Skate- und BMX-Gelände - Ein Dach mit Symbolkraft für den Mellowpark
Der Mellowpark e.V. in Berlin-Köpenick kämpfte seit Jahren für eine Überdachung seines Skate- und BMX-Geländes. Nun wurde der Grundstein gelegt. Bessere Trainingsbedingungen rücken näher - und damit auch die sportliche Weltspitze. Von Friedrich Rößler
Dicke dunkle Wolken ziehen über die Köpenicker Spree in Richtung Berliner Mellowpark und lassen schlagartig ihre nasse Fracht auf eine kleine Feiergemeinschaft nieder. Die hatte sich am Dienstagmittag mit Kaffee und Kuchen vor vier Erdlöchern versammelt, um die Grundsteinlegung für eine Dachkonstruktion zu zelebrieren. Mellowpark-Vorstandsmitglied Max Tuchtenhagen bezieht in seiner improvisierten Festtagsrede den spontanen Wetterwechsel sofort mit ein: "Da seht ihr mal, warum wir hier so dringend ein Dach über dem Kopf brauchen." Denn in Windeseile ist die Rampenlandschaft "Rudis Resterampe" mit Pfützen bedeckt und dadurch unbrauchbar.
Mellowpark-Urgestein Tuchtenhagen erzählt weiter, dass man von diesem Tag lange geträumt habe. "Seit Jahren geben hier die Leute alles und nichts wird sichtbar, das ist seit heute endlich vorbei." Anschließend versenken Marco Brauchmann(CDU), Stadtrat für Weiterbildung, Kultur und Sport im Bezirk Treptow-Köpenick, und Robert Schaddach(SPD), Vorsitzender des Sportausschusses im Berliner Senat, unter Beifall zusammen eine Zeitkapsel in einem Trägerfundament. Und schon sind die Feierlichkeiten vorbei. Im Hintergrund herrscht viel Betrieb, schließlich rücken schon einen Tag später die Betonmischer an. Auf einem aufgestellten Schild ist das geplante Dach zu sehen, im Mai 2023 soll alles fertig sein.
Aufbruchstimmung nach langer Durststrecke
Die Dachkonstruktion ist fast identisch mit der vom Basketballplatz im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Für den BMX-Freestyle-Bundestrainer Tobias Wicke genau das richtige Vorbild. "Die Höhe stimmt, die Breite stimmt, du hast Schatten, es ist trocken und es weht ein Lüftchen." Ideale Bedingungen für den BMX-Sport seien das, berichtet der Berliner. Der ehemalige Weltspitzenfahrer konnte den Tag der Grundsteinlegung kaum erwarten, er sei mit Schmetterlingen im Bauch angereist. "Ich kenne den Mellowpark seit Tag Eins und bin voller Vorfreude, auf das, was hier demnächst passieren wird."
Die Überdachung von der auf BMX-Bedürfnisse abgestimmten Rampenlandschaft "Rudis Resterampe" ist nur der Anfang. Der Mellowpark als Landesstützpunkt BMX könne nach dem ersehnten Dach auch seine angrenzende Parklandschaft ausbauen. Damit wäre das Herzstück vom Skatepark wieder intakt. Freunde und Unterstützer hatten schon vor fünf Jahren für das "Projekt M" gespendet, danach setzte sich der SPD-Politiker Robert Schaddach für die Zukunft des Mellowparks ein. "Das Geld zu organisieren war schwierig. Es war schon bewilligt, aber konnte dann leider noch nicht abgerufen werden, sodass ich es erneut beantragen musste", erinnert sich Schaddach.
BMX Freestyle-Halle kommt auch
Der Mellowpark befindet sich seit Jahren mit seinen geplanten Vorhaben in einem noch nicht abgeschlossenen Bebauungsplan. Solange dieser Zustand herrscht, darf nicht angefangen werden. Doch mit dem Status als Landesstützpunkt BMX und mit dem Wohlwollen des Bauamtes in Berlin Treptow-Köpenick habe man für 2023 eine vorgezogene Baugenehmigung erhalten.
Das zum zweiten Mal bewilligte Geld kann dadurch zum ersten Mal in Anspruch genommen werden. Für das Dach hat der Mellowpark e.V. 385.000 Euro, für den Aus- und Umbau des Skateparks zwei Mal 300.000 Euro und für die zukünftige Halle auf eigenem Grundstück bisher 8,5 Millionen Euro bewilligt bekommen. "Es fehlen noch einige Millionen, aber diese ganz ökologisch hergerichtete Halle wird entstehen", versichert Robert Schaddach. Unter enger Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und anderen Institutionen soll die erste klimaneutrale BMX-Halle für circa 13 Millionen Euro errichtet werden.
