Handball - Wie der VfL Potsdam seine Kooperation mit den Füchsen Berlin lebt

Der VfL Potsdam galt zuletzt primär als Ausbildungsverein der Füchse Berlin. Ein Jahr nach dem Aufstieg mischt er nun die 2. Handball-Bundesliga auf. Eine Herausforderung für die Zukunft oder vielmehr die logische Konsequenz? Von Jakob Lobach
Am Ende wurde Max Beneke am vergangenen Wochenende in der beschaulichen sächsischen Stadt Aue-Bad Schlema doch gebraucht. Eigentlich hatte Benekes Trainer Bob Hanning seinen Rückraumspieler schonen wollen, als seine Handballer vom VfL Potsdam beim EHV Aue gastierten. Schließlich war das Pensum Benekes in den vergangenen Wochen groß – 2. Bundesliga mit seinem Potsdamer Hauptverein, dazu Bundesliga, Pokal und European League mit dem Kooperationspartner Füchse Berlin. Viele Spiele, die theoretisch gute Argumente für eine Pause Benekes waren. Praktisch wurde der erst 20-Jährige beim Potsdamer Sieg gegen Aue mit 13 Toren bester Werfer seiner Mannschaft.
Im achten Saisonspiel war es der bereits fünfte Erfolg für den VfL Potsdam. Knapp anderthalb Jahre nach dessen Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga, steht er dort aktuell auf Tabellenplatz drei. Wenngleich Tabellenstände so früh in der Saison stets nur eine Momentaufnahme sind, passt diese doch ins große Bild der vergangenen Potsdamer Monate. Auch, aber nicht nur dank ihrer engen Kooperation mit den Füchsen Berlin haben sich die Brandenburger beeindruckend schnell und eindeutig in der Liga etabliert. So sehr, dass sich früher als erwartet wichtige Fragen aufdrängen: Ist der VfL Potsdam weiterhin in erster Linie eine Art Ausbildungsverein für die Füchse Berlin? Oder gar ein ernstzunehmender Aufstiegskandidat? Und ist der Aufstieg in die Bundesliga langfristig überhaupt das Ziel?
Als eigenständiger Verein eine Plattform
Zur Erinnerung: Die Füchse Berlin haben ihre Kooperation mit dem VfL in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut. Der Füchse-Manager Bob Hanning wurde 2021 Trainer des damaligen Drittligisten, die Übergänge aus der ersten und zweiten Mannschaft der Füchse nach Potsdam wurden noch fließender, die dortige Infrastruktur mit Hilfe des Berliner Bundesligisten ausgebaut. In erster Linie mit dem Ziel, den VfL Potsdam als finales Sprungbrett im Jugendprogramm der Füchse in der 2. Bundesliga zu etablieren.
"Grundsätzlich sind wir eine Plattform, um den nächsten Schritt zu machen", sagt auch Frank von Behren, seit Sommer 2022 Geschäftsführer des VfL Potsdam. Dies treffe allerdings auf nahezu jeden Handball-Zweitligisten zu, sagt der 47-Jährige und ergänzt: "Wir sind ein eigenständiger Verein und nicht der Ausbildungsverein der Füchse". Zwar profitiere man in Potsdam, laut von Behren, enorm von der intensiv gelebten Kooperation mit den Berlinern, definiere sich allerdings nicht einzig und allein über diese. So kommen weder alle Potsdamer Akteure aus Berlin, noch wechseln sie alle irgendwann dort hin.
Dennoch bestreitet auch Frank von Behren nicht, dass das große Ziel bleibt, Wege wie die von Nils Lichtlein und Matthes Langhoff zu ebnen. Beide stammen aus der Jugend der Füchse und sind dort seit dieser Saison auch bei den Profis gesetzt – nachdem sie vergangene Saison noch überwiegend in Potsdam spielten. "Nils schlägt dieses Jahr so gut ein, weil er letzte Saison bei uns viel Spielzeit in der 2. Liga bekommen hat", sagt van Behren, "und wir haben letztes Jahr in Potsdam auch extrem von Nils profitiert." Eine Win-Win-Win-Situation für die Füchse, den VfL Potsdam und allen voran den 21-jährigen Rückraumspieler selbst. Dass Spieler wie Lichtlein, Beneke oder aktuell auch Lasse Ludwig und Moritz Sauter im Ausnahmefall in Potsdam fehlen, weil sie mit den Füchsen im Einsatz sind, ändere daran nichts, sagt von Behren: "Wir bekommen schließlich viel bessere Leistungen von unseren Spielern, wenn sie auch bei den Füchsen aktiv sind, dort lernen und wachsen."
Der VfL Potsdam ist auch strukturell gewachsen
Aber nicht nur die Leistungen der besagten Spieler sind zuletzt gewachsen, sondern auch der Klub selbst. Im vergangenen ersten Jahr in der 2. Liga hat er seine Strukturen ausgebaut und verfestigt. Einerseits spricht Frank von Behren insbesondere mit Blick auf die ehemaligen Erstligisten in der Liga von "Budgets, von denen wir bis vor kurzem nur träumen konnten." Andererseits hat der VfL Potsdam zuletzt im Eiltempo aufgeholt und sich seine Standortvorteile zunehmend zunutze gemacht. "Die MBS-Arena, der Olympiastützpunkt, Trainingsmöglichkeiten und Partnerschaften, die wir besonders in der zweiten Liga weiterentwickelt haben", zählt von Behren auf. Auch auf der Geschäftsstelle hat sich sein Klub neu aufgestellt, mit höherem Personalaufwand professionalisiert. "Wir mussten uns unheimlich weiterentwickeln, um in der 2. Liga überhaupt konkurrenzfähig zu sein", erklärt von Behren.
Die Frage nach der Konkurrenzfähigkeit des VfL Potsdam stellt sich nun definitiv nicht mehr. Stattdessen muss Frank von Behren nun Fragen zur Perspektive seines Klubs beantworten. Etwa die nach einem in Zukunft möglichen Aufstieg – sei es sensationell in dieser Saison oder auch in späteren Jahren. Schließlich würde ein solcher das Kooperations-Konzept mit den Füchsen, das einen Partner in der 2. Bundesliga vorsieht, klar konterkarieren. "Es ist mitnichten so, dass wir sagen: 'Wir dürfen nicht aufsteigen und planen das auch nicht"“, sagt von Behren. Im Gegenteil: Im Falle eines Aufstiegs des VfL Potsdams, "würde uns definitiv keiner aufhalten", sagt der VfL-Manager, "deswegen darf man sicherlich weiter träumen."
Der Aufstieg als ferner Traum
Mehr als ein ferner Traum ist die Bundesliga für alle Beteiligten beim VfL Potsdam aktuell allerdings nicht. Folglich befasst auch Frank von Behren sich derzeit noch nicht mit einem Aufstieg, wie er sagt - oder möglichen Veränderungen in der Kooperation mit den Füchsen, die damit einhergingen. Stattdessen gehe es ihm, neben der weiteren Professionalisierung des VfL Potsdam, allen voran "um die Entwicklung unserer einzelnen Spieler." Schließlich soll Max Beneke beileibe nicht das letzte Talent bleiben, das beim Pendeln zwischen Potsdam und Berlin in sportlich-spannenden Stress kommt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.10.2023, 23:15 Uhr
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