Grünheide (Oder-Spree) - IG Metall: Tesla kündigt Betriebsratsmitglied fristlos

Do 17.10.24 | 13:45 Uhr
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Tesla-Gigafactory in Grünheide © IMAGO/Eibner
Audio: Antenne Brandenburg | 14.10.2024 | Stefan Kunze | Bild: IMAGO/Eibner

Der E-Automobilhersteller Tesla hat Anfang Oktober einem gewerkschaftlich organisiertem Ersatzmitglied des Betriebsrats die fristlose Kündigung ausgesprochen. Der Betriebsrat der Fabrik in Grünheide hatte der Kündigung zugestimmt. Die Gewerkschaft IG Metall Berlin-Brandenburg kritisiert das Vorgehen und spricht von einem "Skandal". Für den Arbeitgeber Tesla steht eine Gewaltandrohung im Raum, weswegen die Kündigung ausgesprochen wurde.

Nach rbb-Informationen handelt es sich dabei um einen Schichtarbeiter. Dieser sollte nach Beendigung einer Nachtschicht wieder ins Werk kommen, weil er kurzfristig zu einer Sitzung des Betriebsrates um neun Uhr nachgeladen war, da ein ordentliches Mitglied abgesagt hatte. Dort soll es zu einer verbalen Auseinandersetzung wegen der Vorgehensweise gekommen sein sowie der Überlegung, dieses Vorgehen arbeitsrechtlich prüfen zu lassen.

"Ich warte auf eine Lücke und dann ziehe ich dir eins rein", soll der Beschuldigte einer Betriebsratskollegin gesagt haben. Das geht aus einer E-Mail des Beschuldigten hervor, die er der betroffenen Kollegin zugeschickt hatte und dem rbb vorliegt.

Trotz einer Entschuldigung des Gewerkschaftsmitglieds soll sich eine Mehrheit im Betriebsrat für eine Kündigung des Mitarbeiters eingesetzt haben.

Der Tesla-Betriebsrat hat 39 Mitglieder. Die IG Metall stellt mit 16 Mitgliedern die größte Einzelgruppe. Weitere 23 Arbeitnehmervertreter haben sich zu einer Fraktion zusammengeschlossen. Sie gelten bei der Gewerkschaft als managementnah. Die IG Metall fordert nun die Rücknahme der Kündigung und bietet dem Beschuldigten einen Anwalt zur Unterstützung an.

Protestcamp auf Tesla-Baustelle in Grünheide, Brandenburg.
Bild: Marissa Boll/rbb

Der zweite Kündigungsfall eines IG Metallers in diesem Jahr

Die Gewerkschaft sieht in dem Vorgang auch einen Zusammenhang mit einer kürzlich gestarteten Umfrage zur Arbeitsbelastung im Grünheider Werk. Zuletzt gab es Berichte über einen überdurchschnittlich hohen Krankenstand bei Tesla. Das US-Unternehmen kündigte Hausbesuche an.

Nach der Neuwahl des Betriebsrates im Mai ist dies bereits der zweite Fall, in dem der Betriebsrat einer Kündigung eines IG Metall Betriebsratsmitglieds zustimmt. Im ersten Fall sprach sich das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit dagegen aus. Das Amt sollte eine Bewertung vornehmen, da der Mitarbeiter kurz vor seiner Elternzeit und daher unter besonderem Kündigungschutz stand. Die Verhandlungen laufen derzeit noch.

Laut der Gewerkschaft erreiche mit dieser erneuten Kündigung "das aggressive Vorgehen von Tesla gegen den Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen den nächsten Höhepunkt". Gegenüber den ersten 35 Mitarbeitenden auf der Kandidatenliste der IG Metall wären seit Jahresbeginn bereits 25 Abmahnungen ausgesprochen worden.

Tesla spricht von Falschbehauptungen

Der Automobilhersteller wies die Anschuldigungen entschieden zurück. Es handele sich um eine auf unwahren Behauptungen aufbauende Skandalisierung zulasten der "Gigafactory", sagte eine Sprecherin.

Die "disziplinarischen Maßnahmen" haben laut Tesla in beiden Fällen nichts mit der Betriebsratszugehörigkeit zu tun gehabt. Im früheren Fall habe ein Arbeitszeitbetrug vorlegen. Bei der betroffenen Person sei die Kündigung noch nicht ausgesprochen. Im zweiten Fall sei die die nun erfolgte Kündigung die Folge der Androhung von Gewalt gegenüber anderen Mitarbeitenden gewesen.

Beide Mitarbeiter hätten "im gravierendem Maße rote Linien überschritten", so die Sprecherin weiter. In beiden Fällen stünden "strafrechtlich relevante Vorwürfe" im Raum. Der Automobilhersteller behält sich laut der Sprecherin die Prüfung von rechtlichen Schritten gegen die Anschuldigungen der IG Metall vor.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Texts hieß es, das Landesarbeitsgericht habe sich gegen die Kündigung im ersten Fall ausgesprochen. Es handelte sich dabei jedoch um das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit aufgrund des besonderen Kündigungschutzes der betreffenden Person.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.10.2024, 18 Uhr

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86 Kommentare

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  1. 86.

    "Gegenargumente gegen Stammtischparolen? " Sehen Sie, kommt nix.

    Ich gehe jetzt erstmal meinen Tesla waschen, mit Goldstaub balsamieren und die Kerze in Elon´s Schrein erneuern ;-)
    Schönes Wochenende Ihnen.

  2. 85.

    Gegenargumente gegen Stammtischparolen?

    Was hat der milliardenteure Pendlerwahnsinn mit dem Bürgergeld zu tun? Jetzt haben sie sich endgültig von einer sachlichen Diskussion verabschiedet. Also falls sie überhaupt jemals ein Interesse daran gehabt haben.

    Die katastrophalen Arbeitsbedingungen, der hohe Krankenstand und die mangelnde Qualität bei Tesla sind bekannt.

    "Krankenstände von rund 30 Prozent, gravierende Mängel beim Arbeitsschutz, hohe Arbeitsbelastung: Mehr als 1000 Tesla-Beschäftigte in Grünheide fordern bessere Arbeitsbedingungen."

    "Ich bin nicht mal Fan dieser Produkte/Marke. " Aber ein Fan von libertären, sehr reaktionären Ansichten.

    "Wer von anderer Steuern/Beiträgen lebt, darf ruhig auch ein bisschen mehr dafür tun."

    "Fakes gibt es genug." Allerdings, sie setzen gerade jede Menge davon in die Welt.

    Es geht nicht um unbeantwortete Fragen, sondern ihren "Diskussionsstil" alle für sie unangenehmen Aspekte zu umschiffen, bzw. zu ignorieren.

  3. 84.

    "Jetzt wird es lächerlich. " Gegenargumente? *gähn*
    "Der Pendlerwahnsinn kostet den Steuerzahler Milliarden. " ach was? Bürgergeld fällt vom Himmel?
    "Das macht es nicht besser. " Nö, zeigt aber, das es machbar und zumutbar ist ;-)
    "..nicht erfinden, der ist bekannt" Ihre steile These. ohne jegliche Grundlage. Es kann sehr unterschiedliche Gründe geben. nur mal so am Rande.

    Nun, ich brauche keinen Heilsbringer, hab auch keinen. Ich bin nicht mal Fan dieser Produkte/Marke.
    Aber ich habe was gegen Polemik und plumpe Unterstellungen. Fakes gibt es genug.

    Welche Frage habe ich Ihrer Meinung nach nicht beantwortet?

  4. 83.

    "muss er nicht, kann sich jederzeit einen anderen suchen." Jetzt wird es lächerlich.

    "Auch den zumutbaren Arbeitsweg finde ich in Ordnung." Der Pendlerwahnsinn kostet den Steuerzahler Milliarden.

    "Es gibt eine Vielzahl Menschen, die in Berlin/Brandenburg bis zu 3 Stunden Arbeitsweg haben." Das macht es nicht besser.

    Den Grund für die hohe Fluktuation muß ich nicht erfinden, der ist bekannt.

    Erbärmlich ist es wie sie hier Tesla wie einen Heilsbringer verteidigen und Rosinenpicken betreiben indem sie nur auf das antworten was ihnen genehm ist.

    Der Heiligenschein ihres Heilsbringers hat schon lange den Glanz verloren den sie ihm andichten wollen.

  5. 82.

    "Er muß den Job annehmen. "
    muss er nicht, kann sich jederzeit einen anderen suchen. Nur eben wenn man selbst nicht aktiv wird, dann wird man eben mit Jobs "versorgt" oder mit Sanktionen belegt, was ich richtig finde.

    Auch den zumutbaren Arbeitsweg finde ich in Ordnung. Wer von anderer Steuern/Beiträgen lebt, darf ruhig auch ein bisschen mehr dafür tun. Es gibt eine Vielzahl Menschen, die in Berlin/Brandenburg bis zu 3 Stunden Arbeitsweg haben.

    " Heer der Arbeitslosen "
    Noch nie was von Fachkräftemangel gehört? Ich habe in keiner Weise "miese Arbeitsbedingungen" als Grund für die hohe Fluktuation genannt. Lediglich auf die Fluktuation hingewiesen. Erfinden Sie doch nicht irgendwas. das ist erbärmlich.

  6. 81.

    "Jeder Mensch hat die freie Wahl, wo und für wen er arbeitet."

    Ich habe ihnen das Gegenteil bewiesen. Ein Arbeitloser hat eben keine freie Wahl. Er muß den Job annehmen.

    "Bürgergeld-Bezieher sollen künftig Jobs mit einem täglichen Arbeitsweg von bis zu drei Stunden annehmen müssen."

    "Ein Großkonzern auf dem platten Land hätte niemals 12 T Vakanzen innerhalb rel. kurzer Zeit besetzt, wenn er nicht die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen hätte."

    Tesla hat? Sie meinen Millionen an Steuergeldern haben.

    "Trotz hoher Fluktuation ist es dem Unternehmen möglich, schnell nachzubesetzen."

    Man kann leicht aus dem Heer der Arbeitslosen "nachbesetzen", das ist wahr. Hire and fire heißt die Devise aber immerhin geben sie zu dass bei Tesla so miserable Arbeitbedingungen herrschen, dass eine hohe Fluktuation vorherrscht.

  7. 80.

    " weil sie nichts besseres finden"
    Sie sagen es doch selbst... weil es These 1: nichts besseres als Tesla für sie gibt oder These 2: weil Tesla ihnen bietet, was für sie wichtig ist.
    Jeder Mensch hat die freie Wahl, wo und für wen er arbeitet. Ein Großkonzern auf dem platten Land hätte niemals 12 T Vakanzen innerhalb rel. kurzer Zeit besetzt, wenn er nicht die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen hätte. Trotz hoher Fluktuation ist es dem Unternehmen möglich, schnell nachzubesetzen.

  8. 79.

    Woher wissen Sie, daß die Beschäftigten gern bei Tesla arbeiten und nicht deshalb, weil sie nichts besseres finden, aber das Geld brauchen?

  9. 78.

    Aber wir wissen nicht, was an den Vorwürfen stimmt bzw. wie schwerwiegend der AZ-Betrug war, nur 1 min oder mehr? Der Text in der Email ist eine Auslegungsfrage. Mit "dann ziehe ich dir eins rein" kann vieles gemeint sein. Das kann, muß aber keine Gewalt sein. Damit kann auch ein Gerichtsverfahren o.ä. sein.

  10. 77.

    "ist mir durch persönliche Beziehungen ins Management bekannt."

    *smile*

  11. 76.

    Du kannst noch so oft meinen Nutzernamen verwenden und es wird sich nichts daran ändern, dass sich meine Beiträge substanziell und qualitativ auf einem ganz anderen, von dir nicht erreichbaren Niveau bewegen ;-)

  12. 75.

    Na gut, dann ist es doch nicht so mit dem freien Willen. Gebe mich geschlagen und werde kein tesla kaufen. Erst muß Musk seine Unterstützung für Trump beenden!

  13. 74.

    Arbeitsrecht gilt hier? das deutsche? oder das US-amerikanische? Im ersten Fall genießen Betriebsratsmitglieder Kündigungsschutz, es sei denn sie lassen sich schwerwiegendes zu Schulden kommen.

  14. 73.

    "ist ihnen bekannt"
    ist mir

    "nicht erklären"
    doch, erklären Sie mal.

    "ist ihnen bekannt"
    ja, ist mir durch persönliche Beziehungen ins Management bekannt. Und Ihre Behauptung entspricht nicht der Wahrheit. Oder beweisen Sie mir die Richtigkeit Ihrer Aussage!

  15. 72.

    Das mit dem freien Willen... ist ihnen bekannt dass die Bedingungen zu denen Arbeitslose einen Job annehmen müssen in jüngster Zeit nochmals verschärft worden sind, so z.B. was den täglichen Hin- und Rückweg zur Arbeitsstelle betrifft?

    Was die Unfallstatistik und Qualität bei Tesla über zufriedene Mitarbeiter aussagt muß ich ihnen bestimmt nicht erklären.

    Wie sich der Betriebsrat bei Tesla zusammensetzt und wie der gewählt worden ist ist ihnen bekannt? Da sind die Mitarbeiter von unmittelbaren Vorgesetzen gedrängt, ja nahezu genötigt geworden ganz bestimmte Management nahe Mitglieder zu wählen.

    "Business, the american way".

  16. 71.

    Du kannst noch so oft meinen Nutzernamen verwenden und es wird sich nichts daran ändern, dass sich meine Beiträge substanziell und qualitativ auf einem ganz anderen, von dir nicht erreichbaren Niveau bewegen ;-)

  17. 70.

    Das mit dem freien Willen... ist ihnen bekannt dass die Bedingungen zu denen Arbeitslose einen Job annehmen müssen in jüngster Zeit nochmals verschärft worden sind, so z.B. was den täglichen Hin- und Rückweg zur Arbeitsstelle betrifft?

    Was die Unfallstatistik und Qualität bei Tesla über zufriedene Mitarbeiter aussagt muß ich ihnen bestimmt nicht erklären.

    Wie sich der Betriebsrat bei Tesla zusammensetzt und wie der gewählt worden ist ist ihnen bekannt? Da sind die Mitarbeiter von unmittelbaren Vorgesetzen gedrängt, ja nahezu genötigt geworden ganz bestimmte Management nahe Mitglieder zu wählen.

    "Business, the american way".

  18. 69.

    dann kommen Sie mit Argumenten!
    alles andere ist plumpe Polemik.

  19. 68.

    Da ist etwas dran, wobei es für Deutschland, durch die US-Wahl, von enormer Wichtigkeit ist. Aber Musk scheint das egal zu sein!

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