75 Jahre Grundgesetz - Bundeswehr-Gelöbnis vor Berliner Abgeordnetenhaus löst geteiltes Echo aus

Fr 10.05.24 | 16:32 Uhr
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Rekruten stehen bei einem feierlichen Gelöbnis von rund 180 Rekrutinnen und Rekruten der Gebirgsjägerbataillone 232 und 233 aus Bischofswiesen und Mittenwald im Hofgarten der Münchner Residenz. (Quelle: dpa/Matthias Balk)
Video: rbb24 Abendschau| 10.05.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Matthias Balk

Das geplante Gelöbnis von Rekruten der Bundeswehr vor dem Berliner Abgeordnetenhaus ist in der Landespolitik auf unterschiedliche Reaktionen gestoßen.

Verhalten äußerte sich Torsten Schneider, Parlamentarischer Fraktions-Geschäftsführer der in Berlin mitregierenden SPD. Termin und Einladung seien "eher überraschend" gekommen, sagte er dem rbb. "Der Fraktionsvorstand wird jemanden schicken." Schneider sprach auch von einem "ungewöhnlichen Format" und erklärte, dass sich die Fraktion noch mit dem Gelöbnis befassen werde.

Die Präsidentin des Abgeordnetenhauses, Cornelia Seibeld (CDU), hatte angekündigt, dass die Veranstaltung am Abend des 22. Mai vor dem Berliner Landesparlament stattfinden solle. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) habe bereits zugesagt, so Seibeld.

Kritik von der Linken

Überrascht zeigte sich auch der fraktionslose Abgeordnete Alexander King, der Mitglied im Bündnis Sahra Wagenknecht ist. Er verstehe das politische Symbol nicht ganz, so King. Zwar sei die Bundeswehr eine Parlamentsarmee. Aber das Berliner Abgeordnetenhaus sei nicht der Deutsche Bundestag. "Ich muss auch sagen, dass in Zeiten, wo es viele Debatten über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht und Kriegstüchtigkeit und Aufrüstung gibt, ich das Gefühl habe: Das ist vielleicht auch eine Instrumentalisierung der Soldaten und das würde ich nicht so gut finden."

Klar gegen das Gelöbnis positioniert sich der Parteinachwuchs der Linkspartei. "Wir finden es nicht gut, dass die Militarisierung und die Aufrüstung so in die Öffentlichkeit gestellt werden, und würden uns wünschen, dass soziale Berufe oder allgemein Berufe, die die Gesellschaft am Laufen halten, genauso geehrt werden wie die Bundeswehr", begründet Johannes Franck, Mitglied im Landessprecherinnenrat der Linksjugend solid, die Ablehnung.

Die Grünen, die sich in der Vergangenheit distanziert zu öffentlichen Gelöbnissen verhalten haben, werden an der Veranstaltung teilnehmen. Fraktionssprecher Sebastian Brux sagte dem rbb, man werde "angemessen" vertreten sein. Auf jeden Fall werde die Vorsitzende Bettina Jarasch kommen.

75-jähriges Jubiläum des Grundgesetzes

Die AfD-Fraktionsvorsitzende Kristin Brinker stellte sich auch inhaltlich und in aller Form hinter das Rekruten-Gelöbnis. Ihre Fraktion begrüße dies "uneingeschränkt", sagte Brinker. Die Bundeswehr sei Teil der Gesellschaft und Soldaten leisteten "einen wichtigen Dienst für unser Land". "Es ist deshalb notwendig, den Soldaten auch zu zeigen, dass die Gesellschaft hinter ihnen steht."

Anlass für die Zeremonie mit 30 jungen Rekruten sowie Angehörigen und Gästen am Vorabend des 23. Mai ist laut Parlaments-Präsidentin Seibeld der 75. Geburtstag des Grundgesetzes.

