Tarifstreit - Gewerkschaft GDL kündigt Bahn-Streik von Mittwochabend bis Donnerstag an

Di 14.11.23 | 20:50 Uhr
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Symbolbild: Züge der Deutschen Bahn stehen mit roten Lichtern auf dem Abstellgleis. (Quelle: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.11.2023 | Interview | Bild: dpa

Bei der Deutschen Bahn kommt es bereits am Mittwoch zum Streik: Von 22 Uhr bis Donnerstag, 18 Uhr hat die Lokführergewerkschaft GDL zum Arbeitskampf aufgerufen. Auch die Berliner S-Bahn erwartet massive Einschränkungen.

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  • Warnstreik soll von Mittwochabend, 22 Uhr, bis Donnerstag, 18 Uhr, dauern
  • Fern- und Regionalverkehr betroffen, auch Berliner S-Bahn erwartet massive Einschränkungen
  • Bahnkunden können gebuchte Fahrten verschieben oder stornieren
  • Hintergrund ist der Tarifstreit, größter Streitpunkt ist die Arbeitszeitreduzierung

Die Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich am Mittwoch und Donnerstag auf zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat zum Warnstreik im Bahnverkehr von Mittwochabend, 22 Uhr, bis Donnerstagabend, 18 Uhr, aufgerufen.

"Die GDL ruft Lokomotivführer, Zugbegleiter, Werkstattmitarbeiter und Disponenten in allen Unternehmen und zusätzlich Fahrdienstleiter und weitere Berufsgruppen bei DB Netz zum Streik auf", heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstagabend. Der Unmut der Beschäftigten sei groß.

Die Bahn geht nach eigenen Angaben von "massiven Auswirkungen" des Streiks aus. "Die DB wird so schnell und umfassend wie möglich informieren", hieß es in einer Mittelung am Abend.

Kunden der Berliner S-Bahn müssen wegen des Streiks ebenfalls mit Zugausfällen rechnen. Man erwarte massive Beeinträchtigungen des S-Bahn-Verkehrs, teilte das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn am Dienstagabend auf seiner Website mit. Auch vor und nach dem Streik könne es zu Einschränkungen kommen. Fahrgäste werden gebeten, alternative Verkehrsmittel zu nutzen.

Fahrgäste können Zugfahrten verschieben oder stornieren

Die Deutsche Bahn wird nach eigenen Angaben während des Warnstreiks im Fernverkehr einen Notfahrplan anbieten. Das Angebot an Fahrten werde stark reduziert, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. "Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden", hieß es in der Mitteilung.

Im Regionalverkehr sei es ebenfalls das Ziel der Bahn, ein stark reduziertes Angebot auf die Schiene zu bringen. "In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark. In jedem Fall wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben", teilte der Konzern mit.

Fahrgäste, die vom GDL-Streik betroffen sind, können ihre Tickets auch später nutzen, wie die Bahn auf ihrer Internetseite [bahn.de] mitteilte. Die Zugbindung sei aufgehoben, Sitzplatzreservierungen könnten kostenfrei storniert werden.

Zudem könnten Zugfahrten am Mittwoch auch vorverlegt werden. Die Bahn empfiehlt, möglichst früh zu fahren, damit das Reiseziel noch vor Streikbeginn erreicht wird. Das Unternehmen ruft gleichzeitig dazu auf, von "nicht notwendigen Fahrten" während des Streiks abzusehen, der Ticketpreis werde ohne Abzüge erstattet.

Gegenseitige Vorwürfe

Auf den kurzfristig angekündigten GDL-Streik reagierte das Unternehmen empört. "Das ist eine Zumutung für die Bahnreisenden. Dieser Streik ist völlig unnötig", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler laut einer Mitteilung. "Wir haben am Donnerstag und Freitag Verhandlungen im Kalender, die wir gemeinsam vereinbart haben."

