Keine konkrete Gefahr für Bevölkerung - Ex-RAF-Terroristen Staub und Garweg ebenfalls in Berlin vermutet

Fr 01.03.24 | 11:11 Uhr
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Ein Fahndungsplakat hängt am Amtsgericht Verden.
Video: rbb24 Abendschau | 29.02.2024 | Nachrichten | Bild: dpa

Die früheren RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg halten sich vermutlich in Berlin auf. Und obwohl beide gefährlich sein könnten, besteht laut dem LKA Niedersachsen "keine konkrete Gefährdungslage" für Berlin.

  • Landeskriminalamt Niedersachsen intensiviert Fahndung in und um Berlin
  • Für Berlin besteht "keine konkrete Gefährdungslage"
  • Ex-RAF-Terroristen werden Sprengstoffanschlag und Überfälle zwischen 1993 und 2016 zur Last gelegt
  • Gefunden in der Wohnung der gefassten Ex-Terroristin Klette: Panzerfaustgranate und Kalaschnikow

Nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette vermuten die Ermittler, dass sich ihre Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg in Berlin aufhalten könnten. Das teilten das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden am Donnerstag mit. Das Landeskriminalamt intensiviere daher die Fahndung in und um Berlin.

In den Wohnungen der beiden Gesuchten könnten sich Waffen- und Sprengmittel befinden, warnten die Ermittler. Es könne davon eine Gefahr für die Bevölkerung ausgehen. Es bestehe aber für Berlin "keine konkrete Gefährdungslage", stellte das LKA Niedersachsen am Abend klar.

Es sei dennoch nicht auszuschließen, dass von den gesuchten mutmaßlichen Räubern Staub und Garweg eine Gefahr ausgehen kann. Staatsanwaltschaft und LKA baten die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe bei der Suche nach den flüchtigen Tatverdächtigen, riefen aber zugleich zur Wachsamkeit und Vorsicht auf.

Sprengstoffanschlag und Überfälle

Konkret wird Staub, Garweg und Klette zur Last gelegt, im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche Justizvollzugsanstalt (JVA) Weiterstadt in Hessen verübt zu haben. Durch die Explosion war an dem Gebäude ein Schaden von rund 123 Millionen D-Mark entstanden.

Darüber hinaus soll das Trio sechs bewaffnete Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zwischen 1999 und 2016. Konkret sollen Klette, Staub und Garweg laut Staatsanwaltschaft Verden für Taten in Stuhr, Wolfsburg, Hildesheim, Cremlingen, Bochum und Duisburg verantwortlich sein. Dem Trio wird dabei auch versuchter Mord vorgeworfen, weil auch Schüsse bei Überfällen gefallen sein sollen.

Panzerfaustgranate und Kalaschnikow gefunden

Klette war am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden. Sie befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft. Die 65-Jährige war 30 Jahre untergetaucht und soll mit einer falschen Identität jahrelang in der Hauptstadt gelebt haben.

Ermittler hatten in Klettes Wohnhaus unter anderem Sprengmittel, mehrere Waffen und eine Panzerfaustgranate gefunden. Darunter seien eine Kalaschnikow, eine Maschinenpistole und eine Kurzwaffe samt Munition.

Wegen der Funde war das Wohnhaus von Klette in der Kreuzberger Sebastianstraße am Mittwoch evakuiert worden. Zeitweise wurden auch Menschen in einem gegenüberliegenden Gebäude in Sicherheit gebracht, und die Straße wurde teilweise gesperrt. Inzwischen konnten alle Anwohner in ihre Wohnungen zurückkehren.

Dritte Generation der Roten Armee Fraktion

Die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen fahndeten seit Jahrzehnten nach Klette sowie den früheren RAF-Terroristen Garweg und Staub. Sie gehören zur sogenannten dritten Generation der RAF.

"Rote Armee Fraktion" (RAF) ist die (Selbst-)Bezeichnung einer 1968 entstandenen linksextremen Vereinigung, deren Mitglieder versuchten, über gezielte terroristische Anschläge die politische und soziale Grundordnung in Westdeutschland gewaltsam zu verändern.

Die RAF bildete sich Anfang der 1970er Jahre aus radikalisierten ehemaligen Mitgliedern der westdeutschen Studentenbewegung. Bis in die 1990er Jahre verübte die Gruppe in Deutschland zahlreiche Attentate, bei denen insgesamt 35 Menschen ermordet und zahlreiche verletzt wurden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.02.2024, 19:30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Apropos NSU oder der Terrorserie in Neukölln. Würden die Strafverfolgungsbehörden den gleichen Elan und Aufwand entwickeln wie bei der "RAF", wären diese Taten längst aufgeklärt, bzw. wären die Zusammenhänge schneller aufgeklärt worden.

    Die Gefahr eines Umsturzes hat bei der "RAF" nie bestanden, so massiv wie da aufgerüstet wurde.

    Das "keine konkrete Gefährdungslage" bezieht sich offensichtlich darauf, dass die "RAF - Rentner" schon lange keine Anschläge mehr verüben, sondern "nur" Beschaffungskriminalität verüben um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren.

  2. 15.

