Drehort: Behrens-Bau Oberschöneweide - Im Sanatorium und im Atelier König
Durch den markanten Turm sieht der Behrensbau aus wie ein Rathaus, so wird das Industriegebäude in Oberschöneweide auch genannt. Innen drin verbirgt sich eine wunderschöne zarte Halle und Arkaden - wie gemacht für den Film.
Manche nennen den Bau das "Rathaus von Oberschöneweide". Die nach oben strebende Fassade und vor allem der wuchtige, hohe Turm drücken Repräsentationswillen aus. Der Behrensbau ist aber kein öffentliches Rathaus, sondern ein Fabrikgebäude, erbaut für die NAG, die Neue Automobil-Gesellschaft. Die NAG ist eine Tochterfirma der AEG. Seit 1901 produziert sie in Oberschöneweide Automobile, zunächst auf dem Werksgelände des Kabelwerks Oberspree. Während des Ersten Weltkriegs steigt das Auftragsvolumen stark, gefragt sind vor allem Lastwagen für die Armee. Aus Patriotismus und Geschäftssinn nennt sich die Firma nun Nationale Automobil-Gesellschaft. Angesichts der guten Auftragslage reichen die Fabrikationsräume im Kabelwerk nicht mehr aus. Der Chefdesigner und Architekt der AEG, Peter Behrens, errichtet während des Ersten Weltkriegs das neue Fabrikgebäude am Ende der Wilhelminenhofstraße.
Die gesamte Fahrzeugpalette, neben Lastkraftwagen auch Rennwagen, Autobusse und Pkws, wird im neuen Fabrikgebäude produziert. Außerdem ist die Verwaltung der NAG hier untergebracht. Der "Rathausturm" ist eigentlich ein Wasserturm. Ein durchdachtes Transportsystem im Inneren der Fabrik verbindet die einzelnen Abteilungen, die Lastenaufzüge können ganze Lkws stemmen und in der lichtdurchfluteten Montagehalle werden die Fahrzeuge aus vorgefertigten Bauteilen zusammengesetzt. Diese zweischiffige Montagehalle dient in Babylon Berlin als Kulisse für die Szenen im Fotoatelier König. Besonders gut zu sehen sind die Oberlichter auf dem Dach der Halle, als Gereon Rath und Bruno Wolter in der ersten Episode den Ex-Polizisten Krajewski jagen und zusammenschlagen.
Obwohl der Behrensbau bereits von außen ungewöhnlich ist, birgt sein Inneres einen architektonischen Schatz. Über einen Treppenaufgang gelangt man in die rechteckige Eingangshalle. Die Halle ist umgeben von viergeschossigen Arkaden und umlaufenden Galerien, die jeweils unterschiedlich, aber sehr schlicht gestaltet sind. Alles ist sehr hell, die Decke ist aus Glas. Mit einem Fabrikgebäude hat dieser Saal keinerlei Ähnlichkeit. Die helle Halle und die weißen Arkadengänge wirken fast surreal. In der Serie werden hier die Szenen gedreht, die das Sanatorium von Dr. Schmidt zeigen.
Mitte der Dreißigerjahre rentiert sich die Fahrzeugproduktion nicht mehr. Im Behrensbau produziert nun die Telefunken, ebenfalls eine AEG-Tochter, Radioröhren. Nach dem Krieg werden im volkseigenen Betrieb Bildröhren für Fernsehgeräte gebaut.