Rechtliche Bedenken - Brandenburger Polizei setzt System zur Gesichtserkennung ein

Sa 03.08.24 | 11:32 Uhr
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Symbolbild: Eine Computergrafik zum Thema Gesichtserkennung ist auf einem Monitor am Landeskriminalamt zu sehen. (Quelle: picture alliance/dpa/Sven Hoppe)
Bild: picture alliance/dpa/Sven Hoppe

Für einen Ermittlungsfall hat die Polizei in Brandenburg ein Gesichtserkennungssystem eingesetzt. Das Innenministerium hält es für ein hilfreiches Instrument. Doch auch rechtliche Bedenken werden laut.

Ein System zur Gesichtserkennung der Polizei Sachsen ist auch in Brandenburg zum Einsatz gekommen. Laut Innenministerium handelt es sich bislang um einen Fall.

Eine Sprecherin des Brandenburger Innenministeriums in Potsdam teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit: "Das Landeskriminalamt des Polizeipräsidiums nahm das (...) System der Polizei Sachsen im Rahmen der polizeilichen Amtshilfe in einem Fall im Jahr 2024 im Rahmen der Bekämpfung der Eigentumskriminalität in Anspruch."

Nähere Angaben machte die Behörde mit Verweis auf noch laufende Ermittlungen nicht. Zuvor berichteten "Zeit online" und "nd", dass das umstrittene Gesichtserkennungssystem aus Sachsen in mehreren anderen Bundesländern zum Einsatz gekommen sei.

Gesichtserkennung auch in Berlin zum Einsatz gekommen

Im Zusammenhang mit der Suche nach der mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette hatte die Gewerkschaft der Polizei mehr Möglichkeiten bei der Verwendung von Gesichtserkennungsprogrammen gefordert.

In Berlin wurden Methoden zur automatischen Gesichtserkennung in zwei großen Ermittlungsverfahren zu "grenzüberschreitender Bandenkriminalität" genutzt, wie die Senatsinnenverwaltung im April sagte.

Innenministerium: System ist geeignetes Ermittlungsinstrument

Die Ministeriumssprecherin in Potsdam teilte mit, aus polizeifachlicher Sicht sei das System ein geeignetes technisches Ermittlungsinstrument. "Ohne ein solches würden polizeiliche Ermittlungen deutlich erschwert sein."

Das System könne bei Eigentumsdelikten zum Einsatz kommen, aber etwa auch zur Aufklärung von Enkeltrick-Betrugsfällen, Raubstraftaten, schwerer grenzüberschreitender Kriminalität und Drogenkriminalität. "Wichtig ist dabei zu beachten, dass grundsätzlich in jedem Einzelfall eines Einsatzes dieser Technik richterliche Beschlüsse vorliegen müssen."

Es erfolge ein Echtzeitabgleich zwischen Bilddaten, die zuvor aufgrund von Gerichtsbeschlüssen in das System eingepflegt wurden, mit Personen aus Fahrzeugen, die an den Kamerastandorten vorbeifahren.

Es erfolge keine Vorratsdatenspeicherung, so das Innenministerium. "Bei dem in Rede stehenden System handelt es sich nicht um Kesy 2.0 oder dessen Einführung durch die Hintertür." Die Anwendung der automatischen Kennzeichen-Erfassung in Brandenburg - das sogenannte Kesy-System - war rechtswidrig. Es stand wegen Datenschutz-Bedenken in der Kritik.

Grünen-Abgeordnete stellt sich gegen Gesichtserkennungssystem

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Marie Schäffer, lehnt das Gesichtserkennungssystem ab. "Nach mehreren Niederlagen vor Gericht für die unzulässige Vorratsdatenspeicherung von Autokennzeichen auf Brandenburger Autobahnen wurde nun offenbar ein noch problematischeres System eingesetzt, bei dem massenhaft Unschuldige gefilmt und ihre Gesichter automatisiert abgeglichen wurden", kritisierte Schäffer.

Sie verurteile diese Praxis scharf. "Ich fordere den Innenminister auf, hier sofort lückenlos aufzuklären, in welcher Form automatische Gesichtserkennung in Brandenburg zum Einsatz kam und wie Betroffene ihre Rechte geltend machen können."

 

61 Kommentare

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  1. 61.

