Erste Heimniederlage unter Bjelica - Vier Gründe, warum für Union gegen Dortmund mehr drin gewesen wäre

So 03.03.24 | 08:26 Uhr
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Unions Kevin Volland ist nach der Niederlage gegen Dortmund enttäuscht (imago images/Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 02.03.2023 | Guido Ringel | Bild: imago images/Matthias Koch

Trainer Nenad Bjelica hat gegen den BVB seine erste Heimniederlage mit dem 1. FC Union kassiert. Dabei zeigte sein Team über weite Strecken viele gute Ansätze und hätte durchaus auch einen Punkt holen können. Vier Gründe, warum mehr drin war.

1. Verunsicherte Dortmunder

Die Reise nach Berlin war Borussia Dortmund mit schwerem Gepäck angetreten. Nur fünf Punkte hatte der BVB in den vergangenen vier Spieltagen vor dem Sieg gegen den 1. FC Union am Samstag geholt und hätte ohne die drei Punkte den Champions-League-Platz an RB Leipzig abgeben müssen. Schon seit Wochen brodelte es rund um das Team von Trainer Edin Terzic.

Diese Verunsicherung hatte man ihnen zu Beginn auch im Stadion An der Alten Försterei deutlich angemerkt. Zwar versuchten die Dortmunder die Spielkontrolle über Ballbesitz zu gewinnen, wussten aber eigentlich nichts mit dem Ball anzufangen und wirkten nach vorne planlos. Nicht einen einzigen Torschuss verzeichneten sie in der ersten halben Stunde in Berlin. Zusätzlich zeigten sie sich unkonzentriert im Aufbauspiel, schenkten immer wieder Bälle her, spielten Fehlpässe, oder gerieten in der eigenen Hälfte in große Bedrängnis. Ein Zustand, den Union sich mehr hätte zu nutzen machen müssen.

2. Starkes Anlaufverhalten

Natürlich wusste auch Union-Trainer Bjelica um die aktuellen Schwierigkeiten der Gäste und stellte seine Mannschaft taktisch dementsprechend ein. Vor allem das hohe Anlaufen, mit dem bereits andere Gegner den BVB in den vergangenen Wochen mürbe gemacht hatten, setzten auch die Köpenicker über weite Strecken extrem gut um. Bereits tief in der gegnerischen Hälfte setzte das Angriffs-Duo aus Benedict Hollerbach und Kevin Volland die Dortmunder Verteidiger im Spielaufbau unter Druck und zwang diese zu Fehlern.

Die Gäste aus dem Ruhrgebiet schafften es so zwischenzeitlich nur mit großer Mühe über die Mittellinie und trafen dort dann auf gut verriegelte Unioner Abwehrketten, durch die es kaum ein Durchkommen gab. Defensiv lief vieles also genau nach Plan und Union kreierte einige der für ihr Spiel so wichtigen Umschaltmomente. Das einzige Problem: Sie konnten diese nicht für eigene Tore nutzen.

Union kostete das hohe Anlaufen viel Kraft, weshalb die Intensität mit fortgeschrittener Spielzeit abnahm. Zusätzlich gewöhnte sich Dortmund nach und nach an den hohen Druck, wurde souveräner und fand Wege, um die anlaufenden Angreifer auszukombinieren. Die Gastgeber verpassten es also schlichtweg, sich in ihrer besten defensiven Phase vorne mit einem Treffer für die Mühe zu belohnen.

3. Den Blick immer nach vorne

Chancen hatte es dafür eigentlich genug gegeben. Die Köpenicker spielten gegen den Tabellenvierten gerade zu Beginn überraschend elanvoll und mit viel Tempo nach vorne und waren deutlich näher am Führungstreffer als der Gegner. "Ich finde, dass wir nach Ballgewinnen oft den ersten Blick nach vorne hatten und ein gutes Spiel gemacht haben", sagte Kevin Volland nach dem Abpfiff.

Bereits in der 6. Minute hatte Volland eine der besten Möglichkeiten vorbereitet, als er den Ball im Strafraum per Hacke auf Lucas Tousart abgelegt hatte. Doch der Franzose verpasste das Tor aus spitzem Winkel haarscharf. In der zweiten Hälfte war es dann Volland selbst, der den Treffer auf dem Fuß hatte, aber an Torhüter Alexander Meyer scheiterte (56.).

Neben diesen Großchancen verzeichnete Union gerade in der ersten halben Stunde des Spiels viele weitere gefährliche Situationen. Am Ende verschuldeten sie es selbst, dass sie nicht mehr aus dieser Phase machten. "Wir hatten viele Konter, haben aber zu oft die falschen Entscheidungen getroffen", erklärte Bjelica.

Oft waren der letzte Pass und der letzte Kontakt nicht gut und aus einem vielversprechenden Angriff wurde nichts. "Oder manchmal war es auch ein bisschen unglücklich, wenn noch ein Fuß dazwischenkommt", erklärte Volland. "Wenn wir in einer Druckphase das 1:1 machen oder in den ersten 30 Minuten ein Tor schießen, dann kann es anders ausgehen. Aber so ist das halt im Fußball." Mit Dortmund gewann am Ende also vor allem die effizientere Mannschaft.