Auf dem Tisch liege ein Elf-Prozent Angebot der Deutschen Bahn aus der Auftaktrunde. Ob der nächste Gesprächstermin am Donnerstag bestehen bleibt, blieb zunächst offen. Seiler warf der Gewerkschaft vor, Absprachen zu ignorieren und verantwortungslos zu handeln.

Von der Gewerkschaft hieß es hingegen, die Bahn habe bereits in der ersten Verhandlungsrunde klar ausgedrückt, dass sie nicht dazu bereit sei, über wesentliche Kernforderungen der GDL zu sprechen.

Streitpunkt Arbeitszeitreduzierung

Die Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL hatten am Donnerstag begonnen. Die GDL fordert bei einer Tariflaufzeit von einem Jahr eine Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro sowie eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent. Außerdem möchte sie für Beschäftigte im Schichtdienst eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich sowie steuerfreie Inflationszahlungen von 3.000 Euro erreichen.

Das Unternehmen bietet elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2.850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Die von der GDL geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich lehnte der Konzern ab.

Bahn: 50 Prozent höhere Personalkosten

GDL-Chef Claus Weselsky hatte in den vergangenen Tagen an dieser Stelle zwar Kompromissbereitschaft angedeutet, etwa hinsichtlich einer schrittweisen Reduzierung. Die Bahn hält eine Arbeitszeitreduzierung aber grundsätzlich für nicht realisierbar.

Die GDL habe insgesamt 35 Forderungen aufgestellt, die die Personalkosten der Bahn um 50 Prozent steigern würden, hieß es am Dienstag.

Trotz der noch großen Differenzen konnten sowohl Seiler als auch Weselsky nach der ersten Runde Positives für sich aus den Gesprächen ziehen: Der Bahn-Personalvorstand wirkte laut DPA zufrieden, dass für den Moment Warnstreiks kein Thema waren, der Gewerkschaftsboss verbuchte einen engen Terminrhythmus bei den weitere Verhandlungen für sich als Erfolg.

Nach der guten Stimmung steht mit dem plötzlichen Streikbeschluss zwei Tage vor dem nächsten geplanten Treffen alles wieder auf dem Kopf.

Der bisherige Tarifvertrag mit der Lokführergewerkschaft ist Ende Oktober ausgelaufen. Die GDL ist die kleinere von zwei Gewerkschaften bei der Bahn. Sie vertritt viele Lokführer, verhandelt aber auch für weitere Berufsgruppen, etwa Zugbegleiter oder Teile der Verwaltung. Die Bahn wendet die Tarifverträge der GDL bisher in 18 von rund 300 Betrieben an und betont, von den nun begonnenen Tarifverhandlungen seien lediglich rund 10.000 Bahnbeschäftigte betroffen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.11.2023, 17 Uhr

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184 Kommentare

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  1. 184.

    Jammerlappen. Dann such dir einen anderen Job. Es sind nur Lokführer. Was ist mit Müllmännern, Erzieherinnen, Krankenschwestern ect....Auch alle Systemrelevant. Jeder so einen Tarifabschluss, und es bricht endgültig alles zusammen.

  2. 183.

    Man muss ja echt schon Urlaubstage nur für den öffentlichen Nahverkehr einplanen. Weil 2 Stunden Fahrzeit jeweils hin und zurück hat man auch keine Lust. Ist das ätzend. Gefühlt für jedes Jahr

  3. 182.

    Hintergrund ist der Tarifstreit, größter Streitpunkt ist die Arbeitszeitreduzierung. Weniger Arbeiten, beim gleichen Gehalt.
    Am besten noch eine 4 Tage Woche? Fakt ist doch: Der Arbeitsvertrag wurde unterschrieben. WE Arbeit und Schichtdienst.
    Automatisiertes Fahren ist die Voraussetzung für einen nachhaltigen und effizienten Schienenverkehr der Zukunft .

  4. 181.