    Gesichtserkennung, ja würde meinem Spiegel gut tun - fünf Tage Wacken. Menno ich werde alt. Tickets für '25 sind aber schon im Kasten.

  2. 60.

    In einer Gesellschaft, die das Motto ausgibt, dass nahezu allein "der Erfolg Recht" gäbe, aber sich gemeinhin weigert, den Preis im übertragenen Sinne dafür zu benennen, kann ich einer solchen Maßnahme überhaupt nichts abgewinnen. Es ist schon fast logisch, dass ein solcher "Erfolg" die "Einstiegsdroge" für alles Weitere sein wird, was von belegbarem Vorteil ist - ohne jegliches Ende.

    Um es in eine absurde Parallele zu bringen: Statistisch ließe sich eindeutig feststellen, dass ein überproportionaler Anteil an Gewaltdelikten von Männern oberhalb von 1,90 m Körpergröße und oberhalb von 90 kg ausgeübt wird. Dennoch würde ich sofort jeglicher Maßnahme widersprechen wollen, dass alle Männer dieser Kategorie jeden Morgen auf der nächstgelegenen Polizeiwache einzufinden hätte, um vorsorglich ein Alibi abzuliefern. Selbstredend wäre das von Erfolg beschieden.

  3. 59.

    Bis jetzt werden noch überwiegend Lichtbildvergleiche in Deutschland durchgeführt.
    Seit 2008 nutzt das Bundeskriminalamt ein Gesichtserkennungssystem (GES) zur Identifizierung unbekannter Täter bei bestimmten Fällen. Noch ist die Gesichtserkennungssystem nicht generell gesetzlich bestimmt in Deutschland.
    Wozu diese Aufregung, wenn man sachlich dieses Thema durchleuchten will.
    Meine letzte Meinung zu diesen Thema heute, was jetzt unnütz zu persönlich wird.

  4. 58.

    Da macht es nichts, wenn private Daten in den Äther geschickt werden, woran sich andere Kriminelle bereichern können?

    Raten sie doch mal wo Kriminelle zuallererst zuschlagen? Bei einem privaten Nutzer oder einem Unternehmen die tausende von Datensätze bereithält?

  5. 57.

    Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Das machen manche Leute mehr oder weniger freiwillig.

    Wozu stellt man Millionen Mneschen unter Generalverdacht? Hier ist nun wirklich mal der Vergleich mit der DDR und der Stasi angebracht die auch ihre Bürger unter Generalverdacht stellte.

    Wo werden diese Daten gespeichert? Wie sicher sind diese Daten? Dabei denke ich nicht mal an Terroristen, man denke an letztens wo ein Update das Land fast lahmgelegt hatte.

    Was ich freiwillig herausgebe bestimme immer noch ich. Letztens wollte ein App eines bekannten Berliner Routerhersteller zur WLAN Optimierung unbedingt meine Standortdaten. Der Hersteller versichert es fließen keine Daten an ihn, die Datenkrake Google will das ab Android 9 so. Also Abbruch und die App war schneller deinstalliert wie installiert.

    Achja, wollten sie nicht ihre Daten hier veröffentlichen, sie haben doch nichts zu verbergen oder?

  6. 56.

    Um mit der Kriminalität mal „Herr zu werden" im Land, um unschuldige Menschen schützen zu können, dazu bedarf es die neue Technik.

    Eben nicht, dazu braucht es mehr Polizisten und keine Technik die noch mehr Mißbrauch fördert.

  7. 55.

    Was meinen Sie wie viele Internetbenutzer unbedacht ihre Personalien freiwillig hergeben stündlich an einem Tag?
    Da macht es nichts, wenn private Daten in den Äther geschickt werden, woran sich andere Kriminelle bereichern können?

  8. 54.

    Um mit der Kriminalität mal „Herr zu werden" im Land, um unschuldige Menschen schützen zu können, dazu bedarf es die neue Technik.
    Bei der biometrischen Gesichtserkennung wird über eine Kamera das Gesicht aufgenommen und bei wichtigen, nötigen Kontrollen verglichen (falls das gespeicherte Gesicht schon vorher gespeichert wurde) ob es sich um dieselbe Person handelt. Der Flughafen zum Beispiel ist „das Tor zu uns und raus in die Welt“.
    Ich sehe beim Datenschutz nur die Lücke, weil die Welt unterschiedliche Meinungen dazu hat, Daten missbraucht werden können und der Politik beim Datenschutz deswegen immer noch die Hände gebunden sind. Jede Veränderung in der heutigen Zeit ist ungewohnt, aber deswegen werden unschuldige Gesichter nicht zu schuldige gemacht bei der Gesichtserkennung. Sorry, wer Angst hat, scheint Flecken auf der Weste zu haben.

