Auswärtsspiel in Karlsruhe - Hertha zu Gast bei unschlagbaren Freunden
Am Samstag (13 Uhr) steht für Hertha BSC das Freundschafts-Duell beim KSC auf dem Programm. Die Reise nach Baden ist vor allem für die Fans immer ein Highlight. Auf dem Rasen sind die guten Freunde derzeit allerdings schwer zu bezwingen.
Fakten zum Spiel
- Hertha und der KSC sind seit 1976 durch eine enge Fanfreundschaft verbunden
- Die Freundschafts-Duelle sind meist torreich: In den letzten sieben Pflichtspielen zwischen beiden Teams fielen immer mindestens vier Tore
- Die Berliner sind auswärts in dieser Saison noch ungeschlagen (2 Siege, 2 Unentschieden), der KSC hat in der Liga sogar noch gar nicht verloren
- 3.500 Gästefans begleiten Hertha nach Baden
- Es sind mehrere Aktionen im Zeichen der Freundschaft rund um die Partie geplant
So läuft es sportlich bei Karlsruhe
Das Jahr 2024 hätte für den Karlsruher SC bislang wohl kaum besser laufen können. Erst spielten die Badener die zweitbeste Rückrunde der 2. Liga (nur Aufsteiger St. Pauli holte mehr Punkte), nun sind sie in der neuen Spielzeit nach neun Partien als einziges Team noch ungeschlagen. Mit 19 Punkten steht der KSC derzeit auf dem zweiten Tabellenplatz. "Hätte mir das jemand vor der Saison gesagt, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt", erklärt KSC-Fan und -Podcaster Niklas Scheuble.
Dass die Karlsruher noch nicht verloren haben, ist vor allem dem starken Offensivfußball zu verdanken, der unter Trainer Christian Eichner gerade gespielt wird. Die vielen Tore (20) sorgen dafür, dass auch die ein oder andere Schwäche in der Defensive ausgeglichen werden kann (14 Gegentore). Paradebeispiel war dafür die Partie beim 1. FC Köln vor einigen Wochen, bei der die Fächerstädter aus einem 0:3-Rückstand am Ende noch ein 4:4 machten.
Trotz einiger Spielerverluste im Sommer ist für Scheuble vor allem das konstante Grundgerüst in der Mannschaft der Schlüssel zum Erfolg. "Die Truppe kennt sich. Die sind eingefleischt und jeder weiß, wo der andere hinläuft. Die Automatismen sind da und man hat vom Saisonstart an gemerkt, dass sie eingespielt sind", erklärt er.
Da darf man nach 16 Jahren Abstinenz schon auch mal wieder vom Aufstieg in die Bundesliga träumen. "Es läuft aktuell sehr viel in die richtige Richtung. Ich versuche mich da immer wieder schon selbst zu bremsen, aber ich denke, dass auch die Mannschaft weiß, dass die Erwartung hochgeht, wenn du nach neun Spieltagen Zweiter bist", sagt der Gegner-Experte.
Das bewegt die Karlsruher Fans
Das Duell zwischen Hertha und dem KSC ist für die Fans immer ein bisschen mehr als nur Punktejagd. Seit fast 50 Jahren verbindet beide Klubs eine enge Fanfreundschaft, die bei jedem Aufeinandertreffen zelebriert wird. "Es ist immer etwas sehr Besonderes gegen Freunde zu spielen. Ich finde es total cool und einzigartig, dass man sich gegenseitig anfeuert", sagt Scheuble.
Geplant ist unter anderem eine gemeinsame Choreo der Gastgeber mit den rund 3.500 mitreisenden Berliner Anhängern. Zudem soll es bereits am Freitagabend im Zeichen der Freundschaft eine besondere Stadiontour durch den Wildpark für die Fans aus der Hauptstadt geben.
Ein reines Freundschaftsspiel sollte die Partie für Scheuble aber nicht werden. "Ich bin in den 90 Minuten trotzdem KSC-Fan und ich glaube, den Berlinern geht es ähnlich. Die wollen ja auch drei Punkte. Vorher und nachher kann man sich ja dann in den Arm nehmen und gemeinsam ein Bierchen oder eine Apfelschorle trinken."
