Wasserrationierung vermeiden - Berlin soll auf Vorschlag der Wasserbetriebe zur Schwammstadt werden

Fr 09.06.23 | 18:14 Uhr
  26
Familien am Springbrunnen im Treptower Park bei schoenem Wetter (Quelle: dpa/Jürgen Held)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.06.2023 | Angela Ulrich | Bild: dpa/Jürgen Held

Viel Sonne, aber kein Regen und vermutlich bleibt das erst einmal auch so. Deshalb geistert in Berlin bereits das Wort "Wasserrationierung" umher - in Brandenburg kennt man das schon. Warum die Region jetzt mehr wie ein Schwamm funktionieren muss. Von Hasan Gökkaya

Seit Wochen regnet es einfach nicht. Das wird nach Ansicht der Meteorologen in kommender Zeit auch so bleiben. Für Freizeitausflüge in Brandenburg oder zum Abhängen in Berlins Parks ist das vielleicht gut, schlecht jedoch, wenn es um die Planung der Versorgungssicherheit geht.

In Berlin erwägt deshalb Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU), den Wasserverbrauch zu rationieren - sollte die Trockenheit dazu führen, dass das Trinkwasser in Berlin knapp wird. Betreffen könnte das beispielsweise Besitzer privater Swimmingpools und Gartenbesitzer, denen untersagt werden könnte, ihren Garten zu gießen. Was düster und auch ein bisschen unglaublich klingt, ist in Brandenburg schon Realität. In der Vergangenheit wurden etwa im Panketal bei Bernau Gartensprengverbote durchgesetzt, auch der Wasserverband Strausberg-Erkner begann damit, das Wasser für Privathaushalte zu rationieren; Zugezogene mit neuem Wasseranschluss in einem neu gebauten Haus durften nur noch 105 Liter Wasser pro Person und Tag verbrauchen. Und generell ist wahrzunehmen: knappes Trinkwasser führt zu Verteilungskämpfen, die zuletzt auch immer häufiger vor Gericht landeten.

Wasserknappheit auch, weil weniger von oben runterprasselt

Es ist auch weiterhin erstmal kein nennenswerter Regen in Sicht, der die Situation ums Wasser entspannen könnte. Die nächsten sieben bis zehn Tage sehen laut ARD-Wetterexperten Torsten Walter so aus: trocken. "Hin und wieder kann es in den nächsten Tagen in Berlin-Brandenburg durchaus auch mal regnen, das trifft aber auf lokalen Flächen zu und der Regen dauert nicht lange an." Selbst wenn es kräftig schauere, bringe das keine nachhaltige Entspannung. "Denn der Boden braucht Zeit, um das Regenwasser aufzunehmen", so Walter.

Das ist ein Problem: Klappt es mit der Aufnahme des Regenwassers nicht, sickert es auch nicht ins Grundwasser. Was die Region also jetzt braucht, auch wenn das die Menschen in Schwimmbädern und Seen vielleicht nicht gerne lesen, ist der sogenannte Landregen. Bauern wissen diesen zu schätzen, denn er hält mehrere Stunden an und dabei fällt immer nur mäßiger Niederschlag - "der Boden hat dann viel Zeit, das Regenwasser aufzunehmen", sagt Walter.

Dass das Thema Wasserrationierung überhaupt in Erwägung gezogen wird, ist ein bisschen überraschend, ein bisschen aber auch nicht. Dem Wetterexperten zufolge hatte es einerseits in den vergangenen Wintermonaten nämlich recht viel geregnet. Selbst im März und April war der Niederschlag demnach noch okay.

