Überbelegung - Teilweiser Aufnahmestopp beim Berliner Kinder-und Jugendnotdienst

Do 20.06.24 | 17:24 Uhr
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Ein großer Aushang an einer Hauswand in der Gitschiner Straße in Kreuzberg weist auf den Kindernotdienst hin.
Audio: rbb24 Fritz | 20.06.2024 | Britta Nothnagel | Bild: IMAGO / Klaus Martin Höfer

Drei große Einrichtungen haben derzeit keine Kapazitäten, um weitere Kinder und Jugendliche aufzunehmen. Gewaltvorfälle und Personalprobleme verschärften die Situation zuletzt.

Wegen Überbelegung gibt es an mehreren Einrichtungen des Kinder- und Jugendnotdienstes in Berlin offenbar einen Aufnahmestopp.

Das hat die Pressestelle der Senatsjugendverwaltung dem rbb am Donnerstag auf Nachfrage schriftlich bestätigt. Demnach gilt der Stopp bis zum 31. August aber nur für Kinder und Jugendliche, die bereits einen Platz in einer stationären Einrichtung hatten und von dort beispielsweise aus disziplinarischen Gründen entlassen worden sind. Zuvor hatte die B.Z. darüber berichtet.

Den Angaben nach gilt der Stopp nicht für die grundlegenden Aufgaben des Notdienstes. Dazu gehöre beispielsweise die Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen die in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen von der Polizei zugeführt werden - oder von Kindern und Jugendlichen, die sich selbst im Notdienst melden und um Inobhutnahme bitten.

Der Notdienst sei für eine Notsituation ausgelegt und nicht für eine Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, die bereits untergebracht sind, hieß es.

Laut der Zeitung sind die drei großen Einrichtungen in der Gitschiner Straße (Kreuzberg), Mindener Straße (Charlottenburg) und Freienwalder Straße (Hohenschönhausen) betroffen. Die Senatsjugendverwaltung hat auf eine entsprechende rbb-Nachfrage bislang nicht reagiert.

Die Landesvorsitzende der Grünen, Nina Stahr, hatte in diesem Zusammenhang mitgeteilt, der Aufnahmestopp beim Kinder- und Jugendnotdienst sei dramatisch. Es brauche kurzfristig Maßnahmen, um das Personal zu entlasten und die Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Krisensituationen in Berlin sicherzustellen. Nötig sei außerdem ein mittel- und langfristiger Plan, um die Personalsituation in den Griff zu bekommen.

Sendung: rbb24 Fritz, 20.06.2024, 13:30 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Es sollte die vornehmste Aufgabe der Senatsverwaltung sein Gefahr von den Kindern abzuwenden, die Mittel dafür bereitzustellen und die soziale Infrastruktur zu stärken.

    Stattdessen fabuliert man über Umstrukturierung die es nicht gebraucht hätte, verzichtet aufs Fachkräftegebot ( rechtlich nicht vertretbar) und stellt externe Träger(für teuer Geld) ein.
    Das Wesen des Kindernotdienstes, die Expertise von Mitarbeiterinnen die jahrzehntelang herausragende Arbeit leisteten ( wollte nicht gehört werden) BRANDBRIEF !!!
    und den Kindernotdienst qualitativ zu einem Schutzort machten gibt es nicht mehr, stattdessen Gewalt und Resignation.
    Das Geld was heute nicht bei den Kinderschutz landet fließt in ein paar Jahren im Transferleistung und Justiz.


    Weiße Fahne.
    Es tut weh.

  2. 8.

    Na immerhin können sich die Kinder glücklich schätzen, dass sie dank Kanzler und FDP und dank "solider Haushaltspolitik" der Berliner CDU in Zukunft keine allzu hohen Schulden von ihrer Elterngeneration übergeben bekommen. Für solide Stattsfinanzen sollte man auch mal bereit sein, ein bisschen häusliche Gewalt über sich ergehen zu lassen. Zu zynisch?

  3. 6.

    Was für eine sinnbefreite Antwort! Es gibt kein Personal um die Kinder und Jugendlichen zu betreuen! Diese sind besonders schutzbedürftig, weil sie oft Gewalt erfahren mussten. Deswegen braucht es unbedingt mehr Personal und für dieses viel bessere Arbeitsbedingungen! Der Senat ist in der Pflicht dieses zu gewährleisten.
    Aber das kostet Geld und das will der Senat für anderes ausgeben, aber nicht für die Ärmsten und Schwächsten

  4. 5.

    Und mit welchem Personal schlagen Sie vor sollen die dann betrieben werden?

  5. 4.

    Jetzt ist also passiert, wovor die Mitarbeiterinnen monate- fast jahrelang gewarnt haben. Ja, der Kollaps hat mit den gesamten Jugendhilfestrukturen in Berlin zu tun. ABER: im Zuge der Umstrukturierung durch den Senat haben viele erfahrene Mitarbeiterinnen gekündigt. Es wurde nichts getan, um gute Leute zu halten. Ein gutes Kinderschutzteam, welches sich stark mit dem Kindernotdienst identifizierte und eine sehr gute Arbeit leistete würde letztes Jahr nach dem Brandbrief auseinander gerissen. Der Personalmangel hat also nicht nur mit Krankheit zu tun, sondern den vielen Mitarbeiterinnen, die aus guten Gründen vom Notdienst weggegangen sind. Die Situation für die Kinder und Jugendlichen ist untragbar, sie werden zwischen Notdienst, Psychiatrie und Krisengruppe hin und her geschoben. Ein Trauerspiel....

  6. 3.

    Warum werden nicht auch hier einfach Hotels angemietet?

  7. 2.

    Und WIEDER sind die Wehrlosesten in der Gesellschaft die Leidtragenden……wann hört das endlich auf?!
    Kinder sind unser aller Zukunft und diese Zukunft wird seit Jahren dermaßen mit Füßen getreten dass einem Angst und Bange werden kann !

  8. 1.

    Erst die Krisensituationen in den letzten Jahren verschärfen und dann die Dramatik betonen. Genau mein Humor. Einfach traurig.

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