Wahl-Reaktionen aus Berlin - Wegner sieht "Warnsignal" - Brinker einen "großartigen Erfolg"

Mo 02.09.24 | 19:20 Uhr
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Archivbild: Pressekonferenz mit Kai Wegner im Roten Rathaus Berlin am 21.08.2024. (Quelle: dpa/Bildfunk/Sebastian Gollnow)
Video: rbb24 Abendschau| 02.09.2024 | Viktoria Kleber und Vanessa Materla | Bild: dpa/Bildfunk/Sebastian Gollnow

Die Berliner Parteivertreter blicken sehr unterschiedlich auf die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen.

In beiden Ländern war am Sonntag gewählt worden. In Sachsen behauptete sich die die CDU als stärkste Kraft mit 31,9 Prozent der Stimmen. Knapp dahinter liegt die AfD. Drittstärkte Partei und die mit den größten Stimmgewinnen ist BSW (11,8 Prozent).

Bei der Landtagswahl in Thüringen ist die AfD laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis stärkste Kraft geworden (32,8 Prozent der Stimmen). Zweitstärkste Kraft ist die CDU, auf Platz drei auch hier BSW (15,8 Prozent). [mehr bei tagesschau.de]

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) reagierte besorgt auf die AfD-Erfolge. "Das ist ein Warnsignal für alle demokratischen Parteien der politischen Mitte", sagte Wegner dem rbb. "In Thüringen haben bei einer sehr hohen Wahlbeteiligung fast die Hälfte der Wählerinnen und Wähler populistischen Parteien ihre Stimme gegeben."

Wegner betonte, dass die CDU an ihrer "Brandmauer" zur AfD festhalten müsse: "Die CDU darf niemals mit einer Partei zusammenarbeiten, die zweifelsohne und anerkannt von Nazis geführt wird. Björn Höcke ist ein Nazi." Zum Unvereinbarkeitsbeschluss der Bundes-CDU gegenüber der Linken erklärte Wegner, die Linkspartei habe sich seiner Meinung nach überlebt.

Auch der Berliner SPD-Abgeordnete Orkan Özdemir zeigte sich angesichts der starken AfD-Ergebnisse besorgt. "Kritik an der Ampel ist kein Grund, erwiesene Neonazis zu wählen", sagte Özdemir dem rbb. Die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen hätten offenbart, dass die AfD die Themen setze und die demokratischen Parteien diesen nur hinterherliefen. Wichtige Themen wie soziale Gerechtigkeit würden dabei vernachlässigt.

Die Berliner Grünen sehen es als zu früh an, endgültige Schlüsse aus den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen zu ziehen. Die Landesvorsitzende der Grünen, Nina Stahr, erklärte dem rbb, dass sich "alle demokratischen Parteien zu weit von den realen Sorgen der Menschen vor Ort entfernt" hätten. Sie kritisierte zudem die Bundes-CDU und ihren Vorsitzenden Friedrich Merz: "Im Wahlkampf wurde Gift gespritzt." Stahr forderte eine gemeinsame Analyse, um zu verstehen, wie die demokratischen Parteien "gemeinsam besser" werden könnten.

Kristin Brinker, die Landesvorsitzende der Berliner AfD, bezeichnete das Ergebnis ihrer Partei in Thüringen als "großartigen Erfolg" und erklärte gegenüber dem rbb: "Es zeigt, dass sich unsere solide politische Arbeit bezahlt macht. Wir erhoffen uns dadurch Schwung für Berlin".

Zu möglichen Koalitionen äußerte sich Brinker nicht direkt, warb jedoch indirekt um Gespräche mit der CDU und ergänzte: "Die Brandmauer gegen die AfD ist fatal. Sie zeigt den Wählern nur, dass die AfD noch mehr Stimmen bekommt, wenn die Brandmauer jetzt nicht fällt." Der Fokus liege nun auf den kommenden Wahlen in Brandenburg, wo die AfD voraussichtlich von den Ergebnissen in Thüringen profitieren könne.

Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere CDU-Generalsekretär Mario Czaja forderte seinerseits die Landesverbände seiner Partei zu Gesprächen mit der Linken auf.

Er hält den Unvereinbarkeitsbeschluss der Bundes-CDU mit der Linken für falsch. Die vom Verfassungsschutz beobachtete AfD sei nicht mit der Linkspartei vergleichbar, betonte er gegenüber dem rbb. Die CDU-Landesverbände in Sachsen und Thüringen müssten die Möglichkeit haben, jenseits der AfD und ungeachtet der Vorgaben der Bundespartei nach Mehrheiten zu suchen.

