Prignitz profitiert - Bahn übernimmt fünf Flixtrain-Verbindungen zwischen Berlin und Hamburg
Pendler in der Prignitz können aufatmen: Nachdem der private Bahnbetreiber Flixtrain den Halt in Wittenberge gestrichen hat, übernimmt nun doch die Deutsche Bahn die Strecke. Der Bahnhof soll nun weiter angefahren werden.
Für Bahnreisende zwischen Berlin und Hamburg wird es zum Fahrplanwechsel im Dezember nun doch keine Einschnitte im Fernverkehr geben. Die Deutsche Bahn übernimmt kurzfristig fünf Verbindungen, die der Mitbewerber Flixtrain zunächst erhalten, dann aber teilweise zurückgegeben hat. Das teilte die Deutsche Bahn in einem Pressegespräch am Mittwoch mit.
Von der Entscheidung profitiert auch die Prignitz, die sonst Einschnitte bei der Anbindung an den Fernverkehr hätte hinnehmen müssen.
Zwei Verbindungen pro Fahrtrichtung betroffen
Konkret geht es um die täglichen Verbindungen in Richtung Hamburg, die in Berlin-Hauptbahnhof um 13:06 Uhr und 17:06 Uhr starten. Außerdem um die Verbindungen nach Berlin von Hamburg-Hauptbahnhof aus um 8:51 Uhr und 18:51 Uhr, sowie vorerst befristet bis zum 31. März 2023 um die Verbindung Hamburg-Berlin um 12:51 Uhr sonntags bis freitags. Dort sind nach dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember auch weiterhin die Euro- und Intercityzüge der Deutschen Bahn sowie der Tschechischen Bahn unterwegs.
Den Slot am Samstagmittag behält Flixtrain nach DB-Angaben und will ihn auch selbst befahren.
Auch Wittenberge wird weiterhin angefahren
Die Deutsche Bahn sichert zu, ihre Fernzüge auch weiterhin in Wittenberge (Prignitz) sowie in Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) halten zu lassen. Somit wird eine Forderung aus dem Nordwesten Brandenburgs erfüllt. Die Region hatte nach der Vergabe der Trassenslots an Flixtrain und der Veröffentlichung des Fahrplans befürchtet, dass sie vom Fernverkehr teilweise abgekoppelt wird, denn Flixtrain will seine Züge auf den verbliebenen Verbindungen an Wittenberge und Ludwigslust vorbeifahren lassen.
Mit dem Einspringen der Deutschen Bahn zeigt sich Wittenberges Bürgermeister zufrieden. "Das ist für die Bahnnutzer eine sehr gute Nachricht und natürlich insbesondere für die Pendler", sagte Oliver Hermann (parteilos) dem rbb. Er sieht aber weiter Handlungsbedarf bei den künftigen Trassenvergaben: "Es kann ja nicht sein, dass wir jedes Jahr dieses Theater haben, wir brauchen eine Verlässlichkeit." Wittenberge wolle deshalb weiter mit dem Bund, dem Land und der Deutschen Bahn sprechen, um eine langfristige Lösung zu finden.
Bahn fordert verlässliche Angebote
Die Idee: in den Ausschreibungen der Trassenslots sollen Vorgaben fest verankert werden. Etwa dass die im "Deutschlandtakt" ausgewiesenen Halte erfolgen müssen und die Trassen auch täglich und zu einer bestimmten Frequenz bedient werden. "Der Bund muss also Rahmenbedingungen für den Wettbewerb auf der Schiene setzen, das ist bisher aus meiner Sicht nicht ausreichend passiert", erklärt Hermann.
Auch die Deutsche Bahn sieht Handlungsbedarf. So bräuchten Reisende und Pendler verlässliche und planbare Angebote, sagte Stefanie Berk, Personenfernverkehr-Vorständin bei der Deutschen Bahn. Der Wettbewerb auf der Schiene sei wichtig. Wenn Fahrten aber nur tageweise angeboten oder kurzfristig gestrichen werden, sei das nicht förderlich für den gewünschten Umstieg vom Auto auf die Bahn. Die Deutsche Bahn fordert deshalb, dass kurzfristige Trassenrückgaben künftig finanziell bestraft werden sollten. Bisher sei dies nur der Fall, wenn die Rückgabe vier Wochen vor Fahrplanwechsel erfolge.
Sendung: Antenne Brandenburg, 17.11.2022, 05:00 Uhr
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