Ausstand der Lokführer - Regionalverkehr und S-Bahn durch Warnstreik stark eingeschränkt
Von Mittwochabend sind Lokführer zum Warnstreik aufgerufen. Im Fernverkehr wird laut Deutscher Bahn wohl nur rund ein Fünftel der Züge fahren. Im Regionalverkehr und bei der S-Bahn Berlin soll es schon vor Streikbeginn zu Ausfällen kommen.
Hinweis: Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert. Unsere weiteren Informationen zum Streik finden Sie hier.
- 20-stündiger Warnstreik der GDL startet um 22 Uhr
- kaum Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg
- Einschränkungen bei der S-Bahn voraussichtlich auch vor und nach Streik
- nur jeder fünfte Fernverkehrszug soll fahren
Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich aufgrund eines Lokführer-Streiks am Mittwoch und Donnerstag auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Das gilt für den Fernverkehr, aber auch für den regionalen Nahverkehr in Berlin und Brandenburg.
Hintergrund ist ein Streikaufruf der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Diese hat ihre Mitglieder zu einem Ausstand von Mittwoch, 22 Uhr, bis Donnerstag, 18 Uhr, aufgerufen.
Am Mittwochabend werde es ab Warnstreikbeginn im Regionalverkehr in Berlin und Brandenburg "nahezu keine Fahrten mehr geben", teilte ein Bahn-Sprecher mit. Am Donnerstagmorgen versuche DB Regio dann, "je nach Verfügbarkeit von Personal (das nicht streikt) möglicherweise einige Fahrten" anzubieten, hieß es. "Diese Fahrten werden jedoch allenfalls ein sehr geringfügiges Notfahrplan-Angebot darstellen."
Auch schon vor Beginn des Warnstreiks werde es Zugausfälle geben. "Die DB nimmt einige Züge kontrolliert aus dem Verkehr, um sicherzustellen, dass die Züge nach Streikende bereits dort sind, wo sie gebraucht werden", so der Sprecher.
Diese S-Bahnen sollen am Donnerstag fahren
Auch die S-Bahn Berlin wird den Streik wohl zu spüren bekommen. "Es werden massive Beeinträchtigungen des S-Bahnverkehrs erwartet", teilte die S-Bahn auf "X" (vormals Twitter) mit. Es könne auch schon vor Streikbeginn und nach Streikende zu Beeinträchtigungen kommen. "Nutzen sie alternative Verkehrsmittel", riet die S-Bahn.
Für Donnerstag strebt die S-Bahn nach eigener Aussage an, zur Anbindung der Außenbezirke und Umlandgemeinden an die Berliner Innenstadt einen Notfahrplan im 20-Minuten-Takt auf den Linien S3 (zwischen Erkner und Ostbahnhof), S46 (zwischen Wildau und Schöneberg), S5 (zwischen Strausberg Nord und Charlottenburg) und S9 (von Gesundbrunnen über Ostkreuz, Treptower Park bis Flughafen BER T1-2) anzubieten.
Die Berliner Verkehrsbetriebe mit U-Bahn, Straßenbahnen und Bussen sind nicht direkt vom Streik betroffen. Doch auch die BVG erwartet eigenen Angaben zufolge vollere Fahrzeuge und längere Wartezeiten.
Wie die Verkehrsinformationszentrale Berlin mitteilte, könnte es am Donnerstag wegen des Streiks der GDL im gesamten Stadtgebiet zu mehr Verkehr kommen, besonders auf den Stadtautobahnen und Haupteinfallstraßen.
Aufgrund des GDL-Warnstreiks müssen sich Fahrgäste bei der Bahn auch auf einen stark eingeschränkten Fernverkehr einstellen. "Wir rechnen damit, dass weniger als 20 Prozent der Intercity- und ICE-Züge fahren", sagte ein Bahnsprecher am Mittwochvormittag. Vollständig eingestellt werde der Fernverkehr allerdings nicht. Es sei gelungen, einen Notfahrplan aufzustellen. Die digitalen Fahrauskünfte sollten bis Mittwochmittag auf dem endgültigen Stand sein.
Es würden vor allem lange Züge eingesetzt, um möglichst viele Plätze anbieten zu können, hieß es. Einzelne Züge müssten dazu schon vor Beginn des Warnstreiks um 22 Uhr aus dem Verkehr genommen werden, betonte der Sprecher. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Züge nach Streikende bereits dort sind, wo sie gebraucht werden.
