Tarifgespräche gestartet - Bahn und GDL verhandeln nächste Woche weiter

Do 09.11.23 | 22:23 Uhr
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Ein Lokführer steigt in einen Triebwagen. (Quelle: dpa/Oliver Berg)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.11.2023 | Johannes Frewel | Bild: dpa/Oliver Berg

Elf Prozent mehr Lohn und einen Inflationsausgleich hat die Bahn zum Start der Tarifverhandlungen der Gewerkschaft GDL angeboten. Die kritisiert das Angebot, will aber gesprächsoffen bleiben. Nächste Woche gehen die Verhandlungen weiter.

  • Tarifverhandlung nach erstem Termin auf kommende Woche vertagt
  • Gewerkschaft GDL hat hohe Forderungen
  • Knackpunkt könnte die Wochenarbeitszeit sein
  • Bahn sieht GDL-Forderungen als "unerfüllbar" , bietet aber elf Prozent mehr Lohn an
  • GDL-Chef gibt für Weihnachten leichte Entwarnung

Die erste Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist am Donnerstag in Berlin laut Konzern ohne Einigung zu Ende gegangen. Die Verhandlungen sollen nächste Woche fortgesetzt werden, teilte die Bahn am Donnerstagnachmittag mit.

"Wir begrüßen, dass die Lokführergewerkschaft auf der Grundlage unseres Angebots weiterverhandeln will", hieß es von Personalvorstand Martin Seiler. Vier weitere Termine seien vereinbart worden. "An unserem klaren Nein zur Arbeitszeitverkürzung hat sich nichts geändert", betonte der Manager.

Weselsky: "Zu wenig, zu lange"

Die Bahn hatte der Gewerkschaft am Donnerstag unter anderem eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten vorgeschlagen. Auf die Kernforderung der GDL der Arbeitszeit, 35 anstatt 38 Wochenstunden für Schichtarbeiter, ging der Konzern in dem Angebot aber nicht ein. Die Gewerkschaft fordert daneben unter anderem 555 Euro mehr Geld pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 2.850 Euro.

Doch die GDL lehnte das Angebot am Donnerstag ab. "Zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend", kommentierte Weselsky den Schritt. "Trotzdem haben wir uns entschieden, hier an dieser Stelle die Verhandlungen nächste Woche fortzusetzen", sagte Weselsky nach der ersten Verhandlungsrunde in Berlin. Vor allem, dass nun im Wochen- statt im Monatstakt verhandelt werden soll, wertete er als Erfolg der ersten Runde.

Bahn: GDL-Vorstellungen unerfüllbar

Bahn-Personalvorstand Seiler hatte vor Beginn der Gespräche die Vorstellungen der GDL als "unerfüllbar" zurückgewiesen. Vor allem die Absenkung der Arbeitszeit sei nicht realisierbar. So würde die Vier-Tage-Woche nach Arbeitgeberberechnung dazu führen, dass die Bahn rund 10.000 Menschen im Schichtdienst zusätzlich einstellen müsste. Das würde nicht nur erhebliche Kosten verursachen und die Finanzen der Bahn weiter drücken. Auch gebe es diese zusätzlichen Fachleute am Arbeitsmarkt nicht. Dies sei laut Seiler somit "der falsche Weg".

"Wir setzen weiter auf Kooperation statt Konfrontation", erklärte Seiler. "Deshalb haben wir der Gewerkschaft einen Tarifabschluss im Volumen des öffentlichen Dienstes des Bundes angeboten." Damit sei die Bahn einen großen Schritt auf die Gewerkschaft zugegangen. Details gelte es nun GDL-spezifisch auszugestalten.

"GDL hat zu Weihnachten nie gestreikt"

Für Fahrgäste der Bahn beginnen damit wieder unruhige Zeiten: Direkt im Anschluss an die erste Tarifrunde sind erste Warnstreiks möglich. Wenn die GDL die Verhandlungen für gescheitert erklärt, kann außerdem eine Urabstimmung über unbefristete Streiks starten.

GDL-Chef Klaus Weselsky sieht eine große Streikbereitschaft bei den Bahn-Mitarbeitern. "Wenn die Lokführer und die Zugbegleiter und die Fahrdienstleiter nicht mehr wollen, dann, meine Damen und Herren, wird es grauselig", sagte er. Zugleich gab er am Donnerstagabend eine vorsichtige Entwarnung mit Blick auf mögliche Arbeitskämpfe über die Weihnachtstage: "Die ganze Welt redet über den Weihnachtsfrieden", sagte er. "Ich kenne ihn, und zwar seit Jahrzehnten. Wenn Sie die Historie bemühen, sehen Sie auch, wer zu Weihnachten jemals gestreikt hat: Die GDL war es nie." Doch zu konkreten Plänen äußere sich die Gewerkschaft erst, wenn es soweit sei, betonte er.

