Die ewigen Rivalen - Fünf besondere Final-Duelle zwischen den BR Volleys und Friedrichshafen
Am Sonntag kommt es zum Showdown in der Volleyball-Bundesliga. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: das entscheidende Spiel um den Titel könnte zum echten Krimi werden. Ein Blick auf fünf besondere Final-Duelle zwischen den BR Volleys und Friedrichshafen.
2015: Friedrichshafen jubelt ein (vorerst) letztes Mal
Zum elften Mal in Folge stehen sich die BR Volleys und der VfB Friedrichshafen derzeit in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegenüber - zuletzt immer mit besserem Ausgang für die Berliner. Denn der letzte Titel des Traditionsteams vom Bodensee liegt mittlerweile neun Jahre zurück.
Und schon damals sprach eigentlich vieles für die Volleys. Diese führten in der Serie mit 2:1, hatten gerade das dritte Spiel auswärts sehr dominant und ohne Satzverlust gewonnen und hätten nun in eigener Halle den Titel holen können. Doch kurz vor Spielbeginn verletzte sich der überragende Diagonalangreifer Paul Caroll und fiel für den Rest des Finals aus.
Ein großer Schock für die Berliner, die sehr auf ihren Starspieler angewiesen waren. Im Tiebreak gaben sie eine 13:11-Führung aus der Hand und vergaben die Titelchance in eigener Halle. Friedrichshafen nutzte daraufhin seinen Heimvorteil und gewann das entscheidende fünfte Spiel am Bodensee. Allerdings dürften sie damals sicherlich nicht damit gerechnet haben, dass es für lange Zeit ihre letzte Meisterschaft gewesen sein sollte.
2016: Titelpremiere in der Max-Schmeling-Halle
Der 1. Mai 2016 dürfte Berliner Volleyball-Fans in besonderer Erinnerung geblieben sein. Schließlich holten die Volleys in diesem Jahr nicht nur das Triple aus DVV-Pokal, CEV-Cup und deutscher Meisterschaft - es war auch das erste Mal, dass sie eine Finalserie gegen Friedrichshafen in der heimischen Max-Schmeling-Halle für sich entscheiden konnten.
In das entscheidende Spiel gingen die Berliner damals mit ordentlich Selbstvertrauen, schließlich hatten sie zuvor auswärts am Bodensee zwei Matchbälle abgewehrt und am Ende im Tiebreak gewonnen. Mit einer 2:0-Führung in der Serie reisten sie zurück in die Hauptstadt für das dritte Spiel.
Dort erwartete sie in eigener Halle eine große Kulisse: Über 8.000 feierwütige Zuschauer waren gekommen und bereits vor Spielbeginn in Meisterschafts-Partylaune. Auf dem Feld brauchte das Team des damaligen Trainers Roberto Serniotti ein wenig länger, um in Fahrt zu kommen. Doch nach einem Ass von Diagonalangreifer Carroll, der dieses Mal gesund blieb und zum wertvollsten Spieler der Serie gewählt wurde, ging der erste Satz mit 26:24 an die Gastgeber und der Knoten war endgültig geplatzt.
Die Volleys verbuchten den zweiten Abschnitt mit 25:16 für sich und zogen dem damaligen Titelverteidiger Friedrichshafen im dritten Durchgang endgültig den Zahn. Der letzte Satz endete mit 25:21 und die Volleys stemmten erstmals die Meistertrophäe in ihrer geliebten Max-Schmeling-Halle in die Höhe.
2017: Ein Finale in der Kurzfassung
Ziemlich kurios gestaltete sich das Finale zwischen den ewigen Rivalen im Jahr 2017. Denn statt der üblichen Best-of-five-Serie wurde damals auf Best-of-three verkürzt. Der Grund dafür war aus Berliner Sicht erfreulich, denn die Volleys hatten es völlig überraschend in das Finalturnier der CEV Champions League geschafft und kämpften plötzlich sowohl um die deutsche Meisterschaft, als auch um die Krone in der europäischen Königsklasse.