4. Frederik Rönnow

Den Punktgewinn am meisten verdient hätte an diesem Samstag auf Seiten der Berliner der Torwart Frederik Rönnow. Der Däne präsentierte sich in herausragender Form und sorgte mit mehreren Glanzparaden dafür, dass Union überhaupt so lange im Spiel bleiben konnte.

So war er bei der ersten richtigen Chance der Dortmunder in der 35. Minute hellwach und parierte den Kopfball von Nationalspieler Nico Schlotterbeck aus kurzer Distanz glanzvoll. Nur wenige Minuten später pflückte er dann erneut einen drinnen geglaubten Ball von der Linie, als Julian Brandt einen Schuss entgegen der Laufrichtung des Keepers abfälschte.

Einzig beim Traumtor von Karim Adeyemi, der den Ball unhaltbar unter die Unterlatte schlenzte und im Eins-gegen-eins mit dem Dortmunder Stürmer Ian Maatsen, schien der herausragende Berliner Keeper an diesem Tag machtlos - wobei man ihm nach den vielen Paraden sogar zugetraut hätte, auch diese beiden Bälle noch zu halten.

Nach dem Abpfiff gab sich Unions bester Mann trotzdem gewohnt bescheiden und unzufrieden über die Niederlage: "Ich habe zwei Gegentore bekommen. Das ist nicht perfekt und wir haben keine Punkte. Ich will meiner Mannschaft natürlich immer helfen. (...) Mir ist völlig egal, welche Note ich bekomme. Wir haben das Spiel verloren und darauf liegt mein Fokus."

An ihm lag die Niederlage an diesem Samstag aber sicher nicht.

Sendung: rbb24, 02.03.2023, 21:45 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    " die intellektuell vom Fußball sehr weit entfernt sind. "
    oh, das merkt man ;-)

    ich ging Samstag ein klein wenig traurig aus der AF nach hause, aber auch stolz. erstmals habe ich eine spielerische Weiterentwicklung gesehen, eine Idee von Passspiel durchs Mittelfeld und über die Flügel bekommen. Union hat wie immer gekämpft und diesmal auch schöne spielerische Ansätze gezeigt. Es hat gegen reifere, spiel- und diesmal auch zweikampfstarke Dortmunder nicht gereicht. Alles halb so wild, ich sah schon viel schlimmere Zeiten...

  2. 19.

    Interessant zu erfahren

    Aber einen Sinn für Ironie haben Sie nicht wirklich. Die Frage nach Bremen bezog sich auf Ihren Verweis auf die PISA--Studie.

    Und ich frage mich schon, wie das mit der Nebenschäftigung ist. Kann man ja machen, auch wenn man sich im Fußball nicht auskennt. Oder handelt es sich um Wichtigtueritis?

  3. 18.

    Der Stadionbesuch ist kein hinreichendes Kriterium für "Fußballwissen". Dass ich seit Jahrzehnten keine Stadionbesuche mehr mache, hatte ich schon mal mit der prolligen Unkultur beim Fußball begründet.
    Sie müssen mir nicht im großväterlichen Stil erklären, wie und ob ich hier (auf der FCU-Seite?)meine "Expertisen" abgeben darf.
    Völlig daneben lagen Sie mit Ihrer Einschätzung, dass ich etwas gegen die Berliner Vereine habe. Die sind mir egal. Nicht egal ist mir allerdings die Selbsteinschätzung der "einzigartigen" Unionfans, die gerade ihrem einzigartigen Verein 60 000 € Strafgeld beschert haben.
    Außerhalb der Union-Blase wird dies ebenso empfunden.
    Voriges WE, wo ich nur Heidenheim gratuliert hatte, habe ich übrigens einem Unionfan den gerade im Fußball auftretenden Magnus-Effekt erklärt, statt des Bj....-Effektes. Ich hoffe, dass ich damit nicht gegen die Netiquette der Unionisten verstoßen habe.......


  4. 17.

    Ich gebe meine Expertisen unter meinem richtigen Namen ab!
    Und die zum Fußball im Allgemeinen.
    Zum FCU habe ich nur deshalb "Verbindung", weil über mir ein FCU-Fan wohnt.
    Gute Nacht!

  5. 16.

    Danke fürs Kompliment.
    Nachträglich noch zu den mir durch Sie unterstellten Animositäten gegenüber den Berliner Vereinen:
    Diese interessieren mich nicht - also die Vereine!
    Gratuliert habe ich nur Heidenheim. Zu mehr war keine Zeit, denn ich hatte meinem Kumpel, ein moderater Unionfan, nicht den B....-Effekt, sondern den Magnus-Effekt und dessen Auftreten im Fußball erklärt. Solche amüsanten Dinge entsprechen meinem geistigen Hintergrund.



  6. 15.