Fahrgäste, die ihre Reise aufgrund des Streiks verschieben möchten, können ihr Ticket nach Angaben der Deutschen Bahn zu einem beliebigen Zeitpunkt, also früher oder später nutzen. Die Zugbindung ist demnach aufgehoben. Die Bahn rät außerdem, alle nicht notwendigen Reisen nicht anzutreten, da das Fahrangebot nur sehr begrenzt sei. Wer auf die Fahrt verzichtet, bekommt laut der Deutschen Bahn den Fahrpreis vollständig erstattet.
Die Nahverkehrszüge der Niederbarnimer Eisenbahngesellschaft (NEB) sind eigenen Angaben zufolge nicht vom Streik betroffen. Der Busverkehr Oder-Spree als Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn ebenfalls nicht.
Auch der Fahrplan der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (Odeg) ist nach Angaben des Unternehmens nicht direkt vom Streik betroffen. Dennoch könne es auch bei Odeg-Zügen durch den Streik zu Störungen und Unregelmäßigkeiten kommen, da die Züge die Infrastruktur der Deutschen Bahn mitnutzen würde, heißt es auf der Odeg-Website. Fahrgäste sollten sich vor Fahrtbeginn online informieren.
Da die Ostdeutsche Eisenbahn die Infrastruktur der Deutschen Bahn nutze, seien Einschränkungen möglich, teilte die Odeg am Mittwoch in Berlin mit. Eine Beteiligung am Tarifstreit durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Odeg sei jedoch ausgeschlossen. Auf 15 Linien des privaten Anbieters sind laut Mitteilung Ausfälle möglich. Zudem sei eine erhöhte Auslastung zu erwarten.
Betroffen sind demnach Regionalzüge auf Strecken zwischen Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt: der RE1 (Magdeburg - Cottbus), RE8 Nord (Wismar - Flughafen BER), RE8 Süd (Berlin - Baruth (Mark)/Elsterwerda/Finsterwalde (Niederlausitz), RE9 (Rostock - Binz/Sassnitz), RE10 (Rostock - Züssow), RB13 (Rehna - Parchim), RB14 (Hagenow Stadt - Parchim), RB15 (Plau am See - Waren (Müritz)), RB33 (Potsdam - Jüterborg), RB37 (Berlin-Wannsee - Beelitz Stadt), RB46 (Cottbus - Forst (Lausitz)), RB51 (Brandenburg - Rathenow), RB64 (Hoyerswerda - Görlitz) und RB65 (Cottbus - Zittau).
Abzuwarten bleibt, inwiefern der Warnstreik bei anderen Verkehrsunternehmen in der Region zu Einschränkungen führt. Die GDL hatte neben den Lokführern auch Zugbegleiter, Werkstattbeschäftigte und Fahrdienstleiter zum Streik aufgerufen. "Das würde bedeuten, dass auch Fahrten anderer Bahnunternehmen nicht stattfinden können", sagte der Bahnsprecher.
Auch der Schienengüterverkehr dürfte demnach vom Streik betroffen sein.
Der Warnstreik der GDL könnte auch Auswirkungen auf den Unterricht in Brandenburger Schulen haben - sofern Schülerinnen und Schüler bei der Beförderung auf den Bahnverkehr angewiesen sind. Daher sollen die Kinder und Jugendlichen am Donnerstag Lernaufgaben bekommen, wenn sie wegen des Streiks ihre Schule nicht besuchen können, wie das Bildungsministerium am Mittwoch mitteilte. Wenn die Einsatzplanung der Lehrkräfte dies zulasse, könne auch in den Jahrgangsstufen 1 bis 10 für die abwesenden Schüler Distanzunterricht organisiert werden.
Die Lehrkräfte und das pädagogische Personal müssten am Donnerstag zum Dienst erscheinen, hieß es in der Mitteilung. Der Unterricht werde nach dem regulären Stundenplan für alle Jahrgangsstufen in Präsenz erteilt.
Hintergrund für den Streik ist ein Tarifstreit zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn.
Die GDL fordert bei einer Tariflaufzeit von einem Jahr eine Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro sowie eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent und eine steuerfreie Inflationszahlung von 3.000 Euro. Kernanliegen ist Vier-Tage-Woche mit 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich für Beschäftigte im Schichtdienst.
Die Deutsche Bahn bietet elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2.850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten. Die von der GDL geforderte Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich lehnte der Konzern als unerfüllbar ab.
Nach der Warnstreikankündigung der Lokführergewerkschaft GDL sagte die Deutsche Bahn eine geplante zweite Tarifverhandlungsrunde ab. Die für Donnerstag und Freitag geplanten Gespräche fielen aus, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Mittwoch.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.11.2023, 08:34 Uhr