Nach einer herben Niederlage im ersten Spiel in Friedrichshafen, ging es sofort nach Rom zum Final Four, wo es allerdings zwei weitere Pleiten setzte. Der russische Spitzenklub Zenit Kasan und Cucine Lube Civitanova aus Italien waren dann doch eine Nummer zu groß für die Berliner.
So galt der volle Fokus nun aber wieder dem deutschen Konkurrenten. Den besiegte man dann erst zuhause und später in Friedrichshafen und sicherte sich so mit nur zwei Siegen den Titel. Ein einmaliges Ereignis in der Geschichte der Final-Duells zwischen beiden Teams.
2022: Das größte Comeback aller Zeiten
In der Saison 2021/2022 lockerten sich die Corona-Bestimmungen und es kehrten endlich wieder Zuschauer zurück in die Hallen der Volleyball-Bundesliga. Genau zum richtigen Zeitpunkt, denn die Spielzeit endete mit einem historischen Comeback.
Natürlich hieß das Finale wie immer BR Volleys gegen den VfB Friedrichshafen. Die Serie begann in Berlin, wo der Gastgeber mit 2:0 Sätzen in Führung lag, dann allerdings zwei Matchbälle vergab und das Auftaktspiel am Ende im Tiebreak verlor. Auswärts wurde die Niederlage dann schon etwas deutlicher (1:3) und die Volleys lagen in der Serie mit 0:2 zurück.
Doch dem Team von Cedric Enard gelang, was noch keine andere Mannschaft im deutschen Volleyball zuvor geschafft hatte: Sie kämpften sich noch einmal zurück, drehten den Rückstand und wurden am Ende im entscheidenden fünften Spiel deutscher Meister. Tim Carle verwandelte in der heimischen Max-Schmeling-Halle im vierten Satz den finalen Punkt und sorgte für Ekstase auf den endlich wieder vollen Rängen.
2024: Der neueste Krimi
Aktuell schreiben die BR Volleys und Friedrichshafen den nächsten Finalkrimi. Denn den Berlinern gelang es in der aktuellen Finalserie wie bereits 2017 gleich zwei Matchbälle von Friedrichshafen abzuwehren.
Im ersten Spiel unterlagen die Berliner in einem Fünf-Satz-Krimi und auch die zweite Partie ging trotz einer 1:0-Satzführung verloren. Der Gegner vom Bodensee benötigte nur noch einen Sieg zum Titel. Doch das Hauptstadt-Team hatte noch nicht aufgegeben. In eigener Halle verloren sie im dritten Spiel zwar den ersten Satz, blieben davon aber unbeeindruckt und dominierten Friedrichshafen daraufhin nach Strich und Faden. Gerade im entscheidenden vierten Durchgang entwickelten sie sich zu einer Übermacht und sicherten sich so den Sieg.
Deutlich knapper ging es im vierten Spiel zu, in dem letztendlich nur Kleinigkeiten entschieden. In den 124 Spielminuten bekamen die Zuschauer am Bodensee vor allem einen dramatischen vierten Satz zu sehen. Dort schienen die BR Volleys beim Stande von 9:3 schon auf bestem Weg in den Tiebreak. Doch der VfB schlug mit einer 8:1-Punkte-Serie zurück. Die Gäste aus der Hauptstadt blieben jedoch cool und sorgten für den Satzausgleich. Im Tiebreak gerieten die Friedrichshafener schnell mit drei Zählern in Rückstand und die Volleys machten den Sack zu.
Am Sonntag entscheidet sich nun in Spiel 5 in der Max-Schmeling-Halle, welcher der beiden ewigen Rivalen die 14. deutsche Meisterschaft holt und damit zum alleinigen Rekordmeister wird.
Sendung: rbb UM6, 27.04.2024, 18 Uhr