    Danke fürs Kompliment.
    Nachträglich noch zu den mir durch Sie unterstellten Animositäten gegenüber den Berliner Vereinen:
    Diese interessieren mich nicht - also die Vereine!
    Gratuliert habe ich nur Heidenheim. Zu mehr war keine Zeit, denn ich hatte meinem Kumpel, ein moderater Unionfan, nicht den B....-Effekt, sondern den Magnus-Effekt und dessen Auftreten im Fußball erklärt. Solche amüsanten Dinge entsprechen meinem geistigen Hintergrund.



  7. 14.

    Der Fred-Werner war laut eigener Aussage seit den 60er Jahren Lok Leipzig Fan, ist nun "vereinslos" und war das letzte Mal Mitte der 80er Jahre in einem Fußballstadion. Gute Voraussetzungen also dafür, hier regelmäßig Expertisen unter FCU Artikeln abzugeben. ;)

  8. 13.

    Nein!
    Bin auch kein Sachse, wie von Glaudino vermutet!
    Ich bin in WISMAR geboren und habe die DDR von West nach Ost und Nord nach Süd durchwohnt.
    Meine amüsanten Meldungen sind eine NEBENbeschäftigung, die mich etwas ablenken von meinen Hauptinteressen, die intellektuell vom Fußball sehr weit entfernt sind.


  9. 11.

    Zitat: "Chancenlos und verdient verloren."

    Nichts für ungut, aber haben Sie das Spiel überhaupt gesehen, Andreas? Der FCU war bis kurz vorm ersten Gegentor die bessere Mannschaft und hatte mehr Chancen als der BVB, die aber leider nicht genutzt wurden. Dann kam kurz vor der Halbzeitpause der Kunstschuss von Adeyemi, sodass die unseren mit einem Rückstand in die zweite Runde gehen mussten; was gegen im allgemeinen spielstarke Dortmunder nicht eben einfach ist. Die Mannschaft hat dann weiterhin versucht, den Gegner unter Druck zu setzten ohne allzu sehr aufzumachen, aber es wollte nicht mehr klappen.

    PS. Was "Franzi" und "Schulz, Fred-Werner" unter diesem Beitrag fabulieren, ist schon einigermaßen amüsant.

  10. 10.

    Wow ich bin beeindruckt von so viel Weisheit. Eine Frage hätte ich aber,wie definierst du denn Qualität?

  11. 9.

    Und dass Real Madrid die Weltbeste Mannschaft ist, liegt auch nicht an deren Qualität, sondern daran, dass weltweit alle Mannschaften schlechter sind,
    So ist das nunmal im Sport und überall: wenn jemand Bester ist, ist immer jemand schlechter.

    @Franzi: was wolltest Du uns mit deinem Post sagen? Kannst Du das bitte mal erklären? Ich stehe gerade auf dem Schlauch…

  12. 8.

    Korrekt!
    Unter Blinden ist der Einäugige eben der König!
    Immer nach unten orientieren. In der PISA-Studie liegt immerhin noch Bremen hinter Berlin.

  13. 7.

    Passendes Ergebnis, dass Union wohl in der 1. Liga bleibt liegt nicht an deren Qualität, sondern dass es genug Mannschaften gibt die noch schlechter spielen.

  14. 6.

    "Mein Trainer ist der Beste. Vorm Spiel weiß er, wie wir gewinnen. Nach dem Spiel weiß er, warum wir verloren haben." Gilt auch für die Pressemedien.
    Aber das Schöne ist am Spiel, dass man nie vorher weiß, wie es ausgeht. Viele Faktoren spielen mit. Und ob Spielenden in einem Team zusammen passen oder ein anderes Team stärker agiert, hängt fast immer von der Tagesform ab. Union hatte eine lange Glücksphase, Jetzt eben mal nicht. Tagesform. Wer nur Siege feiert ist kein Sportler.
    Eisernes HaHoHe

  15. 5.

    Yep, Sheela! Und dann gibt es noch Frauen, denen es ähnlich geht und die sich dann hier ebenfalls auf höchstem Niveau äußern. Wenn es um den Sinn des Lebens geht, sollte ja auch niemand ausgeschlossen werden.

  16. 4.

    Nach den fetten Jahren unter Urs ist jetzt wieder Normalität eingekehrt. Es zählt der Klassenerhalt und der ist möglich. Höhere Ziele kosten Geld und Zeit. U.N.V.E.U.

  17. 3.

    Diese Analysen sind sowas von lächerlich. Mal hat ne Mannschaft Glück und Mal....aber es gibt vielen Männer eine Sinnhaftigkeit in ihrem trostlosen Leben

  18. 2.

    Union ist immer noch Erstligist und das ist auch gut so. Gegen die individuelle Klasse der Dortmunder zu verlieren ist keine Schande. Chancenlos und verdient verloren. Hacken dran und immer weiter…

  19. 1.

    Nun bin ich auf die Gründe gespannt, warum Union die CL nicht gewonnen hat. Am Trainer und am Torwart lag es offenbar nicht.

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