Die Berliner Landesvorsitzende der Linken, Franziska Brychcy, nannte die Wahlergebnisse eine Zäsur für ihre Partei: "Die Linke hat in Sachsen unter fünf Prozent abgeschnitten und Ministerpräsident Bodo Ramelow kann die Koalition nicht fortsetzen. Aber ich glaube, dass die Chance besteht, dass die Linke wieder stärker wird, wenn wir den Menschen ein gutes Angebot machen." Die Abspaltung von Sahra Wagenknecht (BSW) von der Linken bezeichnete sie als schmerzhaft und dennoch richtig, da Wagenknecht auch am rechten Rand um Stimmen geworben habe.

Der aktuell fraktionslose Berliner Abgeordnete Alexander King (BSW) äußerte sich positiv zu den Wahlergebnissen in Sachsen und Thüringen: "Ich beglückwünsche die Kollegen, die Ergebnisse sind eine gute Motivation für unseren Parteiaufbau des BSW in Berlin." Eine Zusammenarbeit zwischen BSW und AfD schloss er jedoch kategorisch aus: "Das ist unvorstellbar. Ich erlebe hier im Abgeordnetenhaus die AfD und wüsste nicht, wo da die Anknüpfungspunkte sein sollten."

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.09.2024, 18:20 Uhr

 

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Man wählt rechtsextrem, wenn man die Ansichten teilt. Die Verantwortung wollen Sie nicht übernehmen, nach dem Motto, ich wähle rechtsextrem, weil andere mich dazu zwingen? Man wählt freiwillig in der Demokratie, selbstbestimmt, Sie tragen die Verantwortung für Ihr tun, Sie allein.

  2. 46.

    Wie sind Sie denn drauf?
    Und wie realistisch sind Ihre eigenartigen Thesen? "Unsere demokratische Rechtsform, unser Grundgesetz, soll abgeschafft werden." Kleiner 0,01%? Ihre Äußerungen klingen für mich sehr autokratisch. Ohne Toleranz funktioniert es nicht! So etwas nennt man Demokratie und Gemeinschaft. Nicht wer am lautesten brüllt gewinnt, sondern wer am besten überzeugt! Ihre Unterstellungen, der Ansichten der Wähler oder Befürworter von Parteien einer bestimmten Farbe, sind ja mittelalterlich!

  3. 45.

    Na klar. Und wenn jemand etwas Böses tut, dann weil er böse ist. So einfach ist das. Andere Gründe sind ausgeschlossen..

  4. 44.

    Viele Minderheiten bekommen Angst, dass 1Drittel gegen sie entschieden hat. Gegen Homosexuelle, gegen Frauen, gegen Behinderte.
    Das bedeutet die Wahl tatsächlich.

  5. 43.

    Habe dazu einen schönen Spruch gefunden:
    „Natürlich kann man AfD wählen, um die Regierung abzustrafen. Man kann ja auch sein Auto anzünden, um der Tankstelle und der Werkstatt eins auszuwischen.“

  6. 42.

    Und deshalb wählt man die Demokratie ab und wählt lieber Menschenfeindlichkeit, Rückschritt, Unfreiheit und den Austritt aus der EU?

    Weil Menschen zu uns kommen?

    Und wenn die Menschen nicht mehr da sein sollten, sitzen Sie hier in der Diktatur und dann? Was haben Sie denn dann positiv verändert? Unfreiheit, Verelendung und Einheitsmeinung gefallen Ihnen besser? Viel Spaß.

  7. 41.

    Das Menschen in der Geschichte immer wieder ähnliche Fehler machen und ganze Gesellschaften ins Verderben führen.

    Wenn Sie das auch nicht verstehen sollten, bitte nochmals fragen.

  8. 40.

    Haben Sie sich persönlich schon einmal Frage gestellt, warum Sie persönlich die Demokratie missverstehen, immer meckernd, immer wertend, aber wo ist Ihr persönlicher Beitrag, um diese Demokratie zu stärken? Demokratie heißt nicht, dass Sie sich zurückziehen und von außen meckern, oder ist das einfacher? Denken Sie immer daran, in der Diktatur kann man nicht mal mehr meckern.

  9. 39.

    Na dann freuen Sie sich bitte auf das, was Rechtsextreme anders machen, es muss herrlich werden, auch ohne ausgeschriebene Schimpfwörter. Vielleicht im Geschichtsbuch nach Überlagerungen zur Vergangenheit suchen, es lohnt sich.