Der Mai wurde plötzlich sehr trocken

Doch andererseits prasselte im Mai nur ein Drittel der üblichen Regenmenge herunter, besonders für die im Mai wachsenden Pflanzen ist das ein Problem. "In einer Tiefe von mehr als einem Meter in der Erde herrscht Dürre", sagt Walter. Und die Grundwasserstände in der Region seien niedriger als vor 15 Jahren. Sein Fazit: "Das konnte nicht aufgeholt werden." Hohe Grundwasserstände seien generell nicht so wichtig für Pflanzen und Gräser wie für tiefe Wurzeln wie zum Beispiel Baumwurzeln, die Grundwasser anzapfen können. Auch Bäche und Flüssen würden teils aus dem Grundwasser einspeisen.

Wasserbetriebe: Wasserversorgung in Berlin "robust"

Bereits nächsten Monat könnte es aber wieder häufiger regnen und so könnte sich auch die Situation entspannen. Anders als Umweltsenatorin Schreiner sehen die Berliner Wasserbetriebe in absehbarer Zeit gar keine Notwendigkeit, Wasser in Berlin zu rationieren. Die Wasserversorgung Berlins sei robust und gesichert.

Die Umweltsenatorin sieht jedoch keinen Widerspruch zwischen ihrer Aussage und der der Wasserbetriebe - im Gegenteil: "Bereits in der Vergangenheit haben die Berliner Wasserbetriebe und die Senatsumweltverwaltung gemeinsam zum Wassersparen aufgerufen, insbesondere um die Trinkwasserressourcen zu schonen", erklärt Schreiner dem rbb. Dabei sei stets betont worden, dass Berlin "verlässliche Instrumentarien" brauche, um in Dürrezeiten vermeidbare Wasserentnahmen nicht nur zu empfehlen, sondern gesetzlich zu regulieren. "Insofern ist auch eine Rationierung bestimmter Wasserentnahmen denkbar, wenn in einem Dürresommer eine Trinkwasserknappheit drohen sollte", so eine Sprecherin der Senatsverwaltung.

Wasserrationierung "tunlichst vermeiden"

Auf Nachfrage bei den Berliner Wasserbetrieben sagt Gesche Grützmacher, die die Abteilung Wasserwirtschaft leitet, zum Thema Wasserrationierung: "Vielleicht ist es in der Zukunft so, dass wenn wir gewisse Maßnahmen nicht ergreifen, es dazu kommen könnte." Das sei aber etwas, "das wir tunlichst vermeiden möchten". Deswegen sehen man es als sehr wichtig an, jetzt Vorsorge zu treffen.

Unter Vorsorge versteht Grützmacher zum Beispiel, dass die Zuflüsse von Grundwasser nach Berlin stimmen müssten. "Aber wir müssen auch sicherstellen, dass das Regenwasser in der Stadt und im Umland ausreichend im Boden versickert. Wir müssen Berlin zu einer Schwammstadt umbauen", so Grützmacher. Dazu müsse das Wasser, das im Winter fällt, in der Region gehalten werden. Und es werde gebohrt, um zusätzliche Brunnen zu bauen.

Bei der Bewässerung von Bäumen zu sparen, hält Grützmacher aber nicht für richtig. "Wenn es immer heißer wird, wir aber nicht sprengen, dann fehlen uns irgendwann die Stadtbäume", sagt sie. Die Stadt müsse deshalb kreativer werden, zum Beispiel sollte nicht wertvolles Trinkwasser zum Bewässern genutzt werden, sondern Regenwasser.

Regenwasser, das in den nächsten Tagen erstmal nicht in Sicht ist.

Sendung: Abendschau, 09.06.2023, 19:30 Uhr

26 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 26.

    ..abartig...kein Trinkwasser für die Toilettenspülung!!

  2. 25.

    Aua. Also ohne ein Studium kann ich Ihnen berichten, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte Luft. Das heißt: bei fortschreitender Erwärmung der Atmosphäre fällt weniger Wasser, das in der wärmeren Luft enthalten ist, zu Boden. Das Wasser ist also nicht "weg", es regnet nur weniger, wo sollte das Wasser auch hin? Es kann nicht einfach verschwinden. Das ist die bittere Wahrheit zum Thema Meteorologie. Die Gründe dafür sind hier grad nicht das Thema und zur Sache Schwammstadt: es arbeiten genug Schwämme in der Berliner Politik, insofern ist Berlin seit langem schon eine. Nur leider lässt die Tatsache warten.

