Jury-Entscheid für Halle - Frankfurt (Oder) geht beim Zukunftszentrum Deutsche Einheit leer aus

Di 14.02.23 | 22:40 Uhr
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So könnte das Zukunftszentrum an der Frankfurter Oderbrücke aussehen. (Foto: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.02.2023 | Jasmin Becker | Bild: rbb

Halle an der Saale hat sich im Rennen um den Standort des Zukunftszentrums Deutsche Einheit durchgesetzt. Das hat eine Jury vorgeschlagen, die Bundesregierung muss noch zustimmen. Damit hat Frankfurt (Oder) den Kürzeren gezogen.

Halle (Saale) soll Standort für das geplante Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation werden. Das schlägt eine Auswahlkommission vor, wie die Vorsitzende des Gremiums, die SPD-Bundestagsabgeordnete Katrin Budde, am Dienstagabend offiziell bestätigte. Zuvor hatte der MDR berichtet.

Frankfurt enttäuscht, gratuliert aber Halle

Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke(Linke) gratulierte Halle (Saale) noch am Dienstagabend. Gleichzeitig zeigte er sich auch enttäuscht. "Nach anderthalb Jahren harter, gemeinsamer Arbeit und Herzblut von so vielen Menschen, schmerzt die heutige Entscheidung der Jury sehr", schrieb Wilke in einer ersten Reaktion auf Facebook.

Nach Angaben der Stadt ging das Rennen denkbar knapp aus. Frankfurt (Oder) landete demnach auf Platz Zwei und hatte sich zuletzt ein Rennen mit Halle geliefert. Der Bewerbungsprozess habe trotz Niederlage die Stadtgesellschaft gestärkt und biete eine gute Basis, die Stadt der Brückenbauer gemeinsam weiter voranzubringen. "Lasst uns heute und morgen trauern. Und dann stehen wir wieder auf und machen weiter", erklärte Wilke auf Facebook.

Insgesamt waren fünf Bewerbungen im Rennen. Neben Halle waren das Frankfurt (Oder), Eisenach, Jena sowie das Duo Leipzig und Plauen. Offiziell verkünden will der Ostbeauftragte der Bundesreigerung, Carsten Schneider (SPD), das Ergebnis am Mittwoch. Hierzu hat er zu einer Pressekonferenz eingeladen. Wie es heißt, muss die Bundesregierung das Resultat noch bestätigen.

Transformationserfahrungen im Fokus

Das sogenannte Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation ist das größte Bauprojekt des Bundes im laufenden Jahrzehnt. Es geht auf eine Idee zurück, die von der Bundestags-Kommission "30 Jahre Deutsche Einheit" entwickelt wurde. Einerseits geht es darum, den Systemumbruch im Osten nach der friedlichen Revolution 1989/90 abzubilden und zu würdigen. Gleichzeitig soll das Zukunftszentrum den Blick über den deutschen Tellerrand weiten und die Transformations-Erfahrungen der Länder Mittel- und Osteuropas einbeziehen.

Forschung, Begegnung und Kultur - vernetzt

Das Zukunftszentrum will Forschung, Begegnung und Kultur auf eine bislang neue Art miteinander vernetzen - so steht es im Konzept einer von der Bundesregierung eingesetzten Arbeitsgruppe. Neben einem wissenschaftlichen Institut ist demnach eine "Galerie der Transformation und Einheit" geplant, die Besucher "auf eine Reise zu markanten Punkten der Geschichte" mitnimmt und sich der kritischen Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit widmet. Ein Bereich "Dialog und Begegnung" soll innovative Formen von Bürgerbeteiligung und Austausch ermöglichen.

Nach einem Architekturwettbewerb soll bis 2028 ein "Gebäude mit einer herausgehobenen modernen Architektur" für bis zu 200 Millionen Euro gebaut werden. Für den Betrieb sind 40 Millionen Euro im Jahr vorgesehen. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, nennt das Zentrum "eines der wichtigsten Projekte für die Festigung der Deutschen Einheit und des Zusammenhalts in Europa".

Der Jury unter Vorsitz der SPD-Politikerin Budde gehörten unter anderen auch die frühere Stasi-Beauftragte Marianne Birthler, der ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière, Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck und die frühere FDP-Vize Cornelia Pieper an. Die Bundesregierung will sich nach der Standortempfehlung der Jury richten.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.02.2023, 22 Uhr

36 Kommentare

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  1. 36.

