Keine Zuschüsse mehr - Berliner Eltern schreiben Brandbrief wegen Klassenfahrten

Do 24.10.24 | 11:57 Uhr
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Symbolbild: Zwei Schülerinnen und ein Schüler warten auf einen Bus. (Quelle: dpa/Marcus Brandt)
Audio: rbb88.8 | 24.10.2024 | Jana Schmidt | Bild: dpa/Marcus Brandt

Nachdem der Berliner Senat die Zuschüsse für Klassenfahrten vorerst gestrichen hat, haben Elternvertreter von mehr als 30 Schulen einen offenen Brief geschrieben. Klassenfahrten seien kein Luxusgut, kritisieren sie.

Elternvertreter von 32 Berliner Schulen haben einen Brandbrief unterzeichnet, um gegen Streichungen von Zuschüssen für Klassenfahrten zu protestieren. Das Schreiben richtet sich an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner sowie die Senatoren für Bildung, Katharina Günther-Wünsch, und Finanzen, Stefan Evers (alle drei CDU).

Darin heißt es: "Wir verstehen, dass Ausgaben auch im Bereich Bildung überprüft werden müssen, aber der Zeitpunkt, die Kurzfristigkeit und die Art und Weise der Kommunikation dieser Entscheidung gehen an der Realität von Schulen, Familien und ganz besonders von Schüler*innen vorbei." Zuerst hatte der Tagesspiegel [tagesspiegel.de | Bezahlinhalt] berichtet. Der Brief liegt rbb|24 vor.

Hintergrund ist die Diskussion um die Finanzierung von Klassenfahrten angesichts der Sparzwänge im Haushalt. So dürfen für einen Zeitraum von sechs Wochen bis Ende November keine Klassenfahrten für das Jahr 2025 mehr gebucht werden, für die Zuschüsse gezahlt werden sollen. Danach soll das wieder möglich sein. Lehrer und Lehrerinnen, die auf ihren Reisekostenzuschuss verzichteten, könnten aber weiter Klassenfahrten buchen, so die Senatorin weiter.

"Klassenfahrten sind kein Luxusgut"

Die Schulen kritisieren in dem gemeinsamen Brief, dass durch die Entscheidung der Berliner Regierung bereits geplante Klassen- oder Kursfahrten sowie Austauschprogramme abgesagt werden mussten. Ersatztermine seien oftmals nicht möglich. Dies sei besonders ärgerlich, da die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren bereits für umfassende Ausfälle gesorgt habe.

"Unsere Kinder haben ein Recht auf Bildung, auch außerhalb der Schule", heißt es in dem Brief. "Klassenfahrten sind kein Luxusgut, sondern Bildungsreisen, die den Horizont erweitern, Wissen stärken und das soziale Lernen sowie die ganz persönliche Entwicklung unserer Kinder stärken." Die Entscheidung des Senats war in den vergangenen Tagen bereits heftig kritisiert worden - etwa von Lehrerverbänden oder aus den Reihen der Opposition.

Auch die Kostenübernahme für Klassenfahrten für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf Bildungs- und Teilhabeleistungen ist ausgesetzt worden - zunächst bis mindestens Ende November 2024. Hierfür ist aber nicht die Bildungs-, sondern die Sozialverwaltung zuständig.

In Berlin haben rund 30 Prozent aller Schulkinder Anspruch auf sogenannte Bildungs- und Teilhabeleistungen - insgesamt um die 120.000 Schülerinnen und Schüler.

Sendung: rbb88.8, 24.10.2024, 06:25 Uhr

63 Kommentare

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  1. 63.

    Es gibt viele Kinder und Eltern, die verzichten, weil sie es sich nicht leisten können, verstehe diese Empörung nicht. Es geht um eine Klassenfahrt. Bildung ist umsonst.

  2. 62.

    Ist Verzicht etwas Schlechtes?

  3. 61.

    30% der Berliner Kinder sind armutsgefährdet? Das würde ja bedeuten, in Berlin können sich viele Menschen Wohnungen leisten, obwohl sie arm sind. Manch einer kann sich in Berlin keine Wohnung leisten, obwohl er nicht arm ist.

  4. 60.

    Pauschaler Blödsinn, ohne Beleg - wo sollen die Schüler denn so viel wegfahren?

