"Vorpommern-Magistrale" - Stockender Streckenausbau zwischen Berlin und Rügen sorgt für Ärger

Sa 07.09.24 | 11:22 Uhr
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Archivbild: Kein Zug ist auf den Gleisen Richtung Insel Rügen zu sehen, links fahren Autos. Bild: picture alliance/Stefan Sauer
Bild: picture alliance/Stefan Sauer

Der von der Bundesregierung versprochene Ausbau der Bahnstrecke zwischen Berlin und der Insel Rügen (über Greifswald und Stralsund) auf eine mögliche Reisegeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde stockt. Inzwischen befürchten die Bürgermeister mehrerer Städte auf der Route gar, dass die sogenannte "Vorpommern-Magistrale" aus Kostengründen nicht gebaut werden könnte. Sie wandten sich deshalb mit einem Brandbrief an die Bundesregierung, wie der NDR (externer Link) berichtet, dem der Brief vorliegt.

"Sehr irritiert hat uns, dass die Bundesregierung die bereits begonnene Planung zum Jahresbeginn 2024 eingestellt hat", heißt es demnach in dem Schreiben, unterzeichnet von den Bürgermeistern von Anklam, Stralsund, Greifswald und Pasewalk. Aufgrund der öffentlichen Debatte zur Finanzierungssituation der Deutschen Bahn verstärke sich "zunehmend der Eindruck, dass der Ausbau aufgrund fehlender Investitionsmittel gefährdet ist", so die Bürgermeister.

LNG-Terminal fertig, Bahnstrecke fraglich

Der Streckenausbau soll zwischen Berlin und Stralsund eine Geschwindigkeit von 160 Kilometern ermöglichen, statt wie bisher 120 km/h. Die Reisezeit zwischen Berlin und der Urlaubsinsel Rügen würde sich damit um rund eine halbe Stunde verringern. Das Projekt war ohnehin geplant, wurde im vergangenen Jahr aber vorgezogen. Es war ein Zugeständnis ans Land Mecklenburg-Vorpommern, nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein LNG-Terminal für die Flüssiggas-Versorgung per Schiff auf Rügen bauen lassen wollte.

Das Terminal ist inzwischen in Betrieb, der rund 500 Millionen Euro teure Bahn-Ausbau dagegen stockt. Dabei hatte der Ostbeauftragte der Bundesregierung noch im Oktober 2023 gesagt, der Ausbau solle sogar schneller als ursprünglich geplant vonstatten gehen. Die Bahn konzentriert sich derzeit aber vor allem auf die teure Sanierung des Kernnetzes, angesichts von vielen Verspätungen.

Das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns wird im Bericht des NDR mit der Aussage zitiert, dass es derzeit noch keinen Beginn der Planungen gebe. Die Bahn soll das bestätigt haben. Grund sei die ungeklärte Finanzierung.

Die vier Bürgermeister planen nach ihrem Brandbrief bereits weitere mögliche Protestaktionen, unter anderem Mitte September in Berlin.

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.09.2024, 19:30 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Das Traurige ist,dass überhaupt nur von den Linken Parteien einschließlich BSW für die Bahn und den ÖPNV etwas zu erwarten ist. Und,man mag sich über die Gründe streiten warum,auch wirklich etwas geschehen ist,siehe Straßenbahn in den Neubaugebieten Berlins.Die größte Enttäuschung sind die Grünen für die das Auto und der LKW,so umweltschädlich es ist,auch das Maß aller Dinge sind,am besten noch mit Fracking Gas betrieben.Der Niedergang der Bahn ist grün mit Flugmanager Mehdorn unter Fischer.

  2. 30.

    Der Bau des LNG Terminal wurde jedoch nur mit der Zusage des Bahnausbaus als kuhhandel zusammen vereinbart.

    Danach gab das Bundesland M-V seinen Widerstand auf und es wurden über das bergamt Genehmigungen für die Planungen und Bau genehmigt. Danach wurden fischlaich-gebiete für den Bau geopfert. Unter anderem für Fanking-Gas aus den aus USA.

