Krankenkassen-Auswertung - Berliner Bus-, Tram- und U-Bahnfahrer am häufigsten krankgeschrieben

Mi 11.09.24 | 13:53 Uhr
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Ein kranker erkälteter Mann putzt sich mit einem Papiertaschentuch die Nase (Quelle: picture alliance/CHROMORANGE/Michael Bihlmayer).
Bild: picture alliance/CHROMORANGE/Michael Bihlmayer

Mit 25,5 Krankheitstagen liegen Berliner Bus-, Tram- und U-Bahnfahrer klar an der Spitze einer Auswertung der AOK Nordost. Besonders selten lassen sich Beschäftigte dagegen in der Landwirtschaft krankschreiben.

Berliner Fahrer von Bussen, Straßen- und U-Bahnen sind zweieinhalbmal häufiger krankgeschrieben als der Durchschnitt der Beschäftigten in Berliner Betrieben. Das geht aus einer Auswertung der Krankenkasse AOK Nordost für das erste Halbjahr 2024 hervor.

Die ÖPNV-Fahrer waren demnach durchschnittlich 25,5 Tage krankgeschrieben, gefolgt von Beschäftigten im Arbeitsbereich Ver- und Entsorgung - beispielsweise Anlagenmechaniker - (25,2 Tage) sowie medizinischen Fachangestellten (20,8 Tage). Der Durchschnittsversicherte komme auf 10,5 Fehltage.

Für die Statistik hat die AOK die Arbeitsunfähigkeitsmeldungen ihrer Mitglieder zugrunde gelegt. Unberücksichtigt blieben dabei Karenztage bei Versicherten, die ohne Attest bis zu drei Tage zu Hause bleiben können, sowie Fehlzeiten im Zusammenhang mit Schwangerschaften und Kinderkrankengeldfälle. Die AOK hat in Berlin rund 710.000 Versicherte, das entspricht nach Angaben der Krankenkasse einem Marktanteil von 20 Prozent.

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist der hohe Krankenstand ein Grund dafür, dass es zuletzt immer wieder Engpässe gab. Nach Unternehmensangaben melden sich mehr Mitarbeiter krank als vor der Corona-Zeit.

In der Landwirtschaft wird selten krankgemeldet

Die geringsten Fehlzeiten wiesen versicherte Berliner Beschäftigte laut Statistik in der Landwirtschaft auf. Sie fehlten im Schnitt nur an 2,5 Tagen im ersten Halbjahr. Geringe Fehlzeiten hatten auch Beschäftigte in der Hochschullehre- und Forschung (3,3 Fehltage), der Kosmetik (3,5 Fehltage), der Softwareentwicklung (3,9 Fehltage) und Berufskraftfahrer (4,2 Fehltage).

Unter den zehn Berliner Berufen mit den geringsten Fehlzeiten finden sich u.a. Ärztinnen und Ärzte sowie Geschäftsführerinnen und Vorstände (jeweils 4,7 Fehltage).

Die Gründe für geringe Fehlzeiten können laut der Krankenkasse vielfältig sein: "Neben guten Arbeitsbedingungen spielen auch Selbstwirksamkeit und hohes Pflichtgefühl eine Rolle."

Atemwegserkrankungen häufigster Grund für Krankschreibungen

Der Krankenstand der Versicherten in Berliner Betrieben lag laut der Krankenkasse im ersten Halbjahr 2024 bei 5,8 Prozent und damit so hoch wie im Vorjahr – aber deutlich höher als vor der Corona-Pandemie. Das liege insbesondere am Anstieg der Atemwegserkrankungen. Rund jede vierte Krankschreibung entfiel im ersten Halbjahr auf diese Diagnose.

Die durchschnittliche Krankheitsdauer pro Fall sank im Vergleich zum Vorjahr leicht von 9,9 auf 9,7 Fehltage. "Insgesamt melden sich die Berlinerinnen und Berliner häufiger, aber kürzer krank", sagt Anke Jurchen von der AOK Nordost. Dies könne auch mit einem sensibleren Umgang bei Atemwegserkrankungen seit der Corona-Pandemie zusammenhängen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.09.2024, 15 Uhr

29 Kommentare

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  1. 29.

    "Besonders selten lassen sich Beschäftigte dagegen in der Landwirtschaft krankschreiben."
    Klar, frische Luft, Bewegung, selten Klumpenbildung, gutes Essen. Ich wäre für die Einführung einer EU-Prämie.

  2. 28.

    Ja, na sicher! ich hab mich auch schon telefonisch krankschreiben lassen! Funktioniert unbürokratisch schnell. Und warum sind Sie dagegen!?

  3. 27.

    Sie haben recht....aber dann bitte nicht meckern wenn bald kaum noch Busse und Bahnen fahren. Wenn jetzt alle Fahrer die Augen auf machen und den Job wechseln, dann wird es so kommen.

  4. 26.

    Danke, endlich mal einer der es einsieht.
    In 4 Jahren gab es 6 Springer, wovon alle überlebt haben.. dennoch eine sehr starke Belastung. Mittlerweilen ist man als Kutscher, A für alles Schuld und B die Fahrgäste sich zum großen Teil benehmen wie die Schweine.... Tür aufhalten, Müll rumschmeißen, randalieren, anpöbeln bei Verspätung (weil eine Tür rausgenommen werden musste durchs aufhalten o.ä) das geht extremst auf die Nerven...