Auf diese Spieler sollte Hertha besonders achten
Der Leistungsträger Nummer eins ist für Scheuble derzeit klar zu benennen: Marvin Wanitzek. "Er ist seit Jahren ein Leistungsträger und dominiert viele Statistiken in der Liga. Es ist für viele unerklärlich, dass er nicht in der Bundesliga spielt", erklärt er. Der Kapitän spielt mittlerweile seine achte Saison beim KSC und sammelte seitdem in der 2. Liga mehr Scorerpunkte als jeder andere Spieler (95). "Über ihn läuft im Mittelfeld alles. Er hat Tempo, Spielübersicht und ist selbst torgefährlich", schwärmt der Gegner-Experte.
Letzteres gilt auch für Stürmer Budu Zivzivadze. Mit sechs Treffern ist der Georgier in dieser Saison der Karlsruher Top-Torjäger. "Er hatte zuletzt zwar mal einen leichten Durchhänger, was aber nicht bedeutet, dass mit ihm nicht zu rechnen ist. Er ist immer gut für eine Bude und man muss auf ihn aufpassen", erklärt Scheuble.
Das sagen die Trainer
Cristian Fiél (Hertha BSC): "Wir spielen gegen die Mannschaft, die in dieser Saison noch kein Spiel verloren hat und für mich wirklich eine der Top-Mannschaften der Liga ist. Das ist eine große Herausforderung. Ich weiß, was diese Fanfreundschaft bedeutet und das muss man auch leben. Aber für uns geht es darum, auf dem Platz drei Punkte zu holen."
Christian Eichner (KSC): "Wir haben letztes Jahr gezeigt, dass wir mit der Qualität von Hertha mithalten können. Das erhoffen wir uns nun logischerweise auch für Samstag. Es werden zwei Mannschaften im Stadion sein, die sich gegenseitig anstecken werden. Ich glaube also, dass es sich lohnen wird einzuschalten. Auch wenn man es nicht mit dem KSC oder Hertha hält."
So könnte Hertha spielen
Hertha-Trainer Cristian Fiél plagen weiterhin einige Verletzungssorgen. Zwar ist Schlüsselspieler Fabian Reese in dieser Woche nach langer Verletzungspause wieder auf den Trainingsplatz zurückgekehrt, sein erster Einsatz in dieser Saison wird aber noch auf sich warten lassen müssen. Auch Marten Winkler wird wohl noch nicht wieder bereit für die Startelf sein. Zudem fällt Mittelfeld-Chef Diego Demme weiter aus.
Trotzdem könnte der Coach neues Personal in die Startelf bringen. Die letzten Spiele haben gezeigt, dass Derry Scherhant mit der Rolle als alleiniger Mittelstürmer nicht wirklich zurechtkam. Stattdessen scheinen dem Berliner Spiel klassische Strafraumstürmer wie Florian Niederlechner oder Smail Prevljak besser zu tun. Beide waren zuletzt erfolgreich und bieten sich in Karlsruhe für einen Platz in der Startelf an. Scherhant könnte dann wieder auf den Flügel rutschen.
Zudem steht Deyovaisio Zeefuik nach abgesessener Gelbsperre wieder zur Verfügung.
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Zeefuik, M. Dardai, Leistner, Kenny – Klemens, Maza, Sessa – Scherhant, Niederlechner, Cuisance
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Es werden viele Tore fallen, weil beide Vereine gerne den Ball haben wollen und sich nicht hinten reinstellen. Außerdem sind beide Verteidigungen jetzt nicht unbedingt die stabilsten der Liga. Am Ende wird es 3:2 für uns ausgehen", prophezeit Scheuble.
Der Redaktionstipp: Freundschaftliche Punkteteilung in Baden. 2:2.
Sendung: rbb24, 25.10.2024, 21:45 Uhr