Berlin-Mitte - Bewohner von illegalem Camp am Hauptbahnhof ziehen in Kältehilfe-Unterkunft
Nach monatelanger Suche sind die Bewohner eines Hüttencamps in der Nähe des Hauptbahnhofes in eine Unterkunft umgezogen. Bis Anfang Juni können nach Angaben des Unterkunftsbetreibers Familienangehörige nachreisen. Von Anna Bordel
Die Bewohner:innen des ehemaligen Camps in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofes sind am Mittwoch in eine feste Unterkunft umgezogen. "Der Umzug der rund 70 Bewohner (…) konnte erfolgreich abgeschlossen werden", teilte das Bezirksamt Mitte mit.
Die größtenteils aus Rumänien stammenden Bewohner haben eine Unterkunft der Kältehilfe in der Nähe der Osloer Straße in Berlin-Wedding bezogen. Bisher habe der Wechsel gut funktioniert, ist vom Awo Kreisverband Mitte zu hören, der die Unterkunft nach eigenen Angaben betreibt.
Auf ehemaliger Campfläche soll Park entstehen
Zuvor hatten die Menschen in selbst gebauten Hütten auf einem Grünstreifen nahe des Hauptbahnhofes gewohnt – ohne fließendes Wasser, Strom oder Müllentsorgung. Das hat nicht jedem gepasst.
Der Grünstreifen gehört dem Bezirk Mitte und ein weiterer Teil davon der Deutschen Bahn. Das landeseigene Unternehmen Grünberlin plant eignen Angaben zufolge auf der gesamten Fläche, eine Grünanlage zu schaffen. Die Bauarbeiten für den sogenannten "Döberitzer Grünzug" sollen nach Angaben von Grünberlin im Sommer 2023 beginnen.
Umzug laut Awo problemlos verlaufen
Das Camp wurde somit gerade rechtzeitig aufgelöst. Glaubt man dem Bezirk, waren die Bewohner:innen einem Umzug zu Beginn nicht offen gegenüber eingestellt. Das war allerdings bevor die neue Unterkunft gefunden wurde. Nach einem ersten Zögern, seien sie bereit gewesen, umzuziehen, so Manfred Nowak, Vorstandsvorsitzender des Awo-Kreisverbands Mitte.
Die Awo hat den Bewohner:innen des Camps die Unterkunft in der Gotenburger Straße angeboten. Bis April hatte die Awo dort noch eine Kältehilfeeinrichtung mit 90 Plätzen betrieben. Jetzt soll daraus eine Unterkunft für obdachlose EU-Bürger:innen werden. "Der Umzug ist, soweit ich das beurteilen kann, reibungslos verlaufen", sagte Nowak. Die 62 Personen seien ihm zufolge gut angekommen, hätten während des Umzugs auch mit angepackt.
Zu wenig Schulplätze für geflüchtete Kinder
Ein Caterer versorgt sie laut Nowak mit Essen, so hätte das auch mit den Obdachlosen in der Kältehilfe funktioniert. Vorort gebe es eine Kleiderkammer, die die Menschen auch nutzen würden. Vom Bezirk soll Nowak die Information bekommen haben, dass die Menschen die Möglichkeit hätten, bis zum 4. Juni ihre Frauen und Kinder aus Rumänien nachzuholen. rbb|24 gegenüber äußerte sich der Bezirk dazu nicht.
Die Kinder, so teilte es der Bezirk mit, sollen zeitnah zur Schule gehen. "Das ist gar nicht so einfach", meint Nowak. In der Awo-Unterbringung für Geflüchtete am Tempelhofer Feld würden 80 bis 90 Kinder leben, keines von ihnen hätte einen Schulplatz. "Es gibt einfach nicht genug", so Nowak.
Auch die Erwachsenen sollen laut Bezirksamt zeitnah ins das "Beschäftigungssystem" integriert werden. Über konkrete Schritte dazu äußerte sich der Bezirk auf Nachfrage nicht.
Wie lange die Menschen in der Gotenburger Straße bleiben können, ist unklar. Nowak ist sich sicher, dass aus der ehemaligen Schule auch künftig wieder eine Schule werden wird.
Sendung: rbb 88.8, 11.05.2023, 08:40 Uhr