Grünheide - IG Metall geht gerichtlich gegen Vorgänge in Tesla-Betriebsrat vor

Mi 18.12.24 | 16:39 Uhr
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Archivbild: Blick am frühen Morgen auf ein kleines Waldstück im Vordergrund und dem Tesla-Werk im Hintergrund. (Quelle: dpa/Carstensen)
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Audio: Antenne Brandenburg | 17.12.2024 | Torsten Glauche | Bild: dpa/Carstensen

Die IG Metall geht gerichtlich gegen angebliche Rechtsverstöße im Tesla-Betriebsrat des Werks in Grünheide (Oder-Spree) vor. Das teilte die Gewerkschaft am Dienstag mit. "Wiederholte Pflichtverletzungen der Betriebsratsvorsitzenden behindern bis heute eine wirksame Interessensvertretung", so der Vorwurf der Gewerkschaft.

In Abstimmung mit den IG Metall-Mitgliedern im aktuellen Betriebsrat habe die Gewerkschaft beim Arbeitsgericht Frankfurt (Oder) beantragt, "die Betriebsratsvorsitzende aus dem Betriebsrat auszuschließen oder mindestens die von der Gewerkschaft monierten Rechtsverstöße festzustellen, um eine permanente Fortsetzung zu verhindern", heißt es. Die IG Metall erhebt unter anderem den Vorwurf, dass Betriebsrats-Newsletter "ohne vorherige Abstimmung an die Belegschaft verschickt" worden seien, "zum Teil mit Angriffen und falschen Behauptungen über uns IG Metallerinnen und Metaller".

Weiterhin seien die Themen der IG Metall "nicht oder zu spät auf die Tagesordnung gesetzt" und ein "geladener Kollege von der IG Metall [...] mit fadenscheiniger Begründung aus der Betriebsratssitzung verwiesen und von der Werksicherheit abgeführt" worden.

Tesla bezeichnet Schritt als "verzweifelt"

Anfragen des rbb bei der Betriebsratsvorsitzenden blieben bis Mittwochnachmittag unbeantwortet. Gegenüber dem "Manager Magazin" teilte Tesla mit, dass die IG Metall seit dem Start der Fabrik wiederholt versucht habe, "unserer Erfolgsstrategie Steine in den Weg zu legen". Des Weiteren bezeichnete Tesla den Schritt der IG Metall als "verzweifelt".

Ringen im Betriebsrat

Die IG Metall-Mitglieder bilden mit ihrer Liste "IG Metall - Tesla Workers" die größte einzelne Gruppe im Tesla-Betriebsrat, haben aber mit 16 Mitgliedern keine Mehrheit im 39-köpfigen-Gremium. Stattdessen haben sich mehrere - nach Ansicht der IG Metall "management-nahe Gruppen" - zusammengeschlossen. Diese kommen laut Gewerkschaft gemeinsam auf eine Mehrheit und stellten daher die Betriebsratsvorsitzende.

Innerhalb des Betriebsrats kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Spannungen zwischen der IG Metall und der anderen Fraktion. Anfang Oktober 2024 hatte Tesla einem in der IG Metall organisiertem Ersatzmitglied des Betriebsrats die fristlose Kündigung ausgesprochen. Der Betriebsrat der Fabrik in Grünheide hatte der Kündigung zugestimmt. Die Gewerkschaft IG Metall Berlin-Brandenburg kritisierte das Vorgehen und sprach von einem "Skandal". Dem Gekündigten wurde vorgeworfen, eine Kollegin bedroht zu haben.

Im Februar hatte die IG Metall einen Abbruch der Betriebsratswahl bei Tesla erwirkt. Grund dafür war eine gesetzliche Frist, nach der eine Neuwahl erst 24 Monate nach der vorangegangenen Betriebsratswahl stattfinden darf.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.12.2024, 15:30 Uhr

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12 Kommentare

  1. 12.