    Die Politiker und Bürger vor Ort fühlen sich jetzt richtig verarscht und sind sauer. Dies werden sie bis zur Bundestagswahl sicher nicht vergessen.

  3. 29.

    Letztlich ist alles ganz einfach: Das LNG-Terminal ist politisch gewollt, ein Bahnausbau hingegen nicht.

  4. 28.

    Von der AfD nun ganz bestimmt nicht, die setzt doch nur auf Individualverkehr.

  5. 27.

    Siegen lernen heißt von der französischen Bahn zu lernen, wo Personen- und Güterverkehr gleismäßig streng getrennt werden. Noch besser wären 6 Gleise: 2 für den Fernverkehr, 2 für den Regionalverkehr, 2 für den Güterverkehr.

  6. 26.

    Miteigentümer ist falsch. Die db AG gehört 100 % dem Staat. Vorteil in einer AG ist jedoch, dass der Staat die Schuld auf den aufsichtsrat und den vorstand schieben kann.

    Den Verkauf von DB Schenker finde ich (vergleichbar mit dem Verkauf kommunaler Wohnungen) für einen riesen Fehler. Niemand mit klaren Verstand (der länger denkt als bis zum feierabend) verkauft seinen goldesel. Dann schauen wir mal, wie die Defizite der DB Bahn AG ohne die Gewinne von DB Schenker in den Jahren weiter ansteigen

  7. 24.

    …die DB wird seit Jahren gegen die Wand gefahren.
    Warum gibt es dort keine fähigen Leute im Vorstand, die etwas ändern wollen und nicht nur völlig unverantwortliche Gehälter und Prämien kassieren???
    War guckt die Regierung als Miteigentümer seit vielen Jahren zu und zuckt mit den Achseln.
    Die DB gehört zu den am schlechtesten Geführten Unternehmen in Deutschland und ist inzwischen Schlusslicht in Europa.
    Warum lässt man nicht die Chinesen, ohnehin die kommende Weltmacht hier ran???

  8. 23.

    Ich kann mich noch an Zeiten erinnern,da wurde Fisch(Nordsee),Bier,etc.in fabrikeigenen Wagon vom Hersteller zum Verteillager gebracht,oder Südfrüchte zum Zentrallager.Migros in der (sozialistischen?)Schweiz kann das heute noch.Und wenn der LKW so teuer ist,frage ich mich,warum DB Schenker soviel mit dem LKW fährt.Offensichtlich sind die Trassengebühren (Maut) auf der Straße immer noch so niedrig,dass sich Bahntransport nicht lohnt.Und die DB erklärt ja auch jedem,dass nur Ganzzüge fahren sollen

  9. 21.

    Hauptsache ist doch, dass alle "wichtigen" Personen schnell von und nach Berlin durch die Ostzone in den Westen kommen, möglichst ohne Zwischenhalt. Was Rügen betrifft, ist die Binzer Bucht durch das LNG-Terminal jetzt oft von Lärm überzogen, der viele Gäste abschrecken wird. Die Bahn investiert sowieso lieber nur in spezielle Prestigeobjekte, da gehört Vorpommern nicht dazu.

  10. 20.

    Na ich bin mir sicher, daß dieses Problemchen von derAfD gelöst wird, nicht wahr?

  11. 19.

    Wenn die ampel ihre zusagen mal wieder nicht einhält, ist es nicht gerade vertrauenswürdig und demokratiefördernd. Die Leute verlieren das Vertrauen in die Politik.

    Die Vorgänger Bundesregierung hatte wohl auch die Verdopplung der fahrgastzahlen beschlossen. Es ist peinlich, dass der Bund dafür nicht mehr Geld zur Verfügung stellt. Es ist und bleibt sehr kuschelig z.B. im re5. Fast alle Bahnsteige wurden verkürzt, damit nicht längere Züge bestellt werden können. Viele versprechen. Viel Frust.

  12. 18.

