Fußball-Historie - Diese sieben Neuzugänge weckten in Berlin und Brandenburg große Hoffnungen

Fr 25.08.23 | 06:12 Uhr
  1
Pal Dardai (li.) jubelt mit Marcelinho und Alex Alves (re.)
Bild: IMAGO / Contrast

Robin Gosens hat für Union in der Bundesliga debütiert und die Erwartungen an die Eisernen gesteigert. Grund genug, die Fußball-Geschichtsbücher zu wälzen und an Transfers zu erinnern, die in Berlin und Brandenburg einst große Hoffnungen weckten.

Alex Alves - Hertha BSC

Alexandro "Alex" Alves do Nascimento war der erste Brasilianer bei Hertha BSC. Für eine Ablösesumme von rund 15,2 Millionen D-Mark lockte Herthas damaliger Manager Dieter Hoeneß den Mittelstürmer an die Spree. In der Rückrunde der Saison 1999/2000 lief der Berliner Bundesligist fortan mit Alex Alves auf.

In 107 Spielen für Hertha schoss der Brasilianer 35 Tore, in ewiger Erinnerung wird sein Tor vom 30. September 2000 gegen den 1. FC Köln bleiben, als Alves vom Anstoßpunkt aus traf. Doch in seinen dreieinhalb Jahren in Berlin machte Alex Alves genauso gerne mit Eskapaden außerhalb des Fußballstadions auf sich aufmerksam - immer wieder erwischte ihn die Polizei etwa beim Fahren ohne gültigen Führerschein. Hertha BSC und der Brasilianer gingen ab Juli 2003 wieder getrennte Wege.

Am 14. November 2012 starb Alves im Alter von gerade einmal 37 Jahren, an den Folgen einer seltenen Krochenmarkserkrankung. In den Herzen vieler Herthaner bleibt er für immer.

Neven Subotic - 1. FC Union Berlin

Stand in einem Champions-League-Finale im Wembley in der Startelf, holte mit Borussia Dortmund je zwei Mal die Meisterschale und den DFB-Pokal – und wechselte im Sommer 2019 ablösefrei von AS Saint-Etienne zum 1. FC Union Berlin: Neven Subotic.

Der erfahrene Innenverteidiger streifte 23 Mal das rot-weiße Trikot über und half den Köpenickern in ihrem Premieren-Jahr in der Bundesliga dabei, den Klassenerhalt zu feiern. Nach nur einer Saison beendete Subotic seine Stippvisite in der Hauptstadt. Auf Stationen bei Denizlispor (Türkei) und SCR Altach (Österreich) folgte das Karriereende. Heute sagt der inzwischen 34-Jährige, es gehöre nicht zu seinen Hobbys, Fußball im Fernsehen zu gucken. Fair enough.

Paulo Rink jubelt für den FC Energie Cottbus

Paulo Rink - FC Energie Cottbus

Ein Hauch "Joga bonito" im Stadion der Freundschaft: Mit der Empfehlung aus 107 Bundesliga-Spielen für den 1. FC Nürnberg und Bayer 04 Leverkusen – wo Paulo Rink neben Ulf Kirsten im Angriff auflief – nahm der FC Energie Cottbus im September 2002 den vereinslosen Deutsch-Brasilianer und 13-fachen Nationalspieler unter Vertrag.

Für die Lausitzer, die damals noch mehr oder weniger fester Bestandteil der 1. Bundesliga waren, kam Rink 13 Mal zum Einsatz. Seine drei Treffer für Energie waren nicht genug, um den Verein in der Klasse zu halten. Cottbus stieg am Ende der Saison 2002/03 als Tabellenletzter in die 2. Bundesliga ab – und schaffte erst drei Jahre später den Wiederaufstieg.

Salomon Kalou - Hertha BSC

Dass Salomon Kalou ein Spieler von internationalem Format ist, hatte der Ivorer bis zum Sommer 2014, als Hertha BSC ihn an die Spree lotste, längst bewiesen. Zu Kalous Stationen zählten bis dahin etwa Chelsea, Feyenoord Rotterdam und Lille. Seine Erfolge: Champions League-Sieger, Englischer Meister, Pokal- und Ligapokalsieger. Kein Wunder, dass sich Herthas Geschäftsführer Sport Michael Preetz – und der Berliner Anhang – einiges vom Offensivspieler versprach.

