Jury-Entscheid für Halle - Frankfurt (Oder) geht beim Zukunftszentrum Deutsche Einheit leer aus
Halle an der Saale hat sich im Rennen um den Standort des Zukunftszentrums Deutsche Einheit durchgesetzt. Das hat eine Jury vorgeschlagen, die Bundesregierung muss noch zustimmen. Damit hat Frankfurt (Oder) den Kürzeren gezogen.
Halle (Saale) soll Standort für das geplante Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation werden. Das schlägt eine Auswahlkommission vor, wie die Vorsitzende des Gremiums, die SPD-Bundestagsabgeordnete Katrin Budde, am Dienstagabend offiziell bestätigte. Zuvor hatte der MDR berichtet.
Frankfurt enttäuscht, gratuliert aber Halle
Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke(Linke) gratulierte Halle (Saale) noch am Dienstagabend. Gleichzeitig zeigte er sich auch enttäuscht. "Nach anderthalb Jahren harter, gemeinsamer Arbeit und Herzblut von so vielen Menschen, schmerzt die heutige Entscheidung der Jury sehr", schrieb Wilke in einer ersten Reaktion auf Facebook.
Nach Angaben der Stadt ging das Rennen denkbar knapp aus. Frankfurt (Oder) landete demnach auf Platz Zwei und hatte sich zuletzt ein Rennen mit Halle geliefert. Der Bewerbungsprozess habe trotz Niederlage die Stadtgesellschaft gestärkt und biete eine gute Basis, die Stadt der Brückenbauer gemeinsam weiter voranzubringen. "Lasst uns heute und morgen trauern. Und dann stehen wir wieder auf und machen weiter", erklärte Wilke auf Facebook.
Insgesamt waren fünf Bewerbungen im Rennen. Neben Halle waren das Frankfurt (Oder), Eisenach, Jena sowie das Duo Leipzig und Plauen. Offiziell verkünden will der Ostbeauftragte der Bundesreigerung, Carsten Schneider (SPD), das Ergebnis am Mittwoch. Hierzu hat er zu einer Pressekonferenz eingeladen. Wie es heißt, muss die Bundesregierung das Resultat noch bestätigen.
Transformationserfahrungen im Fokus
Das sogenannte Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation ist das größte Bauprojekt des Bundes im laufenden Jahrzehnt. Es geht auf eine Idee zurück, die von der Bundestags-Kommission "30 Jahre Deutsche Einheit" entwickelt wurde. Einerseits geht es darum, den Systemumbruch im Osten nach der friedlichen Revolution 1989/90 abzubilden und zu würdigen. Gleichzeitig soll das Zukunftszentrum den Blick über den deutschen Tellerrand weiten und die Transformations-Erfahrungen der Länder Mittel- und Osteuropas einbeziehen.
Forschung, Begegnung und Kultur - vernetzt
Das Zukunftszentrum will Forschung, Begegnung und Kultur auf eine bislang neue Art miteinander vernetzen - so steht es im Konzept einer von der Bundesregierung eingesetzten Arbeitsgruppe. Neben einem wissenschaftlichen Institut ist demnach eine "Galerie der Transformation und Einheit" geplant, die Besucher "auf eine Reise zu markanten Punkten der Geschichte" mitnimmt und sich der kritischen Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit widmet. Ein Bereich "Dialog und Begegnung" soll innovative Formen von Bürgerbeteiligung und Austausch ermöglichen.
Nach einem Architekturwettbewerb soll bis 2028 ein "Gebäude mit einer herausgehobenen modernen Architektur" für bis zu 200 Millionen Euro gebaut werden. Für den Betrieb sind 40 Millionen Euro im Jahr vorgesehen. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, nennt das Zentrum "eines der wichtigsten Projekte für die Festigung der Deutschen Einheit und des Zusammenhalts in Europa".
Der Jury unter Vorsitz der SPD-Politikerin Budde gehörten unter anderen auch die frühere Stasi-Beauftragte Marianne Birthler, der ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière, Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck und die frühere FDP-Vize Cornelia Pieper an. Die Bundesregierung will sich nach der Standortempfehlung der Jury richten.
Sendung: Antenne Brandenburg, 14.02.2023, 22 Uhr