  9. 53.

    Datenschutz vs. Kriminalitätsbekämpfung...Was ist dem Bürger ein Stückchen mehr Sicherheit wert?

    Das ist im Ansatz schon Unsinn, es gibt kein versus. Totalüberwachung völlig unbescholtener Bürger hat überhaupt nichts mit Kriminalitätsbekämpfung zu tun, sondern mit dem Irrglauben man könne mit besserer Aufklärung, wenn überhaupt, Kriminalität verhindern.

  10. 52.

    Wer kein schlechtes Gewissen hat, sich an Ordnung und Gesetze hält, nichts zu befürchten hat,
    der hat bei einer Gesichtserkennung was dagegen?

    Dann veröffentlichen sie doch hier ihren Namen, Anschrift und Geburtsdatum, sie haben doch nichts zu verbergen oder?

  11. 51.

    Falsch. Es ist ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von uns allen.

  12. 50.

    Autsch, dis tut ja weh. Natürlich werden alle Gesichter gescannt, es sei denn, Straftäter haben ein Schild um den Hals: "Ich war das am, in ..."
    In DE AUfklärungsquote bei Mord 94%, in den USA 50% trotz Gesichtserkennung. Laut Recherchen der Organisation Murder Accountability Project und des Sender CBS lag die Aufklärungsquote im Jahr 2021 niedriger als in jedem anderen Jahr seit den Fünfzigern. Damals konnten Ermittler zwischen Los Angeles und New York etwa neun von zehn Tötungsdelikten aufklären.

  13. 49.

    Die Zahl der Unschuldigen, die durch KI identifiziert wurden, steigt stetig an. Ethisch absolut fragwürdig. Welche Folgen das hat ist am Fall einer 23jährigen in Detroit, hochschwanger, die vor ihren 2 Kindern verhaftet wurde und nicht nur gedemütigt wurde, sondern auch gesundheitlich gelitten hatte, offensichtlich. Erschreckende Realität. Und so gibt es sehr viele Fälle, Menschen durch falsche oder unscharfe Bilder zu Unrecht in Situationen kamen, ohne dass diese vor der Festnahme geprüft wurden.
    Wer will das tatsächlich? Da wähnt man sich unschuldig und dann das? Das ist Horror.

  14. 48.

    Die Behörden sollten gleich Bilder gesuchter Personen veröffentlichen, statt 2 Jahre später.
    Das wäre ein wirksamer Schritt zur Verbrechensbekämpfung, statt mit einem aufwendigen Gesichtserkennungssystem
    ein Jeden unbescholtenen Menschen zum potentiellen Verbrecher abzustempeln.
    Wir leben doch nicht in China!

  15. 47.

    Lesen Sie sich einfach mal die Nachteile zur Gesichtserkennung durch.

  16. 46.

    Ein Irrglaube Ihrerseits.

  17. 45.

    Absolut begrüßenswert, wer sich nichts zu Schulden kommen lässt, muss nichts befürchten. Schnelles Aufklären von Verbrechen führen zu mehr Sicherheit.

  18. 44.

    "verbergen" wirds immer gern genannt. Nein, ich möchte einfach frei sein, unbehelligt, könnte sonst auch eine Fußfessel tragen oder dauerfunkendes Überwachungsgerät.

  19. 43.

    Was Sie als froh bezeichnen, ist doch eigentlich nur eine Umschreibung für eine wenig effektive Polizei. Alles wurde heruntergewirtschaftet. Zum Teil auch ideologisch motiviert. Polizei sieht man heute überwiegend bei Demonstrationen aller Art und dann auch gleich zu Tausenden. Man stelle sich mal vor, man hätte die Milliarden, wie auch im Kampf gegen rechts und für die Bearbeitung von Migrations-Delikten incl. Kosten für Justiz usw. in Verbrechensbekämpfung, Ausrüstung und Personal investieren können.

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