Berliner Senat - Streit wegen Umgang mit Cannabis-Anbau verschärft sich

Do 15.08.24 | 18:59 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Symbolbild: Eine Hanf-Pflanze. (Quelle: dpa/Joerg Waterstraat)
Video: rbb24 Abendschau | 15.08.2024 | Tobias Schmutzler | Bild: dpa/Joerg Waterstraat

Auch vier Monate nach der Teil-Legalisierung von Cannabis herrscht in Berlin noch Unklarheit in einem wichtigen Punkt: Wer genehmigt und kontrolliert den Anbau in Vereinen - das Land oder die Bezirke? Von Kirsten Buchmann

Zwischen der Senatskanzlei und der Gesundheitsverwaltung gibt es einen Dissens, was die Umsetzung der Teil-Legalisierung von Cannabis in Berlin angeht. Wie der rbb aus Senatskreisen erfuhr, will die Senatskanzlei, dass künftig das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Berlin dafür zuständig ist, den Cannabis-Anbau zu genehmigen und zu kontrollieren. Nach der Sommerpause solle eine entsprechende Vorlage im Senat beraten werden.

Die Gesundheitsverwaltung sieht dagegen noch keine Entscheidung für das Lageso. Staatssekretärin Ellen Haußdörfer erklärte per Pressemitteilung am Donnerstag, dass weiterhin eine Zuständigkeit der Bezirke diskutiert werde. Gegen das Lageso spreche, dass dafür eine Gesetzesänderung nötig wäre, die Zeit koste.

Die Senatskanzlei ist nach rbb-Informationen wiederum davon überzeugt, dass die Zuständigkeit beim Lageso per Rechtsverordnung angesiedelt werden kann. Das geht deutlich schneller als eine Gesetzesänderung. Sie verweist auf eine rechtliche Einschätzung der Justizverwaltung. Der Konflikt nimmt also regierungsintern an Schärfe zu.

Anträge werden derzeit nicht bearbeitet

In Berlin liegen bereits mehrere Anträge von Menschen vor, die in Cannabis-Vereinen die Pflanze anbauen wollen. Berlinweit gebe es 19 Anträge, erfuhr der rbb von Bezirksseite, darunter einen, der alles für den Antrag Nötige zusammen habe. Bisher ist aber offen, wer im Land Berlin diese Anträge überhaupt bearbeitet.

Die Senatsgesundheitsverwaltung sah dies als Aufgabe der Bezirke, was diese aber ablehnten und argumentierten, sie hätten zu wenig Personal. Dazu kommt, sagt der Bezirksbürgermeister von Spandau, Frank Bewig (CDU): "Es ist viel effizienter, wenn man das berlineinheitlich macht."

Der Anbau von Cannabis ist seit Anfang April in Deutschland teillegalisiert. Theoretisch dürfen auch in Berlin seit Juli Anbauvereinigungen Cannabis pflanzen und an ihre Mitglieder abgeben. Dafür müssen sie allerdings eine Erlaubnis beantragen. Weil in Berlin noch nicht geregelt ist, wer zuständig ist, bleiben die Anträge bisher liegen. Alle anderen Bundesländer haben das bereits geklärt.

Lageso-Personaldecke dünn

Christian Zander, der CDU-Gesundheitspolitiker im Berliner Abgeordnetenhaus, findet es richtig, die Aufgabe auf Landesebene anzusiedeln, "anstatt in jedem Bezirk jeweils eine Anlaufstelle zu schaffen". Zugleich sagt er, das Lageso "dürfte aber nicht in der Lage sein, ohne personelle Verstärkung diese Aufgabe mal ebenso mit zu erledigen."

Denn schon jetzt sei die Personaldecke dort in vielen Bereichen zu dünn, wie etwa, um ausländische Abschlüsse in Gesundheitsberufen anzuerkennen. Die Cannabis-Anbauvereine zu genehmigen und zu kontrollieren dürfe "nicht zu Lasten anderer Bereiche erfolgen."

