Oberschule in Cottbus - Ministerium stuft mutmaßliche Lehrer-Übergriffe als ausländerfeindlich ein
Ein Lehrer soll an einer Oberschule in Cottbus einen jungen Syrier und einen Tschetschenen verletzt haben. Das Innenministerium zählt die Vorfälle nun in einer Statistik zu den ausländerfeindlichen Taten. Von Sebastian Schiller und Jo Goll
Das Brandenburger Innenministerium stuft die mutmaßlichen Übergriffe eines Lehrers an einer Cottbuser Oberschule vorerst als ausländerfeindlich ein. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Andrea Johlige im Landtag hervor [parldok.brandenburg.de].
Demnach listet das Innenministerium alle bekannt gewordenen Vorfälle unter "ausländerfeindlich/fremdenfeindlich" auf. Allerdings handelt es sich dabei um eine Eingangsstatistik, in die Straftaten so einfließen, wie sie zum Beginn der polizeilichen Ermittlungen erfasst werden. Zu den mutmaßlichen Vorfällen in Cottbus ermittelt die Polizei aktuell weiter zu einem möglichen rassistischen Hintergrund. Die Einstufung könnte sich also noch ändern.
Lehrer nicht mehr im Dienst
Dem Lehrer der Sachsendorfer Oberschule wird vorgeworfen, einen jungen Syrier und einen Tschetschenen verletzt zu haben. Der syrische Jugendliche ist mehrere Tage im Krankenhaus behandelt worden, nachdem der Lehrer ihn im September 2023 zunächst geschlagen und anschließend die Schulbank gegen dessen Brust gepresst haben soll.
Der Lehrer ist danach vom Schulamt an eine andere Schule im Spree-Neiße-Kreis versetzt worden, obwohl die Vorwürfe bereits bekannt waren. Rückblickend sei das ein Fehler gewesen, sagte der Leiter des Schulamts Cottbus, Uwe Mader, später gegenüber rbb24 Recherche und dem rbb Studio Cottbus. Ende März hatte sich das Schulamt offiziell bei zwei Schülern und ihren Familien entschuldigt.
Seit dem öffentlichen Bekanntwerden der Vorwürfe durch den rbb Mitte März ist der Lehrer nicht mehr im Dienst und wird auch nicht in den Schuldienst in Brandenburg zurückkehren, teilt das Bildungsministerium mit. Es macht keine Angaben dazu, ob der Lehrer von selbst gegangen oder entlassen worden ist.
Bildungsminister geht nicht von Rassismus aus
Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) wiederholte gegenüber dem rbb am Dienstag, dass er sich einen rassistischen Hintergrund der Taten nicht vorstellen könne. Nach den internen Ermittlungen im staatlichen Schulamt sei davon nicht auszugehen. "Alle - die Kollegen im Personalrat, die Kollegen aus der Schule, aus der Schulleitung - haben den Vorwurf der rassistischen Motivation aus ihrer Sicht für nicht gerechtfertigt gehalten", so Freiberg.
Auch der Bildungsminister hatte wie das Schulamt in dem Fall um Entschuldigung gebeten. Dem rbb sagte er, dass Gewalt gegen Kinder gar nicht gehe. Das sei eine rote Linie, die egal aus welchem Grund und unter welchen Umständen nicht überschritten werden dürfe.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.04.2024, 07:30 Uhr