  5. 59.

    Wenn es dann auch mal Bildungsfahrten sind. Bei 2 Klassen- und 1 Bildungsfahrt pro Schuljahr und in sehr vielen Fällen bezahlt über die Jobcenter, kommen mir erhebliche Zweifel. Wenn alle selber zahlen müssten , hätte es keinen Brandbrief gegeben.

  6. 58.

    Meine Tochter ist jetzt in der 7. Klasse und hatte bisher nur eine Klassenfahrt.
    Von wegen, es fällt nur mal eine Fahrt aus.

  7. 57.

    Das Schulessen ist nicht in Gänze kostenfrei. Abbestellung 7. Klasse muss das Essen komplett bezahlt werden.
    Wo zahlen Kinderlose mehr Steuern?

  8. 56.

    Kommt noch was zum Thema oder wollten sie nur mal wieder hetzen und eine Diskussion sprengen?

  9. 55.

    Kinderlose sorgen aber auch nicht für zukünftige Renten- und Steuerzahler. Also was soll der Quatsch?

  10. 54.

    sinnlos.

  11. 52.

    Statt Brandbrief sollten sie lieber einen Anwalt einschalten. Anders geht es offenbar heutzutage nicht mehr.

  12. 51.

    Ich weiß nicht, wie sie auf Toskana etc. kommen, bei meinen Kids gingen die Klassenfahrten im Extremfall mal an die Nordsee, meist aber nach Brandenburg.

  13. 50.

    Die vorherigen Artikel nicht gelesen oder nicht verstanden?

    "Auch für Schulkinder aus Berlin und könnte die Haushaltssperre längerfristige Folgen haben. So sind Plätze für Klassenreisen begehrt und Reservierungen für die kommenden Jahre müssten entsprechend oft schon Monate vorher gemacht werden. [...]

    Andere Herbergen sind sogar bis zu zwei Jahre im Voraus ausgebucht, gibt das Jugendherbergswerk an. Die Konkurrenz sei groß. "

  14. 49.

    Man Leute, wegen 6 Wochen wird hier rumgezickt, esst einen Schokoriegel …

  15. 48.

    Klassenfahrten sind eine tolle Sache, das gebe ich gerne zu. Aber das die Zukunft der jungen Generation ernsthaft gefährdet ist, wenn mal eine Fahrt ausfällt, halte ich für übertrieben.
    Verstehen kann ich allerdings die Verärgerung über die kurzfristige Entscheidung, wegen der jetzt langfristig und aufwendig vorbereitete Exkursionen abgesagt werden müssen oder unsicher sind. Besonders die Enttäuschung der betroffenen Schüler ist nachvollziehbar.

  16. 47.

    Eine ganze Menge. Ich kann dieses "früher haben wir..." nicht ausstehen. Die Umstände haben sich geändert.

    Es ist nunmal Fakt dass sich einige Eltern keine Klassenreisen leisten können und cDU typisch sollen deren Kinder von Bildung ferngehalten werden.

    Das ist schon so 1950 oldschool und schlimm genug und dann kommen sie mit "früher haben wir" um die Ecke.

  17. 46.

    Klassenfahrten nach Mallorca, Toskana, Skireisen? Was soll das?

  18. 45.

    "Kinderlose sollten sich solidarisch zeigen, weil genau die Kinder der Anderen deren Renten erarbeiten sollen und werden."

    Wie bitte? Hakt's jetzt? Menschen, die unter Umständen vielleicht gar keine Kinder bekommen KÖNNEN, sollen dafür auch noch bestraft und zur Kasse gebeten werden?

  19. 44.

    Das ist eine zweischneidige Geschichte, denn oft sind Freiplätze eine mehr oder weniger offene Umlegung der Kosten auf den Reisepreis der Schüler. Insofern war es Lehrern in Brandenburg lange nicht gestattet, diese zu nutzen, denn das wäre Vorteilsannahme gewesen. Auch wäre es den Eltern gegenüber schwer zu vermitteln gewesen, dass sie die Kosten der Lehrer anteilig übernehmen. Inzwischen gibt es ein Gerichtsurteil, das das Land zur Übernahme der Dienstreisekosten verpflichtet.

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