Hängepartie für die Bezirke

Die Diskussion, ob das Lagoso überhaupt die richtige Genehmigungs- und Kontroll-Stelle für die Cannabis-Anbau-Vereine ist, geht allerdings weiter.

Der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel (SPD), findet es zwar richtig, die Aufgabe zentral bearbeiten zu lassen. Er würde sich allerdings wünschen, sie durch einen einzelnen Bezirk erledigen zu lassen, weil sie ohne Gesetzesänderung arbeiten könnten: "Es gibt sehr viele leidenschaftliche Unterstützer dieses Gesetzes in den Bezirken. Jetzt sollte sich ein Bezirk bereiterklären, die Aufgabe zu übernehmen."

Die Lageso-Variante sieht Igel skeptisch, weil auch er die Rechtsauffassung vertritt, dass dafür Gesetze geändert werden müssen. Weil das dauert, rechnet er mit einer langen Hängepartie, in der die Bezirke einzeln über die Anträge entscheiden müssten, bis die Lageso-Zuständigkeit greift. "Es ist die ungünstigste Lösung, jetzt das Lageso damit beauftragen zu wollen", sagt Igel.

Offene Fragen

Die Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, Maren Schellenberg (Grüne), hält ein einheitliches Vorgehen, beim Lageso oder durch einen einzelnen Bezirk, sinnvoll. Aus ihrer Sicht blieben allerdings Fragen offen: "Wir haben zum Beispiel in Steglitz-Zehlendorf zwei Anträge, wo die Anbaugebiete in Brandenburg liegen. Wir stellen uns ernsthaft die Frage: Wie sollen wir da als Bezirksämter irgendwas kontrollieren?" Die Bezirke bräuchten klarere Informationen.

Der SPD-Innenpolitiker Martin Matz wiederum drängt darauf, die Frage nach zusätzlichem Personal zu beantworten. Ob es dafür mehr Geld gibt, müsse mit der Finanzverwaltung besprochen werden.

Berlin ist damit immer noch weit entfernt, das Cannabis-Anbauproblem zu lösen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.08.2024, 19:30 Uhr

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Beitrag von Kirsten Buchmann

98 Kommentare

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  1. 98.

    Was die Welt so bewegt?

  2. 97.

    "Was mich stört sind die ungleichen Maßstäbe und dass es eben nicht um Suchtvermeidung grundsätzlich geht, sondern um das Fingerzeigen."

    .....so sieht es aus, genau das stört mich auch und ich verstehe es auch nicht. Wie oft höre ich deutliche Aussagen gerade von Menschen, die, ich sag es mal diplomatisch, nicht gerade wenig Alkohol trinken. Da ich kaum Alkohol trinke und bisher noch nie irgendwas geraucht habe, stehe ich regelmäßig völlig ungläubig da und denke mir, was reden diese Menschen da. Merken sie eigentlich gar nicht mehr, wieviel Alkohol sie selber konsumieren? Warum kritisieren sie dann andere Menschen so sehr? Manchmal denke ich, es ist der gleiche Reflex, der teilweise auch zwischen Autofahrern und Radfahrern stattfindet.

  3. 96.

    "Was mich stört sind die ungleichen Maßstäbe und dass es eben nicht um Suchtvermeidung grundsätzlich geht, sondern um das Fingerzeigen."

    .....so sieht es aus, genau das stört mich auch und ich verstehe es auch nicht. Wie oft höre ich deutliche Aussagen gerade von Menschen, die, ich sag es mal diplomatisch, nicht gerade wenig Alkohol trinken. Da ich kaum Alkohol trinke und bisher noch nie irgendwas geraucht habe, stehe ich regelmäßig völlig ungläubig da und denke mir, was reden diese Menschen da. Merken sie eigentlich gar nicht mehr, wieviel Alkohol sie konsumieren? Warum kritisieren sie dann andere Menschen so sehr? Manchmal denke ich, es ist der gleiche Reflex, der teilweise auch zwischen Autofahrern und Radfahrern stattfindet.