    Schlimm, diese Neiddebatte, dieses gefährliche Halbwissen um die Ziele der GDL in ihrem Arbeitskampf, dieses (mit Verlaub) doch recht degenerierte Geschreibsel von einigen Usern("Weselsky ist Sachse und als solcher der SED verbunden..." oder "Gewerkschaften gehören verboten"). Man fasst sich an den Kopf!!! Leute,Leute....ist Weselsky schuld am Fachkräftemangel in diesem Land??? Was sollen denn solche kindischen Äußerungen wie "ich bekomme nicht soviel, soviel hätte ich auch gerne"! Ja Leute wir sind doch ein freies Land und jeder kann sich gewerkschaftlich organisieren und für seine Arbeitnehmerrechte und angemessene Arbeitsbedingen kämpfen. Die Lösung wäre doch ein Generalstreik damit man in Berlin endlich mal aufwacht und Reformen suf allen nötigen Gebieten einleitet von denen man zwar faselt aber von denen außer regelmäßiger Absichtserklärungen nichts bleibt. Ich wünsche der GDL und ihrem Vorsitzenden (der hat wenigsten Rückgrat und Courage!) viel Erfolg!

  5. 180.

    Immer gewinnen die Konzerne. Immer größer wird ihre Macht. Aber ganz selten gibt es einen Moment in dem man merkt, dass das Grundrecht auf Streik und der Arbeitskampf noch möglich sind. Und an alle die kritisieren: euer Urlaub, euer Arbeitsschutz und eure Bezahlung wenn ihr Krank seid, das habt ihr Gewerkschaften zu verdanken also seid respektvoll und dankbar. Oder lest mal ein Buch.

  6. 179.

    Als Fahrgast zahlen Sie ganz unabhängig von diesem Streik doch bereits jetzt den Preis für jahrelange Mängelverwaltung bei der DB. Ohne das Streikrecht würde sich doch kaum mehr jemand diesen Job antun, da sich der DB-Vorstand schön das eigene Konto trotz miserabler Ergebnisse füllt. Wenn sich die DB-Mitarbeiter die besseren Arbeitsbedingubgen nicht erstrecken können, dann kündigen die eben, aber davon wird Ihr Zug weder pünktlicher noch preiswerter.

  7. 178.

    Das Gute an der Sache der Herr Weselsky hat zu seinem letzten "Orbeitskampf" aufgerufen. Dann ist er endlich weg. Die Forderungen sind gnadenlos überzogen. Wenn man dort nicht arbeiten möchte, kann man sich einen neuen Job suchen. Fachkräfte werden doch überall gesucht. Niemand ist gezwungen ein Leben lang denselben Arbeitgeber zu haben. Das ist einfach nur Erpressung und man weiß das eine 4-Tage-Woche nicht realisierbar ist. Danach würden die Züge nur noch von 9-17Uhr fahren und das von Mo-Do. Na dann braucht keiner mehr die Bahn. Verkehrswende adé. So klappt das bestimmt.

  8. 177.

    Was ist mit den Rentnern????? Die bleiben auf der Strecke. Im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere Spitze müsste endlich ausgetauscht werden.

  9. 176.

    Ja auf 32 Monate! Damit wären Sie zufrieden? Das gleicht ja nicht einmal die Inflation aus, während sich Bahnvorstand Lutz sein Gehalt verdoppelt hat.

    Angesichts dessen, dass in Berlin sowieso andauernd Weichen, Stellwerke, Signale oder Zügen defekt sind, hätte ich mir gewünscht, dass die GDL 100% mehr Lohn fordert, um dieses Unternehmen endlich abzuwickeln.

  10. 175.

    Irgendwann werden die Zugtickets so teuer sein, dass sich 'Normalsterbliche' keine (Fern)Reisen mehr leisten können... Diese Preise können dann nur noch die Leute bezahlen, die niemals in einen Zug steigen, sondern jede Fahrt nur mit ihrem SUV tätigen... Nachhaltig geht anders...

  11. 174.

    11% werden aber nicht auf 32 Monate aufgeteilt. Die 11% gibt's vom ersten Monat an. Wie kommen Sie immer auf die Idee der Aufteilung? 11% ist fast die doppelte Inflation.