  5. 25.

    Natürlich. Insbesondere die verbeamteten Bus-, Tram- und U-Bahnfahrer.

  6. 24.

    Ich versteh die. Die werden auch am meisten angefeindet! Das streßt enorm! Ich mach auch ab und zu blau, wenns mir zuviel Streß wird, was soll man denn sonst machen, das ist Selbstschutz!

  7. 23.

    Alles klar, prekärer Arbeitsplatz = hörige Arbeitssklaven. Ein echtes Ziel für Arbeitgeber. Wird immer wieder gern versucht.
    Die Folgen sind Burnout und psychosomatische Erkrankungen.

  8. 22.

    Letzten Monat wurde uns noch Berliner Kita-Personal mit 36 Krankentagen präsentiert (auf Datenbasis von Krankenkassen)

    Was soll der Unsinn, dass ständig andere Quellen andere Daten präsentieren?
    Resultat: Ich glaube jetzt gar nichts mehr. Außer dass Kita-Personal nicht bei der AOK Nordost versichert ist.

  9. 21.

    Führen Sie schon wieder Neiddebatten? Das ist gruselig. Ja, ja, ja, Beamte sind wirklich "immer" krank und faul. Die Platte hat einen Sprung. Ich sag jetzt mal aus meiner Erfahrung (bin Arzthelferin), dass sich bei uns deutlich mehr Angestellte eine Krankschreibung holen, obwohl die nichts haben. Die Beamten haben ja wenigstens noch eine Erkrankung.

  10. 20.

    Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen - Augen auf bei der Berufswahl...

  11. 19.

    Leider muss ich Ihnen zustimmen. Meine nicht repräsentative Beobachtung an zwei Berliner Schulen zeigt, dass zumindest dort die Beamten auf deutlich mehr
    K-Tage kamen als Angestellte. Kein Wunder, die einen fallen ins Krankengeld, die anderen erhalten fröhlich weiter die vollen Bezüge. Tw. sogar incl. mehrerer Urlaubsreisen, "weil es mir guttut, hat der Arzt gesagt."

  12. 18.

    Sie haben nun gar keine Ahnung von diesem Job....Sollten Sie mal die nächsten 10 Jahre probieren. Würde Ihnen wahrscheinlich gut tun.

  13. 17.

    "Arbeitsbereich Ver- und Entsorgung - beispielsweise Anlagenmechaniker" (auch Gas- Wasser, Sch...öner Mist)
    Also eher weniger "Montagsschnuppen". Der Beruf macht schon recht viel Spaß, ist aber auch mit "Buckelei", nicht dem Chef gegenüber, eher vom Gewicht her, verbunden. Auf Baustellen ist es auch nicht gerade warm, trocken und windstill, beim Service gehts auch oft rein und raus. Da holen sich die Kollegen schonmal eine richtige Triefnase ab und, man solls nicht glauben, bleiben oft erst dann zuhause wenn man mal dezent drauf hinweist. Später dann "das Übliche", Knie, Rücken, Hüfte - nicht alles mit einem Mal, eins davon reicht völlig. Ich kanns nachvollziehen, hätte aber für nichts auf dieser Welt tauschen wollen.
    Sind Arbeitsunfälle in dieser Statisik eigentlich auch erfasst?

  14. 16.

    These: Je sicherer der Arbeitsplatz, desto mehr Neigung zum Krankfeiern. Ein Blick ausgehend von der Privatwirtschaft über den öffentlichen Dienst bis zum Beamtentum, bestätigt diese These mit Sicherheit.

  15. 15.

    Hahaha, sehr gut! ja klar, manchmal mach ich auch blau - man muß auch mal Grenzen ziehen und den Chefs zeigen, wie wichtig man ist!

  16. 14.

    Es absolut verständlich, dass z. B. Fahrer des ÖPNV öfter krankgeschrieben sind, denn schließlich tragen sie die Verantwortung für die Fahrgäste. Schon mit einer banalen Erkältung hat man keinen klaren Kopf mehr.

  17. 13.

    Heute früh in den Bus eingestiegen, der heizt; umgestiegen in den 'frostigen' Schienenersatzverkehr > ausgestiegen : Nase läuft, Kreislauf schwankt !

  18. 12.

    Tja, seit 07.12.2023 ist die telefonische Krankschreibung wieder möglich. Wer wundert sich da?
    Damit will ich nichts unterstellen - bei Beschäftigten, die mit vielen Kontaktpersonen zu tun haben wie in Bildungs- und Pflegebereich, wo die Ansteckungsgefahr höher ist, ist es für Erkrankte eine Erleichterung, nicht zum Arzt zu müssen. Allerdings weshalb Tram-Fahrer öfter krank werden, ist ein Rätsel. Die haben schließlich eine abgeschlossene Fahrerkabine, Busfahrer dagegen nicht.
    Wünsche allen Betroffenen gute Besserung und beste Gesundheit.

  19. 11.

    Bus ja, aber Tram, U-Bahn?!? Die sitzen doch on einer abgeschlossenen Kabine. Das liegt wohl daran, dass sie selbst mit der Bahn nach Hause fahren und momentan sind ja irgendwie alle die mit der Bahn fahren krank, kein Wunder.

  20. 10.

    Kann ich nachvollziehen….

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