Brandenburgs einziger Melonenbauer - Der Melonenmann aus Velten

Mi 14.08.24 | 07:41 Uhr | Von J. Lichnau und P. Rother
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Archivbild:Der Melonenanbauer Attila Puszti am 06.08.2024.(Quelle:picture alliance/dpa/J.Kalaene)
Video: rbb|24 | 14.08.2024 | Jennifer Lichau | Bild: picture alliance/dpa/J.Kalaene

Wassermelonen im märkischen Sandboden anzubauen, ist kein leichtes Unterfangen. Attila Puszti hat es dennoch geschafft. Der Ungar ist nun der einzige Melonenbauer in Brandenburg. Die Nachfrage kann er kaum befriedigen. Von Jennifer Lichnau und Philipp Rother

"Meine Babys", sagt Attila Puszti und klopft auf eine dunkelgrüne 15 Kilogramm schwere Melone vor sich. Er steht auf einem Tankstellenparkplatz in Velten (Oberhavel) und übergibt eine seiner Melonen an einen Stammkunden. Es ist ein kräftiger Mann in Arbeitskleidung, der beide Arme benötigt, um den grünen Ball zum Auto zu transportieren.

Währenddessen bedient Puszti schon die nächsten Kundinnen und Kunden. Er baut sechs Sorten Melonen in Brandenburg an und gilt als einziger gewerblicher Melonenbauer in der Region. Die "Südfrüchte", die als Kürbisgewächs zum Gemüse zählen, sind in Deutschland ein Nischenprodukt.

Viele Kunden kommen seit Jahren

Neben Pusztis Stand in Velten - ein Biertisch, auf dem eine Waage und eine Kasse stehen - türmen sich auf zwei Autoanhängern die roten und gelben Melonen. Die Kunden begutachten sie genau. Sie halten sich jede einzelne Melone ans Ohr und klopfen dabei. Das hat Puszti, der vielerorts nur "Melonenmann" genannt wird, ihnen beigebracht. Eine gute Wassermelone müsse beim Klopfen wie ein Gummistiefel klingen.

Viele von Pusztis Kunden kommen seit Jahren. Andere wollen nur schnell tanken und entdecken die Brandenburger Melonen dann eher zufällig. Zwei Euro pro Kilo kostet eine Wassermelone - wie im Vorjahr auch. Das sei schon die "Schmerzgrenze" für den Verbraucher, so der gebürtige Ungar, der seit 30 Jahren in Deutschland lebt.

Attila Puszti aus Velten baut Melonen an und verkauft sie. Er ist der einzige Melonenbauer in Brandenburg. (Quelle: rbb)Landwirt Puszti schneidet eine Melone ab.

Der Obstbauer trägt eine kurze Hose und ein T-Shirt, das nasse Flecken hat, vom Saft der Wassermelonen, die er zum Probieren aufschneidet. Schon als kleiner Junge hat er mit seinem Opa in Ungarn Melonen im Garten angebaut, geerntet und an die Nachbarn verkauft. Damit die Pflanze auf dem märkischen Sandboden genauso gut wächst, brauche der Boden viel Unterstützung, sagt Puszti. Daher nutze er viel Pferdemist. "Ich habe lange und viel tüfteln müssen", berichtet der Obstbauer.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die behutsame Aufzucht der Jungpflanzen, die im Mai auf das Feld kommen. Denn eine starke Pflanze könne sowohl Läuse als auch Regen gut verkraften. "Und wenn es genug Sonnentage gibt, wachsen die Melonen in Brandenburg bis Mitte September", so der Ungar.

Bis dahin steht Puszti unter der Woche jeden Tag an der Tankstelle, und verkauft acht Stunden seine Melonen. Abends erntet er. Bis vor kurzem hat sein inzwischen verstorbener Schwiegervater dabei geholfen. Auch er ist in Ungarn aufgewachsen. "Er hat mir viel beigebracht, er war auch mein bester Mitarbeiter", sagt der Landwirt.

