männer und Frauen wurden dabei ermordet, anschließend erschoss der Täter seine Mutter und sich selbst. Sechs weitere Menschen wurden verletzt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 19.02.2024, 19.30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Also ist es nicht möglich, gleichzeitig geisteskrank und rechtsradikal zu sein? Ich denke schon...

  2. 9.

    Ein Gericht hätte wahrscheinlich, wenn er sich nicht selbst getötet hätte, den Täter aufgrund seiner schweren psychischen Störung, die Schuldunfähigkeit festgestellt und die unbefristete Unterbringung in einer forensisch-psychiatrischen Einrichtung beschlossen. Damit wäre auch ein oder das Motiv hinfällig, wenn ein Mensch an massiven Wahnvorstellungen leidet.

  3. 8.

    ...und wenn wir ehrlich sind, ist das ein Schlag ins Gesicht von allen Opfern von rassistischer Gewalt...

  4. 7.

    Die größte Frechheit ist, dass diese abscheuliche Tat nicht zu den rechtsradikalen Verbrechen gezählt wird, da der Täter "nur geisteskrank" war...

  5. 6.

    Wenn ein paar Tankies und Pro-Palästina-Fans meinen, das Gedenken an den rassistischen Anschlag in Hanau vereinnahmen, mit ihren Forderungen verknüpfen und damit intrumentalisieren zu müssen, dann ist das schon eine Form von Missbrauch des Gedenkens - was bei den zu der Demo in Neukölln aufrufenden Gruppen allerdings vorher absehbar war - leider. Ich hoffe, das wird denen die Augen öffnen, die aus aufrichtigen Gründen zur Demo sind. Für mich war das jedenfalls der Grund, warum ich "nur" am O-Platz war.

    Das Gedenken dort war jedoch nicht, wie im Artikel angedeutet, unpolitisch oder entpolitisiert, im Gegenteil!
    "das Gedenken nicht zu politisieren [...] entspreche den Wünschen der Hinterbliebenen" ist schlechter Journalismus! Das ist (bestenfalls) verkürzt und sinnverdrehend. Es war Wunsch der Hinterbliebenen, das Gedenken nicht zu instrumentalisieren, ein ziemlicher Unterschied! Genau das haben die Organisator_innen der Demo in Neukölln aber getan - einfach nur respektlos.

  6. 5.

    Wenn ein paar Tankies und ihre Pro-Palästina-Fans meinen, das Gedenken an den rassistischen Anschlag in Hanau vereinnahmen, mit ihren Forderungen verknüpfen und damit intrumentalisieren zu müssen, dann ist das schon eine Form von Missbrauch des Gedenkens.
    Das war aber bei den zu der Demo in Neukölln aufrufenden Gruppen vorher absehbar - leider. Ich hoffe, das wird nun auch denen klar, die aus aufrichtigen Gründen zur Demo gekommen sind. Für mich war das jedenfalls der Grund, warum ich "nur" am O-Platz war.

    Das Gedenken dort war jedoch nicht, wie im Artikel angedeutet, unpolitisch oder entpolitisiert, im Gegenteil!
    "das Gedenken nicht zu politisieren [...] entspreche den Wünschen der Hinterbliebenen" ist schlechter Journalismus! Das ist (bestenfalls) verkürzt und verdreht den Sinn. Es war Wunsch der Hinterbliebenen, das Gedenken nicht zu instrumentalisieren, ein ziemlicher Unterschied! Genau das haben die Organisator_innen der Demo in Neukölln aber getan - einfach nur respektlos.

  7. 4.

    Ferhat hat auf Einladung am Oranienplatz schon sehr deutlich seine Meinung gesagt. Aber es gibt eben leider nur sehr wenige Politiker, die sich konsequent für die Überwindung von Rassismus einsetzen. Deswegen müssen wir selbst aktiv werden, damit unsere Enkel es hoffentlich diesbezüglich leichter haben.

  8. 3.

    NieWiederIstJetzt:
    "Die Angehörigen der Opfer von Hanau hatten sich ausdrücklich einen Missbrauch der extremistischen Tat für tagespolitische Ereignisse verbeten. Natürlich wurde sich nicht daran gehalten."

    Aber es gab doch gar keinen Missbrauch! Und natürlich dürfen die Angehörigen der Opfer bitten, aber nicht verbieten. Und jeder darf - im Rahmen der Gesetze - seine Meinung dazu sagen. Der Anstand gebietet natürlich Empathie und Respekt.

    An der Verknüpfung der Demo mit anderen Themen, die nichts mit Hanau zu tun haben, waren keine Politiker beteiligt.

  9. 2.

    Die Angehörigen der Opfer von Hanau hatten sich ausdrücklich einen Missbrauch der extremistischen Tat für tagespolitische Ereignisse verbeten. Natürlich wurde sich nicht daran gehalten.

  10. 1.

    Soll seine Mutter nicht zu den Opfern zählen? Die Formulierung ist komisch im Artikel. Ich würde zehn Opfer zählen - also die Mutter inklusive.

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