  4. 95.

    Offensichtlich eine frühkindliche Prägung, wenn er zur Einschulung seinen ersten Rausch hatte!
    Die Tante hat ihn verführt!)))

  5. 94.

    "Was geht Sie das an?"

    .......Sie haben vollkommen recht, das geht mich eigentlich überhaupt nichts an. Aber Sie hätten mir ja auch nicht antworten müssen. Ich habe gerade Ihnen diese Frage gestellt, weil Sie alle Rauschmittel konsequent verbieten, für sich allerdings ein Bestimmtes weiter konsumieren wollen. Und jetzt kommt meine Frage dazu: finden Sie das eigentlich fair?

  6. 93.

    "»Am besten null Promille« – Fachgesellschaft ändert Empfehlung"
    "Ein Bier wird schon nicht schaden, ein Glas Rotwein gilt gar als gesund – so der Mythos. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ändert nun ihre Einschätzung: Es gibt keinen gesunden Alkoholkonsum."
    "Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät dazu, keinen Alkohol zu trinken – sie ändert damit ihre frühere Einschätzung. Auch in Maßen sei Alkohol nicht gesund, es gebe keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum, schreibt die Fachgesellschaft in ihrem neuen Positionspapier. »Alkohol ist eine psychoaktive Droge«, die als Ursache von mehr als 200 negativen gesundheitlichen Folgen wie Krankheiten und Unfällen identifiziert worden sei. Das Papier ersetzt den bisherigen Referenzwert für den empfohlenen Alkoholkonsum."

    Quelle Spiegel 16.08.2024, 10.57 Uhr"

    Das hat heute übrigens gerade der Spiegel veröffentlicht. Nur zu Ihrer Information.

  7. 92.

    Neben aller Gleichheit zwischen Alkoholkonsum und so bezeichnetem Rauschgiftkonsum - sprich: dass es eine Einstiegsdroge gibt, die bei Alkohol eben Bier heißt und in Bayern immer noch zum Grundnahrungsmittel gezählt wird, beim klass. Rauschgiftkonsum dies Cannabis sein KANN - neben diesem gibt es zugegebenermaßen Unterschiede in der letztendlichen Wirkung bei einer extremen Dosissteigerung.

    Kein Spirituosenkonsum reicht von der Wirkung an Dasjenige heran, was Folge von einschlägigem Drogenkonsum sein kann, bspw. Chrystal Meth. Deshalb ist es unabdingbar wichtig, die Vertriebswege zu kontrollieren. Portugal hat mit der Freigabe von Cannabis und der Kontrolle der Vertriebswege gute Erfahrungen gemacht - anders als die Niederlande, wo sich einschläige Clans die Vertriebswege gesichert haben.

    Es scheint typisch deutsch, auch noch den Eventualfall des Eventualfalles des Eventualfalles in einem Gesetz berücksichtigen zu wollen. ;-

  8. 91.

    ".....und Sie hatten noch nie einen Alkoholrausch? " Muß nicht unbedingt sein, bei "Ein, zwei Bierchen am Abend sind meine Freiheit" gehe ich eher von einem Spiegeltrinker aus.

    "Das Leben dreht sich zunehmend um die Droge Alkohol, andere Interessen werden vernachlässigt."

  9. 90.

    Was geht Sie das an? Natürlich war ich mal betrunken, ist doch kein Verbrechen! Das erstemal zu meiner Einschulung. Da gab es viel Eierlikör von der Tante!

  10. 89.

    Sie schreiben: “Ein, zwei Bierchen am Abend sind meine Freiheit.” Die gönne ich Ihnen gern. Gönnen Sie anderen ihren Joint?

  11. 87.