  3. 24.

    Wieso? Wenn sie einen Schwamm zusammendrücken, spritzt auch das Wasser raus.

  4. 23.

    Werter Werderaner,
    ja, Spandau war mal ein Dorf - lange vor Berlin. Soweit richtig. Für Werderander (1317) natürlich pure Geschichte.

  5. 22.

    Das Aufmacherbild paßt übrigens weiterhin nicht zu einem Artikel über Berlin. Wieviele Hinweise braucht es, um das zu ändern?

  6. 21.

    Wie wäre es, wenn man dafür ein Corp of Engenieers (also ein Pionierkorps des Heeres) bei der Bundewehr einrichten würde, was solche Ingenieursaufgaben im Staatsauftrag löst?

  7. 20.

    "(Spandau war auch mal Dorf)." Ähem... Spandau war eher Stadt als Berlin.

    Überhaupt strotzt ihr Kommentar vor Unwissen.

  8. 19.

    Tja, da wundert man sich, wenn die Stadt Berlin einen gut funktionierenden Radweg in Lichterfelde für viel Geld umbauen ließ. Vorher konnte der Weg schon gut befahren werden, der Untergrund war verdichtet und das regenwasser konnte gut versickern. Jetzt ist der Weg mit Straßenbelag verdichtet und bei Regen stehen dort Pfützen. Was für eine Verschwendung. Ausserdem sollte vielleicht mal gepüft werden, ob es notwendig ist, private Brunnen zu bauen. Eine Nachbar lässt sinnlos über Stunden Wasser laufen. Es wird wohl nicht die einzige sein.

  9. 18.

    Sich auf Trockenphasen vorzubereiten ist so wichtig, dass alle Hände dafür gebraucht werden. Auch die Festgeklebten. Wenn die Lust dazu haben?
    „Wasserknappheit auch, weil weniger von oben runterprasselt“ - Diese Zwischenüberschrift hat ein nicht passendes Wörtchen: „auch“. Denn der Regen in einem wasserreichen Land fehlt hier und da, schlimmer jedoch sind falsche (Industrie)Ansiedlungen an der verkehrten Stelle durch ignorante Politik und die Nachverdichtung mit Wohnblocks. Wir haben genug Flächen. Außerhalb der Stadtgrenzen. Die sind doch nur „Papierkram“ von Menschen aufgemalt. (Spandau war auch mal Dorf).

  10. 17.

    Das Titelbild paßt immer noch nicht zum Thema Berlin.

  11. 16.

    Ich hätte ja gern den Sinn Ihres Kommentars erfasst, aber auf Grund der vielen Schreibfehler war das schlichtweg nicht möglich. Sie haben schon erfasst, dass es z. B. um eine Schwamm (!) - stadt und nicht um eine Schwarm(?) - stadt geht.

  12. 14.

    Glückwunsch! Der mit Abstand sinnloseste Kommentar bisher.
    Von Verschwörung bis Klimawandelleugner alles dabei.

  13. 13.

    Nun, Panikmache gehört zum täglichen Geschäft der Medien, die damit noch ihre Daseinsberechtigung haben.
    Corona, Ukraine, Klimawandel, Lindemann, schreiende Minderheiten.
    Angst vor diesem und jenem, täglich sich wiederholend.
    Und wo das alles fruchtet, kann man hier im Forum lesen.