"Mit der veränderten sicherheitspolitischen Lage in Europa und der Welt ist der Fokus auch auf die Bundeswehr schon ein anderer geworden, auch in der Bevölkerung", sagte die CDU-Politikerin. Es sei daher ein guter Anlass, um den Kontext zwischen den im Grundgesetz verbrieften Werten und der Bundeswehr als Parlamentsarmee deutlich zu machen.

Zu erwartbaren kritischen Stimmen äußerte sich Seibeld auch. "Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft. Und bei fünf Fraktionen, die bei uns im Haus vertreten sind, ist es eher die Regel, dass nicht alle einer Meinung sind." Das gehöre ihrer Ansicht nach zur politischen Auseinandersetzung dazu.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.05.2024, 16 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    Ich glaube, Sie haben mich missverstanden. Ich meine vornehmlich die politischen Schreihälse. Die und deren Familien werden wir sicher nicht dort sehen.

  2. 16.

    Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher ! Noch wiegen sich alle in Sicherheit und gehen davon aus, dass der Kelch an ihnen vorbeiziehen wird. Wenn aber die vollmundigen Versprechungen gegenüber der Ukraine nicht nur Lippenbekenntnisse sind, dann muss man auch deutsche Soldaten an der Front einkalkulieren, wo auch immer der Frontverlauf sein wird. Natürlich damit auch verbunden, einen großen Krieg.

  3. 15.

    Respekt erwirbt man sich. Er wird weder durch Arbeitskleidung noch Glockenspiel verliehen. Feuerwehrleute haben z.B. meinen höchsten Respekt.

  4. 14.

    Da sind sie wieder die Deutschen, die ihre Politik auch mit Gewalt durchsetzen wollen und dafür Mittel vorhalten um diese bei Gelegenheit einsetzen zu können.

  5. 13.

    Ich gebe zu es hat sehr lange gedauert. Fast 35 Jahre habe ich in der Nostalgie einer gerechten und friedlichen Welt gelebt.
    Jetzt bin ich angekommen, in der Realität und in dieser demokratischen Bundesrepublik.
    … nach allem was vorgefallen ist kann „Linken“ Meinung nicht mehr teilen.

  6. 12.

    Unsere Bundeswehr verdient viel mehr Beachtung und Respekt. Vielen Dank an die Kameradinnen und Kameraden für ihren Einsatz für Deutschland.
    Den verweichtlichen Jammerlappen aus der linken Ecke sollte man mal aufs Pöpöchen klopfen.

  7. 11.

    Wenn für Sie ein Gelöbnis schon Aggressionspotenzial beinhaltet, was für eine Kriegserklärung ist dann erst der Aufmarsch wie bei Putin mit Panzern und allerlei anderem Kriegsgerät?
    Für die jungen Menschen, die ggf. ihr Leben für uns alle riskieren, muss das Gelöbnis für alle sichtbar sein und auf diese Menschen sollten wir alle stolz sein. Ein öffentliches Bekenntnis zu Deutschland kann für andere Personen wie von der Polizei/ Feuerwehr usw. durchaus auch sinnvoll sein, um uns allen mal bewusst zu machen, dass man auf diese Menschen nicht einprügelt sondern ihnen Respekt erweist. Klappt leider aber nicht mehr bei vielen hier, egal von wo sie kommen, dort liegt das eigentliche Aggressionspotenzial!

  8. 10.

    "Ich will gar nicht erst versuchen zu erklären wozu Deutschland die Bundeswehr braucht ." Schade ! Warum versuchen Sie es nicht ? Glauben Sie auch, wie @ Gerd , das Putin demnächst "vor unseren Toren" steht?

  9. 9.

    Die Absicht ist doch eindeutig. Was ko... mich diese Aufrüstung, verbal und tatsächlich, an. Keinen Einzigen der aktuell Lauten werden wir je an der Front sehen. Deren Kinder auch nicht. Und meine Kinder übrigens auch nicht.

  10. 8.