    Die Gewerkschaften sollten sich einmal überlegen, warum auf deutschen Strassen immer mehr Dacias und Skodas zu sehen sind. Eigentlich sollte man dankbar sein, dass Elon Musk dumm genug war, in ein Werk in Deutschland zu investieren. Mit überzogenen Forderung wird die Gewerkschaft nicht nur VW platt machen, sondern auch Tesla ins osteuropäische Ausland treiben. Aber wir profitieren ja von der EU ...

  2. 11.

    Ich finde es recht schade das hier mal nicht drüber nachgedacht wird das eventuell auch die IG-Metall, schuld haben könnte. Schaut man sich gerade mal die Autoindustrie in Deutschland an, stellt man fest das es gerade nicht rosig ausschaut und das liegt auch an den Gewerkschaften.

  3. 9.

    Alleine schon der Header impliziert den Konsum von zuviel Märchen und die reisserische Aufmachung wie in einem billigen Horrofilm.

  4. 8.

    Richtig, Arbeitnehmervertreter sollten zusammen halten anstatt gegeneinander Krieg zu führen.
    Deutschlandweit gehen aktuell tausende Arbeitsplätze in der Branche verloren. Vielleicht sollte man anstelle der Machtkämpfe im Betriebsrat sich gemeinsam um gute Arbeitsbedingungen und den Erfolg von Tesla in Grünheide kümmern.

  5. 7.

    Ich erlebe eigentlich nur Alleingänge und Beschuldigungen der IGM. Unglaublich wie die IGM ihre Rechte ausnutzt! Unverschämt.

  6. 6.

    Ich glaube nicht, dass Herr Musk das so eingefädelt hat. Hat er gar nicht nötig, falls er diesbezüglich das Sagen im Werk hat.
    Meine Vermutung: Die IG Metall hat einfach nicht so viel Macht wie sie gern hätte und versucht jetzt mit allen Mitteln das zu ändern. Denn auch Gewerkschaften streben nach Macht und Einfluss, gerade auch deren Führungsriege. Und Macht bedeutet Geld usw. . .
    Leider kann ohne Details nur gemutmaßt werden.

  7. 5.

    Ja, da stimme ich zu und gerade deshalb sollten Gewerkschaften und Betriebsmitglieder zusammen an einem Strang ziehen und ständig hinterfragen und öffentlich machen, wer im Betriebsrat und in der Gewerkschaft sitzt und welche Interessen vertreten werden. Das das Land Brandenburg sich verkauft hat, trotz Einwände der Bevölkerung und über ihren Kopf hinweg , spricht Bände.

  8. 4.

    Tesla lacht sich nicht schlapp. Das wäre zu einfach. Tesla hat ganz gezielt willfährige Personen in den Betriebsrat geholt. Das Ganze ist organisiert. In der Fachsprache heiß das "Union-Busting" und dafür gibt es auch "Fachleute".
    Gerade US-Unternehmen haben die widerliche Angewohnheit, Arbeitenehmerrechte mit allen Möglichkeiten unterlaufen und verunmöglichen zu wollen.

  9. 3.
    Antwort auf [Matthias] vom 18.12.2024 um 16:46

    Das muß alles an die Öffentlichkeit kommen. Es geht um Menschenrechte! Grad jetzt wo Herr Musk sich unwiederbringlich dem Rechtsradikalsimus angeschlossen hat (siehe aktuell GB-Spende)! Tesla nuß leben, aber diese ausländischen Arbeiter auch!!!

  10. 2.

    Ich bin mal gespannt wie bei Tesla in Grünheide die Entwicklungen insbesondere bei Betriebsrat , Gewerkschaften , Arbeitnehmerrechte , Umweltauflagen , Arbeitsschutz und einigen mehr weiter gehen werden erst Recht wenn Trump dann endgültig Präsident der USA sein wird und Elon Musk die Rechte Hand von Ihm sein wird . Ich vermute da wird es sicher den ein oder anderen Erpressungsversuch seitens der USA und damit auch von Elon Musk geben mit dem Ziel Deutsche und Europäische Gesetze zu unterwandern .

  11. 1.

    Wenn sich die IG Metaller mit dem Betriebsräten von Tesla nicht einig sind, hat Tesla ein leichten Spiel und lacht sich Schlapp.

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