Funde archäologischer Ausgrabungen - Jahrhunderte alte Gebeine in feierlicher Prozession überführt

Sa 29.06.24 | 14:27 Uhr
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29.06.2024, Berlin: Kinder und Erwachsene tragen die Gebeine der ersten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Berlinerinnen und Berliner in kleinen Särgen von der Parochialkirche zum Petriplatz.(QUelle: dpa/Annette Riedl)
Video: rbb24 Abendschau | 29.06.2024 | Maren Schibilsky | Bild: dpa/Annette Riedl

Hunderte Jahre alte Gebeine Tausender Menschen wurden in den vergangenen Jahren am Petriplatz in Berlin geborgen. Die sterblichen Überreste von rund 100 Personen fanden am Samstag eine neue Ruhestätte.

Bei einer feierlichen, ökumenischen Prozession sind in Berlin die Jahrhunderte alten Gebeine von rund 100 Menschen überführt worden. Sie wurden von ihrem bisherigen Aufbewahrungsort in der Parochialkirche an der Klosterstraße ins Archäologische Haus Petri am Petriplatz gebracht. Dort wurden die Gebeine in das Untergeschoss des Archäologischen Hauses getragen und in Fächer des dortigen Ossariums (Beinhaus) gebettet.

Darunter waren auch die sterblichen Überreste von etwa 20 Kindern, wie das beteiligte Mehrreligionenhaus "House of One" am Samstag mitteilte. Angeführt wurde die Prozession am Samstag von einer historischen Trauerkutsche. Begleitet wurde sie von evangelischen und katholischen Geistlichen. Die Archäologin Claudia Melisch hatte die Überführung initiiert.

Gebeine von fast 4.000 Berlinerinnen und Berlinern

Die Gebeine hatten Archäologen während Grabungen zwischen 2007 und 2020 geborgen. Am Ende waren es die sterblichen Überreste von fast 4.000 Menschen, von denen die Ältesten aus dem 12. Jahrhundert stammen. Der größte Teil wurde bereits beerdigt.

Das "House of One" wird derzeit auf den historischen Fundamenten der einstigen Petrikirche errichtet. Unter seinem Dach soll es künftig eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee geben.

Der Petri-Kirchhof wurde bei einer archäologischen Grabung ab 2007 geborgen. Allein bis 2009 wurden nach Angaben des Landesdenkmalamtes 3.716 mehr oder weniger vollständige menschliche Skelette entdeckt, die dort zwischen 1200 und 1717 bestattet wurden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.06.2024, 19:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 18.

    Jahr für Jahr werden von den vielen Helfern der Kriegsgräberfürsorge immer wieder Gebeine von Soldaten auf den ehemaligen Schlachtfeldern des 2. Weltkrieges ausgegraben. Diese werden im Regelfall, wenn sie in Brandenburg gefunden wurden und es Angehörige der Wehrmacht waren, auf dem Soldatenfriedhof in Halbe zu letzten Ruhe gebettet. Ist das auch pietätlos? Sollte man auch sie dort belassen, wo sie 1945 verscharrt wurden?

  2. 17.

    Ich verstehe nichts mehr. Wieso lässt man dir Gebeine nicht da wo sie waren? Und wenn sie für Bauten stören werden sie halt einfach tiefer ehrenvoll erneut vergraben. Andersrum werden die Gebeine von Friedhöfen nach 25 Jahren auch dort belassen wenn die Zeit abgelaufen ist.

  3. 16.

    Pietätlos ist die ganze Veranstaltung.

  4. 15.

    Eine absolut schöne Veranstaltung. Ich war selber leider nicht dabei, aber was ich mitbekommen habe war wirklich sehr respektvoll. Ich bin mir sicher, dass der Entscheidungsprozess darüber, was mit den Gebeinen passiert, nicht einfach war. Wichtig ist, dass am Ende jedem Toten der selbe Respekt gezollt wird - egal welchen Alters oder welcher gesellschaftlichen Schicht sie angehörten. Und das ist hier meiner Meinung passiert. Schön, dass man sich heutzutage noch Gedanken macht, sollst selbst wenn die Menschen schon lange tot sind.

    Btw: Auch wenn ich nichts für Kirchen übrig habe, finde ich es fantastisch, dass hier ein Knotenpunkt der drei großen Religionen entsteht und man so einen Ort der Begegnung schafft. Das ist es, was wir heutzutage so dringend brauchen. Danke dafür!

  5. 14.

    Ein respektvoller und wertschätzender Umgang mit den Toten. Ich frage mich, ob andernorts ein so ausgesprochen behutsames Handeln üblich ist. Richtig toll.