    >“ Sollte dich mit heutigen technischen Mitteln wesentlich schneller gehen als beim ursprünglichen Bau der Strecke.“
    Wäre ne Idee. Nur… Deutschland! Nix mit schnell und so. Für ein drittes Gleis braucht es Land und Umweltverträglichkeitsgutachten und Konzepte und Baurecht und lange Planungen und viel viel Geld und und und… ;-)

  13. 17.

    Schienentransport hatte erst ab 79 Vorrang. Nur der LKW Transport ins Ausland war davon nicht betroffen,weil damit Geld verdient wurde, mit der Bahn hätte es Kosten verursacht. Schuld war die Verringerung der Öl Lieferungen aus der SU womit
    Strassentransport zu teuer wurde. Die SU hatte nämlich mitbekommen, das das preiswerte Öl vergoldet wurde. Nämlich in Form von Benzin und Diesel für Westberlin und die BRD. Der wenige verbliebene Diesel wurde für den Personenverkehr gebraucht. Deshalb auch der verstärkte Ausbau für den E-Betrieb und die lange Nutzung der Dampftraktion. Für beides wurde Kohle benötigt und davon war genug da. Deshalb ist es auch richtig das auf die Umwelt keine Rücksicht genommen wurde.

  14. 16.

    Der LKW gewinnt heutzutage das Rennen doch nicht wegen des Preises. Er gewinnt es, weil er zuverlässiger, flexibler, sehr viel schneller und vor allem direkt von Ort zu Ort nutzbar ist.
    Die 50-km-Regel war vielleicht in der DDR umsetzbar, als es republikweit Einheitsware zu kaufen gab und wenige Kombinate Massen vom jeweiligen Produkt an einem Standort hergestellt haben. Das ist sogar heute noch so, dass bei großen Konzernen Massengüter bevorzugt per Bahn transportiert werden - sofern diese denn eine pünktliche Lieferung der Rohstoffe garantieren kann. Daran scheitert es oftmals, so dass bereits Firmen auf den LKW umgestiegen sind, weil die Bahn nicht zuverlässig genug ist, obwohl der LKW teurer ist. Nur sind Produktionsstopps eben noch teurer. Und das Endprodukt braucht ja auch wieder jemand pünktlich geliefert.

  15. 15.

    "Wie wäre es mit parallelen Gütergleisen auf solchen Magistralen..." Wäre prinzipiell zwar eine gute Sache, aber dann gilt die Strecke als Neubau. Anwohner und Umweltverbände werden das zu verhindern wissen.

  16. 14.

    Wenn man (in diesem Fall die DB, das Bundesverkehrsministerium und der Verkehrsminister) auf Dauer schwarze Zahlen schreiben will, dann muss investiert werden. Es kann nicht sein, dass alle Projekte, falls sie überhaupt realisiert werden, in die Länge gezogen werden.
    Vielleicht müssen ja auch andere Zweige der deutschen Marktwirtschaft noch bedient werden, wie Spediteure, LKW- und Ölindustrie und der Straßenbau.
    Letztlich hätte die LG auch einen Grund weniger, um überhaupt zu existieren ;-))

  17. 13.

    Eine bekannte Leier, es besteht für den Ausbau der Verkehrswege Bedarf, die Planung wird abgeschlossen, aber die Realisierung vllt. irgendwann in abgespeckter Form über Jahre gestreckt oder auch nicht bzw. um Jahrzehnte später, in minimaler Konfiguration. Natürlich dann wieder mit kompletter Neuplanung....
    Oft fehlt nicht nur das 2. Gleis, was oft bis 1945 vorhanden war. Vllt. ist nicht nur ein 2. Gleis, sondern auch ein 3. oder 4. Gleis notwendig, um z.B. den Personen- vom Güter zu trennen.

  18. 12.

    Wie wäre es mit parallelen Gütergleisen auf solchen Magistralen, wenn man sowieso schon fast die ganze Strecke anfassen muß. Sollte dich mit heutigen technischen Mitteln wesentlich schneller gehen als beim ursprünglichen Bau der Strecke.

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