    Sie schreiben: “ich hoffe seit 60 Jahren, dass Cannabis nicht legalisiert sondern Besitz und Konsum als Straftat verfolgt wird. Nur so können wir unsere Jugend vor den Gefahren der Suchtdrogen schützen.”
    Wie kommen Sie darauf, dass die bisherige Strafbarkeit die Jugend geschützt hätte? Das Gegenteil ist der Fall.

  12. 86.
    Antwort auf [Ansgar] vom 16.08.2024 um 11:23

    Das war alles vorhersehbar nicht war @ Ansgar
    Und kommen Sie nicht wieder mit Ihren abgedroschenden Alkohoholverhleichen.
    Sie reden sich nur Ihren Cannabis Rausch schön.

  13. 85.

    Das ist die Theorie, genauso wie im zugekifften Straßenverkehr.
    Sie sehen ja selbst wie die Ratifizierung dieses Bundesgesetzes in den einzelnen Ländern läuft und welche Rechtsicherheit herrscht. Ich kenne persönlich Polizisten und Menschen die im Handel(Medikamente, etc.) für das Gesundheitswesen arbeiten. Man kann sich wirklich nur an den Kopf fassen, was hier gerade abgeht.
    Kleines Beispiel zum Verständnis für diesen Lauterbachschen Ausguss. Die 100m-Sichtfeldklausel vor Schulen. Der Hehler dreht sich einfach um 180Grd. und steht mit dem Rücken direkt vor/in der Schule.

  14. 84.
    Antwort auf [Ansgar] vom 16.08.2024 um 11:23

    Da diskutiere ich nicht!

  15. 83.

    .....und Sie hatten noch nie einen Alkoholrausch? Ich frage nur deshalb, weil Sie hier so vehement in der Argumentation auftreten. Oder wollen Sie mir jetzt schreiben, dass Sie Alhokol nur ausschließlich als Genussmittel benutzen? Und die Betonung liegt dabei auf ausschließlich. Ich möchte übrigens gar nichts verbieten. Sie sind derjenige, der damit argumentiert hat, dass man Rauschmittel konsequent verbieten sollte.

  16. 82.

    .....und Sie hatten noch nie einen Alkoholrausch? Ich frage nur deshalb, weil Sie hier so vehement in der Argumentation auftreten. Oder wollen Sie mir jetzt schreiben, dass Sie Alhokol nur ausschließlich als Genussmittel benutzen? Und die Betonung liegt dabei auf ausschließlich.

  17. 81.

    Hätten unsere Vorfahren nicht in jeder zweiten größeren Ortschaft eine Brauerei eröffnet, sondern sich auf den einschlägigen Anbau von Hanf spezialisiert, sämtliche Wirtschaftsminister dieses Landes hätten sich folglich auf internationaler Bühne für die Handelsfreiheit dieses Erzeugnisses eingesetzt. Ohne jegliche Ausnahme.

    Bis vor wenigen Jahren gab es in Bayern in den Betriebskantinen Bierautomaten, damit die Beschäftigten auch zwischen den Arbeitszeiten zu ihrem bewährten "Grundnaherungsmittel" kommen und so mancher Mann hält sich allumfassend für fahrtüchtig, soweit er denn aufrecht auf dem Autositz oder auf dem E-Scooter stehen kann. Der Rest ist das Problem der anderen.

    Was mich stört sind die ungleichen Maßstäbe und dass es eben nicht um Suchtvermeidung grundsätzlich geht, sondern um das Fingerzeigen.

  18. 79.

    So hab ich mir das gedacht, was einer der sich "Konservativer" nennt unter "konservativ" versteht:
    Kiffer in den Knast stecken und darauf "1-2 Bierchen" trinken.
    Und mit den "es waren doch nur 1-2 Bierchen Herr Richter" mit dem SUV durch die Gegend kariolen.

    Und das ganze dann noch als Werbung fürs AfD-wählen.
    Ja ist klar....hübsche Ordnung die Sie da vertreten. Wirklich hübsch.

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