ICE ab Mitte Dezember - In acht Stunden von Berlin nach Paris: Deutsche Bahn startet Direktverbindung

Di 24.09.24 | 18:22 Uhr
  111
Mehrere Schnellzüge, darunter ein ICE der Deutschen Bahn, stehen am Pariser Gare de l'Est, 16.02.2022 (Quelle: dpa / Peter Schatz).
Video: rbb24 Abendschau | 24.09.2024 | Holger Trzeczak | Bild: picture alliance

Schon vor mehr als 100 Jahren konnte man in Berlin tagsüber in einen Fernzug einsteigen und ohne umzusteigen in Paris wieder raus - doch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Direktverbindung eingestellt. Die Deutsche Bahn will das ab Dezember wieder ändern.

Ab Mitte Dezember können Bahnreisende auch tagsüber mit einer Direktverbindung von Berlin in die französische Hauptstadt Paris fahren. Die Fahrt auf der 878 Kilometer langen Strecke soll planmäßig rund acht Stunden dauern, teilte die Deutsche Bahn der Deutschen Presse-Agentur mit. "Damit werden die beiden Hauptstädte erstmals über Tag im Hochgeschwindigkeitsverkehr miteinander verbunden", hieß es.

Angeboten wird die Direktverbindung von der Deutschen Bahn und der französischen SNCF. Die Strecke führt über Frankfurt (Süd), Karlsruhe und Straßburg. Tickets sollen ab 60 Euro in der zweiten und 100 Euro in der ersten Klasse angeboten werden, teilte die Bahn am Dienstagnachmittag auf der Fachmesse "Innotrans" in Berlin mit. Buchbar soll die Verbindung schon ab Mitte Oktober sein.

Grafik: Neue Bahnverbindung zwischen Berlin und Paris. (Quelle: db/rbb24)
| Bild: db/rbb24

Verbindung sei Symbol für zusammenwachsendes Europa

"Dies ist die erste Tagesdirektverbindung zwischen der deutschen und der französischen Hauptstadt und ist eben auch ein Symbol für das zusammenwachsende Europa", sagte der Vorstand der Fernverkehrssparte der Deutschen Bahn, Michael Peterson. "Diese neue Verbindung ist ein weiterer Beweis für die deutsch-französische Freundschaft und leistet einen Beitrag zu einem gemeinsamen Ziel unserer beiden Länder: mehr CO2-freie Mobilität", ergänzte Alain Kravovitch von der SNCF.

DB und SNCF kooperieren auf weiteren Strecken

DB und SNCF betreiben seit Juni 2007 in Kooperation den deutsch-französischen Hochgeschwindigkeitsverkehr. Seitdem fahren ICE und TGV auf den Linien Frankfurt am Main - Paris (3:40 Stunden) sowie Stuttgart - Paris (3:21 Stunden). Ende 2007 wurde eine tägliche Verbindung über Stuttgart hinaus nach beziehungsweise von München erweitert. Im März 2012 wurde eine tägliche Direktverbindung von Frankfurt am Main nach Marseille (knapp 8 Stunden) aufgenommen. Seit 2023 gibt es außerdem an Samstagen im Sommer durchgehende Züge zwischen Frankfurt am Main und Bordeaux (7:40 Stunden).

Seit Dezember 2023 gibt es zudem einen Nachtzug zwischen Berlin und Paris, betrieben von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Dieser verkehrt über Straßburg zunächst dreimal wöchentlich und soll ab Ende 2024 täglich fahren. Ende Juni zog die ÖBB ein positives Zwischenfazit: Der Zug werde bislang gut angenommen. Wegen Bauarbeiten musste die ÖBB das Angebot allerdings vom 12. August bis voraussichtlich 25. Oktober einschränken.

DB-Strategie setzt verstärkt auch auf internationale Strecken

Die Ausweitung des internationalen Verkehrs ist also auch ein Teil der DB-Strategie, mit der die Bilanz des Fernverkehrs mittelfristig wieder verbessert werden soll - denn die Konzerntochter schrieb zuletzt rote Zahlen.

Der Fernverkehr sei zuletzt stark ausgebremst worden durch Streiks, Extremwettereignisse und die marode Infrastruktur, sagte Michael Peterson, im Bahn-Vorstand zuständig für den Fernverkehr. "Wir haben dadurch Vertrauen verloren bei unseren Gästen."

2023 sei die Nachfrageentwicklung "extrem stark" gewesen. Die Probleme im laufenden Jahr hätten die Nachfrage nun belastet. Im August lag die Pünktlichkeit im Fernverkehr bei 60,6 Prozent - laut Peterson eine "extrem bittere Zahl". Bis 2027 soll die Pünktlichkeit wieder auf mehr als 75 Prozent steigen. "Grundvoraussetzung dafür ist eine funktionierende Infrastruktur", sagte Peterson.

Mailand und Rom von München aus im Visier

Die Nachfrage im internationalen Bahnverkehr sei in den vergangenen Jahren noch stärker gewachsen als im Inland, sagte der DB-Vorstand. "Wir wollen dem internationalen Fernverkehr auch einen weiteren Schub geben mit gezielten neuen Kooperationen", fügte er hinzu. Geplant seien etwa Verbindungen von München nach Mailand und Rom ab Ende 2026, gemeinsam mit der italienischen Trenitalia.

