Trotz staatlicher Verpflichtung - Im ländlichen Brandenburg gibt es zu wenige Postfilialen

Mi 01.03.23 | 14:58 Uhr
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Archivbild: Warteschlange vor dem Schalter in einer Postfiliale. (Quelle: dpa/J. Röttgers)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.03.2023 | Sebastian Meerheim | Bild: dpa/J. Röttgers

Was viele Betroffene seit langem beklagen, steht jetzt schwarz auf weiß: Nach einer Auswertung der Bundesnetzagentur herrscht in einigen Landstrichen in Brandenburg akuter Post-Mangel. Die Deutsche Post sieht das derweil anders.

In Brandenburg gibt es zu wenige Postfilialen. Die ländlichen Gebiete sind davon besonders stark betroffen, mahnt die Bundesnetzagentur in einem Schreiben an ihren Beirat an.

Nach Angaben der Aufsichtsbehörde waren Ende Januar deutschlandweit 174 Standorte bekannt, die trotz einer staatlichen Vorschrift nicht besetzt waren. Ende Dezember waren es laut Netzagentur 140 gewesen - den Zahlen zufolge hat sich das Problem also verschärft. Von den 140 unbesetzten Postfilialen waren sieben in Brandenburg.

Verordnung definiert klare Regeln

Mit Postfilialen sind inzwischen nahezu ausschließlich Einzelhändler gemeint, die auch einen Postschalter haben, etwa Supermärkte oder Kioske. Stand Ende Dezember gab es – trotz Verpflichtung - keinen solcher Standorte in Brieselang (Landkreis Havelland), Groß Köris, Königs Wusterhausen und Mittenwalde (Landkreis Dahme-Spreewald) sowie in Werder (Havel) im Landkreis Potsdam-Mittelmark.

Der Post-Universaldienstleistungsverordnung zufolge muss es in jeder Gemeinde mit mehr als 2.000 Einwohnern mindestens eine Filiale geben. Ab 4.000 Einwohnern darf eine Filiale in zusammenhängend bebauten Wohngebieten nicht weiter entfernt sein als zwei Kilometer. Derzeit bereitet die Bundesregierung eine Reform des völlig veralteten Gesetzes vor – dann könnte auch die Vorgabe zum Filialnetz geändert werden.

Post verweist auf "ordnungsrechtliche Vorgaben"

Jüngstes Beispiel einer geschlossenen Postfiliale in Brandenburg ist jenes in der Ortschaft Britz bei Eberswalde (Barnim). Der einzige Lebensmittelladen der Gemeinde mit ihren über 2.000 Einwohnern musste im Januar schließen. In dem kleinen Laden war auch ein Postschalter. Britz sucht seit dem nach einer Nachfolge.

Der Bonner Konzern betont derweil, dass ihm das Thema Filialversorgung sehr wichtig sei und dass er rund 99 Prozent der Pflichtstandorte abdecke - "gerade auch im ländlichen Raum", sagt ein Firmensprecher. "Aufgrund von kurzfristigen Kündigungen von Filialpartnern kann es dennoch temporär zu Vakanzen kommen." Man arbeite mit Hochdruck daran, an den betreffenden Standorten neue Filialen einzurichten. Oft seien es aber "ordnungsrechtliche Vorgaben, die die Optionen zur schnellen Eröffnung einer Filiale einschränken".

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 01.03.2023, 19:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Auf dem Land gibt es deshalb so wenig Postfilialen, weil dort so wenig Menschen die Dienstleistungen der Post in Anspruch nehmen. Das ist ganz einfach mit der Nachfrage und dem Angebot. Da verstehe einer diese "Aufregungen" wer will, ich nicht. Ich wohne auf'm 600 Seelendörfchen und komme mit dem Postservice wunderbar klar.

  2. 10.

    Zu wenig Filialen, mangelhafte Zustellung, ewige Entschuldigungen und Erklärungen aber nichts ändert sich. Gleichzeitig den höchsten Profit in der Geschichte der Post eingefahren. Und das will das Wirtschaftsministerium jetzt auch noch belohnen, indem es unterschiedliche Laufzeiten für Briefe genehmigt. Man muss nur dreist genug sein.

  3. 9.

    Nicht jeder liefert an Packstationen es werden immer weniger Händler die dies tun, auch kostet abholen lassen. Auch braucht mancher eine Beratu g u d bei manchen Reklamationen, beispielsweise Inhalt des Pakets kaputt, muss man an den Schalter. Also keine Alternativen.

  4. 8.

    Packstationen gibt's viele und nutzen kann diese auch jeder. Dazu kommen noch diverse Läden die DHL annehmen

    Man kann auch eine Abholung von daheim bei DHL buchen.

  5. 7.

    Doch tut sie, aber dazu muss man den Paketboten vor Ort erwischen, wenn er gerade in der Strasse zustellt.

  6. 6.

    Und was mach ich dann mit dem beklebten Paket? In die Luft werfen und hoffen, dass eine Drohne es auffängt? Der ausgedruckte Paketschein nützt demjenigen nichts, der nicht weiß, wie er zu irgendeiner Abgabestelle kommt. Ich wüsste nicht, dass die Post die Pakete abholt.

  7. 5.

    Briefmarken und Versandmarken für Paket ect kann man ganz einfach online erstellen und selbst ausdrucken

    Nicht mal für Einschreiben muss man in die Filiale

  8. 4.

    Ist das in der Hauptstadt anders? Habe letztens ein Paket für meine Mutter abgeholt das nicht Zuhause ankam, obwohl sie da war. 20m lange Schlange bis draußen im kalten, im anderen Stadtbezirk.

  9. 3.

    Ja das sehe ich auch so. Briefe kommen zu spät oder garnicht. Dienstleistung sieht anders aus.
    Wäre man durch die Behörden und Ämter nicht auf diese Dienstleistung angewiesen, wäre die Post schon längst Pleite.

  10. 2.

    Sie sehen das zu streng. Wer regelmäig, wie die Post, die Preise erhöht muß zum Ausgleich wenigstens den Service einschränken ;o)

  11. 1.

    Die 0,75 Meter zwischen Bio-Ei-Karton und
    Lotto-Computer als Bundes-Post-Filiale zu
    bezeichnen spricht für sich.
    Eigene Infrastruktur nicht unterhalten
    wollen, Zustellungen einschränken,
    Personal ausbeuten und erzielte Gewinne
    im Ausland versteuern !
    Was macht die Deutsche Post AG,
    womit Sie im Ausland Geld verdient, wenn
    Sie in Deutschland keine Post bewegt ?
    Wem gehört die Post,
    wer bezahlt,
    wer streicht die Sahne ein ?

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