Berlin-Mitte - Bewohner von illegalem Camp am Hauptbahnhof ziehen in Kältehilfe-Unterkunft

Do 11.05.23 | 19:15 Uhr | Von Anna Bordel
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Archivbild: Illegales Camp am Berliner Hauptbahnhof (Quelle: rbb/Anna Bordel)
Audio: rbb 88.8 | 11.05.2023 | Studiogespräch mit Juliane Kowollik | Bild: rbb/Anna Bordel

Nach monatelanger Suche sind die Bewohner eines Hüttencamps in der Nähe des Hauptbahnhofes in eine Unterkunft umgezogen. Bis Anfang Juni können nach Angaben des Unterkunftsbetreibers Familienangehörige nachreisen. Von Anna Bordel

Die Bewohner:innen des ehemaligen Camps in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofes sind am Mittwoch in eine feste Unterkunft umgezogen. "Der Umzug der rund 70 Bewohner (…) konnte erfolgreich abgeschlossen werden", teilte das Bezirksamt Mitte mit.

Die größtenteils aus Rumänien stammenden Bewohner haben eine Unterkunft der Kältehilfe in der Nähe der Osloer Straße in Berlin-Wedding bezogen. Bisher habe der Wechsel gut funktioniert, ist vom Awo Kreisverband Mitte zu hören, der die Unterkunft nach eigenen Angaben betreibt.

Auf ehemaliger Campfläche soll Park entstehen

Zuvor hatten die Menschen in selbst gebauten Hütten auf einem Grünstreifen nahe des Hauptbahnhofes gewohnt – ohne fließendes Wasser, Strom oder Müllentsorgung. Das hat nicht jedem gepasst.

Der Grünstreifen gehört dem Bezirk Mitte und ein weiterer Teil davon der Deutschen Bahn. Das landeseigene Unternehmen Grünberlin plant eignen Angaben zufolge auf der gesamten Fläche, eine Grünanlage zu schaffen. Die Bauarbeiten für den sogenannten "Döberitzer Grünzug" sollen nach Angaben von Grünberlin im Sommer 2023 beginnen.

Umzug laut Awo problemlos verlaufen

Das Camp wurde somit gerade rechtzeitig aufgelöst. Glaubt man dem Bezirk, waren die Bewohner:innen einem Umzug zu Beginn nicht offen gegenüber eingestellt. Das war allerdings bevor die neue Unterkunft gefunden wurde. Nach einem ersten Zögern, seien sie bereit gewesen, umzuziehen, so Manfred Nowak, Vorstandsvorsitzender des Awo-Kreisverbands Mitte.

Die Awo hat den Bewohner:innen des Camps die Unterkunft in der Gotenburger Straße angeboten. Bis April hatte die Awo dort noch eine Kältehilfeeinrichtung mit 90 Plätzen betrieben. Jetzt soll daraus eine Unterkunft für obdachlose EU-Bürger:innen werden. "Der Umzug ist, soweit ich das beurteilen kann, reibungslos verlaufen", sagte Nowak. Die 62 Personen seien ihm zufolge gut angekommen, hätten während des Umzugs auch mit angepackt.

Zu wenig Schulplätze für geflüchtete Kinder

Ein Caterer versorgt sie laut Nowak mit Essen, so hätte das auch mit den Obdachlosen in der Kältehilfe funktioniert. Vorort gebe es eine Kleiderkammer, die die Menschen auch nutzen würden. Vom Bezirk soll Nowak die Information bekommen haben, dass die Menschen die Möglichkeit hätten, bis zum 4. Juni ihre Frauen und Kinder aus Rumänien nachzuholen. rbb|24 gegenüber äußerte sich der Bezirk dazu nicht.

Die Kinder, so teilte es der Bezirk mit, sollen zeitnah zur Schule gehen. "Das ist gar nicht so einfach", meint Nowak. In der Awo-Unterbringung für Geflüchtete am Tempelhofer Feld würden 80 bis 90 Kinder leben, keines von ihnen hätte einen Schulplatz. "Es gibt einfach nicht genug", so Nowak.

Auch die Erwachsenen sollen laut Bezirksamt zeitnah ins das "Beschäftigungssystem" integriert werden. Über konkrete Schritte dazu äußerte sich der Bezirk auf Nachfrage nicht.

Wie lange die Menschen in der Gotenburger Straße bleiben können, ist unklar. Nowak ist sich sicher, dass aus der ehemaligen Schule auch künftig wieder eine Schule werden wird.

Sendung: rbb 88.8, 11.05.2023, 08:40 Uhr

Beitrag von Anna Bordel

14 Kommentare

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  1. 14.

    "Wenn jetzt immer noch Kinder dazukommen wie will man das Problem überhaupt mal wieder in den Griff bekommen?" Richtig, zumal ja mit noch mehr ukrainischen Flüchtlingen zu rechnen ist, die m. E. bevorzugt versorgt gehören.

  2. 13.

