Defektes Entsorgungsschiff - "Elsa" holt Fäkalien an der Müggelspree seit Monaten nicht ab

Mi 16.08.23 | 06:05 Uhr
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Symbolbild: Entsorgungsschiff MS Elsa der Stern und Kreisschifffahrt (Quelle: IMAGO/Jürgen Hanel)
Bild: IMAGO/Jürgen Hanel

Eigentlich kommt das Fäkalien-Entsorgungsschiff "Elsa" einmal die Woche und pumpt die Tanks der Grundstücke an der Müggelspree leer. Doch von "Elsa" ist seit Wochen keine Spur. Die Grundstücksbesitzer sitzen buchstäblich auf literweise Fäkalien.

Der 72-jährige Ferenc Bokros öffnet das Gartentor seiner Nachbarin und geht auf ihre Terrasse. Dann hebt er ein Brett aus dem Terrassenboden. Darunter kommt ein Tank zum Vorschein. Es ist der Abwassertank. Darin schwappt eine dickflüssige und zähe braune Masse. "Ich glaube, das ist eine Fünf-Kubikmeter-Grube und die ist schätzungsweise 70 bis 80 Prozent voll", erklärt Bokros. Bei ihm und fast allen anderen Nachbarn sehe das genauso aus, sagt er.

Grundstücksbesitzer an der Müggelspree haben seit Ende April ein Problem: Sie wissen nicht mehr, wohin mit ihren Fäkalien. Normalerweise werden die Tanks einmal die Woche vom Fäkalien-Entsorgungsschiff "Elsa" entleert. Doch "Elsa" ist seit Wochen nicht mehr aufgetaucht.

An der Müggelspree stauen sich die Fäkalien. (Quelle: rbb)
Der fast vollständig gefüllte Fäkalientank. | Bild: rbb

Ein Schiff nur für Fäkalien

"Elsa" wurde 1936 ursprünglich als Frachtschiff gebaut. Sie ist 35 Meter lang. 1976 fand das Schiff dann seine eigentliche Bestimmung. "Elsa" wurde in ein Fäkalien-Entsorgungsschiff umgebaut. 2003 wurde sie generalüberholt. Die Tank- und Absauganlage wurde unter anderem erneuert. Seitdem passen in die drei Tanks des blau-weißen Schiffs 50 Kubikmeter Fäkalien. Das sind 50.000 Liter Abwasser.

Wenn "Elsa" nicht regelmäßig bei Ferenc Bokros und seiner Frau Ingrid vorbeikommt, haben die beiden ein Problem. "Wir können deswegen nicht mehr so oft hier draußen sein, wie wir wollen." Sie müssten sich jetzt einschränken und sehr sparsam mit dem Abwasser umgehen.

An der Müggelspree stauen sich die Fäkalien. (Quelle: rbb)
Seit 2003 verbringt Ferenc Bokros seine Sommer im Grünen. | Bild: rbb

Seit der Pandemie gibt es Probleme

Früher kam "Elsa" planmäßig jeden Freitag bei Ingrid und Ferenc Bokros Wassergrundstück vorbei und pumpte die braune Suppe aus dem Fäkalientank ab. Sie hätten so oft auf die Toilette gehen und duschen können, wie sie wollten, erzählen sie. Während der Pandemie seien die Abholungen dann unzuverlässiger geworden. "Dann war die Besatzung nicht da oder das Schiff defekt - komischerweise immer im Sommer", erinnert sich Fernec Bokros. In diesem Jahr hieß es von der Reederei, so erzählt der Rentner, dass auf der "Elsa" die Elektronik komplett überholt werden müsse.

Arne Delfs wohnt gleich um die Ecke von den Bokros. Auch an der Müggelspree. Delfs glaube nicht, dass die Reparaturen der einzige Grund für das Wegbleiben von "Elsa" seien, sagt er. "Die finden einfach kein Personal für das Fäkalienschiff. Und dann kann es nicht kommen", vermutet Delfs. Er hoffe nur, dass seine Nachbarn auf den vollen Tanks sitzen bleiben und das Abwasser nicht in die Spree leiten. "Ich spring ja hier morgens gerne rein und schwimm eine Runde. Da mache ich mir schon Sorgen, ob da jemand Abwasser einleitet."

Defekte "Elsa" wohl im September wieder einsatzbereit

Das Entsorgungsschiff Elsa gehört zur Stern und Kreisschifffahrt GmbH. Die Spekulationen von Delf, dass es nicht genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Schiff gäbe, weist eine Mitarbeiterin der Stern und Kreisschifffahrt GmbH zurück. "Das Team ist voll besetzt und kann starten, sobald die Elsa wieder einsatzfähig ist."

