Konsumklima vor Weihnachten - Einzelhandelsverband zieht gemischte Bilanz, Weihnachtsmärkte zufrieden
Einen Tag vor Heiligabend ziehen Einzelhändler und Weihnachtsmarktbetreiber die erste Bilanz. Während sich Händler um die Konsumstimmung in der Krise sorgten, war es für viele Weihnachtsmärkte ein Comeback nach Corona.
Der Einzelhandelsverband Berlin-Brandenburg zieht eine gemischte erste Bilanz für das diesjährige Weihnachtsgeschäft. Die Erwartungen seien wegen des schlechten Konsumklimas und der Energiekrise nicht sehr hoch gewesen, insoweit gebe es einen versöhnlichen Abschluss, sagte der Verbands-Geschäftsführer Nils Busch-Petersen am Freitagmorgen dem rbb-Sender Radioeins.
"Wir sind relativ gut durch das Weihnachtsgeschäft gekommen, liegen aber deutlich unter den Ergebnissen des Jahres 2019", sagte Busch-Petersen. Das Konsumklima sei nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine "im freien Fall" gewesen. Die Hoffnung, mit dem Ende der Pandemie-Hochphase wieder mehr Konsum zu registrieren, habe sich nicht erfüllt. Vielmehr spürten die Inflation alle Händler, sowohl stationär als auch im Internet.
Weihnachtsmärkte zufrieden trotz etwas geringerer Zahlen als vor Corona
Die meisten Weihnachtsmärkte in der Region blicken dagegen zufrieden auf die Vorweihnachtszeit zurück. Für einige endet die Saison bereits rund um Heiligabend, andere haben noch bis zum Jahreswechsel geöffnet.
Die Betreiber des Weihnachtsmarkts auf dem Breitscheidplatz beispielsweise sind mit der laufenden Saison "sehr zufrieden". Geschäftsführer Michael Roden sagte dem rbb: "Der Weihnachtsmarkt wurde sehr gut besucht, trotz Krise haben sich die Menschen hier getroffen. Anscheinend brauchen die Menschen das noch und geben dafür noch Geld in der Weihnachtszeit aus." Er sei zuversichtlich, dass die Gesamtbesucherzahl bis Silvester noch die Eine-Millionen-Marke erreichen - das wäre in etwa das Niveau früherer Jahre.
Auch auf dem Weihnachtsmarkt in der Kulturbrauerei haben die Besucherzahlen nach Betreiberangaben wieder das Niveau von 2019 erreicht. Allerdings sei der Umsatz etwas niedriger als damals - und das, obwohl die Preise für Glühwein und Essen leicht angestiegen sind, wie Geschäftsführer Michael Wiegner dem rbb berichtet. Die Menschen hätten also bei ihrem Besuch etwas weniger getrunken, gegessen und eingekauft.
Nicht überall sind die Besucherinnen und Besucher zurück
Am Gendarmenmarkt dagegen sind die Besucherzahlen noch deutlich hinter denen von 2019 zurück, wie die Geschäftsführerin Gunda Kniep dem rbb mitteilte. Trotzdem entsprächen sie in etwa den Erwartungen für diesen Winter. Kniep differenziert bei der Kauflaune der Besucherinnen und Besucher zwischen Ständen mit kleineren Accessoires, Essen und Trinken - diese würden sich gut entwickeln - und solchen mit aufwendigeren Handwerksprodukten - hier seien noch schwächere Einnahmen zu beobachten.
Gemischt sieht die Bilanz auch in Brandenburg aus, bei Eberhard Heieck, der mit seiner Firma die Weihnachtsmärkte in Potsdam, Cottbus und Wittenberg organisiert. Er schätzt, dass es insgesamt zehn bis fünfzehn Prozent weniger Besucher gab. Nur die Wochenenden seien sehr stark gewesen.
Einzelhandel hofft auf Last-Minute-Einkäufer und Gutschein-Shopper
Für den stationären Handel seien laut Busch-Petersen besonders die letzten Tage des Weihnachtsgeschäfts sowie die Zeit nach den Feiertagen für Einlösung von Gutscheinen, betonte er. Am 24. Dezember haben die meisten Supermärkte und Einkaufszentren in Berlin und Brandenburg nochmal bis 14 Uhr geöffnet.
Sendung: Radioeins, 23.12.2022, 8 Uhr