Bezirk Treptow-Köpenick steht hinter dem Mellowpark
Der SPD-Politiker Schaddach hat "die Ausfinanzierung des Jugendzentrums Mellowpark" als zentralen Arbeitsschwerpunkt auf seiner Homepage formuliert. Allerdings wird er demnächst seinen Vorsitz im Sportausschuss und auch seinen Abgeordnetenstatus verlieren, da er bei der Berliner Wiederholungswahl im Februar sein Direktmandat nicht zum dritten Mal verteidigen konnte. "Ich werde aber bei den Koalitionsverhandlungen noch mit am Tisch sitzen", betont der 56-jährige Berliner.
Dass mit der neuen Berliner Regierung ein Kurswechsel ansteht, befürchtet am Tag der Grundsteinlegung niemand. Der Köpenicker Sport-Stadtrat Marco Brauchmann von der CDU wiederholte während der Grundsteinlegung das klare Bekenntnis des Bezirkes Treptow-Köpenick zum Mellowpark und sprach davon, dass das Sportamt beim Dach- und Parkbau zwar nur Zuschauer sei, jedoch "die Finanzierung für mehrere Jahre im Haushalt festgeschrieben ist."
Nachteile gegenüber der internationalen Konkurrenz
Wie wichtig diese langfristige finanzielle Zusage und der Status Quo als Landesstützpunkt sind, zeigt sich im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz. Sonnenverwöhnte Nationen wie die USA oder Australien zum Beispiel haben Standortvorteile, gerade was den Herbst und den Winter betrifft. Mit der Überdachung habe man dann die Möglichkeit, rund um die Uhr zu trainieren und fahren zu können, verdeutlicht Bundestrainer Wicke. "So können wir hoffentlich zurück an die Weltspitze kommen", sagt der ehemalige BMX-Weltmeister. Durch die Beleuchtung und den Regenschutz des Daches würde die Saison von sechs auf bis zu zwölf Monate verlängert werden. Mit der BMX-Halle wäre dann auch der Frost kein Problem mehr.
Der Berliner Nachwuchsfahrer Fridolin Grünig kann es kaum erwarten, im Hochsommer im kühlen Schatten und im Herbst nach der Zeitumstellung auch am späten Nachmittag auf "Rudis Resterampe" seine Tricks zu üben. "Da wir mit Gummireifen auf Holz fahren, rutschen wir bei Nässe sehr schnell weg und dann ist es sehr gefährlich", sagt der 19-jährige BMX-Fahrer. Die deutsche Nationalmannschaft würde ebenfalls den Mellowpark viel mehr nutzen können und wäre nicht mehr auf teure Trainingslager in den USA angewiesen. "In Übersee können wir zwar zwei Wochen unser Programm abspulen, aber was passiert danach? Hier im Mellowpark können wir bald jeden Tag fahren", ergänzt BMX-Bundestrainer Wicke.
"Never give up!"
Olympia-Teilnehmerin und Jugendolympia-Gewinnerin Lara Lessmann kommentierte auf Instagram zur Grundsteinlegung im Mellowpark "Never give up!". Die 23-jährige Weltklassefahrerin war als Teenagerin extra aus Flensburg nach Berlin gezogen, um in der Bundeshauptstadt von der progressiven BMX-Infrastruktur zu profitieren. Allerdings zerschlugen sich damals schnell die Träume von einer überdachten Rampenlandschaft und einer mittelfristig erbauten BMX-Halle.
So war Lessmann trotz Umzug von der Ostsee an die Spree auf Trainingslager im Ausland oder in anderen Städten angewiesen. Das wird sich im Laufe des Jahres ändern. Ihr Bundestrainer Wicke schaue optimistisch in die BMX-Zukunft und auch die sich rasch auflösende Feiergemeinde am Dienstag im Mellowpark ging fröhlich gestimmt auseinander. Der Regen war plötzlich verschwunden und einzelne Sonnenstrahlen brachen sich in den Pfützen auf den nicht mehr lange ungeschützten BMX-Rampen im Mellowpark an der Köpenicker Spree.
Sendung: rbb24 Inforadio, 25.03.2023, 16:33 Uhr