  6. 13.

    Wirklich traurig die Kommentare hier. Weil ich dabei war, kann ich sagen, es war eine wunderschöne, liebevoll gestaltete Prozession. Die Gebeine sind nun an ihren ursprünglichen Bestattungsort zurück gekehrt und ich bin mir sicher, das wäre so im Sinne jedes einzelnen der Verstorbenen.

  7. 12.

    Hat sich der Heilige Vater in Rom wirklich noch nicht geäußert?
    So etwas kann ja nur in der Diaspora geschehen. Schlimm.

  8. 11.

    Im Mittelalter war es den Menschen wichtig für Ihr Seelenheil in geweihten Boden begraben zu werden. Eine extrem stark katholisch geprägte Zeit. Diese Prozession ist Sinnbild der Entweihung und Respektlosigkeit. Ich schäme mich das nun jede Religion in einen Topf geworfen werden. Respektlosigkeit gegen jeden Gläubigen, egal welche Glaubensrichtung. Diese Aktion kann nur von Ungläubigen kommen, Grüne/Linke-Wunschwelten. Gott wird sich daran erinnern

  9. 10.

    Ich dachte, in dem neuen Haus soll auch eine Synagoge untergebracht werden? Darf eine solche auf einem Friedhof stehen?

  10. 9.

    Krank. Einfach nur krank ist diese Veranstaltung.

  11. 8.

    Haben Sie schonmal Nathan der Weise gelesen? Das war ein Werk der Aufklärung. Ich muss gestehen ich kann diesen religiösen Weltanschauungen wenig abgewinnen, vor allem den Monotheistischen. Ich möchte auch nicht damit behelligt werden. Jedoch gestehe ich jede*m natürlich die eigene Präferenz zu. Ganz normal. Religion sollte aber bitte wieder Privatsache werden. Von mir aus können alle auf dem selben Friedhof beerdigt werden. Verstehe nicht was daran falsch sein soll. Ist doch albern diese Haarspalterei. Alle werden zu Kompost(sofern denn Sargbestattung) ;)

  12. 7.

    Unerträglich. Würde man Muslime oder Juden auf christlichen Boden begraben? Die Weltanschauung war damals anders als heute und die Menschen glaubten anders. Was nun passiert ist das Gegenteil von dem was man damals wollte. Dafür muss man sich nicht feiern. Es war damals eine streng christliche Zeit bis man heute eine „offene“ Anschauung darstellen will. Als Christin verliere ich hier eher den Glauben was temporär Vertreter heute abziehen

  13. 6.

    Da die Verstorbenen bereits bestattet waren, empfinde ich die unerträgliche Prozession als eine Störung der Totenruhe, auch wenn nach dem Ableben eine sehr lange Zeit vergangen ist, so. waren es doch Menschen.

  14. 5.

    Herr lass Hirn vom Himmel regnen! Vielleicht könnten Sie - bevor sie sich so künstlich aufregen und Unsinn und Lügen verbreiten - den Artikel einmal genau durchlesen. Dort steht: "Dort werden die Gebeine in das Untergeschoss des Archäologischen Hauses getragen und in Fächer des dortigen Ossariums (Beinhaus) gebettet." Es wird niemand im Museum ausgestellt.

  15. 4.

    Die Verstorbenen hatten sich einst auf einem Kirchhof bestattet lassen. Dem Kirchhof der Petrikirche. Und dies in Erwartung der Auferstehung. Jetzt baut man nach der absichtlichen Zerstörung der Kirche durch ein atheistisches Regime (DDR) eine hippe Multikulti-Anlage und wirft die Toten raus. Und das feiert man dann auch noch mit einer sogenannten Prozession. Die Toten können sich nun nicht einmal mehr im Grabe herum drehen. Entsetzlich! Jetzt werden sie im Museum ausgestellt!

  16. 3.

    Auf Friedhöfen werden regelmäßig Gräber aufgelöst, die niemand nach 25-30 Jahren neu aufkaufen möchte... Das ist unser deutsches Friedhofsgesetz. Ob dies eine "degenerierte Gesellschaftsordnung" ist -wie hier vorher kommentiert wurde- bleibt dahingestellt.

  17. 2.

    Berührt mich. Habe ein tolles Buch zum ganz alten Berlin. Welch Geschichte. Empfinde diese respektvolle Umbettung als schöne Geste des Anstands. Danke für diesen Artikel.

  18. 1.

    Tote soll nan ruhen lassen, sie sind zu ihrer Zeit und in ihrer Kultur beigesetzt worden. Was da jetzt passiert ist Aussruck einer degenerierten Gesellschaftsordnung.

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