Erste Direktverbindung bereits Ende des 19. Jahrhunderts

Direktverbindungen zwischen Berlin und Paris gab es schon vor mehr als 125 Jahren: Der berühmte Nord-Express verband ab 1896 Paris mit St. Petersburg und fuhr dabei auch über Berlin. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Verbindung zunächst eingestellt, aber in den 1920er Jahren wieder aufgenommen: Ab 1921 gab es direkte Schlafwagen von Paris nach Warschau, die auch Berlin bedienten. 1926 wurde der Nord-Express als Luxuszug zwischen Paris und Berlin wiedereingeführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Nord-Express der erste internationale Fernzug, der wieder über deutsches Gebiet verkehrte. Er fuhr zunächst von Paris über Köln und Helmstedt nach Berlin. Allerdings wurde die Route bald verlegt, und mit der Direktverbindung am Tag war es vorbei. Das soll sich nun wieder ändern.

Sendung: rbb24 Abendschau, 24.09.2024, 19:45 Uhr

111 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 111.

    LOL 8h. Wenn da nicht die anderen Gleise, Signale und Weichen und sonstige Defekts wären, die einen Strich durch die Rechnung machen werden. Die Verbindung müsste autark sein, ein Gleis, nur hin und zurück. Ohne Halt, nur Kopf-Bahnhöfe. An einem Bahnhof ein Reparaturgleis. 400km/h Züge. Das wäre eine echte Alternative.

  2. 110.

    " Ihre Kilometer Angabe ist nicht zutreffend "

    Vielleicht sollten Sie meinen Kommentar lieber vollständig lesen dann wäre Ihnen sicher aufgefallen das ich nirgendwo ein km - Angabe gemacht habe !!!

    Mit freundlichen Grüßen Sven L.

  3. 109.

    Was haben Sie denn für Ihren letzten Flug nach Paris gezahlt, wenn ich fragen darf? Da Sie sich mit den Preisen auszukennen scheinen.

  4. 108.

    "Geplant seien etwa Verbindungen von München nach Mailand und Rom ab Ende 2026". Warum denn nicht ab Berlin? München - Mailand gibt es längst, als Nightjet.

  5. 106.

    In etwa genau so wahrscheinlich, wie Sie auffe Autobahn zwischen zwei Staus vorankommen.

  6. 105.

    Mit dem Transrapid nach London via Paris, oder 10 Minuten lang Jennifer Lawrence zu den "Hunger Games" begleiten. Herr Stoiber hatte einfach zuwenig Fantasie.

  7. 104.

    Ist doch egal wie. Während sie auf den Zug warten, können sie lesen, träumen und bei Bedarf auch Liebe machen. So geht Bahn heute.

  8. 103.

    Aha. Dann machen Millionen Fluggäste etwas falsch. Danke für ihren Tipp! Lesen und träumen geht im Flieger natürlich überhaupt nicht.

  9. 102.

    Alles schön und gut aber wie komme ich pünktlich, mit der Bahn, nach Berlin?

  10. 101.

    Wenn Sie ... vom Hauptbahnhof in Berlin ... mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen ... am ... am Hauptbahnhof in Berlin starten Sie Ihren Flug. Zehn Minuten. Schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an, wenn Sie in Heathrow in London oder sonst wo, meine se ... Charles de Gaulle äh in Frankreich oder in ...äh... in ... in...äh...in Rom.

  11. 100.

    Falsch!
    Mit dem Airplane brauchen Sie mehr Zeit für die An-und Abreise zum flughafen, sowie Gepaäckbehandlung und Kontrollen - das sind mehrere Stunden! Und die streßfreie Lebenszeit im Zug, kann man wunderbar zum lesen, träumen oder zum Liebe machen nutzen.

  12. 99.

    Das ist falsch! am Flughafen kommen noch einige Stunden für Gepäck und Kontrollen usw. dazu! nachrechnen!

  13. 98.

    Lassen sie mich raten: sie sind Öffi-Nutzer. Merkt man daran, da sie nur die reine Fahrzeit berechnen. Zum ÖPNV laufen, dort auf Bus&Bahn warten, Fahrzeit zum Bahnhof, dort auch warten, ggf. zum anderen Bahnsteig sprinten, weil andere Zugeinfahrt und am Zielort genau das Gleiche - diese Zeiten rechnen sie natürlich nicht mit.

  14. 97.

    >>>Ist ja gaaaanz toll. Wenn das bei der DB klappen sollte wäre es ein Wunder. Ich frage mich nur, ob dieser Zug wirklich ein +/- Geschäft (von Gewinn will ich gar nicht reden) ist (fahren so viele Leute unter der Woche nach Paris???).<<<

    Auch für sie: steht alles im Artikel, sie müssen ihn nur lesen.

  15. 95.

    Nein, der Titel ist korrekt. Die neue Verbindung ist eine TAGES-verbindung, ihr erwähnter Zug war ein Nachtzug.

  16. 94.

    Ihre Kilometer Angabe ist nicht zutreffend. Ab Berlin Hauptbahnhof sind es knapp 1100 Kilometer bis zum Hauptbahnhof in Paris. Mit dem Auto schaffen Sie das niemals in acht Stunden. In Frankreich gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung ...
    Danke

  17. 92.

    Die 878 km sind Luftlinie. Die Fahrstrecke dürfte bei ca. 1.300 km liegen. Ja, das ist weiterhin nicht schnell genug, aber da sind auf deutscher Seite viele Lücken, die immerhin zum Großteil im Bau oder weit in der Planung sind: Fulda–Frankfurt–Mannheim und Karlsruhe–Baden-Baden.

Nächster Artikel