Reaktionen auf Assad-Sturz in Neuruppin - "Ich kann gar nicht glauben, dass der Diktator weg ist"

Mo 09.12.24 | 06:13 Uhr | Von Franziska Tenner
  27
Erleichterung bei vielen syrischen Geflüchteten in Neuruppin. (Quelle: rbb24)
Video: rbb|24 | 08.12.2024 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: rbb24

Rund 22.000 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit leben in Brandenburg. In Neuruppin sorgt der Sturz des Assad-Regimes bei vielen für Jubel. Einige hoffen auf eine Rückkehr in ihre Heimat, andere sind in Sorge vor dem Unbekannten. Von Franziska Tenner

Die Stimmung ist ausgelassen im Begegnungs- und Integrationszentrum Estaruppin in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin). Der Sturz Assads in ihrer Heimat bewegt alle hier. Die letzte Nacht habe kaum einer von ihnen geschlafen, berichten sie. "Das ist der beste Tag in meinem Leben", sagt Abdul Rahman Aldrobi. Auch Joumana Alfoush drückt ihre Erleichterung aus: "Manchmal habe ich ganz viel geweint und manchmal ganz viel gelacht. Ich kann gar nicht glauben, dass der Diktator weg ist."

Hoffnung auf Freiheit und Demokratie

Seit 2011 führte der nun geflohene Baschar al-Assad einen Krieg gegen Rebellen im eigenen Land, aber auch gegen die Zivilbevölkerung. Mehr als 500.000 Menschen wurden in diesem Bürgerkrieg getötet. Willkürliche Verhaftungen waren an der Tagesoerdnung. Mohamad Sakir
berichtet, dass sein Großvater, der lediglich eine Assad-kritische Meinung vertreten habe, 18 Jahre inhaftiert gewesen sei. Und Mohammad Aldrobi schildert das Misstrauen, das überall herrschte: "Die Leute haben gesagt, die Wände haben Ohren. Wir wussten nie, wem wir vertrauen dürfen."

Im Erdgeschoss feiern die Männer und Frauen, eine Etage höher im Begegnungszentrum Estaruppin findet die regelmäßige Sonntagsschule für die Kinder der syrischen Familien statt. Unterrichtet wird Arabisch und der Koran.

Für die Zukunft Syriens gibt es heute viele Wünsche und Hoffnungen. Ismail Hamzah sagt, er stelle sich vor, dass es in seinem Land Syrien künftig Gleichheit und Gerechtigkeit gebe zwischen den Menschen und zwischen den Religionen. Und Manar Mandzzen erklärt, er wünsche sich, dass Freiheit und Demokratie zurückkommen.

Syrer und Syrerinnen feiern den Sturz Assads

Ans Zurückgehen nach Syrien denkt hier vorerst noch keiner. Unter anderem, weil die Lage dort noch unübersichtlich ist. Aber auch, weil viele Kinder schon in Deutschland geboren wurden.
So sagt Soahel Shaia über seinen Sohn Dani, dass er bereits besser Deutsch als Arabisch spreche. Und sein Sohn Dani ergänzt: "Ich mag das Essen in Syrien nicht. Ich verhungere da."

In Neuruppin wird an diesem Tag wohl noch lange gefeiert.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.12.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Franziska Tenner

27 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 27.

    Mmh, dann ist ja der Fluchtgrund für viele Flüchtlinge erstmal weggefallen. Das zuständige Amt hat die Asylantragsbearbeitung gestoppt. Ich bin gespannt.

  2. 25.

    Naja, wenn Sie mal genau reflektieren würden, sollten Sie erkennen, dass die Geschichte meiner reinen Wörter diese nicht hergeben. Die entsteht ausschließlich in Ihrem Kopf. Ich kann nichts für Ihr Kopfkino. Ich dachte eher an Zeitreisen. Zurück mit den Bernds z. B. kurz vor D-Day oder so.

  3. 24.

    Durch die Befreiung durch Islamisten (ehemals Al-Qaida/Islamischer Staat) gern auch als "Rebellen" oder "Syrische Opposition" bezeichnet, geraten nun andere Bevölkerungsgruppen ins Visir. HTS wird nicht ohne Grund als Terrororganisation gelistet. Im ehemals sekulären Syrien leben auch Christen z. B. in Skelbieh, die nun ggf. nicht mehr sicher sind und einen Fluchtgrund haben ...

  4. 23.

    Menschen wandern immer, Bernd. Das war noch nie anders. Unsere gemeinsamen Vorfahren sind derart weit und global verteilt, dass sich diese Diskussion eigentlich erübrigt. Warum wanderten unsere Vorfahren aus? Also meine Vorfahren wanderten nach Amerika, Australien, Brasilien, Südafrika aus, weil sie sich vor Not und Krieg und Elend und Verfolgung in Sicherheit brachten. Und das ist heute nicht anders. Unsere Vorfahren wanderten in andere Länder ein und wurden aufgenommen, nicht immer gern, aber oftmals blieben sie. Gerade jene, die in der Ukraine siedelten, flohen 1914, damit sie nicht von den Russen nach Sibirien gebracht wurden, so wie es vielen Wolhynien-Deutschen erging. Sich mit der eigenen Geschichte zu befassen, lässt den Blick darauf anders erscheinen, denn eigentlich sind wir alle Wandernde, schon Generationen vor uns.

  5. 22.