Das sei voraussichtlich ab Mitte September so weit, wenn die Lieferung aller Ersatzteile pünktlich erfolge. Der Grund sei, dass das Schiff einen "größeren technischen Defekt" erlitten habe. Aktuell befinde sich "Elsa" in der Hegemann-Werft in Spandau.

An der Müggelspree stauen sich die Fäkalien. (Quelle: rbb)
Die Nachbarn beraten am Ufer der Müggelspree, was sie machen können. | Bild: rbb

Volle Fäkalientanks = verkürzter Sommerurlaub

Bis dahin sitzen Grundstücksbesitzer Fernec und Ingrid Bokros an der Müggelspree weiter auf vollen Fäkalientanks. "Wir fühlen uns verraten und verlassen", sagt Fernec Bokros. Jeder Toilettengang müsse nun überdacht werden.

Sie seien immer von Anfang Mai bis Ende September oder Anfang Oktober in ihrem Grundstück an der Müggelspree. "Man fühlt sich hier wie im Paradies", sagt Fernec Bokros. 2003 hätten sie das Grundstück von der Mutter seiner Frau übernommen. In diesem Jahr werden sie wohl nicht bis Ende September hier bleiben können. "Die Grube wird bis Ende August voll sein. Dann müssen wir nach Hause."

Sendung: rbb24 Abendschau, 16.08.2023, 19:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Oder geht's vielleicht auch darum die Preise für die Fäkalienentsorgung zu erhöhen? In der heutigen Zeit ist ja nichts unmöglich. Wer seine Sch... los werden will wird schon zahlen.

  2. 11.

    https://www.bwb.de/de/faekalienabfuhr.php
    Abwasserverband anfragen diese bieten die Entsorgung ebenfalls an....
    Aber nach alternativen zu suchen ist wohl nicht so einfach....

  3. 10.

    Die Stadt ist doch gar nicht an 100% Abwasseranschluss in Berlin interessiert. Es gibt noch genühend Orte, wo dauerhaft gewohnt wird mit Grube. Das ist echt traurig für die Weltstadt Berlin. Da sollte wohl eher ein Anschluss Pflicht sein und das ganz zügig.

  4. 9.

    Oder Trenntoiletten: vorne Pipi, hinten Kaka. Geht auch. Ansonsten ist die Situation echt Scheiße für die Betroffenen und ich hoffe, Elsa kann bald wieder den Knöksauger machen.

  5. 8.

    @Alfred: Noch ein 10 Liter Spülkasten zu Hause? Am Besten noch oben an der Wand und Zugkette. ;)
    Die heutigen kommen mit einer Wassermenge ab 2 Liter aus und haben immer eine Stoppfunktion. Also doch sparsam.

  6. 6.

    Die Frage ist, wer die Kosten übernehmen soll. Es ist ja ein weiter Weg nach Müggelheim. Man wird Pumpen benötigen. Technisch nicht ganz profan und definitiv sehr teuer!

  7. 5.

    Man sollte dieses Ereignis zum Anlass nehmen, die Grundstücke an der Müggelspree and die Kanalisation verpflichtend anzuschließen. Dann können die Abwässer und Fäkalien umweltgerecht entsorgt werden. Wo sind denn jetzt die Klimaaktivisten, hier könnten Sie sinnvolle Arbeit zum Schutz der Umwelt leisten.

  8. 4.

    Man könnte aber auf Komposttoiletten umsteigen. Da gibt es mittlerweile sehr schlaue Lösungen, die weder ei Plumpsklo sind, noch vor Ort kompostiert werden müssen. Geruchsneutral und kostengünstig in der Abholung und Vewertung. Spart Wasser und aufwändiges Umhergeschipper. Aber in Zeiten von Wasserknappheit denken leider nur wenige drüber nach, was mit 10 Litern Trinkwasser im Klokasten nach der Spülung passieren.

  9. 3.

    Die sind z. B. in Kleingartenanlagen nicht erlaubt, bitte nicht nach dem Sinn fragen.

  10. 2.

    Eine Verschwörung?
    Ein Komplott?
    Nichts deutet darauf hin.
    Was für ein Humbug stellen Sie denn hier in die Diskussion! Nur weil Sie sich etwas "vorstellen" können, müssen Sie es doch nicht unter die Leute bringen.
    Im übrigen: es gibt diese mobilen blauen Toiletten, die man häufig auf Baustellen sieht, die kann man mieten. Also Zwischenlösung bis das Schiff wieder kommt.

  11. 1.

    Schiffe können kaputt gehen. Aber genau im Sommer ne Großreparatur ohne Rückfallebene hat wat…..
    Man könnte jetzt auch Fragen, wem nutzt dieses Problem?
    Will man was erzwingen? In heutigen Zeiten in dieser Stadt, wäre ich nicht überrascht, wenn da im Hintergrund irgendwie irgendwo gemauschelt wird um an die Grundstücke zu kommen.

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