    "Ggf. wäre auch daran zu erinnern, dass sich Polen als Teil von Mitteleuropa sieht." Es spielt aus dt. Sicht keine Rolle, wo sich Polen sieht. Aus dt. Sicht - und das Forschungszentrum ist nun mal ein Projekt der Regierung in D - beginnt Osteuropa in (sic! nicht mit) Polen; vielleicht noch nicht in den dazugewonnen Westgebieten aber recht sicher ab Posen nach Osten.

  2. 35.

    Vielleicht kann man das als Potsdamer nur begrenzt nachvollziehen, da sie nicht in einer geteilten Stadt wohnen und großgeworden sind.

  3. 34.

    "Monate lanng keine ordentliche Bahnnverbindung nach Ff/O. Es ist ein Trauerspiel" Vorallem, wenn man bedenkt, daß in Ffo mal die Reichsbahndirektion Ost saß - die würden sich im Grabe umdrehen.

  4. 33.

    Ggf. wäre auch daran zu erinnern, dass sich Polen als Teil von Mitteleuropa sieht. Osteuropa wäre dann die Ukraine, Moldawien und Russland, das Baltikum Nordosteuropa, der Balkan Südosteuropa. Mir scheint, der Begriff der Osteuropaforschung hängt noch sehr am Eisernen Vorhang dran, ohne DDR.

  5. 32.

    Sowas spielt untergründig immer eine Rolle. Ich denke aber (trotzdem), dass das politische Klima in Frankfurt (Oder) und sich der Wille des OB sehr wohl unterscheiden. Deshalb mein Hinweis auf die mit hoher Ablehnungsquote begegneten innerstädtischen Tram-Verbindung - aus glattem Misstrauen ggü. Polen heraus. Das Ding ist nicht wegzukriegen und sowas bleibt nicht verborgen.

  6. 31.

    Oha, da gucken Sie ja sehr kritisch! Aber von der Hand weisen kann man es dann auch nicht. Leider!

  7. 30.

    Na, ja, dann stimmt doch meine Aussage! Monate lanng keine ordentliche Bahnnverbindung nach Ff/O. Es ist ein Trauerspiel.- Dennoch kann Ff/O. den Grand ausreizen: Kulturell, von der Mehrsprachigkeit her i.V.m. der Viadrina, mit buchstäblich der Brückenverbindung nach Slubice und mit den Landstrichen beiderseits der Oder. Es gibt viel zu tun, da war uns das Land SA sehr voraus: Sie haben ihr kulturelles Netz fleißig geknüpft, alle geschichtsträchtigen Orte sind "verbandelt" und mit den Öffis sehr gut erreichbar. Besinnen wir uns auf Traditionsgewerbe, Sauer-Orgel GmbH & was das an Strahlkraft besitzen könnte, die Gutsparkanlagen, die wenigen Herrenhäuser, die mit histor. bedeutsamen Personen verknüpft sind, entdecken wir Neues in Kunst/Material/Handwerk und Gewerbe. Und das mit der poln. Seite. Ich sehe da gr. Reserven, Backstein-Architektur, Landwirtschaftl. Traditionsbetriebe udgl. & neue Industrien..

  8. 29.

    "Halle hat nun mal gar nichts mit Osteuropa zu tun."

    Zum Glück dass es schlichte Geister wie Sie gibt, da gibt es Transformations- und Osteuropaforschung aus erster Hand ...

  9. 28.

    Ob die Stadt, ob die Frankfurter Bürger wirklich von diesem Prestigeprojekt profitiert hätten, kann niemand verlässlich sagen.

  10. 27.

    Zitat von der Website: "Es soll Knotenpunkt eines europäischen Netzwerks werden und die Transformationsperspektive der mittel- und osteuropäischen Nachbarn einbeziehen. So werden auch die Umbruchserfahrungen und -leistungen der Menschen in Mittelosteuropa gewürdigt sowie ein gesamteuropäischer Resonanzboden zum Thema Transformation geschaffen."

    Die Jury hat sich dagegen entschieden.

    Halle hat nun mal gar nichts mit Osteuropa zu tun. Ein nettes Signal nach Moskau: Osteuropa ist uns egal.

  11. 26.