    Vielleicht sollte man erstmal eine vernünftige Leistung erbringen, bevor man fordert.

    Die Lokführer möchte gerne das doppelte verdienen und dafür nicht mehr arbeiten. Unrealistische Forderungen waren schon immer ein Markenzeichen der GDL, deren Streikrecht durch das TEG deutlich eingeschränkt wurde

  12. 173.

    Zitat Zugfahrer: „ Weniger arbeiten und trotzdem mehr Geld verdienen zu wollen ist schon richtig dreist.“
    Zitat Ende
    Oho, und was bitte machen die Herren und Damen Vorstände/ Gesellschafter ? Gleiches Recht für Alle! Also: STREIK !

  13. 172.

    Das Bürgergeld steigt ab Jan. auf 12%
    Finden Sie es in Ordnung, bei einem 3 Schichtsystem, Wochenende und Feiertage bei dieser Verantwortung in einen Sytemtelevanten Beruf der Kritischen Infrastruktur arbeiten zu gehen beim einem Einstiegsgehalt als Berufsanfänger*in wo man gleich den Anschein hat das Arbeiten da es sich nicht lohnt?! Bei Mieten, Sozialabgaben, GEZ?!, Zahnarztkosten ff?!
    Schichtzuschläge werden nicht versteuert und fällt einen später bei der Rente auf die Füße.

  14. 171.

    In Anbetracht das sich einige Bahnmanager im letzten Jahr ihr Entgelt verdoppelt haben (teilweise auf über eine Millionen Euro, der Inflationsrate, dem Facharbeitermangel, dem Umstand das die Bahn AG Gewinne an die Aktionäre ausschütten kann, sind die gewerkschaftlichen Forderungen angemessen.

  15. 170.

    Leider kann das Streikrecht nur im öffentlichen Dienst oder bei staatlichen Unternehmen wie Post und Bahn genutzt werden. Wer in einem normalen Unternehmen arbeitet und im Wettbewerb mit Konkurrenten auch aus dem Ausland steht, kann nicht die Bevölkerung terrorisieren und würde mit so einem Verhalten nur sich selbst schaden. Die Bahn Mitarbeiter sollten sich ihren monatlichen Gewerkschaftsbeitrag sparen und müssten so nicht noch überflüssige Bosse wie Weselsky mit ernähren.

  16. 169.

    Kleine Anekdote äh Frage am Rande: Wer gönnt sich immer sehr leise Millionen pro Jahr mehr und ist für die Erfolge des aktuellen Bahngeschäfts verantwortlich?

  17. 167.

    Sie wissen aber schon, dass der öffentliche Nahverkehr nicht kostendeckend arbeiten kann, oder?

  18. 166.

    Im Prinzip vertreten die Gewerkschaften eine ganz große Anzahl der Bundesbürger. Nämlich alle Arbeitnehmer, auch die,die nicht in einer Gewerkschaft organisiert werden. Die Tarifabschlüsse gelten nicht nur für die Gewerkschaftsmitglieder, werden oft auch für die Beamten angewendet.
    Ohne Gewerkschaften wären die Arbeitnehmer völlig den Arbeitgebern ausgesetzt.
    Außerdem arbeiten auch die Lockführer was, sie haben jeden Tag die Verantwortung für die Fahrgäste. Und für die Verspätungen kann nur der Vorstand der Bahn mit deren Sparzwang der letzten Jahre was. Dadurch ist das Schienennetz und der Fuhrpark marode und es gibt dadurch oft Störungen.

  19. 165.

    Es steht jedem frei sich zu organisieren und gemeinsam für seine Rechte und Lebensbedingungen einzutreten. Wer dies für sich selbst nicht möchte hat bestimmt Gründe dafür. Man sollte aber deshalb nicht anderen Menschen absprechen für ihre eigenen und vor allem berechtigten Interessen einzutreten. Selbst möchte man ja auch nicht bevormundet werden, oder?

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