Illustrierte Erklärungen - Die zehn wichtigsten Fakten über Wölfe in Brandenburg
Naturschützer freuen sich, Tierhalter klagen und vielen ist ein bisschen mulmig: Lange galt der Wolf als ausgestorben in Deutschland, nun streift er wieder durch Brandenburg. Was ist eigentlich dran an der Angst vorm bösen Wolf? Von Annika Klügel und Caroline Winkler
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8. Wie werden Tierhalter durch das Wolfsmanagement unterstützt?
Im Jahr 2023 gab es in Brandenburg 1.465 anerkannte Nutztierrisse, darunter 1.281 Schafe und Ziegen, 90 Rinder (zumeist neugeborene Kälber), 81 Stück Damwild, vier Esel, acht Alpakas und einen, möglicherweise durch einen Wolf getöteten, Jagdhund. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 401 Nutztiere geschädigt, im Jahr 2020 waren es 832. Die Zahlen erfasst das Landesamt für Umwelt Brandenburg [lfu.brandenburg.de]
Dabei spielen bei den 358 Schadensereignissen im Jahr 2023 die Schutzmaßnahmen eine entscheidende Rolle: In 30 Fällen (8 Prozent) waren die gerissenen Nutztiere entsprechend der vom Landesamt für Umwelt empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen geschützt. In 235 Fällen (66 Prozent) waren die Weidetiere nicht, oder in 84 Fällen (23 Prozent) nur mit dem Mindeststandard der wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen geschützt. In 9 weiteren Fällen ließ sich der Herdenschutz nicht einschätzen (3 Prozent).
Da die Schutzmaßnahmen eine entscheidende Rolle spielen hält das Landesamt für Umwelt an der hohen Beratungsintensität fest. So wurden im ersten Halbjahr des Jahres 2023 über 150 einzelbetriebliche Vor-Ort-Beratungen zum Herdenschutz und zur Präventionsförderung in Brandenburg bei Nutztierhaltern durchgeführt.
Besteht der Verdacht, dass ein Nutztier durch Wölfe getötet wurde, wird es durch einen Rissgutachter untersucht. Gilt ein Wolfsriss als nachgewiesen oder kann nicht ausgeschlossen werden, erhält der Tierhalter eine finanzielle Entschädigung. Allerdings nur, wenn seine Tiere durch einen im Wolfs-Managementplan vorgegebenen Mindeststandard vor Wölfen geschützt waren.
Dieser Mindeststandard umfasst etwa das Aufrüsten eines wolfssicheren Zauns. Dies wird vom Landesamt für Umwelt Brandenburg finanziell unterstützt. Auch Anschaffung und Unterhalt von Herdenschutzhunden werden gefördert. Viele Tierhalter haben mit ihnen gute Erfahrungen gemacht. Allerdings beklagen manche, dass Herdenschutzhunde auch ein unverantwortbares Haftungsrisiko mit sich bringen: Da Hunderassen eingesetzt werden, die einen stark ausgeprägten Schutzinstinkt haben, kann ihr Verhalten Menschen gegenüber aggressiv sein.
Für präventive Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren wurden in Brandenburg in den Jahren 2008-2022 insgesamt 7.239.882 Euro Fördergelder gezahlt [lfu-brandenburg.de]. 2022 wurden erstmalig auch laufende Betriebsausgaben für wolfsabweisende Zäune und Herdenschutzhunde gefördert. Die Summe belief sich auf 617.000 Euro.
Seit Dezember 2018 ist das Wolfsinformationszentrum [wiz-brandenburg.de] im Wildpark Schorfheide eine feste Anlaufstelle für Tierhalter, um sich beim Herdenschutz und bei der Antragstellung beraten zu lassen und die Bürokratie zu verringern.
Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Herdenschutzhunde für die Weidentiere werden durch das Land bis zu 100 Prozent gefördert. Für präventive Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren wurden in Brandenburg in den Jahren 2008-2021 bisher insgesamt 4.905.882,17 Euro Fördergelder gezahlt [lfu-brandenburg.de].