Puszti will Anbaufläche vorerst nicht vergrößern

Im Gegensatz zur Melone aus dem Supermarkt erntet Puszti seine Melonen, wenn sie reif sind. Importierte Melonen werden dem Obstbauer zufolge unreif geerntet und reifen erst im Laden nach. Das kostet die Frucht bzw. dem Gemüse den süßen Geschmack.

Die Ernte ist selbst hart, weil man sich nach jeder Melone bücken und nachsehen muss, ob sie reif ist. Dann gilt es, die 10 bis 20 Kilogramm schweren Bälle auf einen der Anhänger zu hieven. Obwohl er immer mehr Kunden hat, will Puszti seine Anbaufläche vorerst aber nicht vergrößern - weil er schwer Helfer findet. Deshalb hat er auch nur einen weiteren Verkaufsstand in Oranienburg (Oberhavel).

In Velten sucht derweil ein Paar nach der perfekten Melone. Sie sind erstmals dort, sind extra eine Stunde gefahren. Sie haben von Puszti und seinen Melonen gelesen. Ein Freund, der selbst auch Melonen im Garten anbaut, habe sie beauftragt, nach Tipps zu fragen. Sie wollen auch wissen, ob sie eine Tour über die Melonenfelder machen können.

Das Feld, auf dem Puszti vor zehn Jahren seine ersten Melonen gepflanzt hat, liegt an der Straße gegenüber der Tankstelle. Mit einer Melonenparty hat er damals seine erste Ernte mit den Veltenern geteilt und gefeiert.

Mittlerweile bewirtschaftet der Landwirt zwei Hektar und erntet nach eigenen Angaben bis zu 30 Tonnen Melonen pro Saison. Doch, wo Puszti seine Felder hat, verrät er nicht. Denn je bekannter seine Melonen werden, desto öfter wurden sie vom Feld gestohlen. Eine Tour über die Felder gibt es daher nicht.

Attila Puszti aus Velten baut Melonen an und verkauft sie. Er ist der einzige Melonenbauer in Brandenburg. (Quelle: rbb)Vor dem Verkaufsstand in Velten bilden sich Schlangen

Beitrag von J. Lichnau und P. Rother

21 Kommentare

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  1. 21.

    Typisch Stadtmensch, weiß nicht wie 'n Gummistiefel klingt und 'ne Stunde für die Einkaufsrunde ist zuviel - naja. Verbinden sie die Melonenfahrt doch mit einer Hofladeneinkaufsrunde, gehen zwischendurch mal zu einem der Landbäcker und -metzger. Hat was von Erlebnisshopping (im positiven Sinn) und ist entspannend.
    Außerdem "Die "Südfrüchte" ... sind in Deutschland ein Nischenprodukt." bezieht sich hier auf die "Herstellung".

  2. 20.

    "Eine gute Wassermelone müsse beim Klopfen wie ein Gummistiefel klingen." Ja natürlich. Und wie klingt ein Gummistiefel? Naja, wenn ein Journalist Wassermelonen in Deutschland als Nischenprodukt bezeichnet, ist das andere natürlich passend. Und dann ist es natürlich auch ganz normal, eine Stunde Autofahrt einzulegen, um Melonen zu kaufen. Herrje...

  3. 19.

    Ach Leute, die sind viel zu süß und saftig und unhandlich. Gekühlt in einer Bowle, so mit Limetten- und Traubensaft, Grenadine, Minze und gecrushtem Eis gehen die noch so. Als Limo noch ok aber im Sommersalat so mit Ruccola und so - holt die bloß nicht. Und dann nur von 10 - 18 Uhr auf - das ist doch purer Stress. Tut euch das nicht an.

    Mist: Wieder 'n Geheimtipp weniger ;-).

  4. 18.

    Warum nicht. Ich hatte den Melonenbauern nicht mehr auf dem Schirm. Der Artikel hat mich jetzt aber dazu gebracht, in den nächsten Tagen hinzufahren.

  5. 17.

    >"Aber zwanzig Kilo? Wie viel davon ist wasser?"
    Bei Melonen sicher in diesem Fall mindestens gesunde 19 Kilo. ;-))

  6. 16.

    Die dickste Melonen, und der dümmste Bauer ist er bestimmt nicht!

    Aber zwanzig Kilo? Wie viel davon ist wasser?

