Keine Verkaufspläne - Studio-Babelsberg-Chef hält trotz Auftragsflaute an Standort fest
Seit über 100 Jahren werden in den Studios Babelsberg Filme gedreht. Aktuell sieht es aber mau aus mit Aufträgen. Schon wurde über einen Verkauf spekuliert. Doch Vorstandschef Andy Weltman beruhigt.
Der neue Co-Vorstandschef des Studio Babelsberg, Andy Weltman, hat eine aktuell schlechtere Auftragslage eingeräumt. Der momentane Drehbuchautorenstreik in den USA habe zwar vorübergehend Auswirkungen auf das Geschäft. Pläne, Studio Babelsberg zu verkaufen oder aufzulösen, gebe es aber nicht, sagte Weltman am Freitag laut Nachrichtenagentur dpa.
Am Mittwoch hatte es Berichte gegeben, nach denen gerade keine neuen Filme gedreht würden und es auch keine neuen Verträge über Produktionen in diesem Jahr gebe. Verschiedene Medien berichteten, der amerikanische Investor plane sogar, Teile des Grundstücks zu verkaufen, um das Studio Babelsberg vor einer Pleite zu retten.
Weltman stellte nun klar, die Mehrheitseigentümerin Cinespace und deren Muttergesellschaft TPG hätten "derzeit keine Pläne, Studio Babelsberg zu verkaufen oder aufzulösen".
Ministerium enttäuscht über fehlende Investitionen
Das Brandenburger Wirtschaftsministerium hält die Auftragslage derzeit für "nicht ideal", sieht aber keine Anzeichen, "die eine Insolvenz von Studio Babelsberg nahelegen". "Die Studio Babelsberg AG verfügt aber ausweislich der letzten Geschäftsberichte über ausreichende finanzielle Reserven, um auftragsarme Zeiträume gut zu überstehen."
Entscheidend sei für die Landesregierung, dass die rund 100 Arbeitsplätze bei der Studio Babelsberg AG erhalten blieben. Damit der Standort attraktiv bleiben könne, müsse aber weiter in die Studios investiert werden. Das Ministerium zeigt sich enttäuscht: "Insbesondere die Erwartungshaltung der Landesregierung hinsichtlich neuer Investitionen am Standort haben sich noch nicht erfüllt."
Neue Leitung seit dem Frühjahr
Das Studio Babelsberg ist nach eigenen Angaben das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt. Es gilt als Wiege des deutschen Films. Dort wurde beispielsweise "Nosferatu" gedreht, während der DDR-Zeit "Die Legende von Paul und Paula". Danach entstanden in Babelsberg international erfolgreiche Spielfilme wie "Das Bourne Ultimatum", "Inglourious Basterds" oder "Bridge of Spies" sowie die deutschsprachige Serie "Babylon Berlin".
Die Filmproduktionsstätte legte im Frühjahr ihre Leitung in die Hände der Cinespace Studios, die zum Immobilieninvestor TPG gehören. Weltman nannte im Frühjahr als Ziel, die Marktposition der Filmproduktion in Kombination mit Erfahrungen von Cinespace bei Streaming und Fernsehen zu nutzen.
Stärker auf Serien setzen
Die langjährigen Chefs von Studio Babelsberg, Carl Woebcken und Christoph Fisser, haben die Spitze einiger Tochtergesellschaften inzwischen verlassen. Sie sind nach einem Bericht der "Märkischen Allgemeinen" und nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nicht mehr als Geschäftsführer der Babelsberg Film GmbH eingetragen. Das soll auch andere Tochterfirmen betreffen. Bei der Muttergesellschaft Studio Babelsberg AG ändert sich aber nichts: Woebcken ist Co-Vorstandschef, Fisser Vorstand. Beide hatten Studio Babelsberg 2004 über eine Beteiligungsgesellschaft vom französischen Konzern Compagnie Générale des Eaux übernommen und auf die Erfolgsspur geführt. Die Branche hat sich seitdem verändert. Woebcken kündigte 2022 an, neben Kinofilmen stärker auf Serien zu setzen.
Der neue Mehrheitseigentümer Cinespace steuert nun die Produktionsstätte. Er ist laut Studio Babelsberg zweitgrößter unabhängiger Studiobesitzer weltweit mit fast 100 Studios in den USA, Kanada und Europa und Produktionsmietern wie Apple, Amazon und Netflix. In den USA hatten die Drehbuchautoren im Mai ihre Arbeit niedergelegt, sie fordern unter anderem mehr Gehalt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.06.2023, 17:30 Uhr