    Denkt auch jemand daran, dass die Befreiung von Asad durch Islamisten erfolgte und dass damit eine neue Diktatur a la Afghanistan 2.0 möglich wäre?

  6. 21.

    Und das ist mit Abstand der eigenartigste Kommentar, den man hätte anders formulieren können, denn eine Meinung mit Diskriminierung abzuwürgen, ist unsachlich.

    Wohin nur mit den Theresen dieses Landes, wohin nur? Reflektieren.
    Bernd hat vielleicht Angst, darf er die nicht haben? Bernd macht sich Sorgen, darf er die nicht haben?
    Bernd möchte das öffentlich äußern, darf er das nicht?
    Reflektieren Sie mal. Antworten Sie einfach sachlich, damit helfen Sie allen ungemein.
    Der Umgang mit anderer Leute Meinung lässt erkennen, wer wir sind. Sie müssen diese Meinung nicht akzeptieren, trotzdem können wir vermeiden, derartig Abwertendes darauf zu antworten.

  7. 20.

    Die Frage wird doch zukünftig eher sein, wohin mit den Bernds dieses Landes?

  8. 19.

    Hallo "Moment mal "
    Mal ehrlich, wenn die CDU "sichere Gebiete " in einem Land sucht, wo seit 50 Jahren Diktatur,und seit 13 Jahren Krieg herrscht, in dem es keine funktionierende Verwaltung oder Infrastruktur gibt, dann ist das was? " Dummes Zeug " ist noch die harmloseste Bezeichnung, die mir einfällt!

  9. 18.

    Zum Ende eines Krieges würde Stabilität gehören. Glaube unser Olaf S. weiss gerade gar nicht wo vorne und hinten ist, dabei gäbe es für nen deutschen Kanzler gerade etliche Aufgaben !

    Irgendeiner in der SPD muss dem doch mal nen paar Inhalte soufflieren !

    Mandate ergeben übrigens nur Sinn, wenn sie auch robust sind. JETZT gibt es noch die Möglichkeit, ein befriedetes Syrien für ALLE zu schaffen.

    Alles wie immer ? Dann guckt der zu was andere machen und Syrien fällt an Russen und IS !

    Ab in den srischen Norden !

  10. 17.

    In allen Städten Feiern die Menschen das Ende des Bürgerkrieg, der seit 2011 tobte. Wieviel Leid für die Bevölkerung steht dahinter.
    Die politischen, die geopolischen Konsequenzen zeigen sich in den Tagen, die es für die Region geben wird, die es für die Welt bedeutet.
    Was bedeutet es, dass der Diktator plötzlich keine Freunde mehr hat. Was ist es für ein Signal, dass jetzt ein Asyl Verfahren zwei Stunden östlich von Berlin beginnt.
    Wer jetzt vom Zentrum der kreisstadt bis zur Fernverkehrsstraße denkt, wunder sich, das der Lack am pkw vom Vogelschiss unansehnlich sein könnte. Nun auch das ist ein Sicht auf die komplexen Sachverhalte.

  11. 16.

    Ja genau.
    Einen Tag nach dem Machtwechsel alle nach Hause schicken.

    Schade, dass man sie nirgendwohin verschicken kann. Gehen Sie doch bitte in irgendeine Diktatur und lassen Sie uns hier in Ruhe.

  12. 14.

    Es gibt einen winzigen Funken Hoffnung für die einen und den feiern sie. Und die anderen feiern ihren Sieg. Schließlich ist die Gruppe der Syrer in Deutschland nicht homogen und vertritt ganz unterschiedliche politische Interessen.

  13. 13.

    Nun warten wir darauf, daß die weiteren
    Diktatoren in dieser Welt auch noch zu Falk kommen !

  14. 12.

    Also, selbst Politiker (cDU) beraten über Rückführungen in ausreichend sichere Gebiete. Für beide Länder.

  15. 11.

    Weil das eine das andere nicht ausschließt und feiern und Freude nun eben mal ganz wichtige menschliche Bedürfnisse sind. Natürlich sind sich viele bewusst, dass erstmal abgewartet werden muss, wohin sich das Ganze entwickelt. Dass sich viele Syrer trotzdem erstmal freuen und Hoffnung haben, kann ich vollkommen nachvollziehen.

  16. 10.

    Gut, dass es so gekommen ist und hoffentlich geht es gut aus!
    Rückführung Debatte scheint zum Wahlkampfthema zu werden. Einfach widerlich mit den Leid der Syrer politische Vorteile zu erhaschen. Startgeld für Charterflüge für Heimkehrerende hat der Maskendealer Spahn vorgeschlagen.

  17. 9.

    Wenn „Abwarten“ das Gebot der Stunde ist, warum wird dann gefeiert? Das ein Diktator durch einen Anderen ersetzt wird? Denkt man ernsthaft, daß die hier Feiernden mit fliegenden Fahnen zurückkehren? Rechtsstaatlichkeit worauf hier gepocht wird, wird es da wohl nicht geben. Oder heißt es bloß Scharia? Aber macht mal…..

  18. 8.

    Ich glaube, dass dieses Ereignis ein Grund zum Feiern ist für geflüchtete Syrer weltweit. So viel Leid und Vertreibung ist schwer zu ertragen. Die Zukunft wird zeigen, wie die Rückkehr organisiert werden kann. Noch sind die Nachrichten frisch und die Freude ist sicher hoch. Familien werden unterschiedlich reagieren bei der Frage nach Rückkehr und das ist völlig verständlich.

Nächster Artikel