    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Wie im Text geschrieben, ist die Information, dass die Menschen ihre Frauen und Kinder nachholen dürfen, ein Hinweis des Awo Kreisverbands Mitte. Der Bezirk hat dies, wie ebenfalls beschrieben, rbb|24 gegenüber auf Nachfrage nicht bestätigt und eingeordnet.

  3. 12.

    "Weiteres Problem: In Berlin leben sehr viele Menschen, die Infrastuktur ist meines Erachtens dafür nicht mehr ausgerichtet."
    Genauso ist es. Rbb berichtete grad im Feb. darüber das jetzt schon 1600 Kinder auf der Warteliste für einen Schulplatz stehen.
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/02/1600-fluechtlingskinder-warteliste-schulplatz-berliner-bezirke.html
    Wenn jetzt immer noch Kinder dazukommen wie will man das Problem überhaupt mal wieder in den Griff bekommen?

  4. 11.

    Ich habe den Eindruck, dass man mit dieser "Lösung" noch größere Probleme schafft. Sicher war der Wunsch, dieses Camp schnell aufzulösen, das waren sicherlich untragbare Zustände, aber ich befürchte Nachahmer. Eben aus genau diesen Regionen. Natürlich dürfen EU Bürger sich Visa-frei in Europa bewegen. Aber wenn es mir einfällt, nach Frankreich zu ziehen, brauche ich eine Unterkunft und eine Erwerbsmöglichkeit um Unterkunft und mein tägliches Leben zu finanzieren. Habe ich Familie, muss ich die auch finanzieren können. Einen Sozialhilfeanspruch habe ich bei Einreise nicht. Womit haben diese Menschen sich bisher finanziert? Es muss Menschen geholfen werden, ganz klar, aber ich sehe da eher das EU-Heimatland in der Pflicht.
    Weiteres Problem: In Berlin leben sehr viele Menschen, die Infrastuktur ist meines Erachtens dafür nicht mehr ausgerichtet. Berlin kann Fachkräfte gebrauchen, die mit ihren Steuerbeiträgen und der Arbeitsleistung die Stadt wirtschaftlich erhalten und ausbauen.

  5. 10.

    Dieser Senat will Probeme bei der Einwanderung durch noch mehr Einwanderung lösen und ist selbst nicht in der Lage, die Menschen die schon hier sind angemessen unterzubringen.

  6. 9.

    Sie haben nie, und sie werden auch nicht!
    Das einzige, was dabei heraus kommt, ist die weitere Belastung unseres Sozialsystems.

  7. 8.

    @rbb Ein wichtiger Bericht, aber etwas lax und lückenhaft geschrieben z.T.:
    - "das hat nicht jedem gepasst" ist wohl nicht angemessen
    - Was sind die rechtlichen Gründe für den Familiennachzug: Freizügigkeit innerhalb der EU? Dann wäre die gesetzte Frist eine Frist bezogen auf die Unterkunft? Und was sind die konkreten Erwartungen an den angebotenen Familiennachzug?
    Wären diese Überlegungen bekannt, dann wären sie vielleicht auch für Außenstehende nachvollziehbar

  8. 5.

    Und in ein paar Monaten jammert die Kältehilfe, dass Unterkünfte fehlen...und die Ukrainer, die vor dem Krieg geflüchtet sind, müssen in Notunterkünften hausen - was für ein Dummsinn.

  9. 4.

    Unsere Stadt war bis zum Jahre 2000 schön (3 Millionen Einwohner und nicht überbevölkert). Die Menschen gingen Arbeiten. Bis auf ein paar arbeitsscheue Punks waren alle glücklich.

    Heute ist nicht mal klar ober hier nicht sogar 10 Millionen herumlungern. Offiziell ja um 4 Millionen, aber das glaube ich nicht. Dafür ist Berlin zu voll. Das sehe ich rund um die Uhr (auf dem Weg zum/vom Schichtdienst).

  10. 3.

    Hier kann nicht einfach jeder wild campen in unserer schönen Stadt. Unmöglich. Zeit für Ordnung. Wer keine Wohnung findet muss hakt weiterziehen in eine Region mit freien Wohnungen.

  11. 2.

    Das sehe ich ganz genauso. Gut zwei Jahre bestand dieses Camp, da haben auch Frauen und Kinder gehaust. Keiner der Bewohner machte den Eindruck, überhaupt legal arbeiten zu wollen. Wie sollen diese Leute nach dem Familiennachzug für eben diese selbst sorgen?

  12. 1.

    ".. Vom Bezirk soll Nowak die Information bekommen haben, dass die Menschen die Möglichkeit hätten, bis zum 4. Juni ihre Frauen und Kinder aus Rumänien nachzuholen. ..."
    Sorry, aber warum?

    "... Wie lange die Menschen in der Gotenburger Straße bleiben können, ist unklar. ..."
    Können Frauen und Kinder nachholen, aber Unterkunft ist unklar?

    Was soll das?

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