    Bleibt zu hoffen dass sein Location geheim bleibt.

  7. 15.

    Liebe rbb24-Menschen, der 2. Versuch

    Herr Puszti hat die dicksten Melonen! Klasse!

  8. 14.

    >"Da kann man sich auch drauf verlassen: Dass der rbb jedes Jahr über den einzigen Melonenbauern in Brandenburg berichtet."
    Ja ist doch nett, auch mal unterhaltend gute Nachrichten zu lesen. Wie die Melonenernte jährlich ausfällt, interessiert die Fans sicher auch.
    Ist genauso unterhaltend, wie wohl die Reisernte im Rhinland in Linum bei Fehrbellin in diesem Jahr ausfällt. Witzig ist schon, dass Südgemüse und Südgetreide in Brandenburg bestens gedeihen, wenn der Sommer einigermaßen mitmacht.

  9. 13.

    Austausch der Meinungen muss ausgehalten werden. Sonst ist es kein Austausch.

  10. 12.

    Herr Puszti hat wirklich die dicksten Melonen! Lecker!

  11. 11.

    Da kann man sich auch drauf verlassen: Dass der rbb jedes Jahr über den einzigen Melonenbauern in Brandenburg berichtet.

  12. 10.

    In Reinickendorf wurden dieses Jahr wieder alle Melonen, Erdbeeren, Pflaumen (waren eh kaum welche) und Äpfel durch Waschbär-Schädlinge vernichtet. Wir wissen keinen Rat mehr, selbst Schädlings-/Hunde-Vertreiber, Drahtkäfige und Bitter-Geruchsstoffe halfen nicht.

  13. 9.

    Ja, dass sieht auch toll aus, erinnert mich an Griechenland …

  14. 8.

    Ich finde die Passage auch unglücklich formuliert.

    Aber nun: ein "Hoch!" den Landwirt!

  15. 7.

    P.S. Ich möchte gar nicht wissen wie oft der rbb Kommentare wie den ersten lesen muss und manchmal tun mir die Mitarbeiter, die das lesen und sichten müssen so richtig leid. Danke für Ihre Arbeit und dafür, dass wir uns hier austauschen können. Diesen Artikel fand ich sehr interessant.

  16. 6.

    "Währenddessen bedient Puszti schon die nächsten Kundinnen und Kunden. Er baut sechs Sorten Melonen in Brandenburg an und gilt als einziger gewerblicher Melonenbauer in der Region. Die "Südfrüchte", die als Kürbisgewächs zum Gemüse zählen, sind in Deutschland ein Nischenprodukt."

    Was daran ist falsch zu verstehen? Dieser Absatz ist ja nun wirklich genau so zu verstehen, wie er gemeint war, es sei denn, man möchte irgendetwas kritisieren. Melonenanbau ist in Deutschland selten und das deutsche Produkt daraus dann eben ein Nischenprodukt. Es wäre doch schön, wenn man nicht mehr so viele Melonen extra importieren müsste. Aber jetzt werden Sie bestimmt gleich wieder mit dem Argument kommen, dass in Deutschland genug Melonen angeboten werden und es deswegen keine Marktnische ist. Für die Produktion in Deutschland finde ich es allerdings genau die richtige Bezeichnung.

  17. 5.

    Aber auch in Berliner Gärten!
    Bei Bekannten von mir wurden aber leider vergangenes Jahr alle sieben nicht von ihnen geerntet.

  18. 4.

    Weiterhin viel Erfolg bei dieser schweren Arbeit!

  19. 3.

    Gratulation an Herrn Puszti, dass er das hingekriegt hat..

  20. 2.

    Von der Ofenstadt zur Melonenstadt ja, aber da muss ich auch mal hinfahren. Ich hoffe es gibt in Velten nicht so viele Tanken. Das mit dem Diebstahl vom Feld gabs ja schon immer, auch im Osten. Da wurde öfter mal die ein oder andere Kartoffel ausgegraben. Solange da keine organisierten Teams anrücken kann man nur hoffen, dass dem Dieb die Melone im Halse stecken bleibt, oder der ist wirklich so bitter arm, dass es ihm gegönnt sei.

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