    Nun ja, wenn sagenmermal Putin "vor den Toren" steht, wird Ihnen weder 110 noch 112 oder das Bemühen Ihres Verstands weiterhelfen. Und dass, egal wie die US-Wahl ausgeht, die europäischen Bündnispartner zukünftig in militärischen Angelegenheiten stärker zusammenarbeiten und auch die Wehretats aufstocken müssen, dürfte kaum noch ein Geheimnis sein. Nur falls Sie "Sommers" Kommentar nicht richtig verstanden haben sollten, Herr/Frau "Winter".

  11. 7.

    Z.B. Polizisten, Feuerwehrleute werden vereidigt, was anderes ist ein Gelöbnis im Prinzip ja auch nicht, und die sind permantent näher an Gefahren - denen des täglichen Lebens. Warum muss dies bei den künftigen Soldaten öffentlich mit "Tschingderassabum" geschehen? Es heisst ja immer "moderne Armee" - also kann man doch mit dem Abschneiden von ururalten Zöpfen beginnen. Ein Eid bleibt ein Eid - auch wenn es nahezu lautlos über die Bühne geht - bei Lehrern in Brandenburg z.B.
    Ein gewisses Aggressionspotential beinhaltet die Show schon.

  12. 6.

    Wenn jemand "von allen guten Geistern verlassen" ist, dann wählen Ich je nach Bedarf 110 oder 112 und für alle anderen Fällen bediene ich mich meines eigenen Verstands.

  13. 5.

    75 Jahre Grundgesetz als De-facto-Verfassung können grundsätzlich nur die vorherigen Bundesdeutschen feiern, nicht aber Diejenigen, die in die Geltung des Grundgesetzes erst später gelangt sind wie ehemalige DDR-Bürger oder die Bürger der beiden Teile Berlins, die dem allierten Status unterstanden. Für sie galt allenfalls Mittelbarkeit i. S. von Einzelentscheidungen.

    Demzufolge ist das Rekrutengelöbnis anlässlich 75 Jahren ausgerechnet in Berlin eine Geschichtsklitterung, denn der Zeitpfeil kennt nur eine Richtung, aber keine umgekehrte, dass sich die Gegenwart wie eine Folie über die Vergangenheit legen könnte. Ansonsten sind Soldaten Notnagel, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschieden sind, womit sie nicht abgewertet sind, aber auch nicht hervorgehoben.

  14. 4.

    Wie verkalkt kann man sein? Schon kurze Zeit nach der Gründung der Bundesrepublik wurde 1955 das GG angepasst und seitdem gibt es mit der Bundeswehr Streitkräfte in unserer Demokratie.

    Wer damit immer noch fremdelt hat den Schuss nicht gehört und lebt in einer traurigen Echokammer. Ich will gar nicht erst versuchen zu erklären wozu Deutschland die Bundeswehr braucht und dass dieser Tag eine bedeutende und oft auch emotionale Wegmarke im Leben der jungen Rekrut:innen und deren Familien darstellt.

  15. 3.

    Warum jetzt ausgerechnet Gebirgsjäger als Startbild bei diesem Artikel, der i.Z.m. einem Gelöbnis von Rekruten in Berlin steht, eingestellt wurde erschließt sich mir leider nicht.

  16. 2.

    Wenn dieser Geist dabei helfen würde, Deutschland und seine Partner vor ungebetenen Besuchen im Rahmen einer "Spezialoperation" zu bewahren, wäre das wirklich genial und kostensparend. Haben Sie vielleicht Vorschläge, wie man den "Guten Geist" im Bedarfsfall herbeiruft?

  17. 1.

    Als das Grundgesetz (GG) im Mai 1949 in Kraft trat, war es für Viele unvorstellbar, dass, angesichts der Erfahrungen und den Lehren (Entmilitarisierung & dem Frieden dienen) aus den Zeiten der Diktatur und des Krieges, die neu gegründete Bundesrepublik Deutschland jemals über Streitkräfte verfügen würde.
    Da erscheint mir insbesonderen dieses Gelöbnis, der Versuch den Geist, in dem einst das GG geschrieben wurde, symbolisch zu begraben.

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