    Genau solche schlichten Geister wie Sie, verhindern immer wieder Investitionen in unserer Stadt.

  12. 25.

    Schmerz hält sich in Grenzen. Woke Jobs/Woke Berlin Pendler haben wir durch die Uni mehr als genug.

    200 Mio Investition + 40 Mio/Jahr für 200 Stellen, irre! Dabei weiß nicht niemand genau, was die eigentlich genau machen sollen.

  13. 24.

    Vielleicht hatte sich Halle ja einfach nur besser herausgeputzt und war saubererer als Ffo am Tag, als die Kommission kam.

  14. 23.

    Nach deiner Aussage haben wir dann aber nie eine Chance. Es war eine gute Erreichbarkeit gefordert. Und die kann Frankfurt auf jeden Fall auch bieten. Sehr gute Zugverbindungen mit RE und EC. Eine Autobahn haben wir auch und der nächste Flughafen ist auch nicht weit.

  15. 22.

    Und warum ist das eine sehr gute Entscheidung?

  16. 21.

    Die Verwirklichung dieser spinnerten Idee bedeutet nur "rausgeworfenes Geld". Da wird es hochbezahlte Pöstchen mit Präsident, mehreren Vizepräsidenten, Hauptabteilungsleiter und und und geben - und, was kommt dabei heraus: nichts oder nur heiße Luft. Für den kleinen Mann auf der Straße hat das keine (positiven) Auswirkungen.

  17. 20.

    Dieser Ansicht ist aus meinen Augen leider nicht so ganz richtig. Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. 1. Haben wir auch eine Universität die sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Also diese Voraussetzung auch sehr gut erfüllt. 2. An unserer Lage können wir nun mal nichts ändern. Aber wenn eine zentrale Lage Voraussetzung gewesen ist, hätte man das auch im Konzept erwähnen müssen. Und das heißt auch , dass wir machen können was wir wollen. Wir haben nie eine Chance auch mal der Sieger zu sein. Ein ganz schlechtes Zeichen für Ostdeutschland. Und 3. hat sich die Kommission gegen ihr eigenes Konzept entschieden. Man wollte das Zentrum eigentlich in eine Strukturschwache Gegend. Und jetzt die Frage, welche Gegend ist strukturschwächer? Doch nicht etwa halle?

  18. 19.

    Ich will da etwas Wasser in den Wein gießen. Ich denke mal, die antipolnischen Ressentiments bei einem nicht kleinen Teil der Menschen in Frankfurt hat da eine Rolle gespielt. Zum billigen Einkauf darf dann das Auto gern über die Grenze bewegt werden, wer dann aber wieder hiesige Gefilde erreicht hat, dann sollen am besten die Schotten wieder dicht gemacht werden. Das war seinerzeit auch der Grund, die innerstädtische Straßenbahn nicht zu beiden Seiten der Oder auszubauen, weil "Volkes mehrheitlicher Wille" das so nicht vorsah.

    In einem solchen Klima hat es ein Zukunftszentrum, das für perspektivische Offenheit steht, nicht gerade leicht, trotz guten Willens der Stadtregierung. Der visualisierte Bau versinnbildlicht das zudem auch architektonisch: Wie eine stehende Wand entlang der Oder mit einem gar nicht großen Durchschlupf. Beiderseitiges Willkommen sähe anders aus.

  19. 18.

    "Gleichzeitig soll das Zukunftszentrum den Blick über den deutschen Tellerrand weiten und die Transformations-Erfahrungen der Länder Mittel- und Osteuropas einbeziehen."

    Komisch und ich habe gedacht man möchte uns vom Tellerrand fernhalten, schließlich bekommen wir in den Medien unsere Nachrichten relativ einseitig und direkt mit der von uns zu habenden Haltung geliefert.

    Ich würde mir wünschen es gäbe endlich wieder objektive Berichterstattung, dann würde man die Geschehnisse wie in Holland (Bauern) oder Frankreich (Pflegepersonal/Impfpflicht) nicht nur als Randnotiz erhalten.

  20. 17.

    So ein Quatsch. Von dem Geld sollten bezahlbare Wohnungen gebaut werden. Deutsche Einheit ist mehr als 30 Jahre her. Wieso müssen wir JETZT daran forschen, wie es dazu kam und warum muss die Einheit JETZT gefestigt werden? Es gibt so viel Wichtigeres.

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