  14. 12.

    ich weiss nicht warum hier schon wieder so eine Panik gemacht wird nur weil wir ein paar Tage an die 30 Grad hatten und es nicht geregnet hat. Wenn die Wasserbetriebe sagen, eine Rationierung ist nicht notwendig, dann haben das Fachleute gesagt. Da müssen es irgendwelche Politiker und Journalisten, die keine Fachleute sind, nicht in Zweifel ziehen !!! Jeder weiss wie man Wasser sparen kann. Es muss nicht alles von oben geregelt und bestimmt werden. das hatten wir auch schon mal in Deutschland. Also mal etwas runterschalten !

  15. 11.

    Seit Jahren Geister dieses Phänomen der Schwarm stadt durch die Köpfe, aber komischerweise wenn ich sämtliche Neubauten bürokomplexe in der Stadt genau Anzüge, an denen ich vorbeikomme, sehe ich nichts dergleichen. Anscheinend soll nur die einen Wasser sparen. Privathaushalte aber die gewerblichen nicht. Bestes Beispiel südkreuz, nur weil ich zwei Bäume für einen riesigen Büro komplex hinstelle heisst es noch lange nicht. Das ist schwarmsitti. Das ehemalige VR Gebäude am Ende der Nürnberger strasse die Planungen für den Karstadt an der taun ziehen. Ich kann überhaupt nicht erkennen, was da irgendwie ökologisch oder ökonomisch dazu beitragen kann. Die Wärme Inseln in der Stadt abzubauen.
    Aber die hinterhöfe in den wohngebieten sollen nicht mehr bewässert werden. Das sind die einzigen die einigermassen. Das mikroklima unten halten. Vielleicht sollte man mal weg von den ganzen Fassaden und glasbauten, die man in den letzten Jahren geplant hat. Genauso wie am adenauerplatz, Glas und Beton

  16. 10.

    Tja das ist das Problem an der ganzen Sache..jetzt müsste arg präventiv gehandelt werden und entsprechende Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt werden..für die nun regierenden Parteien ist es allerdings das probatere Mittel dann Rationierungen und weiterhin eine autofreundliche versiegelte Stadt vorzuschlagen..wir haben uns verzockt, dass will nur keiner einsehen :/ 12,5qm pro geparktem Auto ;)

  17. 9.

    Wenn kein Wasser da ist,muss mal herausgefunden werden warum das so ist und das auf wissenschaftliche Niveau.Das wäre die Aufgabe der Politik anstatt Geld in einem sinnlosen Krieg zu verpulvern muss Geld in unabhängige Forschung investiert werden,anstatt in Vetternwirtschaft,Verbotsdiktatur und falschem Weltenrettertum . Die Windräder sind Schuld an der Dürre hier und den Überschwemmungen dort ,z.B.in Hessen. Die Wärmepumpen sind umweltschädlich und werden Häuser einstürzen lassen wegen sogenannter Setzungen im Fundament.Da steckt System dahinter!denn diese Probleme werden dadurch immer schlimmer um noch mehr falsche Verbote zu diktieren .Es gibt keine Erderwärmung sondern wegen Wasserstoff weniger Wasser weltweit.

  18. 8.

    Von Schwammstadt sprachen auch schon die Grünen im Vorgängersenat. Viel passiert ist da nicht (die Verwaltung ist schuld; bin mal gespannt, Herr Wegner), immer mehr Flächen werden zubetoniert und das seltene Regenwasser fließt in die Kanäle oder in die Spree, auf Nimmerwiedersehen.

  19. 7.

    Alles gute und praktische Ideen. Ich fürchte nur, daß da erstmal gar nichts passiert, wenn das Thema von Politikern entdeckt wird und in unendlichen politischen Profilierungsdiskussionen hingeschleppt wird. Es ist doch ähnlich wie die Aufgabe das Wasser in Brandenburg zu halten, da geht es auch nicht so richtig weiter und es gibt nur schöne Sonntagsreden. Das sind eigentlich alles Aufgaben mit klarer technischer Zielstellung, die in die Hände von Ingenieuren gehören und nicht in die Politik.

Nächster Artikel