    Nun ja, die Bewertung ist zweifellos nicht objektiv. Professionelle Terroristen, die über Sprengstoff und Militärwaffen verfügen, wie sie auch bei Frau Klette gefunden wurden, können damit zweifellos großen Schaden anrichten, zumal sich ihre Angriffe ja nicht gegen militärische Ziele sondern gegen Zivilisten richten, die das nicht vermuten und oft gar nicht wissen, dass sie Ziele sein könnten, von den Kollateralschäden ganz abgesehen. Ich sehe zwar nicht die Gefahr eines Umsturzes, aber das Leben einer zwei bis dreistellige Anzahl von Menschen könnte schon gefährdet sein. Dazu kommt, dass man hier wie bei der NSU oft keine Beziehung zwischen Tätern und (potenziellen) Opfern herstellen kann und nicht weiß, wen man schützen müsste. Terroristen gleich welcher Konfession sind nun mal im Wortsinn gemeingefährlich.

  3. 14.

    Was ist denn mit der Anschlagsserie in Berlin-Neukölln?
    Dort besteht eine sehr reale Gefahr der Bevölkerung.
    Bei den RAF-Rentnern sind die Ermittler ja sehr aktiv.
    Bei rechtsradikalen Terroristen entsteht eher der Eindruck, die Behörden sind sehr aktiv bei der Verschleierung und Behinderung der Ermittlungen.
    Wie immer: Auf dem rechten Auge blind

  4. 13.

    "Nun wenn wir sie gefasst werden wollte hätte sie sich einfach stellen können,..."

    Bis dahin habe ich noch mitgelesen.

    "aber es gibt bei der RAF ähnlich wie der Mafia ein Schweigegebot."

    "Zudem warum hatte sie Waffen in der Wohnung? Doch wohl um sich dem Zugriff zu wiedersetzen! "

    Mit einer Panzerfaustgranate... Sie schreiben sich hier gerade um Kopf und Kragen...

    Ich habe da mal eine Frage. Was nutzt eine Panzerfaustgranate um sich einen "Zugriff zu wiedersetzen! "?



  5. 12.

    Zitat: "Exakt . . ."

    Dann benennen Sie doch mal exakt Berliner "Politikermarionetten", die mit Ex-RAF Mitgliedern sympathisieren. Und wenn Sie schon dabei sind etwas mehr Hirnschmalz als für die Beiträge #8 und #9 aufzuwenden, könnten Sie sich mal die Frage stellen, wessen Recherchearbeit zur Verhaftung von Klette geführt hat. Kleiner Tipp: die Fahndungsabteilung der Polizei wars nicht.

  6. 11.

    Nun wenn wir sie gefasst werden wollte hätte sie sich einfach stellen können, aber es gibt bei der RAF ähnlich wie der Mafia ein Schweigegebot. Zudem warum hatte sie Waffen in der Wohnung? Doch wohl um sich dem Zugriff zu wiedersetzen!
    Während meines Jurastudiums und der Referendarzeit hatte ich immer wieder Berührungspunkte mit Ermittlern und Professoren die sich mit den psychologischen Strukturen von Kriminellen auseinandersetzen. Wie meinen Sie können Zielfahnder der Kriminalämter sich in die von ihnen verfolgten Zielpersonen versetzen? Sehr einfach sie haben gelernt sich in diese Personen zu versetzen und ihre Entscheidungen zu analysieren.

  7. 9.

    Exakt, und davon gibt es in Berlin genug. Selbst massenhaft Sympasitanten bis zu bestimmten Politikermarionetten.

  8. 8.

    Was soll das?
    Haben diese Journalisten etwas getan um eine Verhaftung zu realisieren?
    Hauptsache eigene Geschäftemacherei und sich auf die "Sonderrechte und Pressefreiheit" berufen.
    Vielen Dank auch für eine derartige Aufklärung.

  9. 7.

    Deswegen waren die auch so lange in Niedersachsen unterwegs... Oh, Man...

  10. 6.

    Da werden wir BEIDE lange spekulieren können. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.

  11. 5.

    Vielleicht auch einmal in Erwägung gezogen, das Klette auf Grund der Tatsache, dass die Fahndung so lange erfolglos war meinte sie wäre sicher und so leichtsinnig wurde, wie viele Straftäter, die lange nicht gefasst wurden?

  12. 4.

    Klar sind die alle bei ihren Unterstützern in Berlin.

  13. 3.

    Damit ist wohl gemeint, dass sich die "RAF Rentner" die letzten Jahre mit Beschaffungskriminalität befasst haben, statt ihrer wirren Ideologie nachzugehen.

    Bei Klette habe ich fast den Eindruck als wollte sie gefasst werden, so viele Spuren wie sie hinterlassen hat. Fotos vom KdK, auf der Seite des brasilianischen Kulturverein, in dem Klette offenbar lange aktiv war.

    Journalisten hatten die seit 30 Jahren untergetauchte Ex-Terroristin bereits im vergangenen Jahr in Berlin aufgespürt. Im rbb-Podcast "Most Wanted: Wo ist RAF-Terroristin Daniela Klette?" berichten Khesrau Behroz und Patrick Stegemann, wie sie dem Hinweis eines Hörers nachgingen und gemeinsam mit einem Experten der Rechercheplattform Bellingcat konkrete Spuren in Berlin verfolgten.

  14. 2.

    Wieso denn "Ex-Terroristen"? Hatten die sich bei der RAF-Leitung offiziell abgemeldet?

  15. 1.

    Evt. sollte man mit der Suche lieber Journalisten und Bellingcat beauftragen, statt der Polizei?

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