Interview | Hertha-Spieler Kevin Sessa - "Um ehrlich zu sein, hatte ich einen beschissenen Start"

Di 08.10.24 | 18:33 Uhr
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Hertha-Spieler Kevin Sessa auf dem Platz (Bild: Imago Images/Karina Hessland)
Bild: Imago Images/Karina Hessland

Kevin Sessa wechselte im Sommer von Heidenheim zu Hertha BSC. Eine Knieverletzung warf ihn aber erst einmal zurück. Nun ist der 24-Jährige wieder fit und einsatzbereit. Am Wochenende stand er erstmals in der Berliner Startelf.

rbb|24: Kevin Sessa, Sie haben Teile der Saisonvorbereitung und die ersten vier Ligaspiele wegen einer Knieverletzung verpasst. Wie geht es Ihnen inzwischen?

Kevin Sessa: Ich glaube, nach einer Verletzung dauert es immer, bis man wieder zu seinen eigenen 100 Prozent kommt. Um ehrlich zu sein, hatte ich einen beschissenen Start. Ich wurde operiert und habe dadurch die ersten Spiele verpasst. So langsam komme ich zurück zu meinen Kräften. Das kostet Zeit, aber dafür arbeite ich jeden Tag.

Wie viel fehlt Ihnen noch zu 100 Prozent?

Ich habe am Wochenende schon 90 Minuten gespielt, was ich eigentlich nicht so erwartet habe. Ich würde sagen, dass ich schon sehr weit bin.

Trotz Ihrer anstehenden Operation sind Sie für die ersten Tage mit nach Österreich ins Sommer-Trainingslager gefahren. Wie sind Sie damit umgegangen, dass sich das Team auf dem Platz formiert, aber auch daneben besser kennengelernt hat, während Sie an Ihrem Comeback gearbeitet haben?

Es war am Tag der Abreise zum Trainingslager, als mir gesagt wurde: Du musst operiert werden. Das war für mich erstmal ein kurzer Schock, weil es auch meine erste Operation war. Aus der Mannschaft kam dann die Idee, dass ich bis zu meiner OP mit ins Trainingslager fahre. Da habe ich gedacht, bevor ich zuhause im Bett liege und die Decke anschaue, lerne ich die Mannschaft so nochmal besser kennen, bin nah dran und motiviere sie zusätzlich noch ein bisschen.

Hatten Sie während ihrer Reha-Zeit automatisch mehr Kontakt mit den anderen verletzten Spielern wie Fabian Reese?

Ich war mit Fabi tatsächlich im "Davinci" [Physiotherapie; Anm. d. Red.], da wir fast zur gleichen Zeit operiert wurden und unsere Reha gemacht haben. Fabi hat es leider ein bisschen schlimmer erwischt. Aber während der Reha konnten wir uns auch besser kennenlernen.

Haben Sie sich in Berlin gut eingelebt?

Ich war die letzten sieben Jahre in Heidenheim. Heidenheim und Berlin ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das sind wirklich zwei Welten. Ich muss mich hier erstmal ruhig einleben und alles erstmal langsam kennenlernen.

Nirgendwo ist die Konkurrenz im Berliner Kader so groß wie im Mittelfeld. Wo sehen Sie dort ihre Rolle?

Es ist ein gutes Zeichen, wenn man so eine große Konkurrenz hat. Dann muss man in jedem Training 100 Prozent geben, sonst ist man am Wochenende draußen. So gehe ich das an und ich glaube, dass wir uns im Zentrum sehr gut verstehen. Wenn wir uns weiter besser kennenlernen und mit den nächsten Spielen immer mehr zu uns finden, kann es in eine sehr gute Richtung gehen.

Beim 2:2 auf Schalke standen Sie das erste Mal wieder 90 Minuten auf dem Feld. Nach dem Unentschieden wirkten Spieler und Trainer ratlos, was die fehlende Konstanz bei Hertha angeht. Haben Sie persönlich einen Erklärungsansatz?

Wir haben genau das nach dem Spiel schon kurz besprochen. Es hat sich wie eine Niederlage angefühlt. Ein Punkt war einfach zu wenig für uns. Wir wollten gewinnen. Wir sind gut gestartet, aber haben mitten in der ersten Halbzeit den Faden verloren. In der zweiten Halbzeit haben wir dann wieder gezeigt, dass wir es können, dass wir gewinnen wollen und uns nur ein Punkt nicht ausreicht.

Sie wissen, wie Aufstieg geht, hatten mit Heidenheim den Sprung in die 1. Bundesliga geschafft. Was braucht es, damit auch Hertha wieder erstklassig spielt?

Es braucht eine Mannschaft, die zusammenhält. So wie ich die Mannschaft und das Trainerteam kennengelernt habe, sind wir auf dem richtigen Weg. Es ist die perfekte Mischung aus Ernsthaftigkeit auf dem Platz und Spaß neben dem Platz. Ich glaube, so wird man erfolgreich und ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen können. Aber es geht nur, wenn alle 100 Prozent geben und jeder einzelne weiß, worauf es ankommt.

Sie werden Ende des Monats auf Ihren Ex-Klub in der zweiten Pokalrunde treffen. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Ich weiß, was auf uns zukommt. Ich war die letzten sieben Jahre dort. Heidenheim ist mein Herzensverein geworden, in dem ich groß geworden bin und von dem mir die Chance gegeben wurde, Profi zu werden. Ich kenne die Mannschaft gut. Ich weiß, was der Trainer verlangt und wie sie spielen. Deswegen weiß ich, dass es nicht leicht wird. Und wie wir sehen, machen es die Heidenheimer ganz gut in der Liga und auch in Europa.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 07.10.2024, 21:45 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    100% voll fit. Sobald Sie etwas haben, wird es schwer mit 100%. Da kann man wollen, aber der Körper macht nicht zu 100% mit. Merkt man doch bei sich selber auch. Und Sportler sind da besonders sensibel.

  2. 2.

    Als Leihe würde ich kühn behaupten, dass der Spieler bereits bei 97,8531 % angekommen ist.
    Aber mal im Ernst: Sollte man von einem Profisportler nicht bei jedem Wettkampf erwarten können, dass er 100% dessen ausschöpft, was möglich ist? Worauf beziehen sich denn diese 100% die immer genannt werden?

  3. 1.

    Dienstag
    Die zweite Geschicht.
    Dazu noch einmal eine alte aufgewärmt.
    Mal sehen, was morgen kommt.
    Der Gärtner?

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