Für 1,8 Millionen Euro wechselte Kalou zum Start der Saison 2014/15 zur "Alten Dame", blieb fast sechs Jahre im Verein und wurde schnell zum Fanliebling. Ein längst legendäres Facebook-Live-Video wurde dem Muster-Profi im Mai 2020 jedoch zum Verhängnis: Kalou nahm es in der Anfangszeit der Corona-Pandemie mit den Hygieneauflagen nicht ganz so genau und ließ Hertha keine andere Wahl als sich vorzeitig vom Angreifer zu trennen.

Max Kruse - 1. FC Union Berlin

Als Max Kruse im Sommer 2020 ablösefrei von Fenerbahce nach Köpenick wechselte, hatte der 1. FC Union Berlin gerade sein erstes Jahr im deutschen Oberhaus hinter sich – und ungefährdet die Klasse gehalten. In seiner ersten Saison an der Alten Försterei sammelte der Ex-Nationalspieler in 22 Bundesliga-Partien stattliche 16 Scorer-Punkte für den FCU. In der Folgesaison waren es zehn in 16 Partien, ehe es Kruse im Januar 2022 zum zweiten Mal in seiner Laufbahn ins Wolfsburger Idyll zog.

Manch einer machte sich zum Zeitpunkt Kruses Abgangs ernsthaft Sorgen um die Köpenicker Konkurrenzfähigkeit in der Abteilung Attacke. Nun, Union sollte am Ende der Spielzeit 2021/22 bekanntermaßen in die Europa League einziehen und wird ab September erstmals in der Champions League spielen. Und Kruse? Steht inzwischen beim zweitklassigen SC Paderborn unter Vertrag. Keine Pointe.

Karl-Heinz Riedle grätscht Hansi Flick (FC Bayern) weg

Karl-Heinz Riedle - Blau-Weiß 90 Berlin

Blau-Weiß 90 Berlin als Kickstart für eine große Karriere in der Fußball-Welt: Geboren im beschaulichen Allgäu, wechselte ein damals 20-jähriger Karl-Heinz Riedle im Sommer 1986 vom FC Augsburg zu Blau-Weiß 90. Für die Berliner absolvierte "Kalle" Riedle in der Saison 1986/87 alle 34 Bundesliga-Spiele und netzte zehn Mal ein. Im DFB-Pokal, wo Riedle vier Tore in drei Partien erzielte, war für Blau-Weiß 90 erst im Achtelfinale gegen den Karlsruher SC Schluss.

In den Folgejahren ging es – zumindest für Riedle – steil nach oben. Es folgten Stationen beim SV Werder Bremen, Lazio Rom, Borussia Dortmund, Liverpool und Fulham. Kurz: eine Vita, die jeden Fußballromantiker schwach macht. Und als wäre das allein nicht schon genug, holte Kalle Riedle 1990 in Italien den WM-Pokal, gewann drei Deutsche Meisterschaften – und schoss den BVB im Champions-League-Finale 1997, im Münchner Olympiastadion, gegen Juventus zum Sieg.

Horst Szymaniak - SC Tasmania 1900 Berlin

Was gemeinhin bekannt ist: Der SC Tasmania 1900 Berlin verewigte sich vor allem dank einiger Negativrekorde in den Geschichtsbüchern der Bundesliga. In der Saison 1965/66 blieben die Berliner stattliche 31 Spiele in Serie ohne Erfolg, kassierten die meisten Gegentreffer (108) und trafen am seltensten ins gegnerische Gehäuse (15 Mal). Eine sportliche Gemengelage, die zwangsläufig einen Abstieg zur Folge haben sollte.