  10. 38.

    Und die Rechtsextremen sind gar keine? Seit wann denn, hab ich was verpasst?

  11. 37.

    Ich lache immer noch. Wie kann man die Wähler rechtsextremer Parteien nur so verkennen, und denken, die wären rechtsextrem. Wie kommt man nur darauf? Sie wählen nur Rechtsextreme, sie selbst aber sind gar keine, deshalb wählt man die ja auch. Glauben Sie an diesen Unsinn?

    Mein Opa war auch kein Nazi, der wusste auch nicht, warum er in der NSDAP war, schließlich konnte er das ja nicht wissen, vollkommen unschuldig und ahnungslos.

  12. 36.

    Rechtsextremismus ist bekannt dafür, all die aufgezählten Probleme lösen zu wollen.

    Haben Sie auch noch richtige Argumente, vielleicht ist es ja auch nur die rechtsextreme Gesinnung, die zu dieser Wahl führt und die man hinter Scheinargumenten versteckt, weil die Wahrheit über Rechtsextremismus zu bitter ist?

  13. 35.

    Ja, so ist es, @SeckretGarden fällt hier durch knackige Sprüche auf, eienerseits wird jedem AfD Wähler eine Rechtsextremistische DNA unterstellt, und im späteren Kommentar die verfehlte derzeitige Politik beklagt.
    Daraus ergibt sich das nicht 30% der Wähler eine rechtsextremistische DNA haben, sondern dass es bei manch einem Wähler eine hilflose Antwort auf derzeitige Politik war, und dass der rechtsextremistische "Bodesatz" wesentlich niedriger ist.
    Ich finde, nur solch eine realistische Betrachtung seitens der Parteien kann den Weg aus der Missere aufzeigen.
    Bis dato wird die Wahl - Missere der Wählerschaft untergeschoben, und somit arbeiten die Parteien und deren Klientel an einer Eskalation, sprich die Wählerschaft der AfD und BSW weiter in die Höhe zu treiben.

  14. 34.

    " Eine Zusammenarbeit zwischen BSW und AfD schloss er jedoch kategorisch aus: "

    So auch in Thüringen und Sachsen. Bereits jetzt hat das BSW den
    etablierten Politikbetrieb durcheinander gewirbelt. Es lohnt sich also nach Alternativen Ausschau zu halten. Nach den Wahlen ist vor den Wahlen, deshalb sollte man die Leute weiter wohlwollend im Auge behalten. "Ohne Frieden ist alles nichts", wenigstens die haben s kapiert

  15. 33.

    Es ist schon erstaunlich, dass in Berlin eine Regierung da ist von der man so gut wie nichts hört. Welche Ziele haben Wegner und Co und wie weit sind sie damit? OK, die Friedrichstrasse wieder offen, keine neuen Radwege, der Bürgermeister hat eine neue Freundin, eine Senatorin wurde ausgewechselt, aber was sonst? Sind die Medienvertreter und vor allem ihre Taktgeber zufrieden? Solche Statements wie oben sind nur blauer Dunst.-

  16. 32.

    Bundestagswahl 2024 - bevor es zu spät ist

  17. 31.

    "Diese Nazis arbeiten seit Jahren mit subtilen, wie auch fetten Mittel, extrem abzulehnen. Und viele Wähler kapierns nicht."
    Es tut mir leid, aber diesen Satz verstehe ich nicht. Was wollten Sie mir damit schreiben?

  18. 29.

    Solange gewählt wird, haben wir eine Demokratie. Auch wenn die Ergebnisse von AfD und BSW stark ausfallen sollten.
    Und ich sage es noch deutlicher: Die Aufregung über die Erfolge von AfD und BSW in Ostdeutschland kann ich nicht nachvollziehen. Und wenn solche Ergebnisse unerwünscht seien, dann müsse man eben andere Politik machen.
    Wenn man etwas gegen Wahlergebnisse hat, wäre es da nicht besser, die Demokratie ganz abzuschaffen?
    Dann kann das die nur Quintessenz sein: Das sind Ergebnisse von freien Wahlen, von freien, gleichen und geheimen Wahlen. Wenn ich das nicht will: Wahlen abschaffen oder Ergebnis vorher festlegen.

  19. 28.

    Mich erinnert die Reaktion der Ampel auf die Wahl wie „Fliegen am Hundehaufen“. Alles sch….. und man genießt es ungestört und hängt dran bis nichts mehr geht. Das Elend voll auskosten auf Kosten der Bürger, der Wirtschaft und der Sicherheit.

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