Berlin - Tarifverhandlungen für öffentlichen Dienst der Länder gestartet

Do 26.10.23 | 13:55 Uhr
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Mitglieder der TVStud demonstrieren vor dem Beginn der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder auf dem Scharounplatz in Berlin (Quelle: dpa/Fabian Sommer).
Audio: rbb24 Inforadio | 26.10.2023 | Johannes Frewel | Bild: dpa

Die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder haben begonnen. "Die Beschäftigten der Länder wollen genauso wie die Kolleginnen und Kollegen bei Bund und Kommunen, für die wir ja schon einen Tarifabschluss haben, die Reallöhne gesichert wissen angesichts der riesigen, hohen Inflation", sagte Verdi-Chef Frank Werneke am Donnerstag vor Verhandlungsstart in Berlin. Dabei sitzen die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb zusammen.

Verdi fordert Stadtstaatenzulage von 300 Euro

Verdi fordert in den Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft der Länder bundesweit 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Für Berlin fordert die Gewerkschaft zudem eine Stadtstaatenzulage von 300 Euro. "Hintergrund sind die hohen Lebenshaltungskosten in den Stadtstaaten", wie Verdi mitteilte. Zwar gibt es in Berlin für die meisten landeseigenen Beschäftigten bereits eine sogenannte Hauptstadtzulage. Diese wird aber vom Land lediglich gewährt und ist nicht tariflich verankert.

Eine weitere Besonderheit in Berlin sind die sogenannten Anwenderbetriebe. Das sind Gesellschaften, die häufig öffentliche Aufgaben übernehmen, die aber nicht direkt zum Land gehören. Dazu gehört etwa der Verein Ambulante Dienste, die Stiftung Zentral- und Landesbibliotheken oder die Wirtschaftsförderung Berlin Partner. Ihre Haustarife übernehmen zwar die Tabellenerhöhungen aus dem Landestarifvertrag, doch tariflich vereinbarte Einmalzahlungen wie etwa eine mögliche Inflationsausgleichsprämie werden dort nicht automatisch gezahlt. Auch das will die Gewerkschaft sicherstellen. Ähnlich ist die Lage an den Universitäten.

Insgesamt betreffen die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst der Länder laut Verdi rund 187.000 Beschäftigte in Berlin und 63.000 in Brandenburg. Im ganzen Land sind es 1,2 Millionen Menschen. Rechnet man die Beamtinnen und Beamte dazu, auf die ein Abschluss üblicherweise übertragen wird, kommt man auf mehr als drei Millionen Betroffene.

Warnstreiks möglich

20,7 Milliarden Euro würde eine Umsetzung der Forderungen die Länder laut TdL kosten.

Wie bei Tarifrunden für den öffentlichen Dienst üblich müssen sich die Bürgerinnen und Bürger wieder auf Ausstände einstellen. Werneke sagt: "Da ist richtig Druck auf dem Kessel." Man bereite sich auf Warnstreiks und Aktionen vor. "Die Beschäftigten der Länder wollen und werden sich nicht abhängen lassen." Das Ausmaß von Ausständen ist aber noch offen. Dressel gibt sich unbeeindruckt: "Das gehört alles zum Geschäft."

Bund und Kommunen haben sich bereits geeinigt

Im April hatte - nach monatelangem Ringen und einer Schlichtung - für Bund und Kommunen ein Ergebnis festgestanden: unter anderem steuer- und abgabenfreie Sonderzahlungen von insgesamt 3.000 Euro, ein Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschließend 5,5 Prozent mehr.

"Natürlich wird das eine Orientierungsmarke sein", so TdL-Chef Dressel.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.10.2023, 10:34 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Ich halte die Forderungen für zu gering. Wenn man alleine die Inflationsrate der letzten zwei Jahre berücksichtigt sind es (etwa 8 % 2022) und(6 % 2023) also etwa 14 % Gehalts Verlust in zwei Jahren.
    Außerdem wurden im TVöd 3000,- Euro Inflationsprämie als Ausgleich gezahlt. Die ich hier vermisse. Vor einem halben Jahr. Es müssten also jetzt mindestens 4000,- + 14 % als Ergebnis der Verhandlungen herauskommen damit die Beschäftigten das Gleiche Gehalt bekommen wie vor 2 Jahren.
    Also was müsste man fordern, damit dieses Ergebnis am Ende heraus kommt? 20% ? 6000,Euro?

    Damit gerade mal +/- 0 heraus kommt. Alles andere ist eine faktische Lohnkürzung.

    So bekommen wir keine neuen Erzieher/Lehrer/Polizisten usw. die unser Land so dringend benötigt.


  2. 10.

    Merkwürdig wenn man so einige der Kommentare liest, wenn es um Flüchtlinge geht kommt teilweise der Satz Deutschland ist unermesslich reich. Geht es um Lohnerhöhung heißt es auf einmal die Neuverschuldung wird dann in Richtung Billionenhöhe gehen. Könnte man sich vielleicht mal auf eine Aussage einigen entweder ist Deutschland nun unermesslich reich oder nicht.

  3. 9.

    Die von Verdi geforderten 10,5% entsprechen ja gerade einmal der inflationsbedingten Kaufkraftsenkung seit dem letzten Abschluss. Der Sockelbetrag von 500 € ist notwendig, um wenigstens den unteren Gehaltsgruppen einen angemessenen Zuwachs zukommen zu lassen.

  4. 8.

    Bei der massiven Steuerhinterziehung der Superreichen und der enorm geringen Besteuerung der Reichen, sollte man sich um Schulden oder hohe Löhne für Normalverdiener keine Sorgen machen.

  5. 7.

    Die Gastronomen jammern weil so wenig Gäste kommen. Könnte daran liegen das die Einkommenserhöhungen nicht so üppig ausfallen. Aber das will jetzt keiner hören.

  6. 6.

    Viel Glück.
    Die Angestellten haben es sich verdient.
    Die Forderungen sind angemessen und gerechtfertigt, eher sogar ein wenig Dürftig.

  7. 5.

    500 € ist ja nicht so schlecht. Ich dachte zuerst im Jahr, aber das ist monatlich. Da müssen viele Omis lange für stricken. Beamte werden wahrscheinlich auch davon profitieren. Ein großteil der normalen Arbeitnehmer schaut wie immer in die Röhre. Wie wird das denn alles finanziert ? Von den nicht Privilgierten oder durch Sondervermögen ? Da klettern die Schulden unaufhörlich Richtung drei Billionen und noch höher. Alles nur Peanuts !

  8. 4.

    Konkurrenz belebt das Geschäft, auch im Öffentlichen Dienst, das haben nur viele Verantwortliche noch nicht verstanden.

  9. 3.

    Ich finde diese Zulage für Berlin aus Sicht einer Potsdamer Landesbeschäftigten kontraproduktiv. Zuallererst sind die Kosten in Potsdam ebenso exorbitant hoch und zweitens bei der verkehrlichen Anbindung, bewerbe ich mich doch dann eher dort und nicht in Brandenburg. Super Idee.

  10. 2.

    Hier liegt der RBB leider falsch, was die Staststaatenzulage betrifft schreibt Verdi: "Für die Beschäftigten in den Stadtstaaten ERWARTEN wir eine Zulage von 300 Euro". Es handelt sich NICHT um eine Forderung!

  11. 1.

    Wie war den eigentlich die Verdi Demo letzten Samstag? Ich konnte keinen Bericht beim RBB finden. Mitarbeiter*innen im Sozialen Bereich am Rande der Belastungagrenzen nicht hipp genug für einen Bericht?

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