Was wohl eher die wenigsten wissen: Vor besagter Spielzeit hatte Tasmania einen deutschen Nationalspieler verpflichtet, der noch ein Jahr zuvor mit Inter Mailand den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte. Name: Horst Szymaniak. Für Tasmania kam der Mittelfeldmann insgesamt 31 Mal zum Einsatz und erzielte immerhin ein Tor. Nach dem Bundesliga-Abstieg wechselte er zum FC Biel-Bienne in die Schweiz.

60 Jahre Bundesliga

RSS-Feed
  • Die Mannschaft von Tasmania Berlin in der Bundesliga-Saison 1965/66 (imago images/Horstmüller)
    imago images/Horstmüller

    60 Jahre Bundesliga | Teil 1 

    Ein geschenkter Aufstieg für Tasmania Berlin

    In der Spielzeit 1965/66 spielte Tasmania Berlin die bis heute schlechteste Bundesliga-Saison aller Zeiten. Kein Wunder, schließlich hatte sich der Klub sportlich gar nicht für die 1. Liga qualifiziert. Wie ein geschenkter Aufstieg zum Konkurs führte. Von Lukas Witte

  • Bernhard Brink
    IMAGO/mix1

    60 Jahre Bundesliga | Teil 2 

    Wie Schlagerstar Brink Blau-Weiß 90 ein musikalisches Denkmal setzte

    Blau-Weiß Berlin, das war ein One-Hit-Wonder in der Bundesliga, mit einer Vereinshymne, die bleibt. Gesungen hat sie Bernhard Brink, der sich an einen denkwürdigen Auftritt mit dem Team erinnert. Von Shea Westhoff

  • Dettmar Cramer im Jahr 1976 an einer Taktiktafel. Quelle: dpa/Istvan Bajzat
    dpa/Istvan Bajzat

    60 Jahre Bundesliga | Teil 3 

    Hertha-Trainer für einen Tag

    Am 9. Juli 1974 wird Dettmar Cramer als neuer Trainer von Hertha BSC vorgestellt. Seinen Vertrag annuliert der Trainer allerdings noch am selben Abend. Aus Gründen, die erst Jahrzehnte später aufgeklärt werden. Von Jonas Bürgener

  • Benny Wendt beim Flugkopfball gegen Georg Schwarzenbeck vom Bayern München (Foto: imago images / WEREK)
    imago images / WEREK

    60 Jahre Bundesliga | Teil 4 

    Ein Schwede verzaubert Berlin

    Nur ein einziges Jahr ging Benny Wendt für Tennis Borussia Berlin in der Bundesliga auf Torejagd. Doch dieses eine Jahr hatte es in sich: 20 Treffer gelangen dem sympathischen Schweden und machten ihn zu einer lila-weißen Ikone.

  • Das Sportfoto des Jahres 2019: Sebastian Polter bejubelt gemeinsam mit seinen Teamkollegen den Siegtreffer gegen Hertha BSC im ersten Bundesliga-Hauptstadtderby (Sebastian Wells)
    Sebastian Wells

    60 Jahre Bundesliga | Teil 5 

    Ein ikonisches Foto

    Das Foto vom jubelnden Union-Stürmer Sebastian Polter wurde 2019 zum Sportfoto des Jahres gekürt. Hinter dem Bild steckt eine emotionale Partie und ein historischer Moment der Berliner Bundesliga-Geschichte.

  • Ungläubig blickt Cottbus-Keeper Tomislav Piplica nach seinem Eigentor dem Ball hinterher (picture alliance/dpa/Jörg-Florian-Eisele)
    picture alliance/dpa/Jörg-Florian-Eisele

    60 Jahre Bundesliga | Teil 6 

    Tomislav Piplica und das preisgekrönte Eigentor

    Bis heute ist das legendäre Eigentor von Cottbus-Torwart Tomislav Piplica unvergessen. Sein kurioses Missgeschick machte ihn 2002 in ganz Fußball-Deutschland bekannt und brachte ihm viel Spott ein - aber auch einen Preis. Von Lukas Witte

1 Kommentar

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 1.

    Endlich mal kein „könnte“-Artikel, sondern was daraus geworden ist...

Nächster Artikel