Spätestens wenn es kommende Woche auch um die konkreten Forderungen und Inhalte geht, dürfte die GDL im Ton wieder schärfer werden. "Wir werden den Druck auf den Kessel hochhalten, und wir werden am Ende des Prozesses zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein, unsere Forderungen auch mit entsprechenden Streikmaßnahmen zu untersetzen", so Weselsky.

GDL ist die kleinere Gewerkschaft

Die GDL ist die deutlich kleinere von zwei Gewerkschaften bei der Bahn. Sie vertritt viele Lokführer, verhandelt aber inzwischen auch für weitere Berufsgruppen, darunter etwa Zugbegleiter oder auch Teile der Verwaltung in manchen Betrieben.

Die Bahn wendet die Tarifverträge der GDL bisher lediglich in 18 von rund 300 Betrieben an und stellt heraus, von den nun begonnenen Tarifverhandlungen seien lediglich rund 10.000 Bahnbeschäftigte betroffen. Zum Vergleich: Im Frühling und Sommer verhandelte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG mit der Bahn die Tarifverträge für rund 180.000 Beschäftigte.

Durch die Konkurrenz der Gewerkschaften kommt bei der Bahn das Tarifeinheitsgesetz zur Anwendung. Es sieht vor, dass in einem Betrieb mit mehreren Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung umgesetzt wird. Ein gesichertes Feststellungsverfahren der Mitgliederzahl gibt es bei der Bahn aus Sicht der GDL aber nicht. Sie klagt deshalb in mehreren Verfahren gegen die Festlegungen des Konzerns.

Die Einigung mit der EVG

Bei den Verhandlungen mit der EVG einigten sich Bahn und Gewerkschaft nach zwei Warnstreiks, einer Urabstimmung und einer Schlichtung auf eine Erhöhung von 410 Euro monatlich in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 25 Monaten. Zudem wurden 2.850 Euro als steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie vereinbart. Für einzelne Berufsgruppen wurden zudem nach Ablauf der Laufzeit strukturelle Erhöhungen in den Tariftabellen vereinbart. Die Einkommen von gut 70.000 Beschäftigten werden sich damit noch einmal deutlich erhöhen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.11.2023, 8:00 Uhr

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73 Kommentare

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  1. 73.

    Da ist wohl jemand so richtig Neidisch.
    Tipp: Wechseln Sie einfach zur Bahn, dann bekommen Sie ja ihre Ach so tollen 11 Prozent innerhalb von fast 3 Jahren.
    Aber lassen sie ihr unsoziales Gejammere hier sein.

  2. 72.

    Trine, soweit können GDL Mitglieder nicht denken. Letztlich wird die GDL durch das Tarifeinheitsgesetz deutlich gebremst. Letztlich wird für die DB vor Gericht gehen. Den Beweis, in welchen betrieben die GDL Mehrheitsgewerkschaft ist, kann die GDL nicht erbringen. GDL Mitglieder, die in einem EVG Betrieb arbeiten, unterliegen dem Tarifvertrag der EVG. Ob diese Mitglieder streiken dürfen, ist umstritten. Ein Streik muss immer auf ein Ziel hinarbeiten.

  3. 71.

    Das Gehalt eines Vorstandes hat nichts mit dem Gehalt eines Lokführers zutun.

    Ein Vorstandsmitglied ist kein Arbeitnehmer wie ein Lokführer.

    Immer diese dummen Vergleiche. Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

    In der Schule aufpassen, studieren und dann kann man selbst Karriere in einem Unternehmensvorstand machen.

    Höhere Fahrpreise sind die Folge von Lohnerhöhungen. Im Güterverkehr ist die DB schon jetzt kaum noch konkurrenzfähig, weil zu teuer. Folge: Verlust von Kunden.

  4. 70.

    Die 11% werden nicht aufgeteilt. Wie kommen Sie auf diesen Unsinn?

    Übrigens gibt's auch noch eine viel zu hohe Sonderzahlung.

  5. 69.

    Hehe, geiler Kommentar! Ich drück euch die Daumen!
    Im Übrigen meckert meine Mutter auch und sie fährt 6x im Jahr Bahn...soviel dazu :)

  6. 68.

    Sie haben ein Verständnisproblem.
    Ich vergleiche nicht Piloten mit Lokführern, sondern Gewerkschaften bei denen man einen Streik sofort mitbekommt mit Gewerkschaften wo das nicht der Fall ist.
    Da Ihrer Meinung nach der Lokführer praktisch nicht arbeitet und so gut bezahlt wird wie ein Bundesligaprofi frage ich mich warum das niemand machen möchte?
    Und wer ist immer dieser geheimnisvolle Sachse?

  7. 67.

    „ Und @Thomas: nur kein Neid, wenn sie aus sich etwas gemacht hätten, könnten sie, wie der "Zampano Weselsky" einen "schicken Dienstwagen" fahren.“
    Und sowas schreibt ein GdL-Mitglied, die jahrelang ihren „Zampano“ durchfüttern …

  8. 66.

    Nur kein Neid! Es steht Ihnen frei, sich sehr gut zu qualifizieren und Verantwortung zu übernehmen, dann bekommen Sie auch das entsprechende Geld dafür!

  9. 64.

    Arbeitszeitverkürzung???
    Aber dafür viel mehr Geld!!!

    Dabei fällt mir ein, dass ich vorgestern auf meinem Ausflug einem „führerlosen Testzug“ gesehen habe! Weiter soooo!

  10. 63.

    Bei Tesla gibt es Lohnerhöhungen und Touristen fahren mit Deutschlandtickets ;)
    ...oder?

  11. 62.

    Die Kernforderung ist nicht erfüllbar. Das sollten Sie verstehen. Eine Reduzierung der Arbeitszeit führt zu einem zusätzlichen Personalbedarf von 10000 Mitarbeitern. Übrigens sind solche Forderungen im TV auch nicht statthaft. Tatsächliche Unmöglichkeit nennt der Jurist das.

    11% sind großzügig.

  12. 61.

    Das habe ich auch nicht behauptet. Sie reden von Wein predigen und Wein saufen und ich erwiderte einen Kommentar fußend auf Wasser predigen und Wein saufen.
    Vorstandsgehälter sind von arbeitswerter Entlohnung IMMER entkoppelt und nicht Gegenstand von tariflichen Auseinandersetzungenen.
    Ob der Maßstab der Vergütung innerhalb der Gewerkschaften noch der Richtige ist, müssen die Mitglieder entscheiden.
    Weselsky würde sich angesichts ihrer Tabelle wahrscheinlich selbst als unterbezahlt verorten?! Allerdings habe ich selbiges von ihm noch nie gehört. Deswegen kann ich an seiner Arbeit nichts von dem entdecken, was ihm einige gerne andichten wollen.
    Im Gegenteil!

  13. 59.

    Das sind 4,125% pro Jahr und deutlich unter der Inflation…
    Besser mal erst rechnen und dann meckern…

  14. 58.

    Da ist er wieder, der zwanghafte Vergleich zum Piloten. Lokführer sind Facharbeiter, zu DDR -Zeiten oft vom miserablen Schulabschluss über eine Ausbildung zum Schlosser anschließend als Lokführer ausgebildet. Mittlerweile gibt es viele Quereinsteiger. Die armen Lokführer können bis zu 45 Tagen Urlaub bekommen, ab 59 Jahren zusätzlich mit Lohnausgleich 90 Tage frei bekommen. Es gibt auch genügend andere Menschen, die einen verantwortlichen Job machen, z.Bsp Mitarbeiter in der ICE Werkstatt, Fahrdienstleiter, die haben keine SiFa und keine Zwangsbremsung. Wenn der Sachse Home-Office als Vorteil nennt, kann ich nur sagen, dass ich lieber im Büro arbeite und viele andere auch. Jedem ist frei gestellt da zu arbeiten, wo er seinen Job ordentlich machen kann, da gibt es auch bei der Bahn Möglichkeiten.

  15. 57.

    Ich bin ja froh, dass die hier versammelten simpel Veranlagten ein Feindbild haben. Ich bin mir sicher, noch nicht einmal die Viertel der hier Jammernden mit der Bahn fahren. Zumal es noch Bus, U- und Straßenbahnen gibt. Fahrräder und E-Scooter nicht zu vergessen.
    Oder wird hier gejammert, weil die hier Versammelten dann für ein paar Tage ihr 49-Euro-Ticket nicht benutzen können? Ein Geschenk von der Politik für euch.
    Nun sind die dran, die euch damit durch die Lande gondeln.
    Und @Thomas: nur kein Neid, wenn sie aus sich etwas gemacht hätten, könnten sie, wie der "Zampano Weselsky" einen "schicken Dienstwagen" fahren.

  16. 56.

    Diese unverschämten Forderungen treiben die Bahnpreise in die Höhe und die Inflation (erste Regel zur Bekämpfung von hoher Inflation sind maßvolle Tarifabschlüsse) ebenfalls. Wer wird denn dann noch auf die Bahn umsteigen? Die Preise sind jetzt schon viel zu hoch.

  17. 55.

    Mein Nachbar im unregelmäßigen Wechseldienst bei der DB bekommt 3880 Brutto.40h Woche. Ich empfinde das für eine sicherheitsrelevante Tätigkeit als nicht ausreichend. Ich freue mich das es diesen polterden GdLer gibt ,der das thematisiert. Nebenbei hat der Vorstand seine Bezüge verdoppelt (100%).

  18. 54.

    Weselsky 230000 im Jahr , EVG Chef 400000, Seiler 1.690.000 , Lutz 2.4M. Man kann darüber diskutieren das der GDLer das fast 5 fache eines neu Lokführers bekommt, das jedoch der Chef soviel wie meine gesamte Dienststelle verdient, da stimmt was nicht. Davon abgesehen das der GDLer sein Geld verdient hat ,kann ich vom Vorstand nicht sagen.

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