Interview | Campus-Kino - "Das Thema Flucht und Grenzen zieht sich durch"

Di 06.08.24 | 06:15 Uhr
  6
Archivbild: Besucher der Veranstaltung "Campus-Kino" schauen in der früheren Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg einen Film. (Quelle: imago-images/Rolf Walter)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.08.2024 | Interview mit Lena Kuhl | Bild: imago-images/Rolf Walter

Bis Ende August werden in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg Kinofilme gezeigt. Lena Kuhl hat das "Campus-Kino" organisiert und erklärt, was die Besucher neben den Filmen sonst noch erwartet.

rbb: Frau Kuhl, die Campus-Kinoreihe in Berlin-Lichtenberg lädt in diesem Jahr zum fünften Mal in die ehemalige Stasi-Zentrale in der Ruschestraße ein. Welche Rolle spielt der Ort für Ihre Programmauswahl?

Lena Kuhl: Tatsächlich hatte das ganz viel mit der Idee vom Campus-Kino zu tun, als wir das vor fünf Jahren das erste Mal probiert haben. Dass wir gesagt haben, es gibt so viele Filme, die die DDR und auch das Wirken der Stasi thematisieren. Und immer wieder kommt es auch vor, dass die Stasi-Zentrale selbst Drehort ist. Also, es ist sowohl das Thema als auch der Ort.

Zur Person

Lena Kuhl, Referatsleiterin im Stasi-Unterlagen-Archiv und verantwortlich für das Programm des Campus-Kino. (Quelle: rbb)
rbb

Lena Kuhl ist Referatsleiterin im Stasi-Unterlagen-Archiv und mit ihrem Team verantwortlich für das Programm des Campus-Kino.

In diesem Herbst jährt sich der Mauerfall ja zum 35 Mal. Spielt das in diesem Jahr auch in ihrem Programm eine Rolle?

Ja, tatsächlich spielt das eine ganz besondere Rolle. Es zieht sich ein bisschen durch, das Thema Flucht und auch Grenzen, Grenzen überwinden. Zum einen sind es die Grenzen, die so im persönlichen Leben und in den Lebensgeschichten vorkommen, beim Leben in der DDR. Aber es ist auch das Thema Grenzen überwinden bei Ost-West-Geschichten - zum Beispiel mit dem Film "Westwind", einer sommerlichen Liebesgeschichte am Balaton, die auch tatsächlich auf einer wahren Begebenheit beruht.

Haben Sie ein Highlight als Film in diesem Programm?

Ich glaube, jeder Abend hat seinen besonderen Reiz, man kann total viel entdecken. Es ist aber vielleicht auch wirklich dieser Kontrast. Zwei Sachen möchte hervorheben. Zum einen ist es eine Vorpremiere, die wir am nächsten Montag, dem 12. August zeigen: "Jenseits der blauen Grenze" - auch ein Film, der mit dem Thema Flucht zu tun hat und der erst im Oktober in die Kinos kommt, wo wir jetzt schon die Möglichkeit haben, den zu zeigen, wo wir uns sehr freuen. Und das sind die ganz neuen Produktionen. Und dann gibt es aber eben auch die schon wieder fast historischen Filme, wie jetzt an diesem Donnerstag "Stilles Land" aus dem Jahr 1992, das Regiedebüt von Andreas Dresen.

Gibt es denn für die Besucherinnen und Besucher Ihrer Veranstaltung auch die Möglichkeit, mal einen Blick in die alte Stasi-Zentrale zu werfen?

Wenn man zum Campus-Kino kommt, dann hat man das eigentlich schon geschafft und sitzt mitten im Innenhof der ehemaligen Stasi-Zentrale. Man ist sozusagen direkt in Sichtbeziehung zu dem alten Büro von Erich Mielke und schaut da Filme und diskutiert und kann sich das Programm anschauen. Wir haben aber auch einen ganz vielfältiges Führungsangebot, was vor dem Film startet, was man sich mal sehr schön angucken kann. Da gibt es die Möglichkeiten, mehr zu erfahren über das Stasi-Unterlagen-Archiv, über den historischen Ort oder auch mal ins Stasi-Museum zu gehen, wo auch die originale Minister-Etage, die Diensträume noch zu sehen sind.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Klemens Schulze für rbb24 Inforadio.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.08.2024, 18:55 Uhr

6 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 6.

    Sie waren nicht dabei - Sie können sich mal raushalten. ich war auch dort, im Stasihof und hab meine ,,Unterlagen'' geholt. Wenn Sie nur wüßten!

  2. 5.

    Was soll man sagen... - Grenzen wirds immer geben. Jeder will sich vor dem vermeintlich feindlich gesinnten Nachbarn schützen. Alles andere ist Illusion.

  3. 4.

    Statt immer nur über Vergangenes zu diskutieren, sollte man mal Aktuelles thematisieren. Als die DDR - Grenze von der Regierung geöffnet wurde, dauerte es nicht lange und neue Grenzen entstanden in Europa.

  4. 3.
    Antwort auf [Werner] vom 06.08.2024 um 11:36

    "Normaler und viele waren zufrieden". Da bekomme ich vor dem Hintergrund eines die Persönlichkeit zersetzenden Stasi-Systems ob solch brutal verharmlosender Worte über den "zufriedenen Alltag" ziemliche Abneigung.

  5. 2.

    "Thema Flucht und Grenzen"- früher und noch heute werden die Fluchthelfer von der deutsch-deutschen Grenze gefeiert und heute an der EU Außen- und auch Binnengrenze verfolgt und kriminalisiert.
    Aber dies scheint kein Thema bei "Flucht und Grenzen" zu sein.

  6. 1.

    Wer ist Lena